Heilpraktiker - gut oder nutzlos?
Hallo, was haltet ihr den allgemein von Heilpraktikern? Habt ihr gute/schlechte Erfahrungen damit gemacht? Und glaubt ihr man kann damit die schulmedizin "umgehen" ? Danke und liebe grüße
10 Antworten
Ich habe generell keine gute Erfahrung mit verschiedenen Heilpraktikern und einem angeschlossenen alternativ arbeitenden Zahnarzt gemacht. Die Ursache für die Beschwerden wurde nicht gefunden. Stattdessen hat man an mir Untersuchungsmethoden durchgeführt, von denen ich heute weiß, dass sie keinerlei Aussagekraft besitzen, z.B. der kinesiologische Muskeltest. Anhand diesem und anderen Methoden wurden mir Nahrungsmittelunverträglichkeiten diagnostiziert, die ich nie hatte. Ich habe monatelang viel Geld für die Behandlung, die Globuli und Tropfen und letztendlich überflüssige Nahrungsergänzungsmittel ausgegeben, die ich nicht gebraucht hätte und die auch nicht geholfen haben. Auch der alternative Zahnarzt hat mich einen Haufen Geld gekostet für eine vergurkte Behandlung, von der ich heute noch mit Phatomschmerzen gezeichnet bin. Ich kann nur sagen: Bei Bagatellbeschwerden, die sowieso bald vorbeigehen werden, braucht man keinen Arzt - aber auch keinen Heilpraktiker. Irgendwann weiß man aus Erfahrung, dass Krankheiten einen natürlichen Verlauf haben. Und bei ernsthaften Erkrankungen würde ich sowieso nie zum Besuch bei einem HP raten, der allenfalls eine HP-Schule in Teilzeit besucht und vor dem Gesundheitsamt nachgewiesen hat, dass er in der Lage ist, ansteckende Infektionskrankheiten zu erkennen - weil er diese nämlich nicht behandeln darf (was aber viele HP dennoch tun). Ich finde es auch höchst verantwortungslos, dass besonders die Homöopathen den Patienten dringend davon abraten, wirksame Medikamente weiterhin zu benutzen - weil diese angeblich die Wirkung ihrer Globuli beeinträchtigen. Denn Globuli enthalten keine nachweisbaren Wirkstoffe. Man bricht also eine wirkungsvolle Behandlung dann ab und vertraut auf die Wirkung von Zucker. Nicht alles in der Hochschulmedizin ist perfekt, das Gesundheitssystem hat Fehler. Die gilt es, zu verbessern. Aber auf keinen Fall soll das ein Grund dafür sein, eine evidenzbasierte medizinische Behandlung für allerlei dubiose Heilverfahren aufzugeben. Wir entwickeln uns sonst zurück zu einer Medizin, die wir vor über 200 Jahren hier hatten. Zu Zeiten Napoleons. Als noch niemand etwas wusste von Bakterien und Viren. Nein, danke! Ich vertraue lieber auf moderne Untersuchungs- und Behandlungsmethoden.
Und fürs Reden brauche ich auch kein Geld auszugeben, oder das meiner Krankenkasse.
Das ist ein aktueller Artikel, den ich nur unterstützen kann:
http://www.sueddeutsche.de/gesundheit/alternativmedizin-weissbrot-gegen-krebs-1.2349722
Hallo BennyKater!
Ich habe mir den Artikel zu Gemüte geführt und musste etwas schmunzeln, da es mich massiv an die Audiometer (oder wie diese Dinger der Scientologen heißen) erinnert.
Ich meine, das ist ein und dasselbe Prinzip und die einen messen einen Thetanlevel und die anderen eben was anderes. Wieso streiten die sich eigentlich nicht untereinander über die Bedeutung der Messwerte?
Kann ja maximal nur einer recht haben.
Hallo BennyKater,
die Ähnlichkeit mit dem "E-Meter" der Scientologen ist wirklich verblüffend. Die Wirkungs- und Aussagelossigkeit beider Geräte ist m.E. identisch. Im Endeffekt wird nur ein Hautwiderstand mit Hilfe von Stromdurchleitung an. Schwitzen der Hände oder auch der Druck, der auf die Döschen ausgeübt wird, kann eine Änderung bewirken. Bei der Scientology Organisation zeigt es ja nichteinmal numerische Meßwerte an.
