Darf mein Arzt sich so verhalten?
Mein Hausarzt hat mir am Freitagabend klipp und klar erklärt, wenn ich nicht das Hausarztmodell unterschreibe dann werde ich ab Juli nicht mehr von ihm behandelt. Er meinte, daß er mit seinen "uneinsichtigen" Patienten nocn bis Juni Geduld hätte, aber ab Juli behandelt er nur noch Patienten die unterschrieben haben. Wenn ich bis dahin nicht unterschreiben würde, müsse ich mir einen neuen Hausarzt suchen. Nun ist es so, daß ich ganz selten einen Arzt brauche und wenn ich dann wirklich krank bin gehe ich sowieso zuerst zum Hausarzt und nicht direkt zum Facharzt. Aber mich schriftlich festnageln lassen will ich nun auch nicht. Meine Frage: Darf mein Arzt mich so erpressen? Ich werde mich morgen auch noch bei der AOK erkundigen, wollte aber heute schon mal wissen, ob sich jemand damit auskennt.
13 Antworten
Hallo Kehrwisch,
dein Arzt darf sich seine Patienten selbst aussuchen. Es sei denn, es handelte sich um einen medizinischen Notfall. Nur in diesem Fall müsste er dich behandeln - ob er wollte oder nicht.
Ich sehe allerdings keinen Nachteil in diesem Hausarztmodell:
"Der Hausarzt übernimmt die Behandlung, überweist bei Bedarf an Fachärzte bzw. Krankenhäuser und hat idealerweise einen umfassenden Überblick über die Krankengeschichte des Patienten sowie die vorgenommenen Behandlungen.
Die „Lotsenfunktion“ (Gatekeeping) soll Mehrfachuntersuchungen und -behandlungen, vermeidbare Wechselwirkungen von Arzneimitteln, Interpretationsfehler isoliert arbeitender Spezialisten sowie unnötige Besuche bei anderen Ärzten und unnötige Krankenhauseinweisungen vermeiden."*
LG Anita
*Quelle und weitere Informationen: http://www.arztwiki.de/wiki/Hausarztmodell
Da möchte mal folgendes einwenden. Hatte einen Sprunggelenkbruch. Ging zum Hausarzt. Der schickte mich dann zum Orthopäden. Der Orthopäde schickte mich dann zu einem Radiologen der Aufnahmen vom Fuss machte.
Keiner der Ärtzte behandelte mich. So wurde ich dann in die Klinik überwiesen. Hatte all die Aufnahmen dabei, die einen Tag zuvor beim Radiologen gemacht wurden.
In der Klinik ging dieses Prozeder erneut los, obwohl ich die Aufnahmen dabei hatte. Wieder Röntgenaufnahmen in größerer Anzahl.
Dann ab in die Gipsabteilung in der der Fuss eingegipst wurde. Danach Vorstellung beim Oberarzt. Der blätterte in seinem Terminkalender und nannte mir einen OP Termin der etwa drei Wochen später lag.
Da erklärte ich dem Oberarzt, dass ich Privatpatient sei. Mein Besuch in der Klinik war freitags. Der Oberarzt blätterte dann nochmals in seinem Terminkalender und sagte, kommen sie am Montag und dann können wir sie am Dienstag operieren. So kam es dann auch und alles verlief gut.
Mich hätte der Hausarzt sofort in die Klinik überweisen sollen, denn er sah anhand des dick geschwollenen Fusses, dass es sich um einen Bruch handeln musste. Zudem beschrieb ich, was und wie es passierte und dass ich einen heftigen Knacks im Sprunggelenk verspürte.
War also bei 3 Ärzten, bevor man mich in die Klinik überwies. Dann wurden erneut Röntgenaufnahmen gemacht, obwohl aktuelle Aufnahmen vorlagen.
Da verdient jeder Arzt. Der Hausarzt, der Orthopäde, der Röntgenarzt und am Ende die Klinik und die mich behandelnden Ärzte.
Hausarzt und Klinikärzte , das hätte gereicht, auch die weiteren Röntgenaufnahmen wären nicht erforderlich gewesen. An die 100 Bilder (einhundert) wurden beim Röntgenarzt vom Fuss gemacht.
Was das alles kostet und ich bin ja nicht der einzige Patient dem es wahrscheinlich so ergeht. Kostenaufblähung des Gesundheitswesens.
Ja darf er. Auch ein Arzt ist nicht verpflichtet jeden Patienten zubehandeln, solange es kein Notfall ist. Aber ich versteh dein Problem nicht. Ein Facharzt darf dich ohne Überweisung vom Hausarzt nicht behandeln und wird das auch nicht tun. Die Krankenkassen würden eine solche Behandlung nicht zahlen. Du mußt also in jedem Fall erst zum Hausarzt für eine Überweisung zum Facharzt. Die wird er dir aber nur geben wenn er dich untersucht hat. Unterschreib das Fomular und gut ist.
Nein, der Arzt verhält sich nicht rechtens. Ich habe einen ähnlichen Fall gehabt und habe mich bei meiner Krankenkasse erkundigt. Prinzipiell dürfen Ärzte sich, außer in Notfällen, sich Ihre Patienten selbst aussuchen. VERTRAGSÄRZTE (Kassenärzte) dürfen aber nur unter sehr begrenzte Umständen die Behandlung ablehnen. Der Arzt würde wahrscheinlich unter Befragung natürlich andere Gründe für die Ablehnung angeben: z.B. Überlastung durch die Anzahl von Patienten die seine Praxis behandeln muss, damit sein widerrechtliches Verhalten nicht aufgedeckt wird. Du kannst einen Verstoß schon bei der Kassenärztliche Vereinigung melden; die werden aber nur gegen den Arzt vorgehen wenn sich die Verstoßmeldungen häufen.
An deiner Stelle hätte ich sowieso kein Vertrauen mehr zu diesem Arzt und würde mir einen anderen suchen.
Quelle: http://www.versicherungsnetz.de/02-01/00000301.htm + Rücksprache mit meiner Krankenkasse
Such dir einen neuen Doc.
Ja, er kann sich so verhalten. Das würde aber bei mir zum sofortigen Wechsel zu einem anderen Hausarzt führen.
Der Hintergrund des Verhaltens dieses Arztes ist der, dass der Arzt, so du ein Hausartzmodell unterschreibst, der Arzt quartalsweise von der Krankenkasse einen gewissen Betrag bekommt, auch wenn du nicht in die Praxis kommen musst.
Das ist eben eine reine Geldsache. Hat der Arzt 100 oder 200 Patienten die das Hausartzmodell unterschreiben, so hat er zusätzliche Einnahmen, für die er im Einzelfall gar keine Leistungen erbringen muss.
Dem Arzt kommt es eben auf das zusätzliche Geld an, das steht bei ihm im Vordergrund.