Spürt man es, wenn man bald stirbt?

23 Antworten

Sie hatte es doch selbst angedeutet…sie hatte ein sehr schönes Leben…(die letzten Jahre anscheinend nicht mehr…sonst hätte sie ja gesagt…sie hat ein sehr schönes Leben)…Hans würde sich um sie kümmern…er habe das immer getan (Hans machte eben das, was sie als Mutter, Großmutter für Kinder und Enkel tat.. und nicht mehr von Kindern und Enkel zurückbekam…sie hatte sich um sie gekümmert, während ihr sie ins Altersheim steckt)….für wem sollte es wohl Lebensberauschend sein in einem Altersheim zu landen und auf den Tod zu warten… man empfindet sich abgeschoben aufgehoben…nun hat sie endlich die Ruhe, nach der sie sich gesehnt hat…verstehen wirst du das erst, wenn auch du im Altersheim landest und auf dem Tod wartest.

antag0nist 
Beitragsersteller
 20.03.2012, 08:10

Danke für deine ehrlichen Worte.

Dazu möchte ich gerne sagen, dass wir sie über ihre Dreieinhalb Jahre Heimzeit so gut wie jedes Wochenende abgeholt haben und sie den ganzen Tag bei uns war. Und wenn sie bei uns war, hatte sie Freude und war denke ich doch glücklich. Sie war jedoch so hochgradig pflegebedürftig, dass wir eine dauerhafte Pflege nicht hätten leisten können. Meine Schwester und ich studieren in einer anderen Stadt, meine Eltern sind beide berufstätig und sie brauchte nahezu Rundumbetreuung, da sie inkontinent war, nicht mehr laufen konnte, durch ihre Demenz Halluzinationen hatte (insbesondere Nachts) etc.

Vor ihrer Heimzeit lebte sie zwei Jahre auf dem Land bei einer ihrer anderen Töchter, deren Ehemann ausgebildeter Altenpfleger ist, jedoch zu der Zeit arbeitslos war und sich täglich um sie gekümmert hat. Nach einer Weile wurde den beiden das aber zu viel, da sie, wie schon gesagt, rund um die Uhr betreut werden musste, sie nachts mehrfach aufweckte durch Wahnvorstellungen etc. Es schlug ihnen auf Dauer einfach auf die Psyche. Außerdem ist es immer schwieriger, eigene Verwandte zu pflegen als Außenstehende, da man bei anderen ja noch emotionale Distanz hat.

Der Umzug ins Heim geschah mit ihrem Einvernehmen - sogar auf ihren Wunsch hin, nachdem sie sich mit ihrer Tochter auf dem Land verstritt und dort nicht länger wohnen wollte.

Wir haben versucht, ihr die Heimzeit so erträglich wie möglich zu gestalten. Wie gesagt haben wir sie fast jedes Wochenende abgeholt und uns lange und ausgiebig mit ihr beschäftigt. Natürlich wissen wir, dass es schöneres gibt, als ein Heimleben. Aber es erschien uns allen die beste Lösung zu sein. Wir hätten eine vollständige Pflege nicht leisten können. Im Heim hatte sie wenigstens noch Sozialkontakte - in ihrer Zeit auf dem Land hatte sie ja nur meine Tante und ihren Ehemann. Auch unter der Woche haben wir sie häufig im Heim besucht und uns dort mit ihr beschäftigt.

Ich denke, dass sie in ihren letzten Jahren noch etwas schönes hatte und glücklich war, wenn sie bei ihrer Familie war. Aber ich bin auch froh, dass sie nun von ihrem Leiden durch ihre Krankheit erlöst ist.