Du hast natürlich völlig Recht, eigentlich müßte man die Scharlatane aller Richtungen (die Bioresonanztherapie kannst Du gleich mit dazu nehmen) mal zusammenspannen und ihre wunderlichen Behauptungen und Widersprüche aufeinanderprallen lassen :-)
Mehr zum Thema gibt es hier nachzulesen: http://www.sektenwatch.de/drupal/sites/default/files/files/alternativmedizin_antroposophie_kinesiologie_geistheilung.pdf
noch eine Ergänzung: Ähnlichkeiten sind nicht rein zufällig. Interessant sind die Infos zu "Scientology und die Bioresonanztherapie", die hier zu finden sind: http://www.abi-ev.de/pdf/in141103.pdf
Heilpraktiker, die wirklich das tun würden, was ihrer Berufsbezeichnung entspricht, die wäre wirklich eine sinnvolle Ergänzung im medizinisdchen Bereich.
Denn was sollten Heuilpraktiker tatsächlich heute tun? Den Ersatz für die gute alte Großmutter in der nicht mehr vorhandenen Großfamilie. Also die Kranken nach der Anweisung der Ärzte zu pflegen, und bei kleineren Wehwehchen diese mit alten und bewährten Hausmitteln (von Kamillentee bis Wadenwickel) kurieren.
Aber was tun Heilpraktiker heute in Wirklichkeit: Sie nennen sich Alternativ-Behandler und glauben die Medizin und die Bedürfnisse der Kranken besser zu verstehen als die echten Ärzte, die Ihr Wissen mühsam an der Universität gelernt haben. In dieser Weise, also als Pseudo-Konkurrenz zur echten Medizin sind Heilpraktiker keine Hilfe sondern eine echte Belastung für das medizinische System und richten in aller Regel mehr Schaden als Nutzen für die Patienten an.
Leider, denn die Idee an sich ist gut. Aber leider ist auch hier der Satz: "Gut gewollt ist leider noch nicht gut gekonnt." richtig.
P.S. Ausnahmen gibt es natürlich immer:
Ärzte, die trotz Studiums, nichts taugen.
Heilpraktiker die vernünftig sind und evidenzbasierte Medizin unterstützen.
Raucher, die 100 Jahre alt werden.
Es gibt alles solche wirklich herausragenden Ausnahmen, die stehen natürlich in der Zeitung und prägen die allgemeine Meinung, nur die Realität sieht normalerweise (also in der Mehrheit der Fälle) eben doch anders aus.
Nicht generell, es kommt auf die Erkrankung an. Ein Hefepilz zu erkennen hat ein Dermatologe eher die Gerätschaften als ein Heilpraktiker. Positiv ist die Ganzheitsmedizin des Heilpraktikers. Er therapiert Körper, Geist und Seele des Menschen und behandelt ihn in seiner Vielfalt.
Achtung:
A) das mit den Gerätschaften stimmt, fdas ist einfach Fakt.
B) Die Ganzheitsmedizin i9st ein hübsches Schlagwort, das gilt für alle Personen, die im medizinischen Bereich arbeiten. Insb. natürlich für Ärzte mit Spezialausbildung für Allgemeinmedizin.
Heilüpraktiker behaupten das natürlich auch und tun es selbstverständlich auch ---- nur eben ohne gezielte medizinische Ausbildung und eben keinesfalls auf Facharzt -Niveau..
Um eine Heilpraxis eröffnen zu dürfen, muss der Anwärter eine Prüfung vor einer Ärztekommission ablegen. Erst dann darf er sich Heilpraktiker nennen.
Ich würde mir, wenn ich einen HP aufsuche, Informationen von ihm holen über seine Ausbildungen und Zertifikate. Ein seriöser HP wird nichts dagegen haben.
Ich denke, Alternativmedizin und Schulmedizin können sich wunderbar ergänzen. Beide haben ihre Berechtigung.
Ich mit mit meinem Haustier (Katze) jahrelang zu einer weitestgehend alternativ arbeitenden Tierärztin gegangen. Meine Erfahrungen mit Alternativmedizin beruhen auf dieser Frau. Leider ist sie jetzt in den Ruhestand gegangen. Was diese Ärztin mit Homöopathie, Handauflegen etc vollbracht hat, ist mir immer unwahrscheinlich erschienen und wird mir unbegreiflich bleiben. Ich habe allen Ernstes geglaubt, sie kann zaubern.
Als es aber um Sterilisation ging, hat sie ganz normal operiert...
Prüfung vor einer Ärztekommission ablegen.
Das macht eine Behörde und kein Arzt.
Zur Erlangung der Erlaubnis muss sich der Antragsteller ferner einer schriftlichen und mündlichen Überprüfung seiner Kenntnisse und Fähigkeiten unterziehen, um festzustellen, ob der Stand der Kenntnisse und Fähigkeiten keine Anhaltspunkte dafür bietet, dass eine heilkundliche Tätigkeit durch ihn zu Schäden an der menschlichen Gesundheit führen könnte (§ 2 Absatz 1 Buchstabe i) HeilprGDV 1) sowie niedersächsische "Richtlinie zur Durchführung des Verfahrens zur Erteilung einer Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz").
