Glioblastom Stufe IV bei meinem Vater festgestellt worden - hat jemand Erfahrung mit den banerji Protokollen/Helfen die wirklich/habt ihr Andere Tipps?
3 Antworten
hallo Nastyfantasty,
ich kann gut verstehen, dass bei dieser Diagnose jede Hilfe - auch alternative Therapiemöglichkeiten - in Betracht kommen.
Hier ein Link über banerji
auf dieser Seite wird darauf aufmerksam gemacht, dass bei Hirntumoren "Ruta " sehr häufig als Mittel eingesetzt wurde.
Wobei allerdings zu sagen ist, dass die Banerji-Protokolle in der Hauptsache, die hom. Mittel auflistet, die am häufigsten gebraucht wurden.
Sozusagen als Hilfestellung in der Auswahl der Mittel bei spezifischen Krebserkrankungen.
Die individuelle Auswahl ist dabei nicht berücksichtigt, es handelt sich lediglich um eine Vorauswahl der möglicherweise in Frage kommenden Mittel.
Grüße
Wie glaubwürdig die Aussagen dieses Links sind, wird klar, wenn man nach unten scrollt und sich einmal anschaut, was denn noch so als Wirksamkeitsnachweis da präsentiert wird.
- Montagnier, dessen Ergebnisse den Aussagen der Homöopathie eher widersprechen als sie zu belegen
- Benveniste, dessen Ergebnisse schleicht falsch, weil nicht sauber verblindet waren
- oder zum Beispiel die unsägliche Thermolumineszenz von Rey, der seine Effekte mit dem Einsatz von Schwerem Wasser erzeugt.
Der einzig ernst zu nehmende Satz ist hier der Hinweis auf die Haltung der WHO in diesem Zusammenhang: "
Homeopathy not a cure, says WHOHallo Nastyfantasty,
zuallererst möchte ich Dir sagen, dass es mir furchtbar leid tut, dass Dein Vater so eine schlimme Diagnose bekommen hat. Das ist jetzt bestimmt nicht leicht.
Ich kann verstehen, warum man sich da an jeden Strohhalm klammern möchte. Trotzdem macht es nicht wirklich Sinn, nach irrationalen Strohhalmen zu greifen. Leider sind die Banerji-Protokolle so ein Fall. Der Mythos ist groß, die Belege zeichnen ein anderes Bild.
Ich weiß nicht, inwiefern Du Dich schon mit dem Thema beschäftigt hast. Banerji wendet hier ganz bestimmte homöopathische Hochpotenzen an - also "Arzneien", die keinerlei Wirkstoffe mehr enthalten. Er wendet sie nicht nach homöopathischen Grundsätzen Hahnemanns an (Simileprinzip), weshalb eigentlich (wäre es nicht so schöne Werbung für die Homöopathie) jeder klassische Homöopath sofort misstrauisch werden müsste. Banerji kocht sein eigenes "Süppchen" mit einer strengen Vorgehensweise "nach Protokoll", also nach Indikation. Und laut esoterischer Literatur beim Narayana Verlag ist er damit auch erfolgreich.
Wie gesagt: Seine sogenannten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zeichnen ein ganz anderes Bild. Ich habe diese Arbeiten vor ein paar Jahren einmal allesamt gelesen. In Kürze lässt sich das so zusammenfassen:
Banerji behandelt in Indien vor allem Krebspatienten, die sich keine echte Therapie leisten können. Echte Medizin ist in Indien für viele nicht bezahlbar. Manche sind ihr auch voreingenommen gegenüber, weil Medizin dort oft mit den westlichen Kolonialherren assoziiert wird. Die klassische indische Ayurveda hat bei Krebs auch nur Placeboeffekte aufzuweisen, hat aber zusätzlich den Nachteil, dass manche dieser Mischungen den Körper des Patienten mit Schwermetallen zusätzlich belasten. Die Homöopathie ist da wenigstens ein Placebo ohne Nebenwirkungen.
