Sind Ölmalfarben und Terpentin wirklich so gesundheitsschädlich?
Hallo liebes Gute-Frage-Forum,
vorab schon ein großes Dankeschön, dass Ihr Euch um die Beantwortung meiner Frage bemüht. Ausgangssituation - ich wollte mit der Ölmalerei beginnen und habe im Laufe meiner Recherche, für die Anfänge, des öfteren gelesen, dass die Ölmalerei ziemlich gesundheitsschädlich sei und gerade das Reinigungs- und Lösungsmittel Terpentin viele Nebenwirkungen für die Gesundheit mit sich bringen kann. Deshalb meine Fragen:
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Sind Ölmalfarben und Terpentin wirklich zwingend so gesundheitsschädlich, wie ich bisher gelesen habe, oder wird es überdramatisiert?
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Ich bin ehrlich gesagt etwas verblüfft und leicht schockiert erst jetzt, so nebenbei, von der ungesunden Wirkung der Ölmalerei und des Terpentins zu erfahren. Viele Artikel im Internet suggerieren mir fast erst gar nicht mit der Ölmalerei zu beginnen, wenn ich im Alter nicht zwingend Dermatitis, Leukämie oder ähnliches bekommen möchte. Wenn man den Pinsel vor jeder Farb-Neuaufnahme und nach dem Malprozess in Terpentin tränken und abtupfen muss, ist eine sich anschleichende Krankheit, im Laufe der Zeit, doch fast vorprogrammiert, oder sehe ich das falsch? - Beziehungsweise erhalten die heutigen Präparaten eine geringere Schadstoffkonzentration als damals?
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Welche Tipps könnt ihr während der Arbeit mit Ölfarben und Terpentin geben, um der ungesunden Wirkungen möglichst entgegenzuwirken?
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Welche gesundheitsFREUNDLICHEN Alternativen könnt Ihr zu Terpentin, als Reinigungs- und Lösemittel, in der Ölmalerei empfehlen? (Produktlinks sind gerene gesehen)
Habt vielen Dank. Es grüßt, Dennis
5 Antworten
Hey, nein Ölfarben sind nicht gesundheitsschädlich. Heutzutage werden großteils nur natürliche Öle mit ungiftigen Farbpigmenten benutzt. Früher hat man hingegen auch auf bedenklichere Erze & Pigmente wie Quecksilbersulfid (Zinnober) zurückgegriffen. Auch waren oft Schwermetalle enthalten. Das macht man soweit ich weiß heutzutage gar nicht mehr.
Auch Terpentin ist weitgehend unbedenklich. Terpentin ist auch ein natürliches Produkt, welches aus Harz gewonnen wird. Dadurch wird es zwar nicht gut oder ungiftig, aber grundsätzlich ist es dadurch schon verträglicher. Es ist auch nicht so gesundheitsschädlich wie Benzin oder Petrolether. Auch sind laut GHS keine Langzeitschäden bekannt. Terpentin ist schon ziemlich gut und mir fällt auch kein besserer Ersatz ein, vielleicht Isopropanol oder Butanol - aber da ist die Löslichkeit von Ölen etwas schlechter.
Wenn du lüftest und Hautkontakt vermeidest brauchst du beim Umgang mit Terpentin & Ölfarbe überhaupt keine Gesundheitsrisiken befürchten. Für mehr Sicherheit kannst du noch Handschuhe (Nitril) tragen. Ich denke, es wird ziemlich überdramatisiert. Das die Gefahr für Krankheiten steigt halte ich für absoluten Unsinn.
Gruß Chillersun
Hallo,
ich bin professioneller Kunstmaler mit Ölfarben und Bleistift/Kohle. Ich wende die Nass-auf-Nass Ölmaltechnik an, bei der Ölfarben "feucht" übereinander gelegt werden.
Verdünner wird hier lediglich benutzt, um die Pinsel zu reinigen und minimal die Farben zu verdünnen - also wirklich nur ein bis zwei Tropfen.
Ölfarben sind gesundheitlich unbedenklich, Verdünner nicht. Ich benutze geruchsarmen Verdünner und um die Pinsel nach dem Malen zu reinigen, gehe ich nach draußen. Du kannst ggf. Einmalhandschuhe anziehen, um Hautkontakt zu vermeiden. Um die Pinsel zwischendurch zu reinigen, reicht das Ausreiben in Küchenpapier völlig aus. Außerdem sollte man eine genügende Anzahl Pinsel verwenden.
Viel Spaß und gutes Gelingen!
Nun, Bob Ross ist mir natürlich ein Begriff und ich unterrichte auch diese Maltechnik. Bob ist übrigens an Lymphdrüsenkrebs gestorben, vermutlich weil er die Pinsel vehement an der Staffelei ausgeschlagen und er angeblich statt Verdünner Kerosin eingesetzt hat, damit die Pinsel schneller trocknen.
Ich habe bereits Hunderte Schüler unterrichtet und viele Tausend Bilder gemalt, außerdem einige Bücher über diese Maltechnik geschrieben - die ich hier natürlich nicht bewerben kann, in denen aber alles wissenswerte darüber steht. :) Glaubs mir, es geht auch ohne Verdünner zwischendurch.
Pinselreinigen zwischendurch kann man wirklich gut, indem man massenweise alte Lappen verwendet, um die überschüssige Farbe abzuwischen. Der Rest wird mit vermalt - und fällt kaum auf. Und als alte Lappen sind alte weiße T-shirts perfekt!
Das ist natürlich richtig - wobei die Anzahl meiner ehemaligen T-Shirts begrenzt ist. :) Ansonsten muss man pro Bild ca. eine halbe Rolle Küchenpapier rechnen.
Die übermäßig schädliche Wirkung von Ölfarben ist mir neu. Ich male selbst oft und gerne mit Ölfarben und habe keine Beschwerden, auch wurde bei mir nichts festgestellt.. Bei extremer Unsicherheit kannst du ja eine Atemmaske tragen oder Acrylfarben benutzen. Ich denke aber, dass die ganze Sache - wie du sagtest - überdramatisiert wird. Viel Spaß beim Malen :)
Die Grundsubstanz der Ölfarben sind Pflanzenöle: Leinöl und Mohnöl, also nicht schädlich. Es steigen auch keine Dämpfe auf, denn das Öl "verdunstet" nicht wie Wasser, sondern oxidiert an der Luft und bildet Krusten.
Um Öle zu lösen, musst man nicht den billigen Terpentinersatz - aus Erdöl - benutzen, sondern auch ein Block Kernseife kann diesen Dienst leisten. Außerdem gibt es noch das echte pflanzliche Balsamterpentinöl, das aus Kiefern gewonnen wird.
Vielen Dank für Deinen Beitrag.
Du hast geschrieben: "Um die Pinsel zwischendurch zu reinigen, reicht das Ausreiben in Küchenpapier völlig aus." - Reicht das wirklich immer?
Ich dachte man müsste den Pinsel vor jeder Farb-Neuaufnahme mit Terpentin reinigen, weil beim Reinigen mit Küchenpapier immer noch Farbrückstände im Pinsel bleiben und somit ungewollt auf der Leinwand landen.
Bob Ross ist Dir sicherlich ein Begriff. Mir war so, als würde er den Pinsel wirklich vor jeder Farb-Neuaufnahme mit Terpentin reinigen?!
Gruß, Dennis :)