Sind die Menschen heute nicht mehr belastbar?

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Ich glaube da spielen 4 Faktoren eine Rolle:

1. Arbeitsleben:

Die Anforderungen sind gestiegen. Vor allem muss jetzt alles schneller gehen. Der Kunde will alles sofort haben. Sofort, jetzt und alles richtig!

Mal ein persönliches Gespräch mit den Kollegen? Nein, das geht gar nicht. Verständnis dafür, dass ein enges Familienmitglied krank geworden ist? Privates soll man zu Hause lassen. Anerkennung für das Geleistete? Da ist doch noch deutlich Luft nach oben.

Das ist teilweise schon an den Schulen schon. Das widerum führt zu Mobbing und anderen psychischen Problemen.

Zudem ist bei der Arbeit mehr als früher der Kopf gefragt. Alles ist technischer geworden.Dafür muss man mehr denken. Und das belastet.

2. Privatleben

Wenn man dann mal frei hat, muss man jede freie Minute "sinnvoll" nutzen. Da rennt man zu seinem Sportkurs, dann zu dem Bier mit den Freunden und dann muss man Arbeiten zu Hause erledigen. Theater, Kino, Ausflüge, Reisen, usw... So viele Dinge, die man machen will....

Nur eines geht gar nicht: Zu Hause auf der Couch die Füße hochlegen und mal für 5 Minuten dumm aus der Wäsche gucken.

Dabei wäre das gar nicht mal so schlecht, um mal runter zu kommen.

3. Die Gesellschaft

Die Gesellschaft (in jeglicher Form) stellt Anforderungen an einen. Die einen wollen, dass du heiratest, Kinder kriegst und ein Haus baust (z.B. Familie, Bekannte, Nachbarn). Die anderen wollen eine fleißige Arbeitsbiene, die ständig Überstunden macht (i.d.R. Arbeitsumfeld).

Die einen sagen, dass das gar nicht geht, wenn man in einem gewissen Alter mal nen Samstag Abend zu Hause verbringt.

Mal abgesehen davon, dass du etwas haben musst:

Mein Haus, mein Auto, mein Smartphone, mein Pool usw.... Wie? Du hast nicht studiert? Dein Kind bekommt keine Frühförderung?

Materielle Dinge sind immer wichtiger geworden. Man muss immer mehr haben und besitzen. Dazu kommen andere gesellschaftliche Anschauungen, was man machen muss.

4. Die Akzeptanz

Psychische Krankheiten werden immer mehr und mehr akzeptiert. Was früher als normal galt ist heute als Krankheit diagnostiziert worden.

Leute, die an einer solchen Krankheit leiden, werden längst nicht mehr als Psychos angesehen, die gleich mit einem Messer auf einen losgehen.

Es ist besser geworden, aber es ist immer noch nicht perfekt. Teilweise werden psychisch Kranke immer noch mit dem Satz der/die will nur Aufmerksamkeit haben abgestempelt.

Aber ich sehe eine Entwicklung zum Positiven.

Zu den Punkten 1-3 habe ich nur folgendes anzumerken? Muss ich? Ich muss gar nichts!

TrudiMeier 
Beitragsersteller
 21.11.2016, 20:54

Muss ich? Ich muss gar nichts!

Und ich hab schon befürchtet, ich sei die einzige, die so denkt.

Ich habe keine Karriere gemacht, ich bin kein Großverdiener, nur eine kleine Sekretärin. Anerkennung für geleistete Arbeit- nein gibts nicht. Dann gibts auch keine Überstunden. Ich kann auch NEIN sagen. Und das kann ich tun, weil ich genau weiß, dass ich, auch ohne Karriere gemacht zu haben, unentbehrlich bin.

Und ich lege gern am Samstag die Füße auf meinem Sofa hoch und guck dumm aus der Wäsche. Weil ich mich genau dann, genau so wohl fühle und es nicht für nötig befinde, irgendwelchen "Vorgaben" hinterher zu laufen.

