Warum arbeiten Ärzte 24 Stunden am Stück in der Klinik?

Ich habe diese fürchterlichen 24h-Dienste selbst lange Zeit machen müssen. 1) Formal sind 24 Stunden Arbeitszeit nicht erlaubt. Der Trick: Nach 8 Stunden Arbeitszeit ist der Rest einfach sogenannter Bereitschaftsdienst. In diesem darf (eigentlich) keine vorhersehbare Arbeit angeordnet werden. Das Arbeitsaufkommen ist sozusagen Schicksal. Bereitschaftsdienst - und das ist der eigentliche Betrug für Arzt wie Patient - darf eigentlich nur angeordnet werden wenn die zu erwartenden Arbeitsbelastung max. 49% der Bereitschaftsdienstzeit beträgt. In der Realität liegt die quasi immer höher und die Krankenhäuser müßten deshalb formal rechtlich eigentlich Schichtdienst anordnen. 2) Das wiederum wollen aber weder Krankenhausbetreiber (höhere Kosten wegen höherem Personalbedarf - und es gäbe schlichtweg garnicht genug Ärzte für ein Schichtsystem) weder die ärztlichen Kollegen (mehr Wochenenden belegt usw.).

Unser tolles System erzeugt diesen Wahn.

Ich lasse generell sehr ungern irgendwelche Ärzte an mir rumpfuschen, aber auf einen Arzt der 22 Stunden Leute abfertigt, will ich eher nicht treffen.

Zum Glück brauche ich nur bei Unfällen fremde Hilfe, ansonsten bin ich mein eigener Arzt bzw. brauche eh keinen...

Wir würden uns alle einen Gefallen tun, wenn wir Abstand von unserem zerstörerischen System nehmen, das wir selbst erzeugt haben und erzeugen..oder glaubt man wirklich das das normal und richtig ist zu was wir alle ständig genötigt sind und eben von jemanden genötigt werden?

Grüße

Hallo, weil es das System so will. Schon im Studium wird am auf Gehorsam gedrillt. Dann in der Assistenzzeit möchte man seine. Facharzt haben und wer aufmuckt bekommt eben seine Intensivzeit oder nötige Fortbildungen nicht. Der Patient zählt dabei garnicht , Fehler werden verschwiegen oder geleugnet. Es Werden Klinkverbunde eingerichtet um die Dienstbelastungen schön zu rechnen ( z.b. LMU Großhadern und Augustinum).

Ein echtes schlechtes System , nun arbeite ich jetzt noch 16 Std. Weiter u d hoffe das ich in meiner Müdigkeit niemand umbringe ( inoffizielle Auslastung 85% ), das 5x im Monat u d es werden nur 90% gezahlt, Freizeitausgleich nich möglich ;-) bla bla bla. Danke Großhadern

Die Arztdecke in den meisten Kliniken ist so, dass man die Wahl hat: entweder man arbeitet 2 Wochenenden im Monat in Form von 24-h-Diensten oder 4 Wochenenden in Form von 12-h-Diensten. Da man als Arzt auch nur Mensch ist und mal ein freies Wochenende haben will, nimmt man die 24-h-Variante.

Immerhin hat man heute nach 24 h auch 24 h frei, man darf und muss also nach 24 h nicht noch eine Tagesschicht ranhängen (ich kenne auch noch von Freitag bis Montag durchgehend, das geht heute nicht mehr).

Man arbeitet natürlich in der Regel nicht 24 h durchweg, sondern dann, wenn ein Patient kommt bzw. Arbeit anliegt. Viel Zeit frisst die heute notwendige Dokumentation eines jeden Handgriffes.

Eine grundsätzliche Änderung der Dienstsysteme wäre zu teuer, würde beim derzeitigen Ärztemangel noch viel mehr Ärzte erfordern (woher nehmen?) und die Versicherungsbeiträge ins Unermessliche steigen lassen.

Ich habe auch im Krankenhaus gearbeitet und hatte auch Bereitschaftsdienst. Das lief so: Von Mo 7.30 Uhr bis 16 Uhr normaler Dienst. Von 16 Uhr bis 7.30 Uhr Bereitschaftsdienst. Von 7.30 bis 16. Uhr normaler Dienst. Also von Montagmorgen bis Dienstag Nachmittag non stop in der Klinik. Wenn man Glück hatte konnte man sich zwischendurch hinlegen. Das war alle 4 Wochen. Dann hatte man Rufdienst. Immer wöchentlich im Wechsel. Das bedeutete wöchentlich nach dem normalen Dienst immer erreichbar sein. Das hieß auch mal Nachts raus. Manche Wochen waren ruhig, manche nicht. - Und das mit einem Kleinkind. Hatte bei den Bereitschaftsdiensten eine Kinderfrau, musste es aber mal morgens abholen, um es zur Oma zu bringen. Einmal hatte ich es vergessen. Tatsächlich VERGESSEN. Durch den Stress. Bin mir nicht sicher, dass es heute besser geregelt ist. Wohl ehr noch mehr Stress.