Hat Xanax im Vrgl. zu anderen Benzos ein erhöhtes Potenzial Panikattacken zu verursachen?
Hallo zusammen
Ich habe von meinem Arzt für akute Situationen sozialer Phobie Xanax verschrieben bekommen. Im Wissen, dass das Medikament, aufgrund eines hohen Abhängigkeitspotenzials, möglichst selten eingesetzt werden sollte, muss ich sagen, dass es in den genannten Situationen durchaus hilfreich ist und ich auch wenige NW erfahre.
Nun habe ich aber gelesen, dass Xanax grundsätzlich das einzige Benzo ist, welches für Panikattacken indiziert ist. Liegt dies an einer Verkaufsstrategie der Pharmakonz. (vielleicht da Xanax eines der ersten Benzos mit vrglw. kurzer HWZ war) oder basiert dies auf der chemischen Wirksamkeit des Stoffes? Wenn Letzteres der Fall ist, könnte es sein, dass als allfällige Entzugserscheinungen besonders bei Xanax (da dafür explizit indiziert) Panikattacken auftreten könnten? Also mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als bei anderen Benzos? Aufgrund einer Historie von Panikattacken würde ich in diesem Fall versuchen auf ein anderes Benzo zu wechseln. Aber macht dies Sinn?
Vielen Dank für eure Hilfe!
1 Antwort
War damals unser erstes Triazola Benzodiazepin überhaupt. Tatsächlich ist hier die Gefahr als überdurchschnittlich groß anzusehen. Das nennen wir Rebound Effekt. In den USA hat dieses Medikament schon enormen Gesellschaftlichen Schaden verursacht.
Es flutet rasch an, diffudiert nach wenigen h in's umliegende Fettgewebe und die Konzentration vor Ort lässt deutlich nach.... Leider setzten bei "allen" uns bekannten Benzos nach dem Absetzen (nach einer gewissen Zeit wohlgemerkt), mehr oder weniger flott auch die Zielsyptome wieder ein. Alprazolam hat eben eine ausgesprochen potente anxiolytische Komponente. Clonazepam wäre hier gleich auf mehren Ebenen etwas güstiger zu betrachten; flutet durch den Ph Wert (liegt ganz anders, als sonst üblich) anders an (Blut Hirn Schranke), hat ne viel längere HWZ und hat sich ebenfalls schon mehrfach in dieser Disziplin bewährt.
Auch für unseren 1,5 Benzo Frsium™ liegen und gute Daten vor. Allerdings wirkt es anxiolytisch auch deutlich schwächer. Alle Triazolos gelten zusammen mit dem Lorazepam und Bromazepam (beides 1,4 Benzos der alten Schule) als eher risikobehaftet.
Flubromzolam soll angeblich schon nach 2-3 maliger Einnahme Entzugserscheinungen auslösen (moderat). Auch der titt Peakt ist mega rasch ein (ist ein RS Benzo ohne Zulassung, nur zum Vergleich).
Vielen Dank für deine Antwort! Habe noch Folgendes gefunden PubMed. Gemäss dieser Studie vom Jahr 2011 konnten keine signifikanten Unterschiede anderer Benzos zu Xanax (Alprazolam) in Bezug auf Panikattacken nachgewiesen werden.
Wie du bereits gesagt hast, war Alprazolam eines der erst-entdeckten schnell wirkenden Benzos. Die schnelle Wirksamkeit und kurze HWZ waren im Gegensatz zum damaligen Marktführer Valium völlig neu. Es macht daher Sinn, dass mit akuten Angstzuständen, wie es Panikattacken nun Mal sind, geworben wurde.
Interessanter Nachtrag bzgl. Tranylcypromin. Es ist halt das Commitment, welches man aufgrund der längeren, regelmässigen Einnahme von Antidepressiva (auch SSRI's) eingeht und die von Dir erwähnten NW, welche in der Abwägung eher für Benzos sprechen. Natürlich ist dies immer einzelfallabhängig und individuell.
Es überrascht mich grundsätzlich auch, dass im Zusammenhang mit anxiolytischen Wirkungen von Medikamenten nicht mehr über die Wirkung von Ethanol (Alkohol) gesprochen wird. Bis zum Entdecken und Aufkommen der Psychopharmaka war es immerhin die am meisten verwendete Substanz bei psychischen Störungen / Erkrankungen. Natürlich sind das Abhängigkeitspotenzial und die damit verbundenen sozialen, wirtschaftlichen und gesundheitlichen Folgen Grund zur Sorge. Eine starke physische Abhängigkeit kann in einer noch kürzeren Zeit jedoch auch bei Benzodiazepinen aufkommen. Auch kann eine hohe Wirksamkeit besonders bei Phobien, wie bei der sozialen Phobie (spricht im Volksmund doch auch immer von der geselligen Komponente des Glas Weins) nicht abgesprochen werden. Diesbezüglich wären die Ergebnisse einer Blind-, bzw. Doppelblindstudie, welche die anxiolytischen Effekte auf der Hamilton-Skala, sowie auch den antidepressiven Effekt von Alkohol, Benzodiazepinen und SSRI's vergleicht, durchaus spannend zu sehen.
Wir hatten noch die große Gruppe der Barbiturate und noch zuvor das Brom. Beides war/ist nicht so spezifisch anxiolytisch wie unsere Benzodiazepine. Mebrobamt war da ein Bindeglied. Die Affinität zu bestimmen Arealen etwas grösser (im direkten Verglich mit den Barbituraten). Eigentlich haben wir da insgesamt sogar noch viel mehr....
Unser Goldstandard Diazepam ist durchaus rasch wirksam besonders auch oral. Die HWZ sehe ich jetzt gar nicht einmal als das Problem an, aber es sediert eben deutlich mehr als Alprazolam. Das ist nicht immer so erwünscht. Da scheiden sich die Geister dann aber eh schon sehr....
"Tranylcypromin" Ein irreversibler MAO-Hemmer der zweiten Generation. Allerdings haben wir deutlich mehr NW zu verzeichnen. Eine spezielle Diät wäre erforderlich und es greift nicht in allen Fällen. Dein Arzt kennt sich weit besser aus und ist auch der einzig richtige Ansprechpartner hier!