Natürlich hätten wir ihr niemals das zurückgeben können, was sie uns gegeben hat. Aber wir haben unser bestes versucht.

manuelathiel13  20.03.2012, 13:24
@antag0nist

Hört sich an, als würde man die Geschichte von einem Pferd lesen…ich hatte nur Objektiv beurteilt wie ich die Sache sehe…und wie ich sie bei euch in Deutschland mitbekam…vielleicht liegt es an eurem Sozialsystem, dass euch so unverständliche Dinge machen lässt…bei uns in Thailand ist es selbstverständlich, dass man seine Eltern, Großeltern bis in den Tod pflegt…wenn 2 Arbeiten, kündigt einer…wenn Kinder Studieren, wird das Studium unterbrochen…ein Leben ändert sich eben mit solch einer Situation..ich bin mir sicher, diese kranke Mutter hätte auch ein Leben lang für ihr Pflegebedürftiges und Behindertes Kind gesorgt ohne darüber nach zu denken welch eine Psychische Belastung sie dabei trägt.. Mutterliebe ist eben stärker als der eigene Kampf zum überleben… vielleicht sollten sich bei euch viele Gedanken darüber machen was ihnen im Leben wichtiger ist…ihr geplantes, sorgenfreies und unabhängiges Leben begleitet von Selbstsucht und Gier..oder das Leben eines Menschen, eines Angehörigen..begleitet von Liebe, Fürsorge und Menschlichkeit…ich schreibe das nicht für Dich, ich meine damit jeden der die Entscheidung trifft, sein Leben dem Leben seiner Eltern vorzuziehen…

Fotografin1958  20.03.2012, 19:11
@manuelathiel13

Das Blöde dabei ist leider nur, daß man nach einer Kündigung nicht unbedingt den Wiedereinstieg schafft, da eine solche Kündigung (um einen Familienangehörigen zu pflegen) von vielen Arbeitgebern nicht akzeptiert wird. Eine solche Entscheidung zieht so manche negative Umstellung mit sich nach: Der Betreffende fällt mitsamt seiner Familie unter Umständen recht schnell in "Hartz IV" mit all' seinen unschönen Begleiterscheinungen ... und das oft für den Rest des eigenen Lebens"

Das gilt übrigens auch, wenn man sein Studium deswegen unterbricht ... meist läuft es auf ein Abbruch des Studiums hinaus, und man landet letztendlich wieder bei der ARGE (also "Hartz IV" bzw. Sozialhilfe).

Einen nahen Familienangehörigen Tag und Nacht zu pflegen kann sich eigentlich nur jemand leisten, den einen seht gut verdienen Partner hinter sich stehen hat oder auf ein größeres Erbe hoffen darf ... viele andere können sich leider aus rein finanziellen Erwägungen gar nicht leisten (und ich spreche hier nicht von einer sorgenfreien und unabhängigen Zukunft).

antag0nist 
Beitragsersteller
 20.03.2012, 20:52
@manuelathiel13

Als meine Großmutter ins Pflegeheim kam, war ich 16 und ging noch für zwei Jahre zur Schule. Ein Schulabbruch wäre für mich permanent gewesen, da auch nicht abzusehen war, dass sie nur noch Dreieinhalb Jahre leben würde.

Für mich wäre diese Form der Pflege zu dieser Zeit nichtmal möglich gewesen, wenn ich es gewollt hätte. Außerdem wäre ich dem ganzen nicht gewachsen gewesen. Und ich bin mir sicher, dass meine Großmutter es auch nicht gewollt hätte, dass ich meine Zukunft aufgebe, um für sie zu sorgen. Das hätte sie wahrscheinlich strikt abgelehnt. Wie schon gesagt ist sie auf ihren eigenen Wunsch hin in ein Altenpflegeheim gezogen, hat es sich selbst ausgesucht.

Und meine Eltern mussten finanziell für meine Schwester und mich sorgen, um uns später ein Studium ermöglichen zu können. Meine Mutter unterhält eine Arztpraxis, die sie nicht mal eben so schließen kann, ohne ihre gesamte Patientenschaft zu verlieren. Und als Ärztin hat sie auch eine Verantwortung ihren Patienten gegenüber. Ähnliches gilt für meinen Vater, der Lehrer ist. Außerdem ist unser Haus nicht rollstuhlgerecht, also hätten wir es im Fall einer Rumdumpflege aufgeben müssen.

Keiner in unserer Familie ist geldgierig und darauf fixiert, groß Karriere zu machen. Ich persönlich studiere, um mit meinem gesammelten Wissen in Form von Forschung vielleicht ein kleines bisschen zum Wohl der Menschheit beitragen zu können. Meine Schwester studiert, um später als Psychologin Kindern zu helfen. Und wenn wir Geld verdienen wollen, dann dafür, dass wir später auch für unsere Familien finanziell sorgen können, ihnen ein schönes Leben bieten können und die Liebe und Fürsorge, die wir durch unsere Großmutter erfahren haben, an unsere Kinder und Enkelkinder weitergeben können.

