Was haltet ihr vom Verstümmelungsparagraphen § 1631d BGB?

Völlig krank - sollte abgeschafft & unter Strafe gestellt werden 78%
Es ist das Recht der Eltern ihre Kinder zu verstümmeln 15%
Mir egal, ich hätte nichts dagegen verstümmelt zu werden/sein 3%
Gut - Kinder sollen verstümmelt werden 3%
Geht so, mich betrifft es ja nicht 1%

226 Stimmen

52 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet
Völlig krank - sollte abgeschafft & unter Strafe gestellt werden

Es gibt keinen Grund Kinder zu verstümmeln. Wer auch immer daran Gefallen findet, der ist geistig/psychisch einfach nur krank und sollte in Therapie, vor allem aber keine Kinder haben!

Der Staat sollte eigentlich Kinder schützen und es nicht legalisieren diese zu verstümmeln, weil Eltern daran Spaß haben. Bisher ist nur die Verstümmelung von Jungen legal, gibt ja auch Stimmen dafür, dass auch Mädchen künftig legal verstümmelt werden dürfen.

Besonders schlimm ist, dass die betroffenen Kinder nie die Möglichkeit haben, hierzu eine Entscheidung zu treffen, sondern ihr restliches Leben damit leben müssen, was ihnen von den Eltern angetan wurde! Es kann sogar gegen den Willen der Kinder durchgesetzt werden, danach gibt es dann groß Party, wo die Verstümmelung gefeiert wird. Wie krank muss man dazu sein???

Und das hat nichts mit Religion zu tun. Was kommt als nächstes? Der eine will GV mit seinem Kind, der andere will nen Finger abtrennen... Wieder ein anderer ist für die Kastration seines Kindes? Weil sein Glaube sagt das, deswegen soll das OK sein??

Wir sind hier in einem säkularisierten Land und keinem Land geisteskranker Fanatiker wie beim IS oder dem Iran. Hier gelten die Menschenrechte, die über das Grundgesetz garantiert werden sollen, dazu gehört auch das Recht auf Selbstbestimmung und körperliche Unversehrtheit. Dieser Paragraph widerspricht eben jenen Grundsätzen zum Leid der Kinder!

Daher bin ich ganz klar für eine Abschaffung jenen Paragraphen und dafür, dass solche Misshandlungen unter eine empfindliche Strafe gestellt wird.

Und falls jetzt immer noch jemand mit "aber Religion" kommt: Wenn es erst ab 14 und ausschließlich mit Zustimmung des betroffenen Kindes möglich wäre, dann wäre es nicht ganz so schlimm, zumal betroffene Person schon ein wenig Einsicht hierzu hat. Wobei auch das kritisch wäre, denn durch den Druck der Eltern würde die Entscheidungsfreiheit vermutlich nur auf dem Papier existieren, weshalb ich eine solche Lösung nicht befürworten würde, allerdings besser als die jetzige Lösung wäre.

Kinder sind keine Ware, sondern Lebewesen, die besonders schutzbedürftig sind!

Deamonia  23.09.2020, 13:12
Und das hat nichts mit Religion zu tun. Was kommt als nächstes? Der eine will GV mit seinem Kind, der andere will nen Finger abtrennen... Wieder ein anderer ist für die Kastration seines Kindes? Weil sein Glaube sagt das, deswegen soll das OK sein??

DAS frage ich mich auch immer, insbesondere wird ja die Verstümmelung von Mädchen von religiösen Fanatikern auch in Deutschland gefordert...

boiteschema  26.10.2020, 22:30
@Deamonia

Das hat nichts mit Religion zu tun auch nicht mit Islam. Aber für euch hat anscheinend alles was euch nicht passt irgendeinen religiösen Hintergrund oder bekommt diesen angedichtet.

TW1920  27.10.2020, 11:19
@boiteschema

???

Natürlich hat das einen religiösen Hintergrund... Schon mal mit der Thematik beschäftigt? Zudem warum sollte man sonst wahllos Körperteile abschneiden??

Deamonia  27.10.2020, 14:58
@boiteschema

Guter Witz! Genau darum geht es doch in der Frage!

Es gibt ein extra Gesetz dazu, das die Religiöse Beschneidung explizit erlaubt, unter einem bestimmten Alter sogar komplett ohne Betäubung.

Aus dem BGB:

§ 1631d

Beschneidung des männlichen Kindes

(1) 1Die Personensorge umfasst auch das Recht, in eine medizinisch nicht erforderliche Beschneidung des nicht einsichts- und urteilsfähigen männlichen Kindes einzuwilligen, wenn diese nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt werden soll. 2Dies gilt nicht, wenn durch die Beschneidung auch unter Berücksichtigung ihres Zwecks das Kindeswohl gefährdet wird.

