Knacken nach Kreuzband OP?
Hallo zusammen.
Ich (M19) bin vor ca. 3 1/2 Monaten am rechten Knie nach VKB Riss Operiert worden.
Die ersten 3 Monate verlief mein Kampf zurück ziemlich gut wie ich finde.
Nun ist es aber das ich seit ca 1 1/2 Wochen ständig ein unangenehmes Knacken im Knie habe wenn ich es ausstrecke.
Seit diesen Montag gehe ich wieder Arbeiten, da ich Berufsschule hatte und habe seitdem wieder vermehrt schmerzen und mein Vertrauen zum Knie verloren.
Hat damit schon wer Erfahrungen? Würde mich sehr über eine Antwort freuen.
Vielen Dank.
2 Antworten
Das kenne ich nur zu gut, lach!
Der Verlauf einer Kreuzband-OP bzw. die Zeit danach ist eine Zeit aus Hochs und Tiefs. Mal denkst du es ist alles auf dem perfekten Weg, drei Tage später ist was, Dir fällt was auf, Du spürst was und zack, hängst du in den Depris und glaubst, dass das nie wieder wird.
Vorweg: Das ist alles absolut und vollkommen normal. Einen Huschdipusch Heilungsverlauf ohne Tiefen gibt es eigentlich fast nie.
Ich hab den Kreuzband-Mist 4 mal hinter mir und erst so ab dem dritten mal hab ich das kapiert und mir nicht jedes mal einen Kopp gemacht, wenn es mal nicht so war, wie ich es mir erhofft habe. Das Knie ist das komplexeste Gelenk im Körper, da gibt es einfach keinen Heilungsverlauf nach Schema F.
Genau wie bei Dir war auch bei mir das Knacken das, was mich im Nahgang einer meiner OPs mal wahnsinnig gemacht hat. Monatelang. Gefühlte Ewigkeiten. Ich war schon wochenlang in der Physio und auf einmal fing es an, beim Durchstrecken zu knacken. Ich hatte keine Ahnung wo es herkam und dachte natürlich auch gleich wieder "da ist wieder was kaputt", oder "das wird bestimmt alles noch schlimmer". Mein Therapeut hat das nie richtig ernst genommen, was mich dann obendrein geärgert hatte. Der sagte immer nur - Du ahnst es: "Mach dir keinen Kopp, das wird wieder". Bei jedem einzelnen Kick an der Maschine, bei jeder einzelnen Kniebeuge, bei jedem einzelnen Steigschritt. Geschätzt 2 Millionen mal "knack". Ich hab echt keine Ahnung mehr gehabt. Und dann, an einem Tag, an dem bei der WM Deutschland gegen irgendwen gespielt hatte und ich mich voll beeilt habe, fertig zu werden, damit ich heimkomme - am Seilzug, nach dem, was weiß ich, 10. Zug - war es weg. Von jetzt auf gleich. Einfach so. Ohne erkennbaren Grund. Es war einfach weg. Ich dachte erst, ok, ich hab die Bewegung nicht richtig gemacht. Nix da. Das Knacken war weg, und es kam nie, nie wieder. Ich hätte heulen können vor Freude :-)
So ein Knacken kommt meistens entweder von sich nach innen bildendem Narbengewebe oder von einfach nur noch nicht richig geformten Strukturen im Gelenk. Bedenke, dass nach 3 Moanten noch laaange nicht alles im Knie so ist, wie es dann später mal bleibt. Durch das Transplantat kann sich die Zugachse minimal ändern, sich dann minimal ändernde Stabilisierungen in allen Richtungen führen dazu, dass Deine Strukturen da drin jetzt plötzlich minimal oder auch merklich verändert sind. Stell Dir eine 20 Jahre alte Kolbenmaschine vor, bei der sich Kolben und Zylinder gemeinsam eingespielt haben und seit Jahren reibungslos und eingeschliffen laufen. Jetzt holst Du den Kolben nach 20 Jahren aus dem Zylinder, machst ihn sauber, veränderst vielleicht noch ganz leicht was am Hubweg und schon knirscht und knackt es erstmal, bis sich alles wieder eingespielt hat. Aber das dauert eben.
Mein Therapuet hat immer gesagt "FFF-Form folgt Funktion". Will heißen, die Geometrie in Deinem "neuen" Gelenk läuft am Anfang oft noch auf neuen Wegen. kleine Knorpel-Ecken, nach innen gewachsenes Narbengewebe oder anderes kann minimal im Bewegungsweg sein und knackt oder knirscht. Es dauert einfach sehr lange, bis sich das alles wieder an seine neuen Positionen eingelaufen und eingespielt hat.