Laut eigenen Angaben behandelt Banerji in seiner Klinik bis zu 120 Krebspatienten täglich. Da das wie bereits gesagt nach eigenen Angaben sehr erfolgreich ist, wurde vor rund 10 Jahren die amerikanische Gesellschaft für die Förderung alternativmedizinischer Massnahmen auf ihn aufmerksam.
Ihm wurden umfangreiche Forschungsgelder zur Verfügung gestellt, er sollte im Gegenzug seine Erfolge in Studien belegen.
Im Zuge dieser Förderung erschienen ein paar Veröffentlichungen von ihm. Keine echten Studien, sondern sogenannte "Best-case"-Beschreibungen. In diesen Arbeiten beschreibt der behandelnde Arzt besonders positiv verlaufende Patientenakten.
Banerjis beschrieb gerade einmal eine Handvoll "Best cases". Die Fälle waren nur vage mit echten Labordaten dokumentiert. Meist gab es nur Röntgenbilder der Tumorgrößen und keine oder nur wenige Blutwerte.
Tatsächlich bildeten sich in - wenn ich es jetzt richtig in Erinnerung habe - 4 Fällen die Tumoren zurück. Leider sagt das jedoch nichts: Tumoren können sich - das wird Dir jeder Arzt sagen - in sehr seltenen Fällen tatsächlich zeitweise oder dauerhaft von selbst zurückbilden oder zumindest im Wachstum stoppen oder verlangsamen. Wie oft (oder besser wie selten) das passiert, hängt von der Krebsart ab. Solche "Remissionen" liegen aber meist unter 1:10 000. Bei über 100 Patienten pro Tag (Banerjis eigene Zahl) finden sich aber in den Daten mehrerer Jahre nahezu sicher ein paar solcher Remissionsfälle. Genau die hat Banerji uns gezeigt.
Auf diese Möglichkeit wies auch die amerikanische Behörde hin, zeigte sich aber weiter interessiert. Sie forderte Banerji auf, weitere Fälle zu dokumentieren und stellte Gelder für die Durchführung von Studien in Aussicht.
Und an dieser Stelle endet die Geschichte. Banerji hat weder weitere Fälle sauber dokumentiert, noch saubere RCT Studien vorgelegt. In den Förderberichten taucht er kurz danach nicht mehr auf.
Es gibt auch heute, fast genau ein Jahrzehnt später nur diese mit der natürlichen Remission zu erklärenden winzige Anzahl dokumentierter Fälle.
So. Und jetzt Hand auf's Herz: Nehmen wir an, Du hast ein Heilmittel gegen Krebs entdeckt. Etwas, das Dir nicht nur sicher den Nobelpreis in Medizin einbringt, sondern auch Bekanntheit und Ströme von Patienten - gehst Du dann so vor wie Banerji und bist zu faul, Dein Wissen sauber der Fachwelt zu dokumentieren?
Oder gehst Du genau dann so vor wie Banerji, wenn Deine Werbeversprechen einer wissenschaftlichen Überprüfung nicht stand halten?
Eben.
So traurig das ist. Aber eine Reise nach Indien verspricht nur eine Placebobehandlung, Stress und unnötige Kosten. Ein seriöser Arzt wird Dir über die Risiko/Nutzen Abwägung seiner Therapie ehrlicher begegnen. Das bedeutet vielleicht auch, dass es dann nicht so rosig klingt wie bei Banerji. Aber dafür ist es ehrlich und weckt nicht falsche Hoffnungen.
Zum Weiterlesen:
http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=630
Viele Grüße und alles Gute für Euch!
Hallo Nastafantasy,
es tut mir sehr leid, dass dein Vater diese Diagnose bekommen hat und ich verstehe gut, dass du dich jetzt damit befasst, ob es wirksame Therapien gibt, die ihm helfen können. Wenn man danach sucht, stößt man leider auch auf jede Menge Versprechungen durch Wundermittel und alternative Wege, die angeblich helfen.