Wie schon erwähnt litt meine Großmutter schwer an Parkinson und eine angemessene Pflege bedurfte einer professionellen Pflegerausbildung. Es wäre sehr fraglich gewesen, ob wir in der Lage gewesen wären, ihr ohne diese Fähigkeiten den gleichen Lebensstandard hätten bieten können, den sie im Heim hatte.

Ich weiß nicht, wie in Thailand die Altenpflegeheime aussehen, aber hier in Deutschland sind sie ein heller, freundlicher Ort, an dem die Menschen noch glücklich sein können. Das Pflegepersonal war immer sehr freundlich und wir haben diesem stets kritisch auf die Finger geschaut, damit sie meine Großmutter auch gut behandeln. Es war täglich fast von morgens bis abends irgendwie Programm und sie hatte Sozialkontakte die sie bei einer isolierten Pflege zuhause nicht gehabt hätte. Und immer wenn wir konnten war jemand aus unserer Familie nach Feierabend bei ihr im Heim, so dass sie an mindestens 3 Tagen die Woche immer jemanden hatte zum Spazierengehen, Reden, Einkaufen etc. Sie hatte wirklich nicht das schreckliche, alleingelassene Leben, das du dir vorstellst. Wenn man sie fragte, ob sie sich noch wohl fühle im Heim, so hat sie das stets bejaht. Und sie hat mir in den Wochen vor ihrem Tod noch oft gesagt, sie hatte ein sehr schönes Leben, und zwar nicht, wie du denkst, weil sie zur Zeit im Pflegeheim kein schönes Leben mehr hatte, sondern weil sie wohl gespürt hat, dass es bald zuende geht.

Mich würde noch interessieren, ob du aus Erfahrung sprichst. Hast du selbst dein Leben aufgegeben, um einen geliebten Menschen bis zum Ende zu pflegen, der im gleichen Maße pflegebedürftig war? Weißt du, was es bedeutet, diesen kontinuierlichen Verfall hautnah mitzuerleben? Nachts nicht schlafen zu können, da dieser Mensch unter Wahnvorstellungen leidet? Oder schilderst du nur distanziert die (scheinbare) objektive Realität in deinem Land? Wenn du das wirklich so gemacht hast und damit aus Erfahrung sprichst, dann hast du meinen allergrößten Respekt. Aber wenn nicht, dann sprich bitte nicht darüber als wäre es das einfachste der Welt.

