Uhr muss angestupst werden?
Hallo,
ich hab eine alte Handaufzug-Armbanduhr erstanden. Nun habe ich aber ein Problem: selbst voll aufgezogen läuft sie nur einige Minuten und bleibt dann stehen. Dann reicht es, ein wenig auf das Uhrenglas zu klopfen oder eine ruckartige Bewegung mit dem Handgelenk zu machen, damit sie weiterläuft, deshalb denke ich eigentlich nicht, dass sie ernsthaft beschädigt ist. Kann sich jemand erklären, woran es liegt, dass sie nicht durchläuft? Mir ist klar, dass es schwierig ist, so eine Ferndiagnose zu stellen, aber eine Reparatur beim Uhrmacher würde vermutlich den Kaufpreis der Uhr übersteigen und vielleicht hat ja hier jemand einen Tipp für mich, wie ich das ganze einfach beheben könnte :)
4 Antworten
Zustand: Bei der Uhr wurde wahrscheinlich schon länger nichts mehr gemacht. Die Zapfen sind rau und die Öle verfügen nicht mehr über die nötige Viskosität, um den einwandfreien Lauf der Zahnräder zu gewährleisten.
Letzte Lebenszeichen: Trotzdem kommt noch einen Hauch Energie von der voll aufgezogen Zugfeder an der Hemmung an, die noch einmal letzte Lebenszeichen von sich gibt. Eine Bewegung genügt und die Unruh schwingt aus, die nachkommende Energie reicht jedoch nicht aus, um die Uhr dauerhaft in Betrieb zu nehmen.
Totalschaden: Ob da nun eine ernsthafte Beschädigung dahinter steckt, kann man tatsächlich nicht via Ferndiagnose eingrenzen. Nur das die Unruh zwar frei schwingt, aber der Kraftfluss gehemmt ist. Alles führt zwangsläufig zu einer Lösung:
Grundüberholung: Die Uhr leider komplett überholt werden, sprich komplett demontiert, gereinigt, repariert, mit adäquater Ölung und Schmierung montiert und anschließend einreguliert werden. Ein einfaches abölen bringt da nichts.
Kosten: So eine Überholung ist umfangreich und mit entsprechenden Kosten verbunden. Jetzt kommt es natürlich auf die Uhr an und welches Uhrwerk vorliegt.
Einfache Handaufzugwerke fangen bei der Überholung bei ca. 90,- € an. Eine mangelnde Erreichbarkeit von Ersatzteilen können gleichzeitig das Aus für die Uhr bedeuten.
Meine Empfehlung: Gehe zum örtlichen Uhrmacher und lasse einen Kostenvoranschlag erstellen.
Dieser klärt dich vor der Reparatur über alle nötigen Reparaturen und den damit verbunden Kosten auf. So ein KVA kosten in der Regel nichts.
Lohnenswert: Ob sich das für dich lohnt, musst du selbst entscheiden. Du wirst diese Uhr wahrscheinlich günstig erstanden haben aus dem Grund, dass die Nachfrage für Handaufzugsuhren nicht sehr hoch ist. In den meisten Fällen übersteigen die Kosten der Reparatur den Wert der Uhr.
Gerne Fragen!
U7rmacher
Hallo, grundsätzlich gebe ich U7rmacher Recht. Da ich aber davon ausgehe, dass Du die Uhr sehr preisgünstig bekommen hast und daher nicht viel Geld reinstecken möchtest oder kannst, hier noch ein paar alternative Hinweise:
- Falls die Krone "im Leerlauf" (bei Betätigung nach unten) schwergängig ist, deutet das auf einen Rostschaden im Bereich der Aufzugswelle hin. Findet man häufig, weil das die Stelle ist, an der Wasser vorrangig in eine nicht wasserdichte Uhr eindringt. Wenn dieser Befund vorliegt und die Uhr einen gedrückten Gehäusedeckel hat, so kannst Du versuchen, den Gehäusedeckel vorsichtig mit einem scharfen kleinen Messerchen zu öffnen. Anschließend ebenfalls vorsichtig einen kleinen Tropfen WD40 mit der Messerspitze oder einer Schraubenzieherspitze auf den Übergang zwischen Welle und Uhrwerk aufbringen. Wirklich nur einen ganz kleinen Tropfen. Die Krone dann im Leerlauf nach unten betätigen, so dass sich die aufgebrachte winzige Ölmenge längs der Welle verteilen kann. Direkt anschließend mit einem Stück Küchenpapier oder einem Taschentuch vorsichtig am Übergang zwischen Aufzugswelle und Uhrwerk durch Andrücken des Papiers mit dem Messerchen oder einem kleinen Schraubenzieher das überschüssige Öl zusammen mit dem gelösten Rost aufnehmen. Falls die Krone im Leerlauf normal zu betätigen ist, nicht schwergängig ist oder hakelt, kannst Du Dir diesen Arbeitsgang sparen. Auch geht das prinzipiell für den Laien nur dann, wenn der Gehäusedeckel der Uhr nicht verschraubt ist.
- Wenn die Uhr nur kurz anläuft, dann aber direkt wieder stehenbleibt, kann man die klemmende Mechanik dadurch "überreden", dass Du die Uhr nach dem Aufziehen einige Male waagerecht rythmisch hin und her bewegst und dann direkt anschließend die Krone VORSICHTIG gegen den Anschlag bewegst und gegen den Anschlag gedrückt hältst (für mindestens dreißig Sekunden). Die klemmenden Zahnrädchen überwinden mit etwas Glück durch die zusätzliche Spannung der Feder das Hindernis, und die Uhr "läuft sich wieder ein".
