Eine Frage an Rollstuhlfahrer. Ist Luftbereifung oder Vollgummi einfacher zum Selbstfahren?

6 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Wie schon Sternenmami sagte, du hast wahrscheinlich das ganz normale Kassenmodell. Das sind in der Regel Pflegerollis und nicht dazu gedacht damit größere Strecken zu bewältigen. Auch wenn man einzelne Teile anpassen lassen kann, echte angepasste Rollis sind einfach völlig was anderes. Der Unterschied ist, dass du dir dann einen Aktivrollstuhl verschreiben lassen musst. Du wirst begeistert sein über den Unterschied im Handling. Aber setz dich dann wirklich gut mit den Modellen auseinander, da gibt es unglaublich viele Möglichkeiten. Ein Rolli is einfach wie ein Schuh, wenn er nicht passt wird man nicht glücklich. Du läufst doch auch nicht Monatelang mit drückenden Schuhen rum. Beim Rolli ist die Anschaffung nur wesentlich teurer und somit kauft man dann halt nicht schnell nen neuen wenn man merkt, dass er eben doch nicht ganz genau passt.

Das Antragsprozedere bei einem Aktivrolli ist oft sehr langwirig, da du erst mal mit einer Ablehung der Krankenkasse rechnen musst, dann Widerspruch etc. plane also wirklich ausreichend Zeit ein das zu schaffen und dann braucht es auch noch mal Zeit den richtigen für dich zu finden und diesen dann auch produzieren zu lassen. In der Regel ist man gut beraten, wenn man sich einen Anbieter sucht der wirklich Erfahrung mit Aktivrollis hat und nicht ins SAnitätshaus um die Ecke geht. Die Sanitätshäuser mit eigener Werkstatt, die die Anpassungen mit eigenen Fachkräften machen, die dann auch an der Beratung teilnehmen sind meist die Besten. Dafür lohnt es sich auch etwas weiter zu fahren.

Sternenmami 
Beitragsersteller
 06.10.2015, 10:23

Ich (also die Fragestellerin) bin Sternenmami.

Ich habe zur Zeit einen Aktivrollstuhl, den ich übers Internet bestellt habe (allerdings eine doch recht günstige Variante ... schieben lässt er sich gut, aber selber fahren ist Mist). Natürlich ist das kein Vergleich zu einem vom Sanitätshaus (wir haben übrigens zwei tolle Sanitätshäuser mit eigener Werkstatt in der Nähe, welche auch hauptsächlich die hiesigen Krankenhäuser und Rehakliniken beliefern, aber im Moment wollte ich mir diesen Antragskram ersparen, weil schon so einige Anträge bzgl. Zuerkennung Kennbuchstaben und Erhöhung Pflegegeld laufen).

Ist von der Krankenkasse aus wirklich auch dann mit Ablehnung zu rechnen, wenn man den Kennbuchstaben "aG" hat (zur Zeit habe ich bereits Kennbuchstaben "G", aber da sich mein Zustand drastisch verschlechtert hat, habe ich jetzt "aG" beantragt) und die Pflegestufe auf 2 oder sogar 3 angehoben wurde? Da mein Gesundheitszustand momentan extrem unstabil ist, muss rund um die Uhr jemand bei mir sein, weil bei mir zur Zeit aus ungeklärten Gründen ein Blutwert total verrückt spielt und die Herzfunktion in Mitleidenschaft zieht. Sollte dem wirklich so sein, dass die von der Krankenkasse Theater machen, werden sie feststellen, dass ich einen verdammt langen Atem haben kann (meine Lunge funktioniert nämlich noch ganz gut ... ist auch so ziemlich das einzige, was noch richtig funktioniert). Mit Anträgen kenne ich mich inzwischen super gut aus. War schon so ein riesiges Theater, bis ich endlich unbefristet berentet war. Die befristete Berentung war ja schnell geschafft, aber die unbefristete Berentung hat doch viel Zeit und Nerven gekostet.