Was muss ich denn haben? Ein dickes Auto? Mein "Kleiner" fährt auch von A nach B und auch noch weiter.

Dafür bin ich psychisch gesund - zumindest bilde ich mir das ein. :-))

catchan  21.11.2016, 21:04
@TrudiMeier

Das ist eine gesunde Einstellung.

Mir ist allerdings aufgefallen, dass nicht jeder realisiert hat, dass man nicht alles erfüllen, was andere einen herantragen.

Bei manchen Dingen ist es so, dass sie so von früh an uns herangetragen werden, dass wir diese gar nicht mehr hinterfragen.

Zum Thema Haus: Da wird ein Haus mit Garten gekauft und dann wird einmal gejammert, dass das so viel Arbeit macht. Und ich, "nur" mit einer Mietswohnung und einer einzigen Orchidee habe es dann schön, weil ich "nichts" zu tun habe. Ich frag mich immer noch wer die gezwungen hat das Haus zu kaufen/bauen.

ACh ja... Auto... ich habe auch nur ein Kleines, aber es bringt mich zuverlässig von A nach B und ist relativ günstig im Unterhalt.

Aber dieses Hinterfragen ist schwierig. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass es eher die Menschen sind, deren Leben nicht nach Plan verlaufen ist, die das machen.

TrudiMeier 
Beitragsersteller
 21.11.2016, 21:18
@catchan

deren Leben nicht nach Plan verlaufen ist,

Aber nach wessen Plan? Nach dem eigenen? Nach dem der Eltern? Oder nach dem, den die Gesellschaft angeblich vorgibt?

Zum Thema Haus: Ich verfüge über ein solches. Aber es wäre mir egal, wenn es nicht so wäre. Denn ich habe es nicht erarbeitet, gekauft, dafür Schulden gemacht. Das haben meine Eltern getan. Ich habe mich früher in meiner kleinen 2-Zimmer-Mietwohnung in Berlin - Neukölln genauso wohl gefühlt und ein eigenes Haus nicht im geringsten vermisst. Ich wäre im Leben nicht auf den Gedanken gekommen mir ein eigenes Haus samt Garten ans Bein zu binden.

Ich hab ein kleines Auto, nicht ganz so günstig im Unterhalt, dafür machts Spass. Das ist mein persönlicher Luxus. Und der kommt noch lange nicht an den Porsche vom Nachbarn oder den BMW X5 vom Typ gegenüber ran. Aber es ist meins, und er macht mir Spass und wenns dem Nachbarn nur ein Naserümpfen entlockt - was sollst?

Mein Leben ist sicherlich nicht nach Plan verlaufen. Nicht nach meinem eigenen, erst recht nicht nach  dem meiner Eltern und schon gar nicht nach einem gesellschaftlich vorgegebenen. Aber ich bin zufrieden - denn ich belaste mich nur soweit , wie ich auch belastbar bin!  DAS liegt in meiner Entscheidung.

catchan  21.11.2016, 21:28
@TrudiMeier

Aber nach wessen Plan? Nach dem eigenen? Nach dem der Eltern? Oder nach dem, den die Gesellschaft angeblich vorgibt?

Das ist die Krux. Oftmals erkennt man den Unterschied nicht. Da verschwimmt alles zu einem.

Ich wollte sicherlich niemanden vorwerfen, der ein Haus besitzt. Jeder darf das tun, was er oder sie für sich richtig hält. Mir kommt es nur etwas merkwürdig vor extra ein Haus zu kaufen/bauen, aber dann über die Arbeit zu jammern.

Aber was du hast, ist das, was ich derzeit etwas vermisse in unserer Gesellschaft: Zufrieden mit dem, was man hat und ist.

Das ist schön.

