Wie lange dauert es bis der Körper eine Abhängigkeit von Tramadol "vergessen" hat?
Über Erfahrungswerte und Ratschläge zu folgender Situation wäre ich sehr dankbar:
Vorgeschichte: Ich habe etwa 3 Monate lang täglich Tramadol oral eingenommen in Form von retardierten und nicht retardierten Tabletten / Kapseln, die tägliche Dosis belief sich auf 300-450mg.
Aktuelle Situation: Ich spüre die Entzugserscheinungen der körperlichen Abhängigkeit. Seit 6 Tagen habe ich kein Tramadol mehr genommen, langsam lassen die Probleme (hauptsächlich starke, erkältungsähnliche Symptome und Magen-Darm-Beschwerden) nach. Diesen Entzug mache ich freiwillig und alleine - ca. 3m von mir entfernt im Schrank liegen über 100 Retardtabletten a 150mg sowie einige 50mg Kapsel...
Die Frage: Wie lange wird es wohl dauern bis einerseits die Symptome völlig verschwunden sind und andererseits sie nicht direkt wieder auftreten, wenn dem Körper erneut über einen kürzeren Zeit von 2 Tagen Tramadol zugeführt wird?
Konsumgründe und Zukunftsplanung: Wie man der Frage schon entnehme kann, plane ich aktuell nicht für immer "clean" zu bleiben. Das klingt schlimm und mir wird sicherlich gegenteiliges empfohlen, jedoch habe ich dafür einen "guten" Grund...
Auch wenn Sedierung und andere Auswirkungen von Tramadol durchaus angenehm sind, so habe ich sie nicht aus diesem Grund genommen. Ebenfalls nicht zur Schmerztherapie, sondern von Beginn an als Droge, um die psychischen Auswirkungen auf mich auszunutzen. Ich beurteile mich selbst als depressiv und extrem sozialphobisch, ich fühle mich in Gegenwart anderer Menschen grundsätzlich unwohl, habe in diesen Situationen extrem hohen Blutdruck, Schweißausbrüche usw.
Diese Symptome werden von Tramadol unterdrückt, ich bleibe auch in diesen Situationen ruhig und entspannt, mache mir weniger Sorgen und kann insgesamt sehr viel freier mit anderen Menschen umgehen - ja, ich kann es dann sogar genießen mal nicht alleine zu sein.
Nun ist der dauerhafte Konsum von Tramadol nun auch nicht unbedingt die beste Lösung, alleine schon wegen Abhängigkeit und Entzugserscheinungen. Was ich sicherlich langfristig dagegen unternehmen sollte (und möchte) ist eine Psychotherapie (vermutlich mit Unterstützung der "richtigen" Medikamente). Nur... funktioniert das nicht. Sowohl Gesprächstherapie als auch Selbsthilfegruppe habe ich versucht und nach dem ersten Termin aufgegeben. Ich halte es nicht aus mit anderen Menschen "so" zu sprechen - nicht nüchtern.
Ich würde gerne so weit vom Tramadol wegkommen, um es zukünftig kurzfristig nutzen zu können, um die "richtigen" Schritte einzuleiten... aber bitte ohne dauerhafte Entzugserscheinungen wie die letzten Tage - daher die Frage.
Natürlich nehme ich gerne andere Ratschläge entgegen, aber Kommentare wie "sprich mit jemandem" sind nicht hilfreich, denn genau das ist das Problem ;)
2 Antworten
Der größte Teil der Entzugserscheinungen sind nach 2 bis 3 Wochen geschafft. Bis der Körper die Toleranz wieder verloren hat dauert es ein paar Monate. Den größten Teil der Toleranz hast du nach 4 - 6 Wochen schon verloren, für den letzten Teil der Toleranz braucht der Körper meistens Monate, selten sogar Jahre. Leider baut der Körper die Toleranz beim nächsten Konsum wieder extrem schnell auf, wesentlich schneller als beim ersten mal.
Diese Symptome werden von Tramadol unterdrückt, ich bleibe auch in diesen Situationen ruhig und entspannt, mache mir weniger Sorgen und kann insgesamt sehr viel freier mit anderen Menschen umgehen - ja, ich kann es dann sogar genießen mal nicht alleine zu sein. [...] Ich halte es nicht aus mit anderen Menschen "so" zu sprechen - nicht nüchtern.
Kann ich gut verstehen. Wenn die Vorteile (scheinbar) überwiegen (und das tun sie noch) - dann würde sich jeder Mensch der Welt genauso verhalten wie du. Solange das so ist und so lange du keine alternative bessere Lösung findest wirst du bei Opiaten bleiben. Und solange du Opiate als gute, wirksame und kurzfristige Lösung zur Verfügung hast, hast du auch kein Anreiz dich nach etwas anderem umzuschauen.
Ich kann dir leider keinen Ratschlag geben der wirklich nützlich ist.
Beste Grüße
Chillersun
Vielen Dank für deine hilfreiche Antwort!
In einem Punkt hast du allerdings unrecht: Ich habe EINEN Anreiz nach Alternativen zu suchen: Ich bin ungerne drogensüchtig.
Auch bei Experimenten mit Alkohol oder THC hat der Gedanke es vielleicht mal machen zu MÜSSEN immer dafür gesorgt, dass ich es nicht mehr WOLLTE. Ähnlich sieht es gerade mit Tramadol aus - aber hier sind die Wirkungen deutlich subtiler und die Gefahr somit weniger offensichtlich und ich habe etwas zu lange gewartet. Aber da Wille nicht (mehr) abhängig zu sein da ist, wird sich das wieder ändern, auch wenn das Zeug hier rumliegt...
Die Suche nach der Alternative selbst ist jedoch schwieriger bzw. habe ich aktuell keinen anderen Ansatz als in einigen Wochen mal zeitweise die "positive" Wirkung dieses Medikaments auszunutzen, um so vielleicht Arztbesuche und Therapieanfänge realisieren zu können.
Tramadol zählt zu den Opioiden. Es wird einige Wochen dauern bis Du über die Entzugserscheinungen hinweg gekommen bist.