Kind klammert
Hallo, ich frage hier für eine Freundin, welche ein Problemchen mit ihrem 9-jährigen Sohn hat. Er hat sonst gerne bei Oma geschlafen, sonst aber nirgendwo außer zu Hause. Außer notgedrungen mal bei seinem Freund. Allerdings war er immer sehr unproblematisch, gut erzogen, usw. Seit ein paar Wochen ist es nun so, dass er zu Hause nicht ohne Mama sein will. Wenn sie ihren Frauenabend hat (Papa ist dann da, ist auch ein wirklich guter Papa), jammert er vorher schon ständig, dass sie nicht gehen soll, obwohl er weiß, dass Mama ja in ein paar Stunden wieder da ist. Ist sie auf Elternabend macht er das genauso (obwohl der Babysitter da ist, ruft er ständig Mama heimlich vom Bett aus an). Wenn Papa nicht da ist oder weg muss, verhält er sich nicht so, da fragt er nicht ständig (er ist Schichtarbeiter, weiß nicht, ob das damit auch was zu tun haben könnte). Vor ein paar Monaten ist seine Oma gestorben, meine Vermutung wäre jetzt, dass er deshalb so reagiert. Aber gibt es noch andere Gründe? Die Mama ist mittlerweile recht verzweifelt. Sie sagt, wenn das so weitergeht, kann sie bald nicht mehr alleine zur Toilette gehen. Weiß hier jemand Rat? LG, joanna11
2 Antworten
Es liegt nahe, dass das Kind durch den Tod der Oma Ängste entwickelt hat, die es nun auf die Mutter projeziert. Sprich: die Oma ist nicht mehr da, hoffentlich bleibt Mama wenigstens bei mir. Es ist deshalb eine äußerst schwierige Zeit. Die Mutter könnte mit dem Kind eine klärende Aussprache führen, ihm erklären, dass sie ihn nicht verlassen will, sich auch gerne um ihn kümmert, jedoch von Zeit zu Zeit auch alleine etwas unternehmen möchte. Das ist nicht nur gut für sie selbst, sondern auch für das Kind, weil sie dann viel entspannter dem Alltag und den Sorgen mit ihrem Kind begegnen kann. Erklärungen allein sind natürlich nicht genug, sie muss ihre Freizeit oder andere außerhäusliche Verpflichtungen durchsetzen. In der Anfangszeit wäre es hilfreich, auf fremde Aufsichtspersonen zu verzichten, der Vater sollte das übernehmen. Das Kind wird sich wohl dagegen wehren, dass die Mutter das Haus verläßt, aber er wird sich auch daran gewöhnen, wenn sie es konsequent tut und sich nicht beirren läßt. Ich möchte sogar soweit gehen und sagen, das Handy der Mutter bleibt ausgeschaltet. Der Junge muss sich daran gewöhnen, dass die Mama nicht jederzeit erreichbar und für ihn greifbar ist. Der Vater hat in dem Moment die Aufsicht und deshalb ist ein ständiges Anrufen bei der Mutter nicht nötig. Es verlängert nur den "Abschiedsschmerz". Es klingt vielleicht ein wenig hart, aber ich spreche aus eigener Erfahrung. Meine Kinder wollten teilweise nicht einmal ohne mich in der KITa bleiben, es gab jedesmal Kämpfe und Weinen. Aber wir blieben hart und es dauerte gar nicht soo lange, bis alles seinen gewohnten Gang weiter ging. Alles Gute für Deine Freundin.
Im Prinzip entwickelt ein Kind dann Angst, wenn die gewohnte Umgebung oder der gewohnte Tagesablauf zu oft oder zu einschneidend verändert wird. Deswegen lieben Kinder Rituale wie bestimmtes Essen, immer die gleichen Geschichten etc. In der mittleren Kindheit (8-11 Jahre) kann eine Verunsicherung durch schlechte Leistung in der Schule oder im Sport dazu kommen.
Falls sich das Klammern durch eine bestimmte Ritualisierung des Tagesablaufs und/oder durch Verbesserung der Leistungen in Schule oder Sport nicht bessern sollte, wäre ein Gespräch in einer Familienberatungsstelle angebracht.