In meiner Prüfungskommission - mündliche Prüfung - saßen: 2 Ärzte (ein Internist, ein Psychiater), ein Psychologe, eine Protokollantin.
Ist trotzdem keine "Prüfung" (weil kein Ausbildungsberuf mit geregelter Prüfungsordnung), sondern eine Unbedenklichkeitsüberprüfung beim Gesundheitsamt.
Ich denke, Alternativmedizin und Schulmedizin können sich wunderbar ergänzen. Beide haben ihre Berechtigung.
Therapien die nachweisbar dem Patienten bestmöglich im durchführbaren Rahmen helfen haben ihre Berechtigung.
Nur weil sich eine Methode als "Alternativ" bezeichnet sollte es ihr nicht erspart bleiben zu belegen, dass sie auch funktioniert.
Und daran scheitern bekanntlich die sogenannten "alternativmedizinischen" Verfahren.
Methoden die nämlich nachweisbar wirken werden automatisch Teil der wissenschaftlichen Medizin...
Als "Alternativmedizin" bleibt übrig was nicht nachweisen kann das es wirkt oder was nachgewiesenermassen nicht wirkt,
Was diese Ärztin mit Homöopathie, Handauflegen etc vollbracht hat, ist mir immer unwahrscheinlich erschienen und wird mir unbegreiflich bleiben. Ich habe allen Ernstes geglaubt, sie kann zaubern.
Das ist alles andere als unbegreiflich und hat auch nichts mit Zauberei, sondern vielmehr mit den Selbstheilungskräften des Körpers, mit dem Ablauf gewisser Krankheiten und nicht zuletzt mit dem Placebo-Effekt zu tun.
Leider ist das Wissen darüber in Teilen der Bevölkerung so gut wie nicht vorhanden, so dass ganz natürliche Abläufe mit Staunen wahrgenommen und fälschlicherweise als Erfolge von alternativen Methoden angesehen werden.
uteausmuenchen hat in ihrer hervorragenden Antwort bereits ein Buch genannt, das über die Hintergründe der von vielen Heilpraktikern angewandten Verfahren aufklärt und sie "entzaubert", was für die Fragestellerin (aber nicht nur sie) zur einer objektiven Beurteilung beiträgt.
Heilpraktiker sind keine Mediziner, ihnen fehlt massiv wissenschaftlich gesichertes Wissen über unseren Körper und die Entstehung und Behandlung von Krankheiten. Nie kann so die "Schulmedizin" bei ernsthaften Krankheiten umgangen werden! (wobei "Schulmedizin" eh schon ein abwertender Begriff ist, es heißt (evidenzbasierte) "Medizin").
Noch dazu werden dort allerhand pseudowissenschaftliche "Heilmethoden" verwendet, deren Wirkung nie wissenschaftlich nachgewiesen wurde und die ohnehin absurd und unwissenschaftlich sind. Hochpotenz-Homöopathika sind Placebos, bei den niedrigen Potenzen ist zwar ein Wirkstoff da, der für die Krankheit aber meist nutzlos oder gar schädlich ist da schon das Auswahlverfahren Unsinn ist.
Der Vorteil bei Heilpraktikern ist oft die Zeit die sie sich nehmen, die ausführlichen Gespräche und die persönlichere Zuwendung, da hat die echte Medizin oft Nachholbedarf. Aber keinesfalls wenn es um die Behandlungsmethoden geht.
Ja. Mein Heilpraktiker hat sofort erkannt, dass ich das Pfeiffersche Drüsenfieber habe, mein bescheuerter Hausarzt, nicht.....
Dahin hat mich mein Heilpraktiker hingeschickt als mein Fieber über 40 Grad ging, so vernünftig war er. Mein Hausarzt hat mich, mit dem Fieber, wieder nach Hause geschickt.... Ich habe mich danach nicht wieder davon erholt.
Niemand behauptet, dass es nicht auch weniger gute Ärzte gibt. Nur macht das Heilpraktiker nicht generell auch nur annähernd so gut ausgebildet oder ihre Diagnosen zuverlässig oder iher Therapien zu mehr als Placebos.
Wer einmal beim Gebrauchtwarenhändler reinfiel, fährt ja auch nicht ewig Fahrrad.
Wie gesagt, ich habe meine (sehr guten) Erfahrungen damit und keine Lust wieder mal endlos darüber zu diskutieren.
So ähnlich lief das bei mir auch ab:
http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaehrung/vegatest-was-der-heilpraktiker-diagnostiziert-a-1014713.html
Nein, das ersetzt wirklich keine evidenzbasierte Medizin. Solche Fehlbehandlungen aufgrund von dubiosen Untersuchungen und falschen Diagnosen sind verlorene Zeit.