(2) In den ersten sechs Monaten nach der Geburt des Kindes dürfen auch von einer Religionsgesellschaft dazu vorgesehene Personen Beschneidungen gemäß Absatz 1 durchführen, wenn sie dafür besonders ausgebildet und, ohne Arzt zu sein, für die Durchführung der Beschneidung vergleichbar befähigt sind.

Die uralte und sicher vorbiblische Tradition der Beschneidung ist zweifellos eine absichtliche Verletzung. Sie wird mit Vorschriften aus der Bibel, der Tora und der Scharia als Glaubensfundament begründet, als religiöse Identität. Ihr stehen heute Errungenschaften der Aufklärung aus dem 18. Jahrhundert entgegen, die Fundament aller westlichen Verfassungen geworden sind. Weltweit wurden sie durch die Erklärungen der Vereinten Nationen zu den Menschen- und Kinderrechten verbindlich: Die Rechte auf Selbstbestimmung und auf körperliche Unversehrtheit. Die Diskussion wird zum Kulturkampf stilisiert, zur Frage des traditionellen religiösen Überlebens in einer modernen säkularen Gesellschaft. Im Kampf um Bedeutung und um die Deutungshoheit werden neue, vermeintliche Grundrechte formuliert, wie „das Selbstbestimmungsrecht der Religionsgemeinschaften“ und diese über die verbrieften Grundrechte gestellt. Längst widerlegter medizinischer Irrglaube wird wiederbelebt, wie die angeblich verminderte Schmerzempfindung von Kindern in den ersten drei Lebensmonaten. Die Politiker scheinen in dieser Auseinandersetzung derzeit bereit zu sein, Kinderrechte dem sozialen Frieden zu opfern.

https://www.aerzteblatt.de/archiv/128360/Pro-Kontra-Religioese-Beschneidungen

Es gibt sogar einen Verein, der sich für Beschneidungsopfer einsetzt!

„Ich versuche halt, meine Sichtweise zu sehen, weil ich mich halt sehr verletzt fühle von dieser Community, zu der ich ganz positive Erfahrungen hatte, bevor das geschehen ist. Nach diesem Ereignis ist eine Zäsur halt passiert, ich habe das als sehr manipulativ gefühlt, dass man mich überredet hat, zu einer Sache, unter dem Vorwand: ‚Du bist dann ein Mann! Du gehörst dann zu uns, wir sind dann stolz.‘“
Der heute konfessionslose Özgeday ist Sohn einer alevitischen Familie und wurde nach muslimischer Tradition beschnitten, als er zehn Jahre alt war. Danach gab es Komplikationen, an deren Folgen er bis heute zu leiden habe. Özgeday betont, erst durch diese persönliche Erfahrung sei ihm klar geworden, dass auch viele andere betroffen seien. Deshalb engagiere er sich aus humanitären Gründen gegen diese traditionelle Praxis.
„Natürlich gibt es das einmal in der Klinik und einmal im ‚Istanbuler Beschneidungspalast‘, wo sie dann – zack zack – massenproduktionsmäßig; ich sehe auch den Unterschied, aber ich erwähne das nicht gerne, weil dann kommt das Argument: ‚So zu machen ist es okay, so zu machen ist nicht okay.‘ Das Problem ist aber der Kern. Es ist an sich nicht okay.“
„Wir folgen dem Propheten Mohammed“
Der Chirurg Sevket Toz ist Experte für die Zirkumzision, so die medizinische Bezeichnung für die Beschneidung. Er hat bisher mehr als 5.000 Patienten betreut. Er ist aus der Türkei nach Deutschland geflohen. Als Gülen-Anhänger hat er Angst vor dem türkischen Geheimdienst. Seinen Namen will er nicht öffentlich machen. Sevket Toz heißt nicht Sevket Toz. Aber er ist ein erfahrener Chirurg. Er kennt auch den religiösen Hintergrund der Beschneidung:
Wir Muslime praktizieren diese religiöse Tradition als eine Sunna. Das heißt, mit der Beschneidung folgen wir dem Propheten Mohammed. Er hat uns die Beschneidung von Männern empfohlen. Allerdings gibt es im Islam keine feste Altersvorgabe dafür, wann dieser Eingriff erfolgen soll.“
„Da sehe ich nichts Spirituelles“
In einigen islamisch geprägten Ländern in Afrika wird die Beschneidung als eine religiöse Pflicht begriffen. In den meisten islamischen Gesellschaften – und vor allem auch in der Türkei – spricht man von einer Empfehlung.

https://www.deutschlandfunk.de/beschneidung-in-den-religionen-medizinisch-sinnvoll-oder.886.de.html?dram:article_id=384202

AliaQuaestio 
Beitragsersteller
 21.05.2021, 22:58
Kinder sind keine Ware, sondern Lebewesen, die besonders schutzbedürftig sind!

