Komisches Gefühl während Narkose?
Hallo, ich hatte letztens meine erste Vollnarkose. Das Narkosemittel wurde durch eine Kanüle an meinem Handrücken injiziert. Kurz bevor ich weg war hatte ich aber ein sehr unangenehmes Gefühl im Nacken und im Bein, als würden die Muskeln dort leicht verkrampfen. Weiß jemand was das war?
3 Antworten
Danke für die zusätzliche genauere Information.
Meistens werden Narkoseeinleitungen eher angenehm empfunden, gelegentlich gibt es jedoch Missempfindungen. Diese können in dieser Situation die Patienten verunsichern, verängstigen oder gar in Schrecken versetzen. In der Regel haben jedoch die Ärzte die Situation total im Griff und die enstandenen Ängste sind umsonst, enstehen meist nur aus der Unkenntnis der Patienten heraus. Daher liefer ich dir danach noch ein paar Hintergrundinfos und weiterführende Informationen für mögliche zukünftige Narkosen.
Zunächst mal: Deine Wahrnehmungen sind etwas untypisch, ich kann daher nur aufgrund von Ähnlichkeiten mit typischen Reaktionen auf Narkosemittel Vermutungen anstellen. Narkose ist eben nicht Narkose, eine Narkose wird immer individuell auf Patienten, OP und sonstigen Bedingungen angepasst und ich hab nur die Info, die mir hier zur Verfügung steht. Genauere Info kannst du mit dem Narkoseprotokoll bekommen, von dem du dir eine Kopie anfertigen lassen kannst. Da stehen dann alle tatsächlich verabreichten Medikamente drin.
Meine Vermutung ist, dass diese Wahrnehmungen auf die Wirkung eines Muskelrelaxans zurückzuführen sind. Muskelrelaxantien sind Medikamente, die die Muskeln erschlaffen lassen. Eine Entspannung der Muskulatur wird in der Anästhesie aus zwei Gründen benötigt:
Zum einen, weil es die Operation erfordert. Das muss bei einer Augen OP wie bei einer Reihe anderer Operationen nicht unbedingt gegeben sein.
Zum anderen, weil es die Einführung eines Beatmungschlauches in deine Luftröhre erleichtert, die "sogenannte endotracheale Intubation". Aus deiner Beschreibung kann ich schliessen, dass die Symptome wie Heiserkeit und raue Stimme die Folgen einer solchen Intubation sind.
Die genaue Wirkweise von Muskelrelaxantien wird hier erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=14N7RUNq9kk
Wie im Video erläutert, gibt es verschiedene Arten von Muskelrelaxantien. Die eine Art, die sogenannten "depolarisierenden Muskelrelaxantien" verursachen bei Wirkungseintritt eine Muskelkontraktion, was sich normalerweise als Muskelfaszikulation oder Muskelzuckungen äussert. Von diesen Muskelrelaxantien ist ein Medikament in Gebrauch, es nennt sich Succinylcholin. Allerdings wird es nicht mehr standardmäßig verwendet. Es wirkt schnell, es wirkt aber auch nur kurz und daher wird es hauptsächlich verwendet, wenn es mit der Intubation schnell gehen muss. Dies gilt vor allem bei ungeplanten Notfalleingriffen, bei denen der Patient nicht nüchtern ist. Dadurch ist von dem hohen Risiko eines Erbrechens während der Narkoseeinleitung auszugehen und um die Luftwege davor zu schützen, wird eine rasche Intubation angestrebt.
Nähere Infos zum "Succi": https://www.youtube.com/watch?v=AQKPzyrsmmQ
Die Relaxantien werden erst nach dem Einschlafen des Patienten verabreicht, allerdings, wenn es noch etwas schneller gehen muss, bekommt der Patient schon zuvor eine kleine Bruchteilsdosis des Medikaments verabreicht, damit die Muskeln schon etwas vorbereitet sind, wenn die Hauptdosis nach dem Einschlafen kommt. Das Vorgehen nennt man "Priming".
Die Wirkung des Relaxans beginnt im Kopf und wandert dann nach unten. Zuerst werden die kleinen Augenmuskeln betroffen, dann Hals und obere Atemwege, und am Ende Beine und Füsse. Also das deckt sich dann mit deiner Beschreibung.
Frage ist halt: War dein Eingriff geplant oder tatsächlich ein Notfall oder war es einfach eine ambulante OP-Praxis, die unter Zeitdruck arbeiten?
Wie hier schon anklingt, ist das beschriebene Vorgehen eher die Ausnahme und auf besondere (eilige) Fälle beschränkt. Ich denke nicht, dass du das bei künftigen Narkosen nochmal erleben brauchst. Zunächst mal erfordert wirklich nicht jede OP eine endotracheale Intubation. Deine Augen-OP hat 2 Stunden gedauert und möglicherweise war es ein Notfall. Beides würde den Schlauch in der Luftröhre rechtfertigen.
Ansonsten gibt es mit der Larynx-Maske eine Alternative. Diese braucht keine Relaxierung der Muskeln, sie kannst du dir nach dem Einschlafen so in den Mund über den Kehlkopf einführen lassen.
Weiterhin ist Succinylcholin auch kein Standardmedikament mehr, es können auch nicht depolarisierende Relaxantien verwendet werden. Und überhaupt ist "Priming" ohnehin kaum mehr Praxis.