Ich danke Dir aber für Deine Antwort. Wenn es bei mir wirklich doch so werden sollte, dass auch die kleinen Wege nicht mehr ohne Rolli gehen, werde ich mir auf jeden Fall einen maßgeschneiderten Rolli beantragen (und ihn auch bekommen ... die werden mich schon kennenlernen ;-) ). Da bin ich doch ziemlich optimistisch.

Vielen Dank und alles Gute

Sanja2  15.10.2015, 08:35
@Sternenmami

ja, das ist leider bei Krankenkassen so, auch mit aG und Pflegestufe 2. Dann wird dir ja schon unterstellt, dass du so pflegebedürftig bist, dass du eh nicht mehr so am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kannst und so ein teures Teil gar nicht brauchst. Blödsinn, aber wird leider oft so gehandhabt. Fang deshalb rechtzeitig an mit Anträgen und Arztbriefen sammeln und so weiter. Ich drück dir die Daumen, ein eigener Aktivrolli ist einfach gold wert. Wenn sich das Teil das du jetzt hast gut schieben lässt, aber nicht gut selbst fahren, hat es vielleicht den falschen Winkel von deinem Arm zum Rad. Wenn die Kraftübersetzung nicht gut funktioniert, weil eben der falsche Winkel entsteht, dann geht es bei selbst fahren schwer. Oft sind das die Rollis mit den Armlehnen, weil du so Entenarme machen musst um überhaupt ans Rad zu fassen. So kannst du deine Kraft nicht gut einsetzen und musst dich irre anstrengen. Besser sind die Rollis ohne Armlehne, nur mit Seitenabgrenzung zum Rad, damit das Rad dir die Kleidung nicht komplett dreckig macht. Weißt du was ich meine? Irgendwie habe ich diesmal keine Nachricht bekommen, dass du geantwortet hast, deshalb habe ich die Antwort erst nach der hilfreichsten Antwort bemerkt. Vielen Dank fürs Sternchen. Wenn du noch Fragen hast wäre vielleicht eine persönliche Nachricht gut, sonst merke ich es womöglich nicht.

Das kommt darauf an wo er überwiegend genutzt wird.

Auf absolut glatten Flächen (wo gibt es die schon) wäre einer mit Vollgummi ausreichend.

Im "Gelände" dagegen ist Luftbereifung besser.

So die Meinung und Erfahrung meines Mannes der sich mit einem vollgummibereiften Rolli abplagt.

Sternenmami 
Beitragsersteller
 06.10.2015, 10:08

Danke für die Antwort. Genau das wollte ich nur wissen. Wirklich ebene Flächen gibt es hier nämlich kaum und ich musste bei meiner ersten Rollifahrt am Sonntag feststellen, dass das erstens ein ganz schönes Geschaukel ist und ich selber kaum in der Lage war, mich fortzubewegen. Ich wollte wissen, ob das mit Luftbereifung besser ist, aber laut Antwort Deines Mannes scheint das ja der Fall zu sein. Dann werde ich mir noch ein Paar Luftreifen dazu bestellen. So teuer sind die ja nicht.

nach über zehn Jahren Rolli-erfahrung: pannensichere Bereifung bietet den selben Komfort wie luftgefüllte Reifen, hat aber den RIESIGEN Vorteil nicht gerade DANN kaputt zu gehen, wenn irgendwelche Feiertage anstehen, an denen man KEINEN findet, der einem das repariert ich habe schon mehrere Weihnachtsfeste mit platten Reifen erlebt und das war NICHT schön. die Pannensicherheit wird nicht durch VOLLGUMMI erreicht, sondern durch einen recht festen Schaumstoff, der die Luft ersetzt.

Sternenmami 
Beitragsersteller
 07.10.2015, 10:27

Ich danke Dir für Deine Antwort und Schilderung Deiner Erfahrungen.

