Ist Medikinet Adult gefährlich?
Ich habe als Kind (mit ungefähr 12 schätze Ich) ADS diagnostiziert bekommen, allerdings hieß es damals "kein Handlungsbedarf" weil Ich auch ziemlich gut in der Schule war. Jetzt bin Ich 24 und seit längerem wegen Depression und Zwangsstörung in Behandlung. Ich habe bei den Zwängen auch große Fortschritte gemacht, aber der extrem fehlende Antrieb( es gibt Tage da schaffe Ich es kaum aus dem Bett) und auch meine starken Konzentrationsstörungen sind geblieben. Zuerst dachte Ich dass das die Depression ist, aber Ich bin was das angeht eigentlich sehr gut eingestellt und fühle mich auch nicht mehr "stark" depressiv. Meine Therapeutin glaubt mittlerweile auch dass Ich höchstwahrscheinlich ADS (ohne Hyperaktivität) habe. Ich erfülle so ziemlich alle Anhaltspunkte.
Jetzt ist es aber so dass mein alter Psychiater aufhört und Ich bin nun bei einem Neuen. Erst hat er gedacht dass Ich wegen meinem Studium MPH abgreifen will (machen das wirklich manche?), aber dann hat er 2 kurze Tests gemacht und einer hat anscheinend auf ADS gedeutet. Jetzt hat er mir Medikinet Adult verschrieben und Ich nehme 30mg vormittags und 10mg abends und, zumindest was den Antrieb angeht, wirkt es Wunder. Ich komme aus dem Bett und habe die Energie Dinge zu erledigen anstatt dieses ewigen Aufschiebens, was ein ganz neues "Lebensgefühl" für mich ist. Allerdings habe Ich auch mehr Schwierigkeiten meine Gefühle im Griff zu haben (werde oft extrem wütend)und auch andere Dinge -z.B mein Tinnitus- machen mir mehr zu schaffen. Am schlimmsten sind öfters auftretende Momente wo Ich mich komplett verzweifelt und panisch fühle (kann das Gefühl schlecht beschreiben^^).
Der Psychiater hat mich aber auch nicht über das Medikament aufgeklärt( die erste Woche war Ich überdosiert weil Ich vor der Einnahme nichts gegessen habe, bei meinen Antidepressiva war das nie nötig daher wusste Ich nicht dass man das bei Medikinet Adult machen muss). Er hat auch keine Telefonsprechstunde und will nicht angerufen werden und der nächste Termin ist erst im April. In der Packungsbeilage wird vor Wechselwirkungen bei Depression gewarnt (vllt daher diese Gedanken?). Daher wollte Ich fragen ob hier irgendwer auch betroffen ist und mir vllt einen Rat geben kann ob diese 30mg vllt schon gefährlich sind?
Ich weiß dass mir hier keiner den Arzt ersetzen kann aber Ich bin grade etwas verzweifelt und wäre über jeden Tipp dankbar.
4 Antworten
Hallo,
ich habe schon als Jugendliche Medikinet bekommen und ab 18 dann Medikinet Adult. Ich habe es letztendlich mit 21 dann abgesetzt, weil die Nebenwirkungen zu krass wurden. Ich habe Angstzustände bekommen, habe oft Herzrasen bekommen, mir ging es allgemein nicht gut. Hatte auch Phasen, in denen ich immer mal wieder Ohnmächtig wurde (lag mit 18 deswegen über 1 Woche im Krankenhaus - die konnten nichts körperliches feststellen, also geh ich sehr davon aus, dass es die Medikamente waren) Sind dann schon mit der Dosis immer weiter runter (von 50mg auf 10-15mg).. Leider wirkt es bei mir mit so niedriger Dosierung nicht und die Nebenwirkungen waren trotzdem da. Sodass ich es irgendwann abgesetzt habe. Es ist sehr schwer ohne Medikamente. Aber in Anbetracht der Nebenwirkungen, die ich hatte, ist es ohne besser. Eigentlich wollte ich mit Mitte 20 noch meinen Meister/Techniker machen - aber ohne Medikamente brauch ich das garnicht probieren.