- Falls die beiden genannten Ratschläge nicht fruchten, dann bleibt nur ein Besuch beim Uhrmacher. ABER das muss ja kein Uhrmacher in Deutschland sein, denn diejenigen deutschen Uhrmacher, die tatsächlich noch etwas von der Reparatur alter Handaufzugsuhren verstehen, sind häufig brutal überteuert. Im Ausland hingegen, z.B. Osteuropa, aber vor allem auch Südostasien (Thailand und Co.) gibt es hervorragende Uhrmacher, die für kleines Geld arbeiten. Die Uhr also einfach mit auf die nächste Reise nehmen und vor Ort nach einem Uhrmacher (englisch "Watchmaker") fragen. Es gilt dabei dasselbe, was schon U7rmacher geschrieben hat: VORHER fragen, was die Reparatur / Wartung kosten soll, mehrere Angebote vergleichen und vereinbaren, dass nur im Erfolgsfall gezahlt wird. Im Ausland lohnt es sich meistens auch, direkt das Uhrglas mit wechseln zu lassen und ein neues Uhrband zu spendieren falls erforderlich.
Ich hoffe, dass ich Dir weiterhelfen konnte. Ich selber hab' als Student angefangen, alte Uhren zu sammeln und hatte auch keine Kohle, um deutsche Uhrmacher zu bezahlen. ;-P
Viele Grüße,
Jürgen
Ich bin geschockt und weiß gar nicht wo ich anfangen soll.
- Wenn die Uhr selbst geöffnet wird und man mit dem "kleinen Messerchen" mal eben über das Schwingsystem rutscht, kann die Aussicht auf eine Reparatur aufgrund fehlender Austauschteile nicht möglich sein.
- Gleiches gilt für eine laienhafte Reparatur, denn kein Uhrmacher repariert gerne Uhren, die vom Laien "vorrepariert" wurden. Die unausweichliche Grundüberholung wird nur noch teurer.
- WD40 hat nichts in einer feinen Uhr verloren. Da gibt es weitaus bessere Öle. Das WD40 schwemmt die ohnehin kaum vorhandenen Öle und Fette in der Uhr auf= die Uhr läuft dem Anschein nach wieder, doch die Zapfen laufen trocken bis hin zum Zapfenbruch.
- Der Aufzug hat erst mal nichts mit dem Gang der Uhr zu tun. Sofern die Uhr voll aufgezogen wurde vom Fragensteller, befindet sich der Fehler im Räderwerk und Gangsystem. Aber auch die Zugfeder kann verklebt sein.
- Durch zusätzliches Spannen der Zugfeder über die Krone können Teile in der Uhr Schaden nehmen wie zum Beispiel Federhauszähne, einzelne Zahnräder, Ankerpaletten fliegen davon, Schäden am Aufzug wie Kronrad... Wenn sich Schmutz im Räderwerk befindet, wird dieser sich ohnehin wieder beim nächsten Umgang des Zahnrades festsetzen und das Räderwerk erneut blockieren. Der Schmutz durch eine komplette Demontage und Reinigung des Räderwerkes erst einmal entfernt werden.
- Natürlich würden auch Uhrmacher außerhalb Deutschlands die Uhr gerne reparieren. Deutsche Uhrmacher sind teurer. Das geht aber mit einem gewissen Reparaturstandart und Gewährleistung einher. Eine Ausbildung zum Uhrmacher oder gar Uhrmachermeister in Deutschland kann man nicht mit einer in Asien erworbenen Ausbildung vergleichen. Ein Blick über den Werktisch genügt und man bekommt einen direkten Einblick in die Arbeitsweise des ausführenden Uhrmachers.
- Ausländische Uhrmacher, wie in Asien sind auf Urlaubsreparaturen spezialisiert. Es wird eine mangelhafte fix Reparatur durchgeführt und als komplette Überholung verkauft. Der ausführende "Uhrreparateur" hat nach Abflug des Urlaubers alle Sorgen weg, denn er wird wahrscheinlich nie mehr was vom Kunden hören. Die Uhr hingegen hat das Leiden und kann nur noch ganz entsorgt werden. Ich frage mich immer, wie das zeitlich eingehalten werden kann, denn Urlauber bleiben in der Regel nicht ewig. Vor allem die Kontrolle der Uhr auf längere Zeit ist mit einer gewissen Zeit verbunden.
Ich kenne den Murks von laienhaften Reparaturen und deren Auswirkungen auf eine mögliche Reparatur und wie dies sich im Preis wieder spiegelt. Wenn dir deine neu erworbene Uhr lieb und wichtig ist, lohnt sich der Preis eines Uhrmachers vor Ort, denn du wirst im besten Fall noch lange was von der Uhr haben. Du hast einen direkten Ansprechpartner vor Ort und eine Garantie auf die erbrachte Reparatur.
Alternativ bieten mittlerweile viele Uhrmacher/Meister ihre Reparaturen online an. Heißt, du kannst die Uhr zu denen einschicken. Die Reparatur ist dabei derart günstig, dass die Versandkosten nicht ins Gewicht fallen. Hier aber immer auf das Impressum achten und wer der Reparateur ist. Die Uhr muss versichert verschickt werden. Einfach verschiedene Angebote einholen und dann entscheiden. Ich schicke dir gerne Adressen. Vielleicht kann dir doch eine Teilreparatur auf dein Problem angeboten werden.
Einen günstigen Preis bietet dir jeder, aber eine adäquat ausgeführte Reparatur nur wenige.
Zum Uhrmacher gehen und reinigen lassen.
Vlt. muss die Uhr nur gereinigt werden.
Ich weiß weder das erste noch das zweite.
Du kannst ja mal unverbindlich bei einem Uhrmacher anfragen.
Wie teuer wäre so etwas denn in etwa bei einem Uhrmacher? Oder kann ich das sogar selbst machen?