Dürfen Psychotherapeuten die Diagnose verschweigen?
Ich war mehrere Jahre bei einem Psychoanalytiker der wusste das ich ADHS habe, weil er mehrere Tests mit mir gemacht hat - ich bat Ihn mehrmals eindringlichst darum mir eine Diagnose zu geben, doch er ist bis zum Schluss nicht damit rausgerückt. Die Diagnose bekam ich erst Jahre später als ich die gleichen Tests nichmal gemacht habe und erführ das dass ADHS Tests waren.
Ist das legal was dieser Therapeut gemacht hat?
3 Antworten
Zunächst solltest Du mal wissen, dass Psychoanalytiker gar nicht die richtigen Ansprechpartner für einen ADHS-Test sind! Sie haben in der Regel auch nicht das richtige Testmaterial für ADHS-Tests zur Verfügung.
Insofern ist für mich nicht nachvollziehbar, was da mit Dir überhaupt veranstaltet wurde.
Der Ansprechpartner für ADHS ist und bleibt der Psychiater - bis zur Altersstufe von 18 Jahren der Kinder- und Jugendpsychiater.
Bestenfalls könnte ein Verhaltenstherapeut einen solchen Test machen neben den offiziellen Tests der Psychiater.
Wenn Du keine Diagnose bekommen hast, so ist in dem Fall schon klar warum, weil Du bei dem Psychoanalytiker irgendetwas gemacht hast, aber mit Sicherheit keinen korrekten ADHS-Test.
Ich habe momentan einen ähnlichen Fall vorliegen.
In dem Fall wurde seitens des Psychoanalytikers behauptet, dass eine ADHS vorliegen würde, hinterher stellte sich heraus, dass überhaupt kein richtiger ADHS-Test vorliegt.
Entsprechend kam auch damals kein konkretes Testergebnis heraus.
Korrekt ist diese Vorgehensweise nicht, zumal man wissen müsste, ob dieser Psychoanalytiker bei Deiner Krankenkasse die Kosten für einen ADHS-Test in Rechnung gestellt hat.
Wenn er tatsächlich einen entsprechenden Test gemacht hat, ist er auch verpflichtet das Testergebnis bekannt zu geben und Dir für weitere Behandlungsmöglichkeiten zu übergeben.
Wie lange warst denn damals mit dem Test beschäftigt? Ein paar Stunden oder ein paar Tage?
Erinnerst Du Dich noch, was damals genau gemacht wurde?
Ich würde Dir empfehlen, dass Du Deine Krankenkasse verständigst. Die können überprüfen, ob eine entsprechende Leistung abgerechnet wurde und für welchen Zeitpunkt.
Dann ist der Psychoanalytiker auch verpflichtet, Dir das Ergebnis im Detail
mitzuteilen.
Hi clueso87, ich bedanke mich herzlich für Deine Auszeichnung meiner Antwort als Hilfreichste Antwort.
Ich möchte in diese Auszeichnung sehr gerne auch noch den User
martinpalatina mit einbeziehen, der als Betroffener ebenfalls eine hervorragende Antwort gegeben hat!
Da man als FS ja leider keine 2 Sterne vergeben kann, ist es wohl am besten, wenn zwei Antwortende sich zumindest mental für den
Stern als gleichberechtigt ansehen, zumal dann, wenn sie sich auch
noch fachlich ergänzen!
Deshalb von mir ein Danke an martinpalatina für Deine Unterstützung!
Das war kein richtiger ADHS-Test, sondern lediglich eine oberflächliche Befragung. Ein ausführlicher Test beim Psychiater geht über ein paar Tage hinweg.
Vorweg wird ein IQ-Test gemacht, anschließend folgt der Konzentrationstest.
Die Befragungen, von denen Du hier berichtest, sind lediglich die "Begleitmusik". Mit den Antworten aufgrund von solchen Fragen hätte ich Dir auch gleich sagen können, ob Du AD(H)S hast oder nicht, da es typische Merkmale gibt, anhand derer man vermuten kann, dass eine ADHS vorliegt, es ist jedoch kein sicherer Nachweis. Eine derartige Vorgehensweise ohne ausgiebigen Test ist absolut unseriös.
Ein ADHS-Test muss schon solide aufgebaut sein.
Unter den ADHS-lern haben wir sehr häufig Höher Begabte, und da ist wieder eine der auffallenden Begleiterscheinungen der Mangel an Sozialkompetenz.
Wie Du inzwischen sicher erfahren hast, hatten Deine Problemstellungen mit Sicherheit nichts mit einer sozialen Phobie zu tun, sondern es handelte sich sehr wahrscheinlich lediglich um eine
AD(H)S mit einer begleitenden Höheren Begabung.
Wie Dir martinpalatina bereits in seiner Antwort eindrucksvoll beschrieb, ist eine Analyse absolut kontraproduktiv bei einer vorliegenden ADHS.