Gut war an dieser Narkoseeinleitung auf alle Fälle, dass du von Anfang an Sauerstoff zum atmen bekommen hast, denn dadurch konnte sich in deiner Lunge ein Sauerstoffreservoir bilden, was eine gewaltige Sicherheitsreserve im Falle von Komplikationen darstellt. 3 Minuten Präoxigenation, so heißt der Vorgang, schaffen eine Reserve für rund 8 Minuten Atemstillstand ohne Beatmung.
Also dadurch könntest du schon eine Zeitlang die Luft anhalten. Ich schreib das nur mal, um dein Bewusstsein für die sichere Sauerstoffvesorgung während der Narkose zu heben. Eine etwas unangenehmere Nebenwirkung des "Priming" wäre gewesen, wenn es bereits deine Atemmuskulatur gelähmt hätte und du keine Luft mehr bekommen hättest. Das hätte sich zwar erschreckend angefühlt, aber wär wirklich nicht bedrohlich gewesen, weil du hast ja eine Sauerstoffreserve in der Lunge, die etwas vorhält. Ist halt nur so, dass der Atemdrang nicht durch die Sauerstoffreserve in der Lunge, sondern durch den Kohlendioxidgehalt im Blut ausgelöst wird. Aber möglicherweise wurde der schon durch das Schmerzmittel, was sie dir auch verabreicht haben, herabgesetzt. Möglicherweise war dir davon auch schon etwas schwummrig.
Auf alle Fälle rate ich dir, aus genannten Gründen bei zukünftigen Narkosen auf Sauerstoff bei der Narkoseeinleitung zu achten. Manche Anästhesisten wollen ihre Patienten aus Rücksicht auf den Patientenkomfort nicht mit der Maske belästigen. Manche Patienten fürchten sie tatsächlich auch. Aber die Sauerstoffreserve in der Lunge ist halt doch von Vorteil.
Augenoperationen haben übrigens auch das erhöhte Risiko einer Übelkeit nach der OP. Davon bist du anscheinend nicht betroffen gewesen. Oder wie war dein Gesamteindruck von deiner ersten Narkose?
Die Priming-Dosis wird verabreicht, um die Muskeln schon etwas vorzubereiten. Also in der Regel kommt es hier zu keiner Entspannung. Aber manche Patienten sprechen eben schnell darauf anund da kann es schon dazu kommen.
Hast du das mit den kleinen Pieksern mal so erlebt?
Ja, das habe ich schon so erlebt. Ich hab vor der Schlafspritze schon etwas gespritzt bekommen und das hat diese Piekser gemacht. Jetzt wo ich deinen interessanten Beitrag gelesen habe, hatte ich gedacht das das dieses Priming gewesen sein könnte.
Eine Spritze vor der Schlafspritze muss nicht unbedingt Priming sein, also eine Vorabgabe des Relaxans. Kann auch was anderes sein. Um es besser einordnen zu können, brauche ich etwas Kontext: Wie lange ist das her und wie alt warst du damals? Hast du sonst noch was bemerkt? Hast du auch Sauerstoff davor bekommen?
Das war vor 20 Jahren und ich war damals 19 Jahre alt. Die Operation war eine geplante Sectio. Es wurde alles ein wenig schwer. Sauerstoff habe ich auch bekommen. Was denkst du könnte das noch gewesen sein?
Allgemein gesagt, ist das kein typisches Gefühl beim Einschlafen in die Vollnarkose, das wiederholt sich wahrscheinlich nicht bei zukünftigen Narkosen.
Um das einigermaßen treffsicher beantworten zu können, braucht es aber mehr Informationen. Zunächstmal, wie hast du dich allgemein gefühlt während der Narkoseeinleitung: Ängstlich, aufgregt oder eher entspannt?
Was den Nacken angeht, Häufig wird den Patienten die Beatmungsmaske schon vor dem Einschlafen aufgesetzt, damit sie ausreichend Sauerstoff in die Lungen aufnehmen können. Dabei kann der Nacken etwas überstreckt werden. War das bei dir der Fall?
Dann kommt es noch auf die verabreichten Medikamente an. -Du redest vom Narkosemittel. Hast du davor mitbekommen, dass dir noch weitere Spritzen vor der Narkose gegeben wurden? Häufig wird nämlich ein Schmerzmittel verabreicht. Oder es wird eine kleine Dosis des Relaxans zuvor gegeben, welches Einfluss auf die Muskeln haben kann. Also was hast du genau von den Medikamenten mitbekommen?
Wenn du das nicht genau sagen kannst, kannst du vielleicht sagen, welche Art der Narkose geplant war? Also ob es eine Intubationsnarkose sein sollte oder eine Larynxmaskennarkose.
Ich habe zuerst eine Sauerstoffmaske bekommen. Ich glaube vor den Narkosemitteln habe ich Kochsalzlösung bekommen und danach hat die Schwester mir die Narkosemittel gespritzt. Ich weiß nur, dass mir drei Mittel gespritzt wurden und eins davon war ein Schlafmittel. Nach der ersten Spritze kam das komische Gefühl. Es war zuerst an meinem Nacken/Hals und danach auch an meinem linken Bein.
Die Vollnarkose war für eine Augen-OP und hat 2h gedauert.
Nach dem ich aufgewacht war, war meine Stimme total heiser und rau und ich konnte vorübergehend mein Gleichgewicht nicht halten.
Ich glaube eher dass sie sich entspannt haben und träge wurden. So hat sich das bei meiner Weißheitszahn OP angefühlt.
Kann das Priming so kleine Piekser im ganzen Körper auslösen? Entspannen die Muskeln davon schon?