Wie entsteht Nagelpilz?

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Hallo lotte,

"Warum sind Pilze der Grosszehennägel so häufig?"

Pilze befallen selten ganz gesund Nägel. Meist muss der Nagel vorgeschädigt sein, damit sie den Nagel infizieren können.

Etwa 90% der Nagelpilzinfektionen betreffen Fussnägel, ca. 10% Fingernägel.

Ein wichtiger Grund für diese Verteilung ist die Wachstumsgeschwindigkeit der Nägel. Je langsamer der Nagel wächst, desto anfälliger ist er für Pilze.

Die Fingernägel wachsen mit ca. 3-4 mm pro Monat doppelt so schnell wie Fussnägel mit ca. 1-2 mm monatlich.

Je älter der Mensch wird, umso langsamer wachsen die Nägel. Ältere Menschen müssen sich oft wochen- oder monatlang die Nägel nicht schneiden.

Förderlich für einen Pilzbefall sind mechanische Schäden des Nagels, also alles, was den Nagel drückt, staucht, quetscht: enge Schuhe, Arbeitsschuhe mit Eisenkappen, Sportarten wie Squash oder Tennis, bei denen plötzliche Stoppbewegungen häufig sind, Ballett-Tanzen, ein Tritt auf den Zeh, Bergabwandern, Bouldern, Erfrierungen usw.

Diese kleinen Verletzungen treffen am häufigsten die Grosszehennägel.

Am zweithäufigsten sind die kleinen Zehen betroffen, denn sie wachsen noch langsamer als die Grosszehennägel und werden durch enge Schuhe besonders gequetscht.

   BEHANDLUNG:

1) "Nageltoilette" : Grundlage jeder Behandlung ist die weitgehende Entfernung des befallenen Nagels.

Da die Pilze tief im Nagelbett und in der Nagelplatte sitzen, sollten die befallenen Teile der Nagelplatte immer entfernt werden. Das Medikament dringt dann besser nach unten durch.

Man geht folgendermaßen vor:

a) Mit einem schmalen, spitzen Instrument (am besten: Nagelhautschere!) kratzt man alles lockere, krümelige Nagelmaterial unter dem Nagel weg.

b) Getrübte und freistehende Nagelteile werden mit einer Nagelschere abgetragen (vorsichtig, darf nicht schmerzen und nicht bluten).

c) Die letzten Reste werden mit einer Feile vorsichtig abgefeilt. Verwenden Sie dazu Sandblattfeilen (Wegwerfen nach Einmalgebrauch) oder Diamantfeilen (Desinfektion nach Gebrauch).

Diese "Nageltoilette" sollte so oft durchgeführt werden, daß die pilzbefallenen Nagelpartien immer komplett entfernt sind - und so lange, bis der Nagel gesund nachgewachsen ist.

Beim Vorliegen von Diabetes oder Durchblutungsstörungen sollte all dies nur vom Fußpfleger gemacht werden, um Verletzungen zu vermeiden.

Leider müssen Sie die Behandlung beim Fußpfleger selbst bezahlen.

2) "Nagelziehen":

Früher hat man stark befallene Nägel operativ entfernt. Diese chirurgische Nagelentfernung ist heute nur noch in extremen Ausnahmefällen sinnvoll: sie heilt den Pilz nicht, schädigt den Nagel meist zusätzlich und führt zu noch häßlicheren Nägeln.

Nach dem "Nagelziehen" ist immer eine längere Nachbehandlung mit Pilzlack oder Pilzcreme erforderlich.

3) "Nagellack, Nagelcreme":

Eine zusätzliche äußere Behandlung mit einem Antimykotikum ist nur sinnvoll, wenn weniger als 3/4 eines Nagels von Pilz durchsetzt sind und nicht zu viele Nägel befallen sind.

Als Arzt muß ich entscheiden, ob eine alleinige äußerliche Behandlung überhaupt sinnvoll ist.

Auf die Nägel wird nach dem Feilen zweimal täglich eine Pilzcreme oder aber ein Lack aufgetragen, welcher ein Antipilzmittel (=Antimykotikum) enthält.

Batrafen-Nagellack muß täglich einmal, Loceryl-Nagellack nur 1 x (Finger) bzw 2 x pro Woche aufgetragen werden.

Dieser Stoff dringt in den Nagel tief ein und zerstört die Pilze.

Diese Behandlung dauert ca. 6-8 Monate.

Da die Nägel noch monatelang mit Pilzbefall nachwachsen, sollte 3 x pro Woche gefeilt werden.

Wenn die Nägel gesund und klar nachwachsen, sind sie wieder mit dem Nagelbett verwachsen.

3) "Abweichsalben" : Man kann die Behandlung weiter intensivieren, wenn man vor der Nageltoilette eine nagelerweichende Salbe aufträgt.

Praktisches Vorgehen:

kaufen Sie sich normale, durchsichtige Haushaltsfolie im Supermarkt (oder 3 Dutzend Gummi-Fingerlinge in der Apotheke). Feilen Sie die betroffenen Nägel abends mit einer Feile kurz rauh an. Tragen Sie die verordnete Salbe auf den Nagel auf. Falls verordnet, schützen Sie die Haut mit einer Zinkpaste. Wickeln Sie den Nagel in Folie ein oder ziehen Sie einen (abgeschnittenen) Gummifingerling über den Finger.

Nach der Nacht, besser erst nach 24 h, entfernen Sie die Fingerlinge und feilen Sie die erweichten Nagelanteile ab.

Führen Sie am besten sofort die oben geschilderte "Nageltoilette" durch.

4) "Nagelpilztabletten":

heute werden Nagelpilze mit 2 relativ neuen, gut verträglichen Medikamenten behandelt (v.a. mit Lamisil = Terbinafin, Sempera = Itraconazol, Fluconazol, Griseofulvin). Fingernägel mit Pilzbefall können mit beiden Medikamenten im allgemeinen innerhalb von 6-8 Wochen geheilt werden.

Pilzbefall der Zehennägel benötigt meist eine 3 - 6 monatige Behandlung, die äußerlich unterstützt werden sollte.

Während der Einnahme beider Medikamente sollten Blutbild und Leberwerte regelmäßig kontrolliert werden.

Beim Auftreten von Geschmackstörungen, Hautjucken, Schmerzen und anderen Beschwerden sollte sofort der Arzt aufgesucht werden.

Mit der innerlichen Behandlung können etwa 80 % der Nagelpilze geheilt werden.

5) Oft ist eine Kombination der genannten Verfahren sinnvoll. Wir behandeln die Nägel oft mit einer Kombination aus Laserabtragung der infizierten Nagelplatte und äusserlichen Lacken oder Tabletten.

 Damit erhöht sich die Chance auf eine wirkliche Ausheilung auch von chronischen Nagelpilzen erheblich.

6) Oft ist es sinnvoll, zusätzlich eine naturheilkundliche Immunstärkung durchzuführen; denn letztlich muss der Körper selbst mit den Pilzen fertig werden.

http://www.drbresser.de/cms/Nagelpilz.339.0.html

LG Mucker