Mein Psychiater hat mir dann Strattera verschrieben, das habe ich jedoch nie genommen, da davon wohl viele Selbstmordgedanken bekommen und ich in dieser Hinsicht aus meiner Jugend vorbelastet bin. Ich hatte Angst, dass diese dann wieder kommen. (diese Angst kann auch mit meinen Angstzuständen ausgelöst durch Medikinet gekommen sein..)
Ob du es nimmst oder nicht, ist allein deine Entscheidung. Ich war froh, dass ich dank Medikamenten dann gut durch die Schule/Ausbildung gekommen bin und würde es auch jetzt noch nehmen, wenn ich es nur vertragen würde...
Medikinet ist ein Präparat, das nicht so lange wirkt wie z.B. Concerta. Deine Probleme könnten damit zusammen hängen. Das ist aber etwas, das du tatsächlich nur mit deinem Arzt besprechen kannst. Vllt. probierst du einfach die passende Dosis eines langzeitwirksamen Medikamentes aus. Du hast dann einen verlässlichen Spiegel im Blut und weniger Hochs und Tiefs. Zudem ist die Einnahme unabhängig von Mahlzeiten.
Was die Nebenwirkungen bei Antidepressiva angeht, kann ich dir nichts raten.
Alles Gute!
FZ
Concerta klingt tatsächlich interessant (bei meinen Zwängen etc. ist eine gewisse "Gleichmäßigkeit" in der Wirkung natürlich nicht schlecht.
Danke für die Antwort!
Medikinet Adult enthält den Wirkstoff Methylphenidat (MPH). MPH ist auch in anderen Präparaten enthalten wie z.B. Ritalin oder Concerta.
Tatsächlich sind auf der Nebenwirkungsliste Depressionen aufgeführt. Da MPH, anders als Antidepressiva, jedoch bereits nach 30-60min seine Wirkung entfaltet hast du bereits den vollen Effekt und du klingst nicht so als es Depressionen verstärken/verursachen würde. Deshalb würde ich mir vorerst keine Gedanken dazu machen. Beim Absetzen von Medikinet kann (nicht muss) es jedoch vorübergehend Probleme geben. Zitat Arzneimittelkompendium: "Wird das Arzneimittel abgesetzt, ist eine sorgfältige Überwachung erforderlich, da es zu Entzugserscheinungen sowie zur Demaskierung von Depressionen oder von Effekten chronischer Überaktivität kommen kann. Gewisse Patienten müssen daher möglicherweise während längerer Zeit beobachtet werden."
Ich selbst nehme Duloxetin (ein Antidepressivum aus der Gruppe der SNRI) und MPH. Habe bis jetzt keinerlei Wechselwirkungen. Im Arzneimittelkompendium sind ebenfalls keine Interaktionen zwischen Antidepressiva und MPH aufgeführt. Aufpassen muss man jedoch bei trizyklischen Antidepressiva, da beide Medikamente den Blutdruck erhöhen.
Vielen Dank für die Antwort. Ich nehme tatsächliche Clomipramin(tryziklisch), d.h. könnte das vllt auch den stärkeren Tinnitus erklären. Als Ich heute 40mg genommen hab, hatte ich außerdem so einen komischen Druck auf den Ohren(vllt durch die Durchblutung?) also werde Ich jetzt auf jeden Fall erstmal nicht höher gehn.
Nachdem Ich es jetzt ein paar Tage nehme bin Ich auch schon etwas optimistischer, vor allem heute (erster Semestertag) deutlich die bessere Konzentration gespürt :)
Die Menge ist kein Problem und deine Depressionen dürften ihren Anfang ja auch im ADS gefunden haben.
Nein, das ist nicht gefährlich.