Wie wird während einer OP bzw. Narkose bei dem Patienten die Temperatur gemessen?
Ich habe gelesen, dass während einer OP bzw. Narkose bei dem Patienten ständig die Körperkerntemperatur gemessen werden muss weil der Patient nicht unterkühlen darf. Aber nirgendwo wird beschrieben wie und wo dass gemacht wird. Also meine Fragen lauten! Mit welchem medizinischen Gerät wird die Temperatur gemessen? Als Zweites, wo bzw. an welchem Körperteil wird die Temperatur gemessen?
4 Antworten
Also wir messen bei unseren Patienten kontinuierlich die Temperatur während der Narkose. Da gibt es verschiedene Möglichkeiten, unser Standard ist über den Blasenkatheter, der hat einen Temperatursensor, ein zusätzliches Kabel wird dort angeschlossen und so ist die Körpertemperatur auf dem Monitor sichtbar, seltener wird eine Temperatursonde rectal, häufig auch nasal oder oral gelegt und bleibt dort liegen für die Zeit der OP.
Nein, nicht jeder, bei uns in der Klinik aber etwa 95% der Patienten da es sich überwiegend um mehrstündige OP's handelt. Da wird dann über den Blasenkatheter die Körperkerntemperatur gemessen und zusätzlich eine Sonde, meist nasal gelegt um die Temperatur des Kopfes zu messen. Meiner Meinung nach ist das auch wichtig. Jeder unserer Patienten bekommt eine Wärmematte um ein auskühlen zu vermeiden.
Das hört sich gut und verantwortungsbewust an. In welchem KH arbeitest du? Wird der Katheter schon auf Station gelegt oder erst im Vorbereitungsraum oder erst im OP wenn der Patient schon in Narkose liegt? Leider arbeitet nicht jedes KH mit Wärmedecken.
Ich arbeite in einem großen Herzzentrum. Nein leider arbeiten nicht alle mit Wärmedecken, ich weiss nicht warum, hohe Kosten verursacht es nicht, wenn man beachtet dass es beim ausgekühlten Patienten zu Gerinnungsproblemen etc kommt ist es sogar noch günstiger und mehr Arbeit ist es auch nicht. Die Patienten bekommen den Blasenkatheter erst im Einleitungsraum wenn sie in Narkose sind, so ist es stressfreier für den Patienten, natürlich nach vorheriger Aufklärung.
Ich bin Instrumenteur und OP-Helfer, ich habe schon zahlreichen OPs beiwohnen dürfen. Ich habe aber noch nie gesehen, dass speziell die Temperatur gemessen wurde.
Zunächst einmal sind die OP-Säle alle gut temperiert. Der Patient wird auch abgedeckt/zugedeckt, soweit das irgendwie möglich ist. Dann werden dem Patienten Elektroden zur Kreislaufüberwachung angelegt. Wenn es denn jemanden interessieren muss, dann die Anaesthesisten/Narkotiseure. Die könnten, wenn erforderlich, die Temperatur messen.
Übrigens gibt es nicht nur die bekannten Digitalthemometer, sondern auch Folienthermometer, die man dem Patienten auf die Haut kleben könnte. Aber wie gesagt, nie gesehen.
In einer Studie habe ich gelesen, dass es bei weitem nicht ausreicht, wenn der OP Saal gut temperiert ist. Ein abgedeckter Patient ist kein angezogener Pat. Das ist ein großer Unterschied und durch das Muskelrelaxans kann der Körper selber in dieser Zeit keinen Ausgleich schaffen bzw. Wärme produzieren. Wenn es zu warm ist, kann der Chirurg und der Anästhesist nicht konzentriert arbeiten also geht das ohne Wärmematte zu Lasten der Pat. Ein Körper möchte immer eine Kerntemperatur zwischen 36,5 und 37°C haben damit der Stoffwechsel normal funktioniert. Der OP Saal hat ca. 22 bis 25°C. Da fehlen ca. 12°C um nicht aus zu kühlen. So stand es jedenfalls in der Studie.
