Hi,
erstmal mein herzliches Beileid. Ich persönlich sehe es nicht so, dass man mit dem Besuch der Trauerfeier/Beerdigung einer Person die letzte Ehre erweist. Der Person konnte man Wertschätzung, Zuneigung, Freundschaft, Liebe usw. zeigen, solange sie am Leben war.
Eine Beerdigung ist mMn etwas für die Hinterbliebenen, um besser mit dem Tod umgehen zu können. Für viele ist es wichtig und neben traurig auch tröstlich, sich damit vom Verstorbenen verabschieden zu können, die Gemeinschaft dort zu spüren, zusammen zu trauern, zu merken, dass man nicht alleine ist. Für manche ist es auch ein wichtiger Schritt, um weiter machen zu können, ein Abschluss sozusagen, nach dem man zwar öfters erstmal in ein Loch fällt, weil die ganze Aufregung vorbei ist, aber auch der Startpunkt zur Heilung.
Einigen hilft es, nach der Beerdigung über Verstorbene zu sprechen, seine Eigenarten, schöne oder auch lustige Erlebnisse zu teilen. Das ist auch eigentlich für die folgenden Jahre bzw immer mMn noch sehr wichtig - sobald man emotional damit klar kommt, über nahestehende Verstorbene zu reden, einfach mal sagen man vermisst oder erinnert sich an etwas oder stellt sich vor, was die jeweilige Person grade sagen oder tun würde.
Auch glaube ich nicht, dass Trauer irgendwann was Schönes wird, sondern ist immer einfach traurig und oft fast unerträglich schwer, egal wie lange der Tod her ist. Und das ist auch ok, man muss nicht irgendwann nicht mehr traurig sein. Nur ist es eben wichtig, sich dadurch selbst nicht zu verlieren und in ein dauerhaftes Loch zu fallen. Vielleicht war es oben im anderen Kommentar ja auch so gemeint, dass je mehr Zeit vergeht, man immer mehr schafft, schöne Erinnerungen und Dankbarkeit zu haben und nicht nur Trauer zu spüren.
Um zum Thema Beerdigung zurück zu kommen: Geh hin, wenn du es möchtest. Weil du es möchtest entweder, weil es dir wichtig ist, dich zu verabschieden und dort zu sein. Oder weil es dir wichtig ist, der unmittelbaren Familie bzw anderen Familienmitgliedern und Freunden zu zeigen, dass du da bist, dass ihr zusammen trauert usw. (Wenn man nicht zur unmittelbaren Familie gehört sondern Freund der trauernden Familie ist, gehen Leute auch oft nicht wegen des Verstorbenen auf die Beerdigung, sondern um den unmittelbar betroffenen ihre Anteilnahme zu zeigen).
Beides aber nur, wenn du glaubst, dass du es emotional verkraftest. Wenn sich alles in dir sträubt, geh n8cht. Man kann auf verschiedenste Weisen trauern und Abschied nehmen.
Falls du gehst: du darfst dort auch weinen und Trauer zeigen, wie es ganz viele tun werden. Wenn es dir hilft, halte Hand mit jemandem, der dir nahe steht. Versuche möglichst tief und ruhig ein- und auszuatmen.
Wenn du in den nächsten Tagen/Wochen/Monaten weiterhin nicht gut damit klar kommst, scheu dich nicht davor, dir Hilfe zu holen. Sei es bei Therapeuten, in Selbsthilfegruppen, bei Trauerberatung usw.
Alles Gute dir