manuelathiel13  21.03.2012, 07:02
@antag0nist

Was ist im Leben schon einfach…oft ist es für viele schon schwierig Nein zu sagen Ich bin nicht hier um Privat und Familiengeschichten aufzutragen…mich Interessiert hier besonders die Tiefsinnige Einstellung verschiedenster Charaktere… die Anonymität vieler reizt in sich haltende Wahrheiten zu Ofenbaren …wer lebt, macht unweigerlich Bekanntschaft mit Krankheit, Leid und Tod…während meines Studiums in München fuhr ich öfter mit Juristen in Altenheime und Krankenhäuser um Angaben für künftige Schriftsätze zu recherchieren…ich habe die Zimmer verschiedenster Altenheime nur überheizt und mit staubiger Einrichtung in Erinnerung, die Mandanten sitzend oder liegend den Po oder Rücken oft übersät mit Dekubitus …die Pflege des Personals war immer dürftig… Grundversorgung steht an erster Stelle…was mir besonders auffiel, war der Kindliche Umgangston mit alten Menschen..meiner Meinung nach Respektlos und Dumm..beim versterben hatte man oft den Eindruck man würde über ein Meerschweinchen sprechen…wie z.B. ohhh die arme…gestern abends ist sie ganz friedlich und ohne Schmerzen eingeschlafen… ich finde eure Kultur recht witzig… Altenheime bei uns in Thailand gibt es so viele wie Stecknadeln im Heuhaufen…wir haben ein unterschiedliches Sozialsystem….das Familiensozialsystem…Umfeld und Zimmer unterscheiden sich darin…hauptsächlich alte Hütten, keine Stühle, keine richtigen Möbel nur Flickwerk…dennoch Pflege und Versorgung rund um die Uhr jeder hilft mit..wie gesagt es werden sehr oft Arbeitsplätze in Bangkok aufgegeben nur um sich um das Wohl der Mutter oder des Vaters zu widmen…im Gegensatz zu der Deutschen Kultur wissen wir, dass sich unser Leben mit dieser Situation ändert, und diese Situation wird fortan einen Teil unseres Lebens bestimmen..@Fotografin spricht es sehr deutlich an..der Betreffende fällt mit seinem Umständen schnell in Harz 4..für Thais bedeutet das sehr oft Armut…im Gegensatz zu Westlichen Kulturen wissen wir, dass sich die Erde dreht und mit ihr der Zeiger am Uhrwerk…Veränderungen schaffen neue Situationen..viel Regen bedeutet viel Wasser selbst das Land, dass am meisten Überschwemmt wurde, findet wieder zu seinem Ursprung..es liegt nur daran wie stark man in einer Gesellschaft funktioniert und wie viel man von seinem Leben erwartet und bereit ist davon zu opfern …davon abgesehen habe ich in Deutschland auch Menschen kennengelernt, die es auf sich nahmen, Ihre Angehörigen bei sich zuhause zu versorgen und zu pflegen...unter anderem waren auch Harz 4 Empfänger darunter, die mit dem Erhalt eines Großteils an Monatlichen Pflegegeld die aktuell Materielle Lebenssituation nicht unterschritten…natürlich verändert sich auch die gefühlsmäßige Lebenssituation und ich Glaube auch, dass ist die Kante an der sich die meisten stoßen, Machtlos mit anzusehen, wie das Leben eines geliebten Menschen Tag für Tag, Stück für Stück aus einem alten sterbenden Körper weicht…

antag0nist 
Beitragsersteller
 23.03.2012, 08:40
@manuelathiel13

Dazu noch einige Anmerkungen.

Das Pflegegeld belief sich auf 200€, also kaum genug, um davon auch nur ansatzweise den materiellen Lebensstandard aufrecht erhalten zu können. Unabhängig davon ging es uns absolut nicht darum, dass wir unseren materiellen Lebensstandard hätten aufgeben müssen. Wenn es nach mir ginge, könnten wir alle in Hütten leben und gerade so dem Hungertod entgehen.

Die Zustände, die du in den Altenheimen Münchens geschildert hast, kann ich absolut nicht bestätigen. Sie hatte ein Einzelzimmer, war gut versorgt, es war immer sehr hygienisch und der Umgang mit den Bewohnern war sehr respektvoll. Die Pfleger mochten sie, sorgten sich wirklich um sie und erledigten nicht nur ihre Pflicht. Einige kamen sogar zu ihrer Beerdigung.

Ich denke, dass der kindliche Umgangston daher rührt, dass ältere Menschen in sehr vielen Fällen stark dement sind und man sich ihnen einfach verständlich machen will und eine vereinfachte, verständliche Sprache spricht, ähnlich wie man mit Kindern spricht, damit sie einen verstehen.

Ich möchte nochmal zusammenfassen: - Es war ihre Entscheidung, in ein Pflegeheim zu ziehen und nicht unsere. Wir haben nicht einmal den Vorschlag gemacht, sondern sie. - Wir hatten nicht die notwendige fachliche Qualifikation, sie pflegen zu können. Sie war ein außergewöhnlich schwerer Pflegefall. - Wenn sie bei uns war und sich ihre Krankheit mal stark bemerkbar machte (z.B. ihre geistige Verwirrtheit, ihre körperlichen Einschränkungen oder ihre Inkontinenz), so war sie stets sehr gekränkt, dass wir dies mitbekamen und sie schämte sich. Sie war immer eine sehr würdevolle Dame und diesen Verfall an sich selbst mitzuerleben hat sie sehr stark mitgenommen. Es wäre weitaus schlimmer für sie gewesen, wenn wir dies ständig mitbekommen hätten. - In Deutschland hätte ihre Aufnahme bei uns zuhause einen weitaus stärkeren Schnitt im eigenen Leben bedeutet als in Thailand. - Noch viel wichtiger: Sie hätte nicht gewollt, dass wir unsere Leben für sie aufgeben. Sie hat ihr ganzes Leben für andere gelebt und sie wäre zutiefst traurig darüber gewesen. Sie war immer sehr stolz auf uns und auf das, was wir machten.

