Können Mordgedanken Teil einer Zwangsstörung sein?
Ich habe eine Zwangsstörung und versuche, sie langsam loszuwerden. Ich weiß, dass es verschiedene Formen von Zwängen gibt, aber eine davon wirkt auf mich sehr befremdlich. Dabei geht es um den Gedanken, ein Verbrechen zu begehen, wie beispielsweise Mord an einem nahestehenden Familienmitglied, Tierquälerei, etc. und diese Gedanken wirken aufdringlich und/oder gar quälend. Die Tat wird vom Zwängler jedoch in keinem Fall tatsächlich ausgeführt. Gibt es sowas wirklich? Ich dachte immer, eine Zwangsstörung zähle allgemein zu den "harmlosen" Krankheiten, die zwar auch schlimm, aber zumindest nicht gefährdend sind. Das war scheinbar ein Irrtum. Können Mordgedanken wirklich Teil einer Zwangsstörung sein? Hat jemand Erfahrung?
6 Antworten
Mord- und Quälgedanken können Anteile von Zwangserkrankungen sein oder als zwingend und somit zwanghaft empfunden werden.
Krankhafte, psychopathische Gedankenbildung geht damit einher.
Tendenziell können sie auch Hinweise auf mangelnde oder fehlende Empathie, Affekt- und Handlungskontrolle, sein.
Harmlos ist das nicht und eine professionelle Behandlung ist unbedingt erforderlich, um Ausbrüchen mit Tat-Umsetzung vorzubeugen, und die vorliegende Fehlhaltung, die viele verständliche Ursachen haben kann, wirksam zu behandeln, um davon frei zu kommen.
Hallo!
Zwangsstörungen sind nicht harmlos, sondern für den Betroffenen gefährdend, da diese Erkrankungen stark zu Verschlimmerung und Chronifizierung neigen und sehr oft mittelfristig die Arbeitsfähigkeit so sehr einschränken, dass langfristig eine frühe Verrentung notwendig werden kann, was ein großes Armutsrisiko darstellt.
Gedanken, jemanden töten zu wollen, wären eher wahnhaft und kein Zwang, die Grenze ist aber manchmal fließend. Befürchtungen, man könnte so etwas tun (eine "Spielart" des Ausdrucks der der Zwangsstörung inhärenten Angst, die Kontrolle über sich, sein Verhalten und seine Gefühle zu verlieren) sind nicht selten. In beiden Fällen sollte aber rasch eine fachärztliche psychiatrische Behandlung in Anspruch genommen werden, ggf. nachfolgend eine Psychotherapie. Diese Erkrankungen haben kaum Spontanremissonsraten und alleine schafft man es in der Regel nicht, diese zu überwinden, dafür sind diese Erkrankungen zu schwerwiegend - und wie gesagt, neigen sie zu Chronifizierung.
VG
nur weil jemand gedanken an eine tat hat, wird er dadurch nicht gefährlich.
du schreibst ja: die gedanken wirken aufdringlich und/oder quälend - damit sagst du selber, dass du ungefährlich bist. denn du willst die gedanken gar nicht ausführen.
zwangsgedanken haben sehr oft inhalte, für die sich die betroffenen schämen, mit denen sie sich null identifizieren können.
wichtig ist zu wissen: gedanken entstehen oft automatisch, sie kommen in den sinn. wenn man sich beim denken beobachtet, stellt man fest, dass man vieles in einem zweiten, dritten schritt bewertet und entscheidet. man kann also nichts dafür, was man denkt.
zwangshandlungen erstrecken sich dagegen auf dinge wie kontrollieren, zählen, waschen, die dann nur durch den zeitaufwand schädlich werden.
zwar ist das kriterium dafür, etwas zwang zu nennen, das ich-dyston ist (sich aufdrängt, störend). jedoch liegen den zwangshandlungen ursprünglich sinnvolle ideen zugrunde z.b. dass händewaschen vor keimen schützt oder kontrollieren sinnvoll ist, um etwas nicht zu vergessen. es ist eine an sich sinnvolle handlung, die sich verselbständigt.
bei den von dir beschriebenen gedanken gibt es diese sinhaftigkeit nicht. so werden die gedanken sicher nicht zu taten.
um die zwangsgedanken los zu werden, muss man sie akzeptieren. man muss sich sagen: mein kopf funktioniert eben so, dass ihm diese seltsamen dinge einfallen - ich wundere mich darüber ein bißchen, aber aufregen tue ich mich nicht.
das ist aber nicht so einfach. zwangserkrankungen können unbehandelt hartnäckig sein und haben auch die tendenz auszuufern. manche leute sind den größten teil des tages mit ihren zwängen beschäftigt.
daher solltest du dir einen psychotherapeuten suchen. falls du angst bekommst, dann kannst du dich auch stationär in die psychiatrie aufnehmen lassen.
Ja, es gibt Mörder, die aus einem inneren Zwang heraus Menschen töten. So z.B. bevorzugt Lustmörder, aber nicht nur diese. Gute Krimiautoren berichten davon u.a. Robert Bloch.
Hi
Ne.. zwänge können sehrwohl bösartige formen annehmen.
Nach deiner schilderung möcht ich gerne fragen, ob du lediglich die lust dazu empfindest, oder dir etwas versucht einzureden, dies zu tun..
Oft sind solche handlungen begleitet von einer psychose oder einer schizophrenie.. um genaueres abklären zulassen, wende dich bitte an deinen arzt. Sollten es psychische erkrankungen im anfangsstadium sein, kann man dementsprechend handeln.
Ich wünsche dir alles gute. Darfst mir auch gerne privat schreiben um geschlossen darüber zu sprechen.
Gruss