Postoperative Krampfanfälle

8 Antworten

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Es gibt ganz viele Gründe für Krampfanfälle. Hypoxie hast du schon angesprochen, auch Hypotonie wäre eine Möglichkeit, da kurzzeitig eine Minderperfusion des Gehirns auftreten kann (“konvulsive Synkope “ als Google-Suchbegriff), oder auch Hypoglykämie. Viele Narkosemittel senken die Krampfschwelle, so dass bei einer gewissen angeborenen Neigung auch mal ein Krampf entstehen kann (äußerst selten, allerdings). In deinem Fall könnte der Schlüssel allerdings in den Medikamenten zur Antagonisierung liegen. Typische Antagonisten in der Anästhesie sind z.B. Naloxon (= Narcanti, gegen Opioide) und Physostigmin (= Anticholium, gegen das sog. Zentrale Anticholinerge Syndrom). Beide sind bekannt dafür, Krampfanfälle verursachen zu können, insbesondere das Anticholium bei zu schneller Injektion oder zu großer Dosis. Wenn du den Namen dieses Medikamentes auf deinem Protokoll findest, hast du vermutlich den Übeltäter. Ansonsten kann es aber auch jeder andere Grund aus obiger Liste gewesen sein...

PelikanB 
Beitragsersteller
 07.10.2012, 11:44

Danke für die Infos. Eine Hypoxie kann ich von den SpO2 Werten her ausschließen, auch der RR war während der Narkose stabil und ist nie unter 100 systolisch gesunken. Zur Antagonisierung habe ich Neostigmin erhalten, allerdings auch nur in sehr niedriger Dosierung.

DoktorNoth  07.10.2012, 18:45
@PelikanB

Neostigmin macht nun keine Krampfanfälle... Tja, tut mir leid, ich dachte, ich hätte ne gute Idee

PelikanB 
Beitragsersteller
 07.10.2012, 21:12
@DoktorNoth

War mir auch so.... braucht Ihnen aber nun wirklich nicht leid zu tun, die Idee war doch trotzdem gut, denn daran hätte ich gar nicht gedacht.

Hallo,

vielen Dank für die schnellen Antworten, da habe ich ja gar nicht mit gerechnet.

Also, das Narkoseprotokoll habe ich schon vorliegen, daher weiß ich die Zeitangaben und habe auch die Art und Menge der Medikamente. Aus dem Protokoll weiß ich auch von der Antagonisierung und dass es sonst keine weiteren Probelme gegeben hat wie z:B. eine Hypoxie o.ä. Lediglich die Narkosetiefe war vielleicht recht tief.

Einen Gesprächstermin mit der Anästhesie habe ich bereits ausgemacht.

Der Neurologe aus dem Krankenhaus geht von einber psychogenen Ursache aus, da die Untersuchungsergebnisse (EEG, MRT, Labor) weitestgehend unauffällig waren. Der niedergelassene Neurologe betsätigte, dass keine Epilepsie, Tumor oder sonstige Raumforderung vorliegt und sehr wahrscheinlich auch kein Schlaganfall. Zum Rest hielt er sich bedeckt.

Medizinisch versierte Freunde von mir halten die psychogene Geschichte für eher unwahrscheinlich und tippen auf eine Unverträglichkeit oder Hypxie (wobei die laut Protokoll sehr unwahrscheinlich ist).

Bei den erhaltenenen Medikamenten sind wohl 2 dabei (Propofol und Ultiva) die auch Krampfanfälle auslösen können.

Ich bin jetzt halt einfach etwas verunsichert aufgrund der unterschiedlichen Aussagen. Ich hoffe durch das Anästehsiegespräch etwas schlauer zu werden, auch wenn ich weiß dass eine defintive Urscahe wohl schwer zu finden sein wird.

Ich bedanke mich auf jeden Fall für die bisherigen Antworten und Hilfesetllungen.

ede45  06.10.2012, 23:20

Du solltest vor dem Gespräch noch wissen, dass deine Sauerstoffsättigung vor der Präoxygenierung im Protokoll nicht dokumentiert werden muss. Also wenn vor oder während der Intubation eine Hypoxie entstanden ist wird dir das keiner sagen. Mann könnte es am RR und Puls sehen falls er bei der Einleitung dokumentiert wurde oder auch am Kapnometer. Ich war sehr erschrocken, als ich in einer Studie gelesen habe, dass viele Anäshesisten bei der Präoxygenisierung insuffiziente Verfahren anwenden. Das heißt, wenn der Anästhesist bei der Intubation bzw. manuellen Beatmung Schwierigkeiten bekommt reicht das Sauerstoffpolster nicht aus weil er die vorgeschriebenen 3 Minuten für die Präoxygenierung nicht eingehalten hat (aus Zeitgründen bzw. Stress). Mich würde dein RR währen der Narkose interessieren. Je tiefer um so tiefer auch die Narkose bzw. die evtl. Hirnschäden. Auf jeden Fall ist es positiv, dass man bei dir zu einem Gespräch bereit ist. Bei mir war man das nicht und hat gemauert. Übrigens oxygenium macht sich über dich lustig. Er meint, dass deine Frage unter seinem Niveau liegt. Solche Leute gibt es immer wieder und haben hier eigentlich nichts zu suchen. Schau dir mal an, wie eine normale Einleitung eigentlich ablaufen muss. War es bei dir so ? http://de.wikipedia.org/wiki/Narkose