Sehe das ebenso!

adelaide196970  23.09.2020, 22:12

von "Spaß" ist hier wirklich nicht die Rede

Völlig krank - sollte abgeschafft & unter Strafe gestellt werden

Man sollte einem Kind nie etwas antun, was lebenslange Folgen hat und keine guten (z.B. medizinischen) Gründe hat.

Ich kann auch Eltern nicht verstehen, die ihren Kindern Ohrlöcher stechen lassen.

MarcusTangens  23.09.2020, 20:53

Auch das Ohrloch-Stechen bei Kindern sollte verboten werden, sehr richtig!

GreenLurchi  23.09.2020, 20:57
@Meaglon

Trotzdem bleibt ein sichtbarer Schaden

Meaglon  23.09.2020, 20:59
@GreenLurchi

Natürlich, jedoch nicht in dem Maße und man sollte Kinder ohne gegen ihre Einwilligung auch nicht piercen lassen

Völlig krank - sollte abgeschafft & unter Strafe gestellt werden

Gut, dass Du das öffentlich machst. Dass es tatsächlich so im deutschen Gesetz verankert ist wusste ich nicht, und da bin ich sicher nicht der Einzige!!

Beide Absätze sind völlig daneben! Der Zweite vielleicht sogar noch mehr als der Erste, aber wäre der Erste nicht, würde sich der Zweite ja auch erübrigen...

Wenn man es genau nimmt, könnte aber der letzte Satz des ersten Abschnitts

Dies gilt nicht, wenn durch die Beschneidung auch unter Berücksichtigung ihres Zwecks das Kindeswohl gefährdet wird.

den gesamten Paragraph 1631d ad absurdum führen, denn eine medizinisch nicht notwendige Beschneidung ist eben eine Gefährdung des Kindeswohls -- oder anders gesagt, jede Beschneidung ist eine Gefährdung des Kindeswohls, nur dass eben bei medizinischer Notwendigkeit das Kindeswohl durch Unterlassen der Beschneidung noch mehr gefährdet würde.

Als guter Rechtsanwalt sollte man so argumentierend eine Beschneidung trotz, bzw. gerade unter Berufung auf den letzten Satz Abschnitt 1 Paragraph 1631d, juristisch verhindern können.

Völlig krank - sollte abgeschafft & unter Strafe gestellt werden

Ich finde diesen Paragraphen sehr interessant.

Wie soll der denn mit der körperlichen Unversehrtheit in Einklang gebracht werden?

In meinen Augen ist dieser Paragraph die direkte Erlaubnis, ohne medizinische Gründe, in die Sexualorgane von männlichen Kindern einzugreifen. Klingt für mich nach Missbrauch.

Heutzutage wollen doch alle Gleichberechtigung. Kommt dann noch die Weibliche Genitalverstümmelung? Hab das Fachwort eben gegoogelt. Da heißt es Verstümmelung. Bei Jungs aber nicht.

Ich hoffe, dass so etwas verboten wird und die Männer bei erreichen der Volljährigkeit selbst entscheiden dürfen. FREIWILLIG!

Ich wurde nicht verstümmelt sondern beschnitten,das „beschneiden" ist keine Verstümmelung sondern entweder eine medizinische Maßnahme oder ein religiöses Ritual.Das schwierige was ich daran sehe ist jedoch das die Eltern ein Recht daran haben, doch wie wollen die Kinder so jung selbst entscheiden?Das ist da nun mal Kult in Religion das es passiert das sollte man vielleicht einfach respektieren als wieder alles einzuschränken.Doch ich finde die Ärzte sollten eine Pflicht bekommen die Eltern über risiken aufzuklären damit diese den Ernst der Lage verstehen.

randomUser01  25.09.2020, 09:02

Diese Aufklärung würde an der Einstellung der meisten wohl eh nichts ändern und so wie es im Moment ist, muss es in der ersten Monaten ja nicht mal ein Arzt sein, der die Beschneidung durchführt.

Egal ob man es zulässt oder verbietet, in jedem Fall wird ein Recht eingeschränkt. Man sollte sich in diesem Fa aber ernsthaft fragen, ob man Religionsfreiheit höher werten sollte als das Recht auf körperliche Unversehrtheit.

Sithscharlatan  25.09.2020, 11:42
@randomUser01

Ja diese Sache hier ist tatsächlich ein Dilemma.