Ich glaube allerdings nicht, dass die luftgefüllten Reifen ständig kaputt gehen. Das ist bei Fahrrädern nicht so ... weshalb also sollte das dann bei Rollstühlen anders sein?

Abgesehen davon habe ich ja einen Satz Vollgummireifen (sie werden vom Anbieter so benannt, also übernehme ich diesen Namen so ... wobei Schaumstoff auch Gummi ist) zu Hause, so dass ich im Falle von defekten Luftreifen jederzeit Ersatz parat hätte.

Ich werde mich im Sanitätsfachgeschäft beraten lassen, sobald meine ganzen Anträge, die derzeit laufen, vom Tisch sind.

Alles Gute

abibremer  06.02.2016, 13:46
@Sternenmami

Ich schrieb NICHTS von "ständig kaputt gehen", sondern dass ich mehrfach vor irgendwelchen Feiertagen mal einen Platten hatte. Wenn du mit einem großen E-Rolli durch die Wohnung fährst, macht sich schon nur EIN platter Reifen lenktechnisch höchst negativ bemerkbar. Da ich so unabhängig wie möglich sein will, bringe ich mein Altglas selbst zum nächsten Container, was aber oft auch egal ist, da viele "Strassensäufer" gern mal ihre Glasflaschen auf dem Gehweg zerdeppern.

"vollgummireifen" für Rollis gibt es gar nicht.manche Rollis sind an den vorderrädern mit hartkunststoffrollen ausgestattet, die aber zum draussen fahren VÖLLIG UNGEEIGNET sindNach über zehnjähriger Rollierfahrung habe ich mir für meinen NEUEN gleich "pannensichere Bereifung" rezeptieren lassen, weil ich mit Luftreifen grundsätzlich vor Feiertagen mindestens EINEN Platten hatte, wenn KEIN Sanitätshaus mehr arbeitet. Nach MEINER Erfahrung verhalten sich die pannensicheren Reifen "komforttechnisch" genauso, wie die luftgefüllten

Sternenmami 
Beitragsersteller
 20.10.2015, 17:20

Danke für Deine Antwort, auch wenn Du eine ziemlich identische Antwort schon mal auf meine Frage gegeben hattest. Siehe andere Antworten.

also ich bekomme einen Rolli, der Vollgummi-Reifen besitzt. ich habe selber noch keine Erfahrungen damit gemacht, aber die Typen im Sanihaus meinten, dass es besser wäre, weil es wohl kaum einen Unterschied beim Fahren machen und es ist eifnacher, weil diese Reifen nicht so schnell kaputt gehen

abibremer  04.02.2016, 15:34

Vollgummireifen gibt es gar nicht: einige Faltrollis werden allerdings mit kleinen Hartplastik-Vorderrädern ausgeliefert, die aber den Nachteil haben, dass man schon bei verhältnismäßig flachen Türschwellen im Haus kaum noch vorwärts darüber rumpeln kann. Auf jeden Fall ist man mit solchen Dingern draussen absolut unkomfortabel unterwegs und ständig in der Gefahr aus dem Sitz herausgerüttelt zu werden.

Sternenmami 
Beitragsersteller
 09.10.2015, 11:00

Ich danke Dir für Deinen Rat.

Bislang haben mir viele Leute mitgeteilt, dass es etwas leichter ist, wenn man Luftbereifung nimmt, insbesondere, wenn der Untergrund nicht so eben ist, bzw. es viel Kopfsteinpflaster gibt. Letztendlich soll es aber wohl einen riesigen Unterschied machen, ob man einfach so einen Rollstuhl kauft oder sich diesen auf den Leib anfertigen lässt. Man hat mir gesagt, das wäre wie Schuhe kaufen. Da nimmt man auch nicht irgendwelche, sondern passt sie vorher an.

Ich wünsche Dir alles Gute und drücke die Daumen, dass der Rollstuhl für Dich eine große Erleichterung im Alltag darstellt.