TrudiMeier 
Beitragsersteller
 21.11.2016, 22:04
@catchan

Mir kommt es nur etwas merkwürdig vor extra ein Haus zu kaufen/bauen, aber dann über die Arbeit zu jammern.

.....und sich zudem noch in Schulden zu stürzen, die einem einige Jahre bis Jahrzehnte nachlaufen werden.  Aber man will halt was Eigenes - wo man tun und lassen kann, was man will. Eigenes Haus ja....eigene Arbeit, eigene Schulden, eigene Reparaturen, eigene Kosten, eigene Nachbarn, die einem schon erklären was man alles tun und lassen kann.......alles was eigenes. Wäre mir im Traum nicht eingefallen. Ich habs halt geerbt und mir das reiflich überlegt. Aber mein Elternhaus zu verkaufen hab ich dann doch nicht fertig gebracht :-))

Zum Thema Zufriedenheit: Eigentlich wollen wir doch alle noch irgendwas - dieses oder jenes, was kleines oder großes. Aber es gibt eben welche, die sind auch zufrieden, wenn sie das Gewünschte nicht erreichen ....die anderen sind gefrustet und unzufrieden.

lindgren  22.11.2016, 09:26
@TrudiMeier

Das ist eine sehr gesunde Einstellung, seit ca. 15 Jahren halte ich mich auch daran. Geld ist nicht alles und nach einem schweren Burnout habe ich meine Arbeitszeit sehr drastisch reduziert, verdiene auch nicht mehr so viel und es geht mir sehr gut. Mein Ansprüche sind heute sehr niedrig, ich muss nicht mehr alles haben und auch  niemanden mehr alles Recht machen. Habe mir Hühner angeschafft und genieße einfach, mehr für meine Familie da zu sein, für meine Freunde und für den Garten.  Der Weg bis dahin war lang und schwer, aber ich habe es geschafft.

catchan  22.11.2016, 20:20
@TrudiMeier

Ich kann dir nur vom vollsten Herzen zustimmen.

Etwas zu wollen ist per se nicht schlimmes. Wenn man etwas will, muss man dafür arbeiten, ggf. etwas sparen und warten. Dafür ist die Freude umso größer, wenn man es den endlich hat.

Manchmal sollte man vorher abwägen, ob es man wirklich will oder nur jemanden beeindrucken. Ein Garten wäre beispielsweise nichts für mich, auch wenn es sich noch so toll anhört. Hab einfach keinen grünen Daumen...

user89467  22.11.2016, 21:21
@catchan

Wenn man etwas will, muss man dafür arbeiten, ggf. etwas sparen und warten. Dafür ist die Freude umso größer, wenn man es den endlich hat.

Darüber muss ich jetzt etwas lächeln. Geht es doch größtenteils nur um materielle Dinge.

Die Worte "Wenn man etwas möchte, muss man dafür auch etwas tun." könnte man wohl nicht auch auf den privaten Bereich beziehen?

Wer kennt wie ich Menschen, die die Worte "nehmen und geben" mit "nehmen und gehen" verwechseln?

Auch für eine Beziehung sollte man etwas tun, oder? Und viele dieser Dinge, die getan werden könn(t)en, kosten nicht mal (viel) Geld.

Warum ist aber auch gerade der Beziehungsbereich sehr oft die Belastung schlechthin?

catchan  22.11.2016, 21:27
@user89467

Die Worte "Wenn man etwas möchte, muss man dafür auch etwas tun." könnte man wohl nicht auch auf den privaten Bereich beziehen?

Doch, das geht sehr wohl. Beispielsweise indem man das Gespräch miteinander sucht und Kompromisse eingeht.

Für Beziehungen sollte man durchaus etwas tun. Allerdings sollte man auch bei einer Beziehung mal die Reißleine ziehen, wenn man feststellt, dass die Beziehung einem selbst eigentlich nur schadet. Ein Festhalten wegen der guten alten Zeit willen bringt gar nichts.

