Was ist der Unterschied zwischen sedierend und angstlösend?
Wenn ein Medikament nur beruhigend wirkt hilft es dann auch bei Angststörungen?
Z.b bei Mirtazapin
2 Antworten
Der Begriff sedierend (Sedation) beschreibt in der Medizin die Dämpfung des zentralen Nervensystems. Ein Begriff aus der Alltagssprache welcher sedierend am nächsten kommt ist beruhigend (Beruhigung).
Der Alltagsbegriff angstlösend (Angstlöser) wird in der Medizin als anxiolytisch (Anxiolyse) bezeichnet.
Nun zu deiner Frage:
Sedierend heisst nicht zwingend anxiolytisch. Beispielsweise wirken viele Antipsychotika sowie einige Antidepressiva sedierend, haben jedoch keinen anxiolytischen Effekt. Mirtazapin gehört auch dazu.
Im Gegenzug können Arzneimittel wie beispielsweise SSRI und SNRI Antidepressiva anxiolytisch wirken, jedoch keinen sedierenden Effekt haben.
Es gibt auch Medikamente welche sowohl sedierend als auch anxiolytisch wirken. Beispiele dafür sind die Antidepressiva Doxepin und Opipramol sowie sämtliche Benzodiazepine.
Mirtazapin als solches ist ein Tetrazyklika, genauer noradrenerges und spezifisch serotonerges Antidepressivum (NaSSA). Es hat im Idealfall einen sedierenden und antidepressiven Effekt, anxiolytische Eigenschaften sind jedoch nicht bekannt. Folglich gilt es im Bezug auf die medikamentöse Behandlung von Angststörungen nicht als Mittel der Wahl.
Benzodiazepine sind alternativlos wenn es um die Behandlung akuter schwerer Angstzustände geht. Keine andere Medikamentengruppe kommt auch nur ansatzweise an den Wirkungsgrad von Benzodiazepinen heran und erst gar nicht in so kurzer Zeit. Aufgrund ihres hohen Abhängigkeitspotenzials handelt es sich jedoch um Notfallmedikamente zur punktuellen oder kurzzeitigen Anwendung und nicht um Arzneimittel zur Dauertherapie.
SSRI und SNRI Antidepressiva sind die Mittel der Wahl wenn es um die längerfristige Behandlung von medizinisch relevanten Angstzuständen geht. Im Unterschied zu den Benzodaizepinen haben sie keine sedierende Wirkung und müssen täglich eingenommen werden. Die anxiolytische Wirkung tritt erst nach ca. 2-5 Wochen ein. Zu Beginn der Behandlung können zahlreiche Nebenwirkungen auftreten.
Will man einen sedierenden und anxiolytischen Effekt bietet sich das trizyklische Antidepressivum Opipramol an. Es wirkt nach ca. 1 Stunde beruhigend. Nach ca. 2-5 Wochen der täglichen Einnahme stark angstlösend. Anders als die meisten anderen Antidepressiva hat Opipramol jedoch kaum antidepressive Eingenschaften.
Richtig. Doxepin wird in meiner Antwort erwähnt. Amitriptylin nicht aufgrund dessen, dass man dieses Medikament heute bei Angststörungen fast nicht mehr einsetzt. Amitriptylin kann extrem starke Nebenwirkungen haben und ist nicht wirksamer als andere Trizyklika welche angstlösend wirken.
Du nimmst am besten das, was dir der Arzt gegen die Angststörung verschrieben hat und nicht irgendwas anderes das vielleicht auch helfen könnte.
Doxepin und Amitriptylin wirken auch anxiolytisch sedierend und Antidepressiv