Wieso fange ich bei der Meditation an zu zittern?
ich versuche in letzter Zeit abends immer zu meditieren für 10 bis 20 Minuten. Länger schaffe ich nicht , weil ich dann anfange zu zittern - hauptsächlich im Rücken und den Oberschenkeln. Kann es sein, dass dies ist, weil ich selten aufrecht sitze und es nicht gewöhnt bin?
Außerdem habe ich das Gefühl, dass ich entweder zusammengekauert oder im Hohlkreuz sitze. Ein gerader Rücken beim Sitzen fällt mir relativ schwer und ich muss mich darauf konzentrieren
3 Antworten
Während einer Meditation ist man gewöhnlich passiv; man lässt etwas zu, man öffnet sich.
Blöd ist, wenn man nicht gelernt hat, sich vor Negativem zu schützen das ja schließlich während einer Meditation ebensoso, wie Positives in das Wesen fließen/eindringen kann.
Das ist der Punkt, an dem man Jedem, der meditieren lernen möchte, raten muss, sich von einem "Meister"/einer "Meisterin" unterweisen zu lassen.
Das ist bei mir auch so wenn ich in einer anstrengenden Pose bin .
Bei dir ist es wahrscheinlich das gleiche, bei mir ist es so wenn ich mich nicht mehr in dieser Pose/schwer halten kann.
Ich bin Buddhist und habe ein paar Jahre Erfahrung mit Meditation, daher werde ich versuchen, dir etwas weiterzuhelfen.
Kissen
Wenn man den Lotossitz, oder halben Lotossitz nutzt, sollte man meiner Meinung nach ein festes Sitzkissen benutzen - alternativ eine fest zusammengelegte Kuscheldecke, ein Stapel Handtücher, oder ähnliches.
Dabei setzt man sich nicht direkt mittag auf das Kissen, sondern eher ins vordere Drittel des Kissens.
Dadurch kann man das Becken nach vorne kippen, die Knie berühren den Boden und man sitzt sehr stabil, ohne übermäßige Belastung des Schneidermuskels und Zug auf den Knien. Das verhindert auch Krämpfe.
Ich würde also immer mit einem Meditationskissen (Zafu), oder einem der behelfsmäßigen Mittel sitzen.
Eine Sitzmatte (Zabuton) unterzulegen, also zB eine halb zusammengelegte Kuscheldecke, entlastet die Knie und wirkt Schmerzen entgegen, die andernfalls zu Muskelzittern führen können.
Kleidung
Stelle sicher, dass du bequeme Kleidung trägst - ruhig eine Sporthose und einen schlabbrigen Pullover - so dass deine Bewegungen nicht eingeschränkt werden. Wenn die Kleidung zu unbequem ist und man gegen den Druck ankämpfen muss, kann das Muskelzittern fördern.
Sitzhaltung
Als ich Sitzmeditation erlernte, wurde mir eine eher militärische Haltung gelehrt. Rücken gerade, Nacken strecken, Kinn zurückziehen. Das wurde als ideale Haltung vermittelt.
Ist die Haltung dabei aber zu angespannt, kommt es leicht zu Spannungen und damit verbundenem Muskelzittern.
Später lernte ich eine körperfreundlichere Herangehensweise für die Sitzhaltung, mit der ich entspannter aufrecht sitzen kann. Man sollte also nicht zu strikt in der Haltung sein.
Letztlich bringt es nichts, wenn dein Geist befiehlt "Sitze wie jemand, der einen Stock verschluckt hat" und dein Körper sagt "mach ich nicht, das tut weh" und du deshalb unruhig wirst, weil du Schmerzen bekommst.
Also sollte man zwar aufrecht sitzen, aber nicht mit einem Besenstiel im Allerwertesten, das bringt letztlich eher Unbequemlichkeiten mit sich.
Körperliche Übungen
Da ich eine Kampfkunst trainiere, halte ich mich flexibel und das hilft natürlich auch beim "Sitzen". Es ist also meiner Meinung nach empfehlenswert, ein paar Übungen vorher zu machen.
Beispielsweise die Schmetterlingsübung, bei der man ohne Kissen auf dem Boden sitzt und die Füße vor dem Körper aneinanderlegt. Dann umfasst man mit beiden Händen die Füße und wippt ganz langsam mit den Oberschenkeln, so als wären das Schmetterlingsflügel.
Dabei sollte man nicht zu schnell sein, denn das ist eine vorbereitende Übung und kein Flexibilitätswettbewerb. ;-)
Bereits dadurch kann eine Lockerung in der Hüfte und eine leichte Dehnung der Muskulatur erfolgen, was das Sitzen erleichtert.
Bei vielen "Schreibtischmenschen" ist die tiefer liegende, autochthone Rückenmuskulatur sehr schwach ausgeprägt, so dass etwas Muskeltraining hilfreich sein kann. Man muss ja nicht gleich Bodybuilder werden. ;-)
Aufsicht
Ich selbst sitze "Zazen", eine buddhistische Form der Sitzmeditation und empfehle jedem interessierten, das bei einem Lehrer zu erlernen und zumindest eine Zeit lang an eine Sitzgruppe teilzunehmen.
Der Lehrer kann Fehlhaltungen bei der Meditation korrigieren, individuelle Tipps für den Einzelnen geben und steht bei Fragen zur Verfügung.
Regelmäßig zu einer Sitzgruppe zu gehen hat den Vorteil, dass man es fest einplant. Wenn im Terminkalender steht "Montag, 17:00 Zazengruppe" dann sagt man weniger schnell "ach nö, heute nicht, keine Lust".
So ein bisschen positiver "Gruppendruck" ist auch ganz gut für die Selbstdisziplin - feste Zeit, fester Ort, andere "schaffen das auch", also ist man womöglich motiviert, als alleine im Pyjama im Schlafzimmer zu sitzen.
Also auch wenn heute jeder gerne "Individualist" sein will, kann es wirklich sinnvoll sein, am Anfang bei einer Gruppe zu üben.
Viele bieten auch Einführungen an und eine Sitzperiode kostet so zwischen 4-5 Euro, ist also günstiger, als eine Packung Zigaretten. ;-)
Soweit erst einmal von mir, wenn du noch Fragen hast, helfe ich gerne weiter.
Keine Ursache, sehr gerne. :-)
danke... genau solche antworten bringen einen dazu diese seote zu nutzen... vielen dank