Auf den Punkt gebracht: Es war insbesondere für sie die bestmögliche Situation.

Abschließend möchte ich dich nochmal darauf hinweisen, dass du nicht so stark verallgemeinern solltest - insbesondere, wenn dich, wie du sagst, besonders die tiefsinnige Einstellung verschiedenster Charaktere interessiert. Du sprichst die ganze Zeit von "ihr in Deutschland" und "wir in Thailand". Du solltest die Tatsache anerkennen, dass jeder Mensch eine individuelle Lebensgeschichte hat; dass das, was er im Leben erfahren und gelernt hat ihm die Sicht der Dinge verschafft, die er hat und ihn die Entscheidungen treffen lässt, die er im Leben trifft. Und dass die Kultur und Nationalität nur zu einem ganz geringen Teil den Menschen und seine Entscheidungen und Vorstellungen ausmacht.

Ich persönlich bin beispielsweise der Überzeugung, dass man für jeden Menschen auf der Welt im gleichen Maße da sein sollte wie für die eigene Familie. Was man mit der Familie teilt sind letztendlich Gene und einen langen Ausschnitt aus der eigenen Lebensgeschichte. Aber warum sollte das bedeuten, dass man für andere Menschen nicht genau so viel gutes tun sollte wie für die eigene Familie. Wenn ich meine Schullaufbahn für meine Großmutter aufgegeben hätte, hätte ich damit meinen Kindheitstraum aufgegeben, etwas zu erfinden oder zu erforschen, das der gesamten Menschheit nützen könnte.

"verstehen wirst du das erst, wenn auch du im Altersheim landest und auf dem Tod wartest" "im Gegensatz zu der Deutschen Kultur wissen wir, dass sich unser Leben mit dieser Situation ändert" "im Gegensatz zu Westlichen Kulturen wissen wir, dass sich die Erde dreht und mit ihr der Zeiger am Uhrwerk" "selbst das Land, dass am meisten Überschwemmt wurde, findet wieder zu seinem Ursprung..es liegt nur daran wie stark man in einer Gesellschaft funktioniert und wie viel man von seinem Leben erwartet und bereit ist davon zu opfern"

Für mich klingt das so, als wäre dir das alles einfach von Kindheit an so eingetrichtert worden. Es sieht jedenfalls nicht danach aus, als hättest du selbst irgendetwas schicksalsträchtiges erlebt, das dir eine besondere Weisheit verschafft. Deine Zeit in München mag dir einen Einblick in die westliche Kultur verschafft haben, die dir sehr befremdlich vorgekommen sein mag, da sie sich so stark von eurer Kultur unterscheidet. Aber glaube deshalb nicht, dass du damit jeden Deutschen sofort gut kennst und urteile nicht, wenn du die genauen Hintergründe nicht kennst.

Ich bin dir nach wie vor dankbar für deine Beiträge und sie haben mich nochmal kritisch über die gesamte Situation nachdenken lassen. Aber ich bin auch nach langem Nachdenken noch davon überzeugt, dass wir alles richtig gemacht haben und uns nichts vorzuwerfen haben.

Viele ältere Leute warten noch auf etwas bevor sie in ruhe einschlafen können. Sie kämpfen so lange und bleiben wach, bis sie das erreicht haben. So vermute ich war es bei deiner Großmutter auch, vllt wollte sie noch unbedingt den Geburtstag deiner Mutter erleben!

Einige Menschen spüren auf weite Entfernung, dass ein Familienangehöriger stirbt.. sie wachen mitten in der nacht auf oder haben das gefühl das diese Person ihnen in Gedanken etwas gesagt hat!

Diese Phänomene kann man nicht Wissenschaftlich erklären und ich finde man muss es auch nicht!

Bestimmt gibt es viele Leute die den eigenen Tod kommen spüren und sich darauf vorbereiten können, andere müssen ihm plötzlich in´s Gesicht sehen!

Ich  kann von einem quasi umgekehrten Ereignis erzählen.

