Ab wann bekommt man gegen Angst Benzodiazepine?


24.02.2021, 19:31

Ich habe zwar bereits ganz gute Antworten bekommen, aber diese gingen nicht immer wirklich auf die konkrete Frage ein bzw. waren nicht ganz sicher, deshalb stelle ich die Frage nochmal ein, in der Hoffnung, dass sich hier vielleicht noch jemand gut damit auskennt oder sogar selbst Erfahrungen damit gemacht hat.

3 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich bin kein Arzt, doch das was du beschreibst klingt stark nach einer sozialen Phobie. Menschen mit einer sozialen Phobie vermeiden krankhaft Situationen, in welcher sie im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen könnten. Sie haben Angst davor, dass ihnen ihre Angst und Nervosität anzusehen ist oder ihnen etwas peinliches passiert.

Folgende Kriterien definiert das internationale Diagnoseverzeichnis ICD-10:

  • Zentral ist die Furcht vor prüfender Betrachtung in überschaubaren Gruppen.
  • Die Angst kann sich auf bestimmte Situationen wie Essen oder Sprechen in der Öffentlichkeit oder Treffen mit Menschen eines begehrten Geschlechts beschränken; sie kann aber auch unbestimmt sein und in fast allen sozialen Situationen außerhalb der Familie auftreten.
  • Häufig bestehen niedriges Selbstwertgefühl und Furcht vor Kritik.
  • Als Begleitphänomene können Erröten, Vermeiden von Blickkontakt, Schwitzen, Zittern, Herzrasen, Durchfall, Übelkeit oder Harndrang auftreten.
  • Die Symptomatik kann sich bis zu Panikattacken verstärken.
  • Ausgeprägtes Vermeidungsverhalten kann zu vollständiger sozialer Isolation führen.

Eine medizinisch relevante soziale Phobie muss unbedingt behandelt werden. Im Zentrum steht dabei eine Psychotherapie, oft in Form einer Verhaltenstherapie. Eine solche ist in der Regel enorm anstrengend, da man immer wieder mit den Grenzen der eingenen Belastbarkeit konfrontiert wird. Eine Psychotherapie muss so intensiv wie möglich durchgeführt weren (1-3x die Woche) und dies über Monate, manchmal sogar Jahre.

Bei schweren Beschwerden können auch Medikamente eingesetzt werden und somit kommen wir zu deiner eigentlichen Frage: Benzodiazepine sind Notfallmedikamente. Sie können einfach bei Bedarf eingeommen werden und wirken bereits nach ca. 20 Minuten. Nebenwirkungen haben sie nahe zu keine (ausg. Müdigkeit). Das Problem ist das hohe Abhängigkeitspotenzial von Benzodiazepinen weshalb diese Medikamente nur kurzzeitig bzw. punktuell eingenommen werden dürfen. Gegen Angstzustände werden die Wirkstoffe Lorazepam und ferner auch Alprazolam am häufigsten verwendet.

Benzodiazepine werden also in Notfallsituationen eingesetzt und nur so lange bis ein anderes nicht abhängig machendes Arzneimittel wirkt. Dazu werden in der Regel Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI und SNRI eingesetzt. Konkret zur Behandlung einer sozialen Phobie zugelassen sind die Wirkstoffe Escitalopram, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin. Antidepressiva wirken in der Regel sehr zuverlässig und machen nicht süchtig, doch haben sie andere Nachteile: Die Tabletten müssen täglich konsumiert werden, eine angstlösende Wirkung ergibt sich erst nach 2-5 Wochen und sie können vor allem zu Beginn der Behandlung starke Nebenwirkungen haben.

Kurz: Wenn die überhaupt Benzodiazepine verschrieben würden, dann nur kurzzeitig bis ein Antidepressivum wirkt. Allerdings bezweifle ich aufgrund deiner Schilderungen das dir überhaupt welche abgegeben werden.

Weitere Informationen zu Benzodiazepinen hier.
Zu SSRI und SNRI Antidepressiva hier.

AOMkayyy 
Beitragsersteller
 24.02.2021, 11:32

Erst einmal vielen Dank für die ausführliche Antwort!

Um eine sozial Phobie handelt es sich m.M.n. relativ sicher nicht, da die Angst nicht generell bzw. zumindest weitläufig vorhanden ist, in den meisten "Standard-Situationen" bin ich relativ normal oder schüchtern/introvertiert, nur Vorträge und eine handvoll anderer Situationen (diese lassen sich schlecht umreißen) machen mir etwas das Leben schwer. Das ganze zählt vermutlich als irgendeine kleinere, spezifischer soziale Angst, aber ich bin offensichtlich auch kein Arzt.

Was an meiner Schilderung spricht gegen Benzodiazepine?

Nochmals danke!

samm1917  24.02.2021, 16:05
@AOMkayyy

Benzodiazepine sind enorm starke Psychopharmka welche nur in absoluten Notfällen eingesetzt werden sollten. Beispielsweise bei Panikattacken werden sie häufig verwendet. Dabei erleiden die Betroffenen todesangst. Ein weiteres Argument ist, dass Benzodiazepine ein sehr hohen Suchtpotenzial haben. Folglich verschreiben Ärzte diese Medikamente weniger gern. Aus medizinischen Gründen (Abhängigkeitsgefahr) und aus Gründen eines potenziellen Missbraus (Anwendung ohne Notwendigkeit, Weiterverkauf etc.).