Das krampfhafte Festhalten an etwas ist auch etwas, was eine solche Belastung auslösen kann.

TrudiMeier 
Beitragsersteller
 22.11.2016, 21:55
@user89467

Wer kennt wie ich Menschen, die die Worte "nehmen und geben" mit "nehmen und gehen" verwechseln?

Die gibts ausreichend.....die guten Freunde, die flehend darum bitten, dass du ihnen beim Wohnzimmer renovieren hilfst, weil sie zwei linke Hände haben...........die aber gerade dann keine Zeit  erübrigen können um dich mit gebrochenem Knöchel aus dem Krankenhaus abzuholen. Wohlgemerkt bräuchten sie dafür im dicksten Berufsverkehr max. 20 Minuten bis sie wieder zu Hause sind. Oder der Kumpel dem man mal 50 € geliehen hat, weil er etwas knapp bei Kasse war ....und der seit mehr als einem halben Jahr vergisst es zurück zu zahlen. Da fielen mir noch hunderte an Beispielen ein...... Sagst du aber "Nein", bist du egoistisch.


Warum ist aber auch gerade der Beziehungsbereich sehr oft die Belastung schlechthin?

....weil man auch hier investiert und vielleicht nichts zurück bekommt. Oder nicht das erwartete - aus welchem Grund auch immer. Selbst im Beziehungsbereich gibt man meist nichts, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Liebe ist nicht bedingungslos.


"Wenn man etwas möchte, muss man dafür auch etwas tun." könnte man wohl nicht auch auf den privaten Bereich beziehen?

Das kann man auf so ziemlich alles beziehen - auf materielle Dinge, auf den beruflichen und privaten Bereich. Und trotzdem darf man auch mal NEIN sagen, in jeder Hinsicht, wenn man merkt, dass es einem nicht gut tut!


user89467  22.11.2016, 21:57
@catchan

Doch, das geht sehr wohl. Beispielsweise indem man das Gespräch miteinander sucht und Kompromisse eingeht.

Ja, so geht zumindest die Theorie. :-))

Und weil es so oft an der praktischen Umsetzung fehlt, wird genau diese Reißleine dann gezogen.

Der Partner als Mensch ist in zu vielen Beziehungen zur Selbstverständlichkeit geworden. Oder zur Wegwerfware verkommen.

Ich für meinen Teil wünsche mir oft, ein Adler zu sein..............

user89467  23.11.2016, 07:52
@TrudiMeier

Siehste. Und mit diesen deinen Erkenntnissen und Erfahrungen hast du dir nun deine Frage selbst beantwortet.

Belastungen entstehen in allen Bereichen des Lebens. Je nach Tagesform, eigener Verfassung und gemachten Erfahrungen gehen die Menschen damit besser oder schlechter um. Die einen stecken etwas leichter weg, sind bereit, mehr zu schlucken, die anderen haben schon zuviel an schlechten Dingen erlebt und können dann nicht mehr.

Die einen sind deshalb nicht besser, als die anderen. Jeder Mensch ist nur anders und geht anders mit den Dingen, die ihn umgeben oder auf ihn einstürmen, um.

Und Nein sagen können muss man sogar! Eins der Dinge, die ich vor Jahren kurz vor dem Sprung sehr tränen-und kampfreich gelernt habe.

Ich bin deshalb aber nicht zu einem Egoisten geworden, sondern bin der gern gebende und zuhörende Mensch geblieben. Mein Nein bekommen nur die zu hören, die sich selbstsüchtig und selbstgefällig verhalten.

catchan  23.11.2016, 22:06
@user89467

Auf der anderen Seite kann es durchaus vorkommen, dass man sich in unterschiedliche Richtungen entwickelt. Krampfhaft festhalten ist keine Lösung. Aber wenn man miteinander reden würde, würde sich vieles klären.