Folienthermometer messen meines Wissens nur die Oberflächentemperatur der Haut. Aber man benötigt doch bei einer OP die Kerntemperatur. Oder nicht unbedingt ??
Solche Dinger würde ich liebend gern ausschließlich bei Säuglingen oder Kleinkindern anwenden. Wer je miterlebt hat, wie gerne Kinder sich ein Termometer irgendwo reinstecken lassen, wird das verstehen.
Hallo, irgendwie reden wir aneinander vorbei. Sorry wenn ich mich nicht eindeutig ausgedrückt habe! Aber ich meine doch bei einer OP bzw. Narkose. Da schlafen doch alle und lassen sich auch alles gefallen. Keiner weiß im Anschluss, was man alles mit ihm gemacht hat oder über ihn geredet hat.
Mir wäre die ständige Überwachung der Körpertemperatur auch neu. OP-Säle sind gut temperiert, der Patient liegt unter einer Decke, es stehen viele Leute um den Patienten herum. Vor der OP wird meist die Temperatur gemessen, danach auch. Bei Säuglingen werden wohl manchmal Folienthermometer angebracht, soweit ich weiß. Für bestimmte OPs werden die Säle extra aufgeheizt, für andere wird künstlich eine leichte Hypothermie hervorgerufen. Ist das Ohr für eine Messung nicht zugänglich, beispielsweise bei Kopf-OPs, misst man rektal. Da alle anderen Werte ständig überwacht werden, würde man eine Unterkühlung wahrscheinlich so bemerken.
Danke für die Information! Aber man kann doch gar nicht Zittern. Das verhindert doch das Muskelrelaxans. Darum auch das anschließende Shivering. Ein erhöhter Puls wird meistens nicht als Unterkühlung gewertet. Oder?
Von Zittern habe ich auch nicht gesprochen, was bei einer leichten Relaxierung allerdings durchaus möglich sein könnte, wie ich denke. Man braucht ja nicht immer volle Relaxierung. Das ist jetzt auch nur eine Überlegung, weil ich noch nie bei einer Unterkühlung im OP dabei war und keinen solchen Fall kenne. Aber bei einer leichten Unterkühlung kommt es zu einer Tachykardie. Nach dem Ausschlussverfahren - spätestens aber, wenn die Temperatur weiter sinkt und es zur Bradykardie kommt, könnte man wohl auf die Idee der Hypothermie kommen. Oder der Verdacht liegt ohnehin vor. Beispielsweise bei einer Langzeit-OP oder einer OP am Neugeborenen.
Danke für die Antwort! Da habe ich wieder etwas dazu gelernt. Trotzdem hast du mich nicht richtig verstanden. Ich habe mich auch nicht klar genug ausgedrückt. Ich werde dir gleich mal eine Studie zeigen, die ich im Internet bei meiner Recherche gefunden habe. Aber eins möchte ich vorher noch anmerken. Wenn der Anästhesist die Narkose zu tief fährt bekommt der Patient automatisch eine Hypotonie sowie eine Bradykardie. Du hast recht, am besten geht es mit dem Ausschlussverfahren.
