Meiner Meinung nach, kann man das nicht verallgemeinernd beantworten. Es gibt - wie bei fast allem - zwei Seiten und ich habe beides schon erlebt. Es gibt immer solche und solche.
Es kommt auch m.E. immer darauf an, worum es geht; geht es um häufig auftretendes oder eher um seltene Erkrankungen. Und aufgrund der Erfahrung aus verschiedenen Krankenhäusern kann ich auch feststellen, dass es immer auch darauf ankommt, wie mit den jungen Ärzten in den Kliniken umgegangen wird und wie sie betreut und ausgebildet werden/wurden. Da gibt es dann die, die im Grunde immer nur beim Chef- oder Oberarzt als "billige Hilfskraft" mitlaufen dürfen und nicht viel selber machen und entscheiden dürfen. Bei denen ist dann die Patienten-Betreuung meist weniger gut als bei denjenigen, die gut und umfassend angeleitet werden und die auch schon früh selber Untersuchungen und Behandlungen unter Anleitung der erfahrenen Ärzte übernehmen dürfen.
Ich wurde im Krankenhaus schon von sehr jungen Ärzten betreut. Diese haben sich teilweise deutlich mehr eingesetzt als der Ober- oder Chefarzt manches mal. Der Chefarzt war mehr in den typischen Standards "gefangen" nach dem Motto "das habe ich immer so gemacht". Die Jungen hingegen hatten noch nicht den "Scheuklappen-Blick" und haben auch mal rechts und links geguckt, also auch andere Optionen und Fakten mit betrachtet. Außerdem sind die jungen Ärzte, gerade was neuere und modernere Untersuchungs- oder Behandlungsmethoden oft besser informiert und darin fitter als ältere Ärzte. Ich habe bei meinem sehr seltenen Krankheitsbild auch schon die Erfahrung gemacht, dass ältere Ärzte gesagt haben "das habe ich ja noch nie gehört, sowas gibt es nicht" und mich dann nicht mehr ernst genommen haben (trotz eindeutiger, aussagekräftiger Befunde) wohingegen jüngere Ärzte sich besser damit auskennen und auch die aktuelle Forschung (auch wenn es da nicht viel gibt) kennen und anwenden und eben auch mal "um die Ecke" denken.
In einem Krankenhaus habe ich sogar mal gewünscht, statt vom Chefarzt vom jüngeren Oberarzt behandelt zu werden (trotz "gebuchter" Chefarztbehandlung), weil ich das Gefühl hatte, der Oberarzt war viel näher an der Praxis wohingegen der Chefarzt mehr mit Verwaltung und Organisation und weniger mit Patientenbetreuung befasst war.
Genauso habe ich es aber auch schon erlebt, dass junge Ärzte sehr unsicher waren und ich im Gegensatz von der langjährigen Erfahrung der älteren Ärzte profitiert habe. Ältere Ärzte sind oft auch aufgrund der langjährigen Tätigkeit besser mit anderen Ärzten/Kliniken vernetzt und können z.B. eher geeignete Kollegen empfehlen oder sich mit denen austauschen.
Aber zu deinem konkreten Beispiel:
Wie soll bitte eine jung Gynäkologin , welche noch nie ein Kind geboren hat , einer erfahrenen Mutter raten , bei einer komplikationslosen Schwangerschaft, welcher Geburtstyp anzuwenden wäre.
Genau dafür gibt es die Ausbildung. In der Facharztausbildung zum Gynäkologen / zur Gynäkologin lernen die Ärzte u.a. genau das. Nach deiner Logik dürfte es dann ja keine männlichen Gynäkologen geben und jeder Chirurg müsste selber schonmal operiert worden sein, jeder Anästhesist schonmal selber eine Narkose bekommen haben.