Die Krebsbehandlung nach den Banerji-Protokollen ist eine davon. Eine, die man gerne glauben möchte. Und genau deshalb ist es so wichtig, darüber genauer Bescheid zu wissen und nicht nur an die blumigen Versprechungen zu glauben. Diese Therapie kommt aus Indien - und von dort kommen leider auch viele Märchen und Mythen, und Scharlatane. Deshalb möchte ich dir diese Arbeit sehr empfehlen, in welcher sich Dr. Norbert Aust ausführlich mit dem Thema befasst:
http://www.beweisaufnahme-homoeopathie.de/?p=630
Fazit: Ein knallhartes Geschäft, in welchem die Behandler als Wohltäter auftreten und sich selbst feiern, in Wahrheit werden hier große, sehr große Beträge an Spendengeldern kassiert. Ein medizinisch verlässlicher Vorteil konnte noch nie belegt werden. Deshalb wäre ich an deiner Stelle entsprechend kritisch. Eine Scheinbehandlung kann nicht zum Nutzen deines Vaters sein. Und da bei diesen Geschichten immer davon abgeraten wird, zusätzlich die medizinische Behandlung fortzuführen, würde es darauf hinauslaufen, dass dein Vater sonst gar keine Behandlung mehr machen würde. Das finde ich im höchsten Maße unethisch und gefährlich.
Ich habe im Familien- und Freundeskreis inzwischen viele Erfahrungen mit Krebs gesammelt. Und in den letzten Jahren sehr positive Behandlungen gesehen. Deshalb ist mein Tipp: Vertraut den Ärzten. Unterstützt euren Vater, indem ihr Zeit für ihn aufbringt und für ihn da seid. Aber begebt euch niemals in die Hände von Scharlatanen.
Alles Gute für Euch.
Google Scholar, die Suchmaschine für wissenschaftliche Veröffentlichungen, zeigt für diese einzige wissenschaftliche Veröffentlichung zu den Banerji-Protokollen seit der Veröffentlichung in 2008, also seit nunmehr fünf Jahren, insgesamt 14 Zitierungen an. Dies ist also bei Weitem keine als Grundlage akzeptierte Arbeit. Zum Vergleich: Die Arbeit von Jacobs über die Behandlung von Durchfallerkrankungen bei Kindern wurde seit 2003, also in 10 Jahren, 163 Mal zitiert.
Warum werden nicht mehr Veröffentlichungen geschrieben?
In [3] wird dargestellt, dass von den 1000 bis 1200 Patienten, die die PBHRF-Klinik täglich aufsuchen, 120 bis 200 Patienten an Krebs leiden. An möglichen Teilnehmern für eine prospektive Verlaufsstudie kann daher doch wirklich kein Mangel herrschen. Wenn es bei den Diagnosen und Therapien wirklich mit rechten Dingen zuginge, dann dürfte es kein Problem sein, dies angemessen zu beschreiben. Wenn man davon ausgeht, dass heutzutage alle Daten aus einem Diagnosegerät und alle Berichte irgendwie in einem PC anfallen, dann kann es auch kein allzu großes Problem sein, die Daten zu sammeln und auszuwerten. Eigentlich müsste dies in der täglichen Praxis fast automatisch anfallen, vielleicht nicht gerade zum Nulltarif, aber auch nicht mit einem allzu großen Aufwand. Man braucht doch eigentlich nur einen Studenten der Medizin, der als Thema seiner Abschlussarbeit die gesammelten Daten auswertet. Dennoch wartet die Welt seit nunmehr weit über zehn Jahren vergebens auf die Fortführung der Arbeit, die mit den Best Case Series für das NCI begonnen wurde und zu der man 1999 angeregt wurde.
Warum?