Klausurenstress - keine Entspannung durch schlechtes Gewissen?
Normalerweise fange ich schon immer sehr früh mit dem Lernen an, weil ich es nicht sehr lange am Stück kann und mich an Wochenenden besonders schwer damit tue. Im letzten Semester hatte ich auch Prüfungsängste, aber in diesem Semester scheinen sie mir besonders schlimm.
Dieses Semester hatte ich zwei familiäre Einschläge, die mich am Lernen gehindert und mich so psychisch ausgelaugt haben, so dass ich wieder sehr unsicher geworden bin.
Es ist ja nicht mal so, dass ich gar nicht vorbereitet bin. Ich habe mich schon mit den schwierigeren Themen vor längerer Zeit auseinander gesetzt und habe auch nicht das Gefühl, dass ich nicht vorbereitet bin. Ich habe auch nur ein Fach, was ich mir noc angucken muss, aber dieses ist nicht besonders schwer.
Jetzt ist es aber so, dass ich diese Woche Mittwoch an einen Punkt angelangt bin, an dem ich einfach nicht mehr konnte und komplett fertig mit den Nerven war. Dann habe ich den kompletten Donnerstag pausiert, gestern wieder gelernt und heute geht es mir wieder sehr schlecht.
Ich wollte eigentlich heute Vormittag lernen und mich dann heute Nachmittag mit meiner besten Freundin verabreden und morgen mit ein paar Freunden an den See fahren, damit ich auch mal etwas andere Gedanken bekomme und mal wieder abschalten kann. Heute Vormittag habe ich es keine einzige Sekunde geschafft mich zu konzentrieren... Mein Kumpel meint, dass ich mich dieses Wochenende nochmal richtig entspannen sollte und dann ab Montag mich wieder konzentriert und ausgeruht an den Lernmaterialien versuchen soll.
Versagen an sich ist ja nicht mal das Problem, wenn es nicht alle Klausuren sind. Dann schreibe ich sie halt im nächsten Semester nach, wenn ich dann auch wieder von Anfang an lernen kann. Aber es ist dieses permanente schlechte Gewissen, was mich folgt "Eigentlich kannst du in dieser Zeit lernen..." Ich kann nicht einfach abschalten, ohne dass ich daran denken muss, dass ich eigentlich etwas für die Klausuren tun könnte und genau das hindert mich an allem.
Was sagt ihr zu der Idee von meinem Kumpel? Meint ihr, dass das eine gute Idee ist und kann mir jemand sagen, wie ich dann auch Abschalten kann, ohne, dass mich diese Gedanken permanent verfolgen? Ich habe schon richtiges Brustziehen und schwindelig wird mir auch.
5 Antworten
Es gibt eine recht einfache Beobachtung, die man als Student machen sollte: Es gilt nicht: Je mehr Lernzeit umso besser die Note. Der Zusammenhang ähnelt eher einem tangens hyperbolicus: https://de.wikipedia.org/wiki/Tangens_hyperbolicus_und_Kotangens_hyperbolicus#/media/File:Hyperbolic_Tangent.svg
Wenn man noch gar nichts gelernt hat, dann stimmt es: Jede investierte Stunde hilft und verbessert die Note. Aber sobald man sich einen gewissen Überblick über die Inhalte verschafft hat, hilft weiteres Lernen nur noch wenig und irgendwann so gut wie gar nicht mehr.
Man sieht es ganz gut an seinen eigenen Klausuren: Wenn du mit einer Klausurnote nicht zufrieden bist, überlege dir, woran lag das? Daran, dass dir irgendwelches Wissen oder Können gefehlt hat, das du dir in der Vorbereitung hättest aneignen können? Oder weil du während der Klausur nicht auf die richtige Idee gekommen bist oder dich einfach irgendwo vertan hast, sodass also mehr Vorbereitung keinen Unterschied ausgemacht hätte?
Also: Lerne so viel wie nötig, nicht so viel wie möglich. ;)
Das ist ein ganz normales Gefühl im Studium - und eine unglaubliche Befreiung, wenn man dann eines Tages im Job steht und plötzlich einen richtigen Feierabend hat! Also, wenn man wirklich nach den 8 Stunden Arbeit alles stehen und liegen lassen kann, nach Hause geht und wirklich richtig Freizeit bis zum nächsten Morgen hat.
Unis bieten in der Regel aber auch psychologische Beratungen an, gerade rund um das Thema Prüfungsstress/-angst. Geh da mal hin! Dort geht's dann nämlich nicht darum, irgendwelche Kindheitstraumata aufzuarbeiten, sondern viel eher in den Bereich der Verhaltenstherapie. Sprich, du bekommst dort Strategien gezeigt, wie du mit dieser Situation besser umgehen kannst.
Wenn du dir sagst "Eigentlich kannst du in dieser Zeit lernen..." , dann ist das einfach nicht wahr. Du kannst eben nicht die ganze Zeit lernen. Irgendwann geht nichts mehr rein in den Kopf. Das hast du ja gemerkt. Dann muss man was tun, damit man den Kopf wieder frei kriegt. Dann kann es mit dem Lernen weiter gehen. Einfach weiter zu machen, ohne daß man wirklich aufnahmefähig ist, ist viel eher verschwendete Zeit. Vom Frust und dem entgangenen Spaß mal ganz abgesehen.
Also fahr mit deinen Freunden guten Gewissens an den See und habt Spaß. Danach geht es frisch motiviert wieder ans Lernen.
Wenn Du gut vorbereitet bist, dann musst Du keinen Stress haben.
Ich habe irgendwie mein Aitur bekommen. Das habe ich einem mitschüler zu verdanken.
Für die mündliche in Geschichte war ich zu faul. Einen Punkt. Das haben die nur gemacht, damit ich nicht durchfalle.
Ich hätte 0 Punkte verdient. Das bei einem Thema was mich heute noch sehr interessiht. Die Machtergreifung Hitlers. Ich kann heute alles darüber erzählen. In der Prüfung wuste ich nichts.
Mache Dir keine Sorgen. Deine Prüfung wirst Du bestehen.
Mario
Du blockierst dich durch die Angst selbst. Es ist, wie in jeder Stresssitutaion üblich, so, dass nur du selbst dieses Gefühl überwinden kannst, für den Anfang reicht es aber, dir zu sagen: "Wenn ich nicht entspanne, lerne ich genauso wenig wie jetzt."