Und oftmals sind es die kleinen Dinge, die den Ausschlag geben. Einfach in den Arm gehalten werden, wenn es einem schlecht geht ist oft mehr wert als ein teures Geschenk.

Doch wenn man das Gefühl hat noch einem Problemgespräch hat sich immer noch nichts geändert, kann man auch nichts machen.

Besonders schlimm empfinde ich immer die Situationen, wo man noch reden, was klären möchte, aber die andere Person nicht zuhört. Denn so etwas macht es auch schwer einen persönlichen Schlussstrich zu ziehen.

DerWladi  28.11.2016, 20:42

Hallo catchan,

was halten sie von Krankheiten/"Krankheiten" wie Legasthenie (LRS)? Sind das Krankheiten oder Ausreden, wenn ein Kind zu faul ist oder sich in einem anderen Tempo entwickelt als die Klassenkameraden?

MfG, DerWladi

catchan  28.11.2016, 20:44
@DerWladi

Ich denke, das kann man pauschal nicht beurteilen. Aber es gibt Kinder mit diesem Krankheitsbild.

Aber zu faul eher in den seltensten Fälllen. Was durchaus möglich ist, dass sich ein Kind langsamer entwickelt als andere Kinder.

Mich darf man übrigens ruhig duzen. ;-)

catchan  27.11.2016, 21:19

Danke für den Stern!

Also ich persönlich kann viele Dinge auch mit dem gesellschaftlichen Druck erklären:

In unserer Gesellschaft hat Erfolg - vor allem beruflich - einen sehr hohen Stellenwert. Hast du was, bist du was: Früher - wirklich früher - war dein Vater Handwerker, du wurdest höchstwahrscheinlich auch Handwerker, aber es waren halt gängige Berufe, die auch vergleichsweise angesehen waren.

Versuch heute mal jemanden damit zu beeindrucken, dass du beim Call-Center arbeitest: Ich verunglimpfe das ja nicht, aber die Leute schauen inzwischen übermäßig stark auf solche Dinge. Unsere Bedürfnisse steigen, die Preise steigen, wir konsumieren mehr, wir wollen mehr: Wir brauchen mehr Geld. Alles eine schwierige Situation.

Dir wird als Kind von Anfang an eingetrichtert, dass du gut in der Schule sein musst, gute Noten schreiben musst und und und: Und dann kannst du noch so lange bei deinen Eltern wohnen, wenn sich dein ganzes Leben darum dreht, bist du sehr stark niedergeschlagen, wenn es mal nicht klappt.

Ich persönlich bin bei sowas auch niedergeschlagen, weil ich die Sachen sehr ernst nehme, wenn ich sie in Angriff genommen habe, aber gerade deshalb motivieren mich Tiefschläge auch ungemein.

Ich denke, es ist auch eine Frage der Erziehung: Kind A schreibt eine schlechte Note, kommt nach Hause und wird angemault, die Spielsachen werden ihm weggenommen und er wird bestraft: So entstehen solche Neurotiker wie du sie beschreibst.

Erklärt man einem Kind hingegen, dass er es das nächste Mal besser mache, er nicht aufgeben dürfe und es somit motiviert, dann hat das einen viel größeren positiven Effekt. 

NoHumanBeing  22.11.2016, 02:33

Grundsätzlich eine gute (und richtige) Antwort, aber ...

die Preise steigen

Nunja, die Einkommen aber auch. Außerdem steigen die Preise nicht überall. Elektronik beispielsweise wird immer leistungsfähiger, aber größtenteils dennoch immer günstiger.

Vor knapp 20 Jahren beispielsweise haben normale "Towercomputer" noch über 2000 DM gekostet, Notebooks oft sogar zwischen 5000 und 10000 DM, sodass sich nur Unternehmen diese leisten konnten. Und im Vergleich zu unserer heutigen Hardware konnten sie natürlich "nichts". Bei Mobiltelefonen war es ähnlich, riesige Apparate, unerschwinglich teuer, von den Tarifen ganz zu schweigen. Heute bekommt man für unter 10 € Tarife mit LTE und Freiminuten und Frei-SMS.

