Können Ärzte wirklich sagen, dass es sich "nur" um Bruxismus handelt?
Liebe Community,
ich füge mir schon seit Jahren nachts im Schlaf Verletzungen im Mundbereich zu. Es ist zu teils heftigen Bissen in die Lippe, Wange und Zunge gekommen. Meine Zunge hat an den Rändern auch ganz tiefe Zahnabdrücke und eine starke Vernarbung zur Mitte hin.
Zwei Zahnärzte haben mir als Erklärung gegeben, dass ich unter Bruxismus leide. Dass man darunter eben nicht nur das Knirschen, sondern auch das Beißen in die Schleimhäute und das Pressen der Zunge gegen die Zähne versteht. So seien auch die Zahnabdrücke an den Zungenrändern durch Pressen entstanden.
Ich habe eine Aufbissschiene, die ich aber als sehr unangenehm empfinde und daher nur jede zweite Nacht einsetze. Zur Zeit verletze ich mich wieder an der Lippe. :-(
Ein Neurologe allerdings schloss vor einiger Zeit aufgrund der Verletzungsfolgen an den Zungenrändern auf das Vorliegen einer Epilepsie. Das EEG war leicht pathologisch und zeigte spike-wave-Komplexe unter Hyperventilation. Daher verschrieb er mir ein Antiepileptikum.
Ich bin jetzt echt verzweifelt, weil ich nicht weiß, welchem Facharzt ich vertrauen sollte! Was tun, wenn der Neurologe Epilepsie diagnostiziert, die Zahnärzte die Bissverletzungen aber auf Bruxismus zurückführen?
LG Novatova
3 Antworten
Für mich sprechen deine Symptome eher für eine neurologische Ursache als für Knirschen oder Kieferpressen und es wundert mich, dass niemand eher auf die Idee gekommen ist, mal ein EEG machen zu lassen.
Es gibt Anfälle, die nur nachts auftreten und Bißverletzungen sind dabei nicht so selten.
Die Medikamente, die dir der Neurologe verordnet hat, werden dir eher helfen als eine Aufbissschiene.
Bruxismus ist ein Symptom, keine Krankheit. Ich bezeichne das meist als "Ventil" für Streß aller Art. Wäre das die Ursache für deine Beißverletzungen, könnte dir psychologische Begleitