Depersonalisation/Derealisation - akute Selbsthilfe? Gibt es sowas?
Wie oben beschrieben. Habe seit neuestem einen Psychotherapieplatz, meine Therapeutin meinte, meine Beschreibung klingt sehr nach einem Wandelgrad zwischen Depersonalisation und Derealisation. Ich habe solche unwirklichen Erlebnisse schon länger (Monate), wenn ich ein besseres Gedächtnis hätte könnte ich sagen ob sie permanent oder episodisch auftreten.
Wie dem auch sei - ich leide ziemlich darunter (mal abgesehen davon, dass ich dafür einfach keinen Platz in meinem Zeitplan habe) und wollte fragen, ob es dafür (nicht destruktive) Arten der akuten Selbsthilfe gibt? Die Frage geht natürlich an all die, die es selber kennen und/oder sich gut damit auskennen.
Vielen Dank im Vorhinein
6 Antworten
Skills.
Skills sind Dinge die dir guttun, die die Freunde machen, oder in schwierigen Situationen durch Reize helfen. Dazu gibt es auch etliche Listen im Internet ;)
Das Prinzip ist, dass du dir viel Gutes tust und schaust, dass es dir psychisch gut geht, sodass diese 'Zustände' gar nicht erst auftreten.
Von mir kenne ich es hauptsächlich in Stresssituationen oder Situationen die einen Trigger (Auslöser) enthalten, also etwas das in mir Stress auslöst obwohl es für andere eine "gewöhnliche" Situation ist. Das wird dann in der Therapie erarbeitet und besprochen, welche Auslöser es gibt das die Symptomatik Auftritt. Auch wirst du bestimmt Fertigkeiten dort erlernen/erarbeiten.
Zum anderen was häufig schon hilft ist das verlassen der Situation, um Skills anzuwenden/ dich mit wohltuenden Dingen zu entspannen und "zurückzuholen" um eventuell (je nachdem) zurück in die Situation zu gehen.
Nun zu "praktischen" Skills (nicht jedem Hilft alles), wenn es dann doch in Richtung Dissoziation geht;
- AmmoLa (Ammoniak-Riech-Stäbchen), gibt es in der Apotheke und sind eigentlich extra dafür gemacht. Das sind Stäbchen die du zerbrichst und dann einatmest durch die Nase. Ein sehr starker Ammoniakgeruch mit etwas Lavendel, aber es 'beisst' sehr heftig in der Nase. Mein persönlicher Top-Skill wenn es um (schwere) Dissoziationen geht.
-Chilichote, zuerst austesten wie viel "scharfe du brauchst, manchen reichst das ablecken von der Chili (ich rede hier von den superscharfen kleinen getrockneten), ich muss 1-2 von den Dingern lange kauen und auf der Zunge schmecken.
-Eiswürfel, im die Hand oder in den Mund nehmen und von der Kälte möglichst wieder in die Realität kommen.
- Igelball/Massageball für schwierige Situationen, allerdings eher um "im Hier und Hetzt" zu bleiben, nicht bei Dissoziationen selbst.
- auch zur "Prävention" in schwierigen Situationen: Gummiband ans Handgelenk schnipsen lassen.
- oder auch aktiv etwas machen, ein Spiel spielen mit einer anderen Person oder Sport (zB Hampelmänner/Seilspringen) machen, wenn das noch möglich ist.
So das sind jetzt mal ein paar Dinge die mir auch persönlich helfen, je nachdem welche Situation und wie schwer die Dissoziation ist.
Ansonsten auch so einfache Dinge die dich entspannen und dir guttun, baden, Musik hören (auch ideal für unterwegs), Gedichte schreiben, kochen, malen, Kakao/Käfer/Tee trinken (und bewusst genießen), lesen - alles eben, was dir persönlich guttut.
Ich möchte zu alldem noch anmerken, dass ich hier häufig von mir selbst ausgehe, weil ich eben deine persönlichen 'Trigger' nicht kenne und nicht weiß was dir gefällt/guttut. Auch kann es sein dass dir manches davon nicht hilft, das besprichst du aber bestimmt noch in der Therapie und ausprobieren und üben ist wichtig.
Dazu möchte ich noch sagen, dass ich eine Vielzahl psychischer Erkrankungen habe und natürlich auch die dissoziativen Zustände bei mir zwar laut Ärzten auch eine "eigenständige" Diagnose bzw Erkrankung darstellen,aber dennoch natürlich Hand in Hand mit meinen anderen Problematiken gehen und es natürlich auch immer etwas anders ist und jeder Mensch ist individuell.
Und auch wichtig ist; bei den "harten" Skills (Chili, Eis, Gummiband, Ammoniak..) dass du vorsichtig bist, langsam deine 'Grenze' austestest und nicht übertreibst, da es u.U. auch dann in Selbstverletzung umschlagen kann, was ja nicht Sinn des Ganzen ist.
Ich wünsche dir alles gute und viel Kraft,
Liebe Grüße, Hope.
Ich hoffe doch sehr das da was hilfreiches und neues dabei ist😊
Auf jedenfall das Du; ich bin ja nicht steinalt & hab mir auch die Freiheit des Du-sagens genommen😉
Ja, das Dilemma kenne ich nur zu gut. Achja, das 1kg Paket genannt "Krankenakte" ..