Infektionen im Operationsgebiet: Empfehlungen des IfSG sowie der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention vom Robert Koch-Institut: Als die wirksamste Maßnahme zum Schutz vor Hypothermie wird die aktive präoperative Erwärmung eingeschätzt, selbstverständlich in Verbindung mit der intraoperativen Hauterwärmung. Ein weiterer wichtiger Punkt sind kalte Infusionen und zu lange Infusionsschläuche. Bis zu 70% der Pat. kühlen bei Operationen ungewollt aus. 10% aller Pat. leiden nach einer OP an Wundinfektionen. Die Hälfte dieser Pat. leiden an Wundinfektionen weil sie unterkühlt waren. Immer wieder wurde festgestellt, dass Patienten nach der OP nicht mehr Normotherm waren und unter Shivering leiteten. Dadurch bekamen sie zusätzlich unnötige Med. verabreicht. Durch eine Hypothermie können Folgende Probleme auftreten wie z.B. Herz Kreislaufkomplikationen, Shivering, Hypoxie, Gerinnungsstörungen, Durchblutungsstörungen und Wundheilungsstörungen. Dabei ließen sich durch einfache Maßnahmen die Risiken einer Hypothermie verhindern in dem der Patient 1 Std. vor der OP eine Wärmedecke bekommt (aktive präoperative Erwärmung). Selbst eine OP Dauer von 30 bis 60 Min. kann schon eine Hypothermie verursachen. Nach 20 Min. kann die Körperkerntemp. bereits um 1°C sinken. Auch nach der OP sollte das Bett vorgewärmt sein. Es wurde beobachtet, dass durch Hypothermie vermehrt Herz Kreislaufkomplikationen wie Herzrhythmusstörungen, Durchblutungsstörungen des Herzens bis hin zum Herzinfarkt auftraten. Durch Wundinfektionen, Herzrhythmusstörungen, Durchblutungsstörungen (auch im gesamten Organismus), Herzinfarkte, Gerinnungsstörungen (Blutungen), entstehen pro Pat. zusätzliche Kosten von 3000 bis 6000 Euro. Dem gegenüber steht nur ein geringer Betrag (10 Euro pro Pat.) für die Anschaffung von Wärmedecken sowie dem zusätzlichen Zeitaufwand der aber dann zu Lasten der KH bzw. des Personals geht. Hier ist das Abrechnungssystem der K-Kassen schuld. Darum nehmen die Kliniken lieber die Risiken einer Hypothermie in Kauf da diese Mehrkosten von den Krankenkassen bzw. der Allgemeinheit getragen werden. Aber gerade bei älteren Pat. würde die präoperative Erwärmung und nicht nur ein ausgeglichener Flüssigkeitshaushalt einem Durchgangssyndrom vorbeugen bzw. die Komplikationsrate enorm reduzieren.
Wärmedecken werden ab und zu vor OPs benutzt, soweit ich weiß. Während OPs natürlich nicht - wie denn auch. Im Aufwachraum bekommen die Patienten eine Art Heizlüfter unter die Decke gesteckt. Daran habe ich bis eben gar nicht gedacht, weil ich nur IM OP beschäftigt bin. Die Temperatur wird nach OPs sowieso regelmäßig gemessen. Trotzdem sehr interessant. Wo hast du das denn her?
Eine leichte Hypotonie wird sogar meist absichtlich herbeigeführt, um starke Blutungen zu vermeiden. Zur Bradykardie kommt es dabei aber nicht gleich.
Danke !! Vor einiger Zeit wurde dieses Thema in der Sendung Visite behandelt. Nach der Sendung habe ich die Internetseite aufgerufen weil ich die Sendung aufnehmen wollte. Da bin ich auf diesen Text gestoßen. Dort wurde auch gesagt, dass die Anästhesisten im Aufklärungsgespräch einige Nebenwirkungen wie zum Beispiel Gedächtnisstörungen nicht mehr Bagatellisieren dürfen sondern ganz klar benennen müssen. Dort wurde nämlich behauptet, dass die Anästhesisten viele Nebenwirkungen bzw. Begleiterscheinungen herunterspielen sollen damit sich die Patienten auch operieren lassen. Viele Operationen sollen angeblich überflüssig bzw. nicht nötig sein. Die Prozentzahl weiß ich leider nicht mehr. Ich glaube es waren 70%. Das konnte ich gar nicht glauben !!
Da habe ich etwas andere Erfahrungen gemacht, bei uns ist es Standart, dass während der OP gewärmt wird, wir haben Wärmematten dafür da wir unsere Patienten nicht zudecken können da am Thorax und oft parallel am Bein operiert wird. Aus anderen Kliniken kenne ich es dass der Patient je nachdem an welchem Teil des Körpers operiert wird, nur teilweise mit Wärmedecken zugedeckt wird. Temperatur wird kontinuierlich gemessen.
man kann sie im Ohr messen ist sehr genau. Man kommt auch gut ran.
Danke für die Antwort! Bekommt jeder automatisch für die dauer der OP einen Blasenkatheter?