PelikanB 
Beitragsersteller
 07.10.2012, 11:36
@ede45

Auf dem Protokoll sind alle Werte ab Beginn der Einleitung dokumentiert und allesamt im unauffälligen Bereich. Die "Schwierigkeiten" begannen wirklich erst während der Ausleitung. Zu der Einleitung an sich kann ich nict wirklich etwas sagen da ich eine sehr lange Erinnerungslücke habe, welche sich auch auf den Zeitraum vor der Einleitung erstreckt. Ich glaube in diesem Fall aber nicht an einen Fehler sonern gehe eher von einfach "Pech" aus.

ede45  07.10.2012, 20:34
@PelikanB

Danke für die Antwort! Bei Dir scheint es wirklich kein Behandlungsfehler zu sein. Auf der anderen Seite habe ich auch schon erlebt, dass sich alle beteiligten einig waren und gemeinsam ein Protokoll fingiert haben. Da aber vier Personen daran beteiligt waren ist es dann doch vor Gericht herausgekommen. Bei einer edesstattlichen Versicherung knicken dann viele ein und bekommen es mit der Angst zu tun (Gefängnisstrafe). Bleib wachsam! Alles Gute!

PelikanB 
Beitragsersteller
 07.10.2012, 21:19
@ede45

Möglich ist natürlich immer alles wobei ich eher zu den Leuten gehöre die immer an das Gute im Menschen glaube. Es gibt im Protokoll noch einen Punkt den ich nicht verstehe und einen den ich nicht lesen kann, aber das bekomme ich bei dem Gespräch bestimmt auch erklärt. Mir geht es in erster Linie auch darum einfach nochmal zu hören was los war und wie alles abgelaufen ist ( das sich nicht erinnern können ist nämlich ganz schön unschön)und um eventuelle Maßnahmen bei (hoffentlich nie notwendig werdenden) weiteren Operationen.

ede45  07.10.2012, 23:07
@PelikanB

Das ist auch gut so ! Ich würde mich sehr freuen, wenn du mir nach dem Gespräch berichten würdest, was die Ursache war bzw. was bei der nächsten OP anders gemacht werden muss. Viele liebe Grüße !

Eine Narkose ist auch in manch anderer Hinsicht nicht völlig ungefährlich - einmal abgesehen von gewissen nur unangenehmen Nachwirkungen wie Übelkeit.

Wenn auch selten, kann sie längerfristige oder anhaltende Schäden verursachen, die von Atemproblemen bis zu Gedächtnis- und geistigen Störungen reichen.

Auch treten immer noch narkosebedingte Todesfälle auf.

Es treten Bei dem Mittel Propofol auch Erregungsphänomene (spontane Bewegungen, Muskelkrämpfe), allergische Reaktionen und Krampfanfälle auf --- das ist eigentlich bekannt.

Ich hoffe, dass Du keine Langzeitschäden dadurch hast.

PelikanB 
Beitragsersteller
 07.10.2012, 11:51

Ich hatte in direkt und in der ersten Zeit danach mit einigen weiteren Nebenwirkungen (starke Unruhe, Verwirrtheit, Koordinationsprobleme, Nystagmus usw.) zu kämpfen, allerdings habe ich natürlich auch einiges an weiteren Medikamenten bekommen. Inzwischent ist aber alles wieder raus aus mir und ich habe keine weiteren Probleme zurückbehalten.

So, inzwischen hat das Gespräch mit der Anästhesie stattgefunden.

Genaues kann man leider nicht sagen (wobei ich damit eigentlich schon gerechnet habe). Die Medikamente die ich zur und unter der Narkose bekommen habe seien eigentlich nicht dafür bekannt Krampfanfälle auszulösen sondern würden die Krampfschwelle eher erhöhen. Genuaso kann man auch nicht sagen warum ich nach der Narkose nicht wieder richtig wach geworden bin (zum Zeitpunkt des ersten Krampfanfalls, 45 min nach Beginn der Ausleitung, war ichnich nicht wieder ansprechbar). Niemand hat damit gerechnet dass es bei mir zu Schwierigkeiten kommen könne und dementsprechend überrascht und auch geschockt waren alle.

Dafür würden sie und auch die Medis die ich im Anschluss bekommen habe die Symptome (starke Unruhe und Verwirrtheit, Antriebsminderung, Schwindel, Konzentrations- und Merkfähigkeitsstörungen, Amnesie usw.) erklären die ich die Stunden und Tage nach der OP hatte und für den Neurologen Anzeichen für eine psychogene Ursache waren.

Es wurde gesagt dass die Krampfanfälle eine Stressreaktion des Körpers gewesen sein könnten, festlegen will sich aber niemand.

Ich brauche mir aber wohl keine Sorgen machen, dass soetwas nocheinmal auftreten könnte. Ich sollte lediglich bei evtl. zukünftig notwenidgen Narkosen darauf hinweisen dass es mal Probleme gegeben hat.

Ja, jetzt bin ich zwar nicht wirklich schlauer als vorher aber bin, denke ich, aneinem Punkt angekommen wo ich mit der ganzen Geschichte abschließen kann.

Ich bedanke mich bei Ihnen allen für die vielen Antworten und Tipps. Mit so einer Resonanz hätte ich nie gerechnet. Vielen Dank.

Psychogen sehr unwahrscheinlich .Das ist eine Frage an den Narkosearzt und seine Medikamente und dann evtl. an einen Neurologen, wenn noch Fragen sind. Emmy hat auch recht.