Wenn es wirklich mal unangenehm ist, lass einfach mal einen Physio Termin sausen und hau Dich mal aufs Sofa. Schadet kaum. Bei mir hat zudem das mir bis dahin immer verschriebene Ibuprufen nix geholfen. Irgendwann hat mir mal ein Orthopäde gesagt, ich solle mal Diclofenac 75 probieren. Die haben bei mir (bis heute) immer krass geholfen. Eine, maximal zwei (an jedem Tag eine) und alle Schwellungen und Wehwehchen sind tagelang weg und Du hast wieder Luft um Gas zu geben.
Die große Wichtigkeit einer richtig vielfältigen Physiotherpie bzw. ausgewogenen Muskelaufbaus brauche ich Dir ja nicht zu verdeutlichen. Der ganze Prozess steht und fällt mit Deiner Bereitschaft, mindestens mal ein halbes Jahr zwei, besser drei mal die Woche zu trainieren. Das baut die Puffer wieder auf und beugt Risiken vor, bei einer falschen Bewegung gleich wieder ein Aua zu haben.
Trainiere, werde Freund mit deinem Knie, lerne es kennen, lerne es nehmen, akzeptiere seine Launen und seine Marotten, fluche über es oder freu Dich mit ihm - und wenn Du richtig gut Freund mit ihm bist, dann wird das alles wieder. Vielleicht in 4 wochen, vielleicht in 4 Monaten, aber es wird. Bei mir hat es beim ersten mal fast 10 Monate gedauert. Ich war davon 4 Monate daheim. Das nur zur Relation.
Erstmal vielen Dank, dass du dir so viel Zeit nimmst und mir wieder Mut machst und deine Erfahrungen teilst.
Ich weiß nicht ob es zusammenhängt mit einer blöden Bewegung die ich gemacht habe.
Wollte meine Schuhe aufheben und hab dabei mein Knie zu arg angewinkelt. Du kennst sicher diesen Schmerz wenn du ausversehen zu arg anwinkelst.
Bin letzte Woche zum Arzt, wo der Lachman Test (Schubladentest) gemacht wurde und es wurde festgestellt, dass mein Kreuzband voll Intakt ist und auch beim Meniskus keine Probleme vorliegen.
Dieses Knacken macht einen Halt wirklich verrückt und man fragt sich ob sich das alles noch was bringt.
Muss auch dazu sagen dass ich von Mitte Oktober bis Mitte November meinen Fuß extrem vernachlässigt habe eben wegen der Berufsschule.
Der Arzt meinte, da ich in 6 Wochen wieder Kontrolle habe, wenn es nicht weg ist, dass wir noch mal ein MRT zur Kontrolle machen.
Ich möchte dir wirklich danken, du weißt ja selber wie es ist wenn es mal Bergab mit dem Fortschritt geht.
Ja, das ist alles kein wirkliches Drama. Wenn der Schubladentest ok war und Du jetzt nicht stechende Schmerzen bei jedem Schritt hast, dass entspann dich.
Wenn es beim zu starken Anwinkeln kam, hast du dir vielleicht innen das Narbengewebe geklemmt. Ich hatte auch immer stark nach innen wucherndes Narbengewebe.
Was ich ganz vergessen habe zu schreiben, ist die Wichtigkeit der "Blackroll". Die hat mir immer extrem viel geholfen. Das Teil kostet ca. 30 Euro und ist eine extrem feste Kunststoffrolle. Die kannst du unter Dein Bein legen und Dich mit dem gesamten Körpergewicht in Zeitlupe laaangsam drüberrollen lassen. Natürlich in erster Linie über die Bereiche, die der OP-Stelle nahe sind. Also Oberschenkel oberhalt der Kniescheibe vorne hinten komplett sowie Wade hinten.
Das erste mal laufen dir die Tränen vor Schmerz, aber ab dem 5. mal geht es. Diese "Übung" lockert alles, was fest, verknustet und verklebt ist. Kann sein, dass Du Dein Knacken schon damit wegbekommst.
Gib wirklich Gas mit Training und mach dir keine Sorgen. Das sind kurz gefasst die beiden wichtigsten Dinge. 4 Wochen ihne Training sind schon relativ viel. ich bin nach der Physio bei uns direkt ins Fitnessstudio gewechselt. Dort habe ich natprlich nicht so den "Zwang" und kann mal daheim bleiben, wenn ich absolut keine Lust habe, aber wenn ich es 2 Wochen schleifen lasse, merke ich es sofort. Dafür aber ist es relativ schnell alles wieder ok, wenn ich dann 3, 4 mal hintereinander hingehe.
Gute Besserung, das wird schon.
Vielen Dank werde das auf jeden Fall machen mit der Black Roll und wieder Gas geben.
Mir kommt auch vor das es schon wieder besser wird.