Hey

Geh zum Hausarzt und zum Psychotherapeuten.

Mir geht es genauso. Alles Gute :)

AOMkayyy 
Beitragsersteller
 24.02.2021, 12:51

Danke für die Antwort! Warst du bereits beim Hausarzt und/oder Psychotherapeuten? Falls ja, wie ist das so?

Omaannemarie  24.02.2021, 15:08
@AOMkayyy

nein, ich nehme mir es seit einem jahr vor, aber ich trau mich nicht

AOMkayyy 
Beitragsersteller
 24.02.2021, 17:47
@Omaannemarie

Da sitzen wir wohl in einem ähnlichen Boot. Den Gedanken hatte ich natürlich auch schon häufig, aber besonders die Psychotherapie kann ich aus verschiedenen Gründen komplett vergessen und wie ich erfolgreich ein Bewerbungsgespräch halten soll ohne Medikamente ist mir jetzt auch absolut schleierhaft.

Omaannemarie  24.02.2021, 22:03
@AOMkayyy

hmmh warum kannst du es vergessen?

dann sag genau das deinem hausarzt

AOMkayyy 
Beitragsersteller
 25.02.2021, 01:35
@Omaannemarie

Einerseits hab ich da natürlich Schiss davor, dazu kommt, dass ich vermutlich einfach nicht reif genug bin um produktive Gespräche mit einem/r Psychotherapeut/in zu führen und dann auch das Besprochene auch umzusetzten. Schlussendlich würde er/sie sich denken "was für ein Mongo", ich würde das Gesagte bereuen und nichts Poduktives würde daraus resultieren.

Hab nicht wirklich einen Hausarzt und allein schon das Fragen nach Medikamenten würde eine Menge Überwindung kosten, da noch intensiver mit ihm darüber zu sprechen wäre wohl etwas außerhalb des Möglichen für mich.

Omaannemarie  25.02.2021, 08:52
@AOMkayyy

aber ohne mit einem arzt darüber zu reden, geht es nicht. Es gibt pflanzliche Sachen und vll auch welche, die man sich nicht verschreiben lassen muss, aber ob das so gut wirkt. Außerdem sollte man sowas eigentlich trotzdem mit einem arzt absprechen.

AOMkayyy 
Beitragsersteller
 25.02.2021, 12:06
@Omaannemarie

Dann gehst du ja sicher auch demnächst :') Naja, ohne Arzt bekomm ich das schon hin, ist nur aufwändiger und teurer. Danke für deine Antworten!

Hi, also deswegen bekommst du keine Benzos. Du würdest SSRI der 2 Gen. Bekommen.

Würde ich aber beides nicht nehmen an dei er Stelle, besorg dir lieber gutes cbd öl aber du solltest der Ursache auf den Grund gehen und nicht nur die Symptome bekämpfen.

AOMkayyy 
Beitragsersteller
 24.02.2021, 03:37

Ich kenn mich da nicht wirklich aus, aber werden SSRIs nicht eher längerfristig eingesetzt während Benzos als Notfallmedikament für akute Situationen ausgegeben werden? CBD Öl hatte ich schon, aber da kommt bei mir nicht viel bei rum.

Vorausgesetzt die Symptome haben nicht wider Erwartens eine körperlichen Hintergrund, dann ist mir eigentlich ziemlich klar woher das ganze stammt, aber ich habe bis zu dem möglichen Bewerbungsgespräch nicht die Zeit da etwas zu machen und auch generell eigentlich nicht die Möglichkeit dazu.

RiddickBln  24.02.2021, 03:52
@AOMkayyy

Ja bis die Ssri wirken dauert es ein paar Wochen. Ich denke du hast nur schlechtes cbd Öl gehabt ( hoher hanföl Anteil ), wenn du mal ein vernünftiges probieren würdest oder ein stärkeres wurde es anders aussehen.

Wenn du keine Zeit für deine Gesundheit hast wird es dir mit der Zeit immer schlechter gehen und irgendwann holt sich der Körper zurück was er braucht.

AOMkayyy 
Beitragsersteller
 24.02.2021, 04:03
@RiddickBln

Also bewertet war es gut und es hatte 10000mg auf 30ml, dosiert habe ich auch großzügig, daher denke ich nicht, dass es an schlechtem CBD Öl lag. Die Wirkung ist bei mir nunmal hauptsächlich eine leichte Muskelentspannung. Ich hab früher auch viel Grünes konsumiert, könnte eventuell auch damit zusammenhängen.

Mit dem letzten Abschnitt hast du sicherlich recht, nur meine Möglichkeiten halte ich für stark begrenzt.

RiddickBln  24.02.2021, 04:15
@AOMkayyy

Eigentlich müsstest du nur Meditieren, mehr nicht