Meine Mutter, damals 75 Jahre, war nicht krank (jedenfalls nicht dass ich wüßte). Unser Verhältnis war nie besonders gut oder gar innig. Einige Wochen vor ihrem Tod hatte ich das dringende Bedürfnis sie anzurufen. Ich wollte ihr was sagen, nicht mit ihr reden, so wie man es sonst in einem Telefonat tut. Ich bat sie auch, nicht zu kommentieren was ich ihr zu sagen hatte, nur zuhören. Ich sagte ihr persönliche Dinge, die sich auf die Vergangenheit bezogen. Verzeihen und so. 

Es gab wirklich keinen konkreten Anlass für dieses Telefonat, mir war danach und der Impuls dazu war nicht rational oder logisch. Eher aus einem inneren Antrieb/Wunsch heraus. Wenige Wochen später rief meine kleine Schwester an und sagte, völlig aufgelöst, Mama ist tot. Mama saß an dem Abend vor dem Fernseher, sagte zu unserem Bruder, der noch bei ihr wohnte: Mir ist auf einmal so komisch.... Sekunden später fiel sie auf dem Sofa zur Seite und war tot. In dem Moment war mir klar, warum ich so dringend mit ihr reden wollte. 

Hallo antagOnist,

ich würde mal behaupten (ohne dass man das jemals beweisen kann), dass deine Oma gespürt hat, dass es zu Ende geht.

Eine wissenschaftliche Erklärung wirst du nicht finden. Aber Lebewesen, Tiere mehr noch als Menschen haben Instinkte, die möglicherweise vor Gefahren warnen. Ich musste mal eine Zeitlang durch eine sehr wildreiche Gegend fahren und ich hatte es immer im Gefühl, dass da mal wieder eine Herde Rehe auf der Straße steht. Getäuscht habe ich mich nie. Aber beweisen? Nein, ich denke nicht.

Dir bleibt eine sehr interessante, ich hoffe auch schöne Erinnerung an deiner Oma und eurem letzten Zusammensein.

Ich kann mich in meiner Antwort zwar nicht auf wissenschaftliche Studien berufen, aber mir fällt spontan ein, dass Tiere - ich meine in diesem Zusammenhang hauptsächlich Wildtiere - spüren, wenn es mit ihnen zu Ende geht, denn ich sehe gern und oft Tierfilme bzw. Reportagen über das Leben von wildlebenden Tieren.

Die Tiere spüren i. d. R., wenn es mit ihnen zu Ende geht und ziehen sich dann zurück an eine Stelle oder in ein Gebüsch, wo sie allein sind ...

Ich kann mir deshalb vorstellen, dass es beim Menschen auch so ist bzw. sein kann (die Natur hat es wohl so eingerichtet!).

antag0nist 
Beitragsersteller
 20.03.2012, 20:59

Das mit den Tieren war mir auch neu.

All den Antworten hier nach zu urteilen, die ich alle aufmerksam gelesen habe, jedoch nicht alle kommentieren kann, läuft es wirklich darauf hinaus, dass es sehr häufig so ist, dass Lebewesen merken, wenn es bald zuende geht und dass sich die Wissenschaft dies (evtl. noch?) nicht erklären kann.

Danke für all die Antworten. Dass es dafür keine trockene, nüchterne, naturwissenschaftliche Erklärung gibt stiftet noch Hoffnung in mir, dass es vielleicht doch so etwas wie eine Seele unabhängig vom Körper gibt, die spürt, wenn das Ende naht. Auch wenn es mir schwer fällt, dies voll und ganz anzunehmen und daran zu glauben.

iris66  20.03.2012, 08:26

als ich am Sterbebett meiner Mutter im Hospiz saß, wollte ich die Nacht dort verbringen, weil mir gesagt wurde, es geht zu Ende. Unsere Oma war voll ansprechbar und ich spürte, dass mein Beisein sie nervte. Sie meinte dann zu mir, fahr nach hause zu Deinen Kindern, morgen kommste dann wieder. Ich zögerte, aber sie bestand darauf. Es war so gegen 22.00 Uhr. Um 0.50 Uhr ist sie eingeschlafen. Sie wollte den Weg alleine gehen

katwal  20.03.2012, 08:51
@iris66

@iris66: Danke! Das bestätigt meine These.