Wirklich teurer werden vor allem die Mieten und die Energiekosten. Wobei erstere natürlich auch stark vom Standort abhängen. Alles in allem waren wir noch nie so wohlhabend, wie wir es heute sind.

TurkishScholar  22.11.2016, 22:50
@NoHumanBeing

Ja, aber würdest du sagen, der Drang nach dem Neuesten Computer oder Handy sei vor 20 Jahren vergleichsweise groß gewesen? Heutzutage ist es eine Selbstverständlichkeit - möchte man meinen - dass man mit 10 das neueste Handy hat. Und das neueste Telefon. Und die teuerste Kleidung.

Das war damit gemeint. Das ein Computer vor 20 Jahren das Nonplusultra war, kann ich mir denken, wobei mein Erinnerungsvermögen nicht ausreicht, um das zu beurteilen.

NoHumanBeing  22.11.2016, 23:01
@TurkishScholar

Ja, natürlich. Heute kannst Du ja ohne Computer "nicht mehr leben", also natürlich "müssen" sie erschwinglicher sein. Wenn Du keine E-Mail-Adresse, etc. aufweisen kannst, kannst Du ja faktisch schon viele Arten von Geschäften nicht mehr machen.

Ich denke nicht, dass die Jugendlichen oder jungen Erwachsenen heute instabiler oder nicht stärker belastbar sind. Heute hat die Gesellschaft eine ganz andere Anforderung als vielleicht vor 30 Jahren mit ganz anderen Bedingungen. Man muss heute gewissermaßen viel mehr können und leisten, um "etwas zu werden" - zumindest wird das einem vielfach suggeriert. Man konkurriert auch nicht mehr mit dem Schüler oder dem Unternehmen von nebenan, sondern alles weit über unsere Grenzen hinaus für ein Höher, Schneller und Weiter. Da kann ich persönlich schon verstehen, wenn einige sich psychisch dem Wettbewerb, der gewissermaßen herrscht, nicht immer gewachsen fühlen und Resignation verspüren. Es ist heute nicht schlechter als damals, aber auch nicht besser - einfach nur anders.

Ich denke, es hängt mit den elektronischen Medien zusammen, die unsere kognitiven Kapazitäten sehr stark binden. Diese Kapazitäten stehen dann nicht mehr für Entspannung, bewusstes Leben oder für andere Menschen zur Verfügung. Dadurch verkümmert die Seele des Menschen - um es mal pathetisch auszudrücken.

Sobald ein Problem auftritt, kann man nicht auf Reserven zurückgreifen, weil man z.B. nicht erholt ist oder auch keinen Halt im Freundes- und Familienkreis finden kann. 

Sensibilisierung ist die Antwort. Früher haben Menschen einfach viel weniger darüber gesprochen wie es Ihnen innerlich geht. Bsp. Posttraumatische Belastungsstörung bei Soldaten. Die Anzahl derer, die so etwas melden steigt jährlich an und ich glaube nicht aus dem Grund dass es für unsere Soldaten immer streßiger wird oder wir allgemeinen weniger stark belastet werden können. Ich glaube es liegt daran dass man mit Problemen dieser Art nun viel offener umgehen kann. Es gibt Ansprechpartner. Es gibt Leute die einem Helfen können. "Problemchen" für die man früher evtl belächelt wurde, werden heute durchaus ernst genommen. Die Soldaten waren nur ein Beispiel. Sicherlich lässt sich dieser Sachverhalt eben so gut auf Menschen die unter Burnout leiden projizieren. An sich eine Gute Sache. Sehr gut. Natürlich gibt es Hypochonder für die alles einfach zu viel ist aber so etwas ist immer subjektiv und muss von Fall zu Fall unterschieden werden.

Peace