Wegen Sozialer Phobie nicht zum Arzt?
Ich habe leider keine besser Fragestellung als diese gefunden. Es geht darum, das ich gerne zum Arzt möchte, da ich denke, das ich eine Soziale Phobie (und vielleicht noch andere) psychische Krankheiten haben könnte. Nur habe ich echt Angst vom Arzt verurteilt zu werden, wie es bei vielen der Fall war, denen ich Sorgen anvertraut hab. Ich kann mich gegenüber Ärzten b.z.w. Fremden nur schlecht öffnen, und hab viele negative Erfahrungen gemacht. Ich würde mich gerne auf die Symptome testen lassen, nur bin ich viel zu schüchtern um zu Arzt zu gehen. Wie könnte ich nun machen? Meine alleinerziehende Mutter ist leider keine Vertrauensperson, und würde mich ebenfalls schlecht verurteilen.
5 Antworten
Wenn deine Hauptangst es ist, dass dein Arzt dich und/oder deine Symptome nicht ernst nimmt, dann hilft dir vielleicht meine Erfahrung mit solchen Situationen. Auch ich habe unter anderem eine Sozialphobie und eine bipolare Störung. Ich habe mich lange lange gesträubt überhaupt mit irgendjemandem darüber zu reden. Lediglich anonyme Fremde übers Internet, mit denen ich keinen persönlichen Kontakt, sondern immer nur digitalen hatte, denen es ähnlich ging wie mir konnte ich mich anvertrauen.
So ging das über 16 Jahre lang, bis ich völlig und komplett zusammengebrochen bin. Ich hatte einen Nervenzusammenbruch, einen Suizidversuch und habe mein Leben überhaupt gar nicht mehr auf die Reihe bekommen. Mein Vater war dann für mich da und hat mich gezwungen zu einem Arzt zu gehen, meinem Hausarzt genauer gesagt.
Ich hatte genau wie du immer die selben Ängst von anderen Leuten nicht ernst genommen zu werden, dass es anderen ja viel schlimmer geht als mir, die glauben doch nur ich denke mir das aus.
Meine Erfahrung mit meinem Hausarzt war hervorragend. Er saß dort und hörte sich ruhig und mit professioneller ärztlicher Gelassenheit an was ich erzähle, wie es mir geht, wie ich mich fühle was passiert ist. Er hat mich nie verurteilt, oder in Frage gestellt, er hat lediglich Nachfragen zu bestimmten Dingen gestellt, um spezifischere Details zu erfahren. Er nahm mich ernst und hat mich auch so behandelt.
Später, weil ich überhaupt nichts mehr auf die Reihe bekam, hat das jobcenter ein Sozialmedizinisches Gutachten angefordert. Ich sollte also zu diversen spezialisten gehen und mir dort ein für alle Male bescheinigen lassen was mit mir los ist.
Wieder kam die Angst. Das waren echte Spezialisten auf dem Gebiet, Psychologen, staatliche Gutachter. Ich fühlte mich selbst trotz allem immer noch wie ein "Betrüger", dass ich mir nicht so viel einreden sollte, dass es nicht so schlimm ist, weil es anderen noch schlechter geht.
Aber auch bei den Spezialisten ging es hervorragend zu. Mir wurden Fragen gestellt, ich sollte von meinem Leben erzählen, meinen Tagesablauf, wie ich mich fühle, was ich so mache und so weiter und so weiter. Alles immer mit der gebotenen professionalität und immer hat man mich ernst genommen. Das Ende vom Lied ist, dass ich jetzt offiziell diagnostiziert war, und offiziell arbeitsunfähig war/bin.
Was ich damit sagen will: Ärzte sind deswegen Ärzte, weil sie Menschen helfen wollen. Wenn ein Mensch zu ihnen kommt, der über Depressionen oder Phobien klagt dann wird dieser jemand erstmal komplett ernst genommen. Ich weiß wie schwer es ist seine Ängste zu überwinden, wenn ich nicht zum Arzt geschleift worden wäre, wäre ich niemals hingegangen. Aber vielleicht gibt dir ja meine Erfahrung mit Ärzten etwas Mut, dass du dich traust doch hinzugehen.
Ich denke Du musst Dich einfach überwinden. Ärzte neigen anders als medizinische Laien nicht dazu, einen für eine mögliche Erkrankung zu verurteilen. Ich bin mit meiner Depression lange nicht zum Arzt gegangen und bereue das heute, weil sich daraus Folgeerkrankungen ergeben haben. Um so früher man handelt, desto einfacher die Behandlung.
Ich kann Dich nur ermutigen es zu tun. Wenn Du Dich darüber austauschen willst, kannst Du mich hier auch gerne als Freund hinzufügen.
Solche Situationen können sehr schwierig sein. Vielleicht hilft es dir, wenn du eine*n Freund*in, dem*der du vertraust, mit zum Termin bringst.
Falls du lieber direkt mit einem*einer Psycholog*in reden möchtest, kannst du im deinem Umkreis eventuell nach welchen googlen und dann per Mail mal nach einem Termin fragen. So habe ich meinen Therapeuten auch gefunden.
Grundsätzlich sollten aber alle Ärzt*innen sensibel mit so einem Thema umgehen können und niemanden verurteilen. Und du bist ganz sicher auch nicht die erste Person, die über solche Themen spricht.
Falls du dich bei deinem*r Ärzt*in dennoch sehr unwohl fühlen solltest gibt es immer die Möglichkeit zu jemand anderem zu wechseln.
Das kenn ich. Als ich das erste mal allein zum Doc musste, musste ich mich dazu zwingen. Wirklich zwingen. Aber nachdem es einmal gebongt ist, ist es für folgende Male easy.
Mit Schüchternheit kommt man gar nicht weit im Leben. Merkst du es nicht selbst, du kannst nicht mal mit einem Arzt reden. Überwinde deine Schüchternheit und der Rest kommt von selbst