Leider neigen die Psychoanalytiker dazu einen Patienten nicht mehr
"aus den Fängen" zu geben, wenn er erst mal in ihrer Praxis ist.
Da wird bis zum Exzess eine Analyse gemacht, die angesichts der vorliegenden Problemstellung überhaupt nichts bringt. Im Gegenteil, manchen Patienten geht es in solchen Fällen nach einer Analyse schlechter als vorher.
Da die Psychoanalytiker immer davon ausgehen, dass die vorhandenen Problemstellungen mit der Kindheit oder einer Partnerschaft zu tun haben, kommen sie überhaupt nicht auf die Idee, den pragmatischen Ansatz und Weg als erstes zu gehen.
Aufgrund der Gesamt-Denkweise der Psychoanalytiker erkennen sie das Vorhandensein einer ADHS auch nicht an, sie machen sich nicht mal die Mühe den IQ zu überprüfen, anhand dessen man beispielsweise auch schon erkennen könnte, ob eventuell anstelle von sozialen Ängsten nicht eher eine Höhere Begabung vorliegt, die mit einem Mangel an Sozialkompetenz verbunden ist.
Das beinhaltet ja bereits die Probleme mit den sozialen Interaktionen.
Es tut mir sehr leid für Dich, dass Du solche Umwege gehen musstest, ehe Du dann offensichtlich doch noch zu einem Resultat gekommen bist.
Ich gebe Dir hier noch einen Link:
Der führt Dich zum Bundesverband der Selbsthilfegruppen ADHS + ADS. Die Selbsthilfegruppen sind häufig besser informiert als so mancher Arzt. Ich halte sehr viel von diesen Gruppen.
Außerdem findest Du auf der Homepage vom BV einen Shop, über den man die verlagseigenen Bücher kaufen kann, die in der Regel besser sind als die Bücher, die es im Handel dazu gibt. Drucke Dir mal die Bücherliste aus.
Besonders aufmerksam machen möchte ich Dich auf folgendes Buch: "Das Kreative Chaos".
Dieses Buch ist gerade in einer überarbeiteten Fassung erschienen, Du kannst es bei Amazon kaufen.
Ich wünsche Dir viel Erfolg für die weiteren Schritte, die nun unternommen werden, um Dir auch Lebenshilfen zu ermöglichen.
Falls Bedarf da ist, kannst gerne auch mit mir Kontakt aufnehmen, denn die AD(H)S gehört ebenfalls zu meinen therapeutischen Spezialgebieten.
Nein, schlimmstenfalls ist das unterlassene Hilfeleistung aber das wirst du nie durchsetzen können. Dass er nichts gesagt hat liegt an der psychoanalytischen Schule. Die "glauben" in der Regel nicht dass es ADHS als Stoffwechselstörung überhaupt gibt sondern denken alles, auch ADHS typische Probleme, aus der Biografie erklären und entsprechend mit ihren Methoden behandeln zu können. Medikamente oder Psychotherapie lehnen Analytiker in der Regel ab. Das blöde: Es gibt ja wirklich solche Dinge bei denen Psychoanalyse hilft nur ADHS gehört sicher nicht dazu. Viele Fachleute halten Psychoanalyse bei ADHS sogar für Kontraindiziert.
Nein er hat sich strafbar gemacht
nun, ich war bei Ihm weil ich soziale Ängste hatte & extremste Probleme mit sozialen Interaktionen, weil ich überall wegen meiner (verbalen) Impulsivität angeeckt bin und ich deswegen gemobbt wurde usw.
Das ich ADHS habe war damals noch nicht diagnostiziert.
Allerdings verstand ich damals auch nicht wirklich den Unterschied zwischen VT und Analyse und so dachte ich auch nicht daran das da ein so großer Unterschied ist... inzwischen bin ich schlauer.
Bezüglich das Fragebogens den der Analytiker mit mir durchgegangen ist: damit waren wir ungefähr 45 Minuten beschäftigt.
Fragen waren z.B. welche Wirkung Kaffee auf mich hat & ob ich mich unter dem Einfluss von Kaffee besser konzentrieren könnte, ob ich emotionale Schwankungen habe, ob ich unordentlich sei, ob ich mich leicht ablenken lasse & Dinge schnell vergesse, ob ich schnell das Interesse an Dingen verliere, ob ich viel tagträume, ob ich Schlafstörungen habe, etc. ...
...er fragte halt nach typischen ADHS Symptomen.
ich kann aber nicht sagen ob der Test einfach nur ein etwas ausführlicherer Fragebogen aus dem Internet war oder ein offizeller Test. also ein starker Verdacht auf ADHS lag aufjeden Fall vor.
außerdem habe ich Jahre später bei einem Psychiater auch so einen Test gemacht zu genau den gleichen Themen und das Testergebniss zeigte sehr deutlich das tatsächlich eine ADHS vorliegt.