Humor ist immer gut, sonst werden wir ja noch verrückt😉
Ich wusste nicht, dass du ja bereits Therapieerfahren bist, dann hätte ich es auch nicht so "Anfängerniveau"-mäßig formuliert und alles nochmal so wie für den "Erstkontakt" mit Skills beschrieben. Naja vielleicht suchst ja jemand mal danach und kennst Skills noch gar nicht und ist dann damit bedient.
Dankeschön auch von mir; ich bin noch im 'Lernprozess' (klingt irgendwie besser als "Heilungsprozess", immerhin lernen wir ja eigentlich nur den Umgang um (nahezu) Symptomfrei leben zu können...)
Schönen Abend noch &a Pass auf dich auf✨🍀
Schreiben schreiben schreiben...
Dabei wird es schlimmer werden, aber es ist als würdest du "Gift aus dir rausschreiben"....weisst du was ich meine? Es geht dir dannach besser, und du fühlst dich erleichtert!
Finde die Ursache...schreib also auch auf, wann es am dollsten ist und wanns dir ok geht. Dann lässt sich bald ein Muster erkennen.
Gerüche und Geräusche helfen auch, oder einmal kalt Duschen oder ne Runde um den Block rennen!
Übrigends, gehts immer wieder weg. Wenn du denken solltest, dass das nicht so ist, fühl dich getröstet, es geht immer immer wieder weg:))
Ich schreibe in letzter Zeit wahnsinnig viel, sitze eigentlich sogar halb an einem Buch. In einer Woche waren es 12 volle A4 Seiten an Manuskript. Ich weiß jedenfalls was du meinst, danke dass du mich daran erinnert hast, bin grad echt nicht auf die Idee gekommen...
Die Ursache ist in dem Fall leider nicht so einfach herauszufiltern, da es ziemlich permanent ist... aber das ist eine super Taktik, hab so herausgefunden was meine "Depressionsphasen" sind und in welcher Reihenfolge die auftreten.
Danke, echt :)
Gerne^^
Hallo,
Derealisation/Depersonalisation sind dissoziative Symptome. Ein schwaches Gedächtnis, wie Du es beschreibst, kann auch auf eine dissoziative Störung hindeuten. Hast Du diesbezüglich bereits Diagnosen?
Weitere Informationen zur Dissoziation findest Du hier:
http://posttraumatische-belastungsstoerung.com/dissoziative-stoerungen-symptome
Wenn Du Fragen hast, melde Dich gerne.
Liebe Grüße
Stephan
ich hatte das auch mal 1 jahr es war schrecklich ... fand gute musik hilft und bier aber am meisten hilft es sich abzulenken an besten mit einen sehr guten freund... wann hast du das denn ? bei bestimmten anlässen?
Alkohol macht es bei mir leider nur schlimmer aber Musik lenkt ab, da hast du recht...würds nur gern verarbeiten können. In letzter Zeit ziemlich dauernd, schlimmer wirds bei Stress und wenn Angst dazukommt....aber danke aufjedenfall.
hatte das denn irgendein auslöser wie es bein 1 mal angefangen hat?
Ich hatte einen emotional misshandelnden Partner, das hat aufjedenfall die Panikattacken ausgelöst, die dazu geführt haben dass ich mich unbewusst "wegbeame"...
oh das ist nicht gut
drüber reden hilft auch :)
geh in Behandlung ! in Mainz gibt es einen guten Arzt in der Uniklinik. Ich gehe dort bald in stationäre Betreuung. nach 5 Jahren chronische dp / dr endlich mal den Schritt geschafft ... lass es bei dir nicht darauf ankommen !!
Ich habe agoraphobie mit panikstörung und daher auch schlimme Probleme mit depersonalisatzion und derealiesation das ist schlimm gehe mal zum Arzt und frage nach lyrica das hilft am meisten dagegen so wünsche dir gute besserung
Huch, das ist eine lange Antwort, und noch dazu so eine, auf die ich gehofft hatte, vielen vielen Dank dafür.
Viele der Skills kenne ich bereits, sind aber auch einige dabei, von denen ich noch nie gehört habe, die klingen als könnten sie richtig viel helfen. Werd sie jedenfalls einmal ausprobieren. Zum Glück gab es bis jetzt noch keinen Skill bei mir, der SVV getriggert hätte :)
Und ich find es super, dass du (darf ich duzen?) von dir selbst ausgehst, Erfahrungswerte helfen meiner Meinung nach am meisten. Theorie ist halt nicht gleich Praxis.
Meine Liste an Diagnosen ist auch echt lang, meine (psychische) Krankenakte ist mittlerweile in etwa 3-4 cm dick, aber ich seh das Ganze eigentlich ziemlich mit Humor. Was halt ein wenig blöd ist, ist dass einige meiner Diagnosen mit Symptomen anderer Krankheiten zusammenspielen, das verkompliziert schon so einiges.
Wie dem auch sei, Danke für alles, für die Tipps und Tricks und Infos und für die lieben Wünsche, ich hoffe sehr, dass du es auch gut überstehst (oder vielleicht sogar bereits überstanden hast?) :)