Eltern wollen mich zum Studium zwingen

16 Antworten

Auch wenn du das nicht gerne hörst: Sie haben Recht!

Ich habe auch eine Ethnologin in meinem entfernteren Bekanntkreis. Sie lebt seit Jahren von HartzIV. Sie hat keinen schlechten Abschluss gemacht. Es ist nur leider so, dass es abgesehen von einer einstelligen Zahl an Museen in Deutschland niemand einen Ethnologen einstellt. Und in jedem Museum wird statistisch alle 20 Jahre ein Mitarbeiten verrentet. (Aber geschätzte 200 Ethnologen verlassen jährlich deutsche Universitäten). Wenn du es also in deinem Leben zu etwas bringen willst, solltest du zumindest in soweit auf den Rat deiner Eltern hören, dass du dir auch über die Zeit nach deinem Studium Gedanken machst. Sonst sind es 5 weggeworfene Jahre, an deren Ende du mit leeren Händen darstehst.

=> Es sind deine Eltern. Sie wollen nur das Beste für dich. Und da du offensichtlich in dein Verderben rennen willst, wirst du sie im Leben nicht dazu motivieren können, dich in diesem Vorhaben zu unterstützen.

LG

MCX

Bevarian  24.01.2015, 17:56

Vielleicht bekommt er sogar einen Job als Taxifahrer..?!?

Miraculix84  24.01.2015, 18:20
@Bevarian

Stimmt! Da lernt man auch viele Völker bei kennen. Da könnte man ja direkt von einem "qualifizierenden Abschluss" sprechen. :D

Bevarian  24.01.2015, 19:45
@Miraculix84

Na ja, die Karrierechancen nicht zu vergessen: ein Aufstieg zum Aussenminister ist da immer noch drin...! ;)))

Ich würde auch zu Medizin raten, danach kannst Du immer noch Ethnologie studieren. Schaden würde das auf keinen Fall und Du kannst mit einem Medizinwissen immer nebenher noch verdienen.

ich nehme mal an, das du über v18 bist. dann mach es einfach, was deine Eltern angeht. zwingen ist der falsche Ratgeber. aber manchmal sollte man auch auf seine Eltern doch mal hören. sie haben bestimmt gründe dazu gegeben, oder

Plasmaspender  24.01.2015, 19:03

Ich verstehe deine Argumentation nicht ganz. Er ist über 18 und soll deshalb das tun, was seine Eltern wollen?

Ich hab selber Ethnologie studiert und um dir eine geeignete Antwort zu geben, würde ich gerne wissen, was du später mit dem Abschluss vorhast. Die Ethno ist eine geniale Fachrichtung, ich bin wirklich mit Hingabe im Studium gewesen (auch wenn ich leider aufgrund meines gesundheitlichen Zustandes abbrechen musste), weil du quasi jedes Thema ethnologisch behandeln kannst. Ich habe mich mit Videospielen und Wiedergängern (also im Prinzip Zombies) beschäftigt - wo bitte geht das sonst?

Jetzt kommt das große Aber, weshalb ich gerne wissen möchte, was du später vorhast: Als Ethnologe allein bekommt man, wie hier schon angemerkt, kaum einen Job. Mir wurden meine Träume von Semester zu Semester böser zermalmt, allein mit einem Bachelor oder Master in diesem Fach großartig was zu erreichen. Ethnologie ist etwas, was sehr viel Eigeninitiative fordert, du musst dich bilden, wo du kannst. Hast du ein spezielles Interessengebiet, bilde dich natürlich wo es geht in diese Richtung. Und da kannst du eventuell mit deinen Eltern konform werden, wenn dich die Medizin allgemein interessiert: Denn inzwischen arbeiten Ethnologen auch in der Medizin. Eine meiner Dozentinnen ist unter anderem in der Palliativpflege tätig und vermittelt interkulturell in einem Krankenhaus. Sie hatte mal ein sehr beeindruckendes Beispiel, in dem die Wichtigkeit ihrer Arbeit zu Tage getreten ist: Ein Deutscher und ein Inder lagen im selben Zimmer, beide am Sterben. Während bei dem Deutschen, wie es hier eben üblich ist, nur wenige Besucher kamen und sich leise unterhalten wurde, kamen bei dem Inder jede Menge Leute, die laut klagten. Das ist natürlich für das Wohlbefinden und letztendlich für den Gesundheitszustand des Deutschen nicht förderlich gewesen, aber keiner wusste, was zu tun ist und wie man der indischen Familie die Problematik vermitteln sollte. Letztendlich war es dann meine Dozentin, die der Krankenhausleitung erklärt hat, dass es Kollektiv- und Einzelkulturen (kein Anspruch auf die Richtigkeit des zweiten Begriffs) gibt, die ihre Trauer unterschiedlich verarbeiten und man sie in ihrer persönlichen, religiösen und kulturellen Freiheit massiv einschränken würde, würde man ihnen die Klagelaute verbieten. Lange Reede, kurzer Sinn: Es wurde eine Station für Patienten aus Kollektivkulturen eingerichtet, in denen auch laut geklagt werden darf, weil die Wände extra dick sind.

Das war jetzt nur ein Beispiel und meine Dozentin hat sich natürlich für so einen Job nicht nur auf dem Studium ausgeruht, aber du siehst, es gibt auch andere Arbeitszweige für Ethnologen als das Museum oder die Uni. Man muss nur eben mehr als andere dafür arbeiten.

Die Wahrscheinlichkeit, dass Du als ausgebildeter Ethnologe hauptberuflich Taxi fährst und nebenbei an Volkshochschulen Lichtbildvorträge über Naturvölker am Ende der Welt hältst, ist sicherlich größer, als dass Du als Forscher Karriere machst. Ich kann daher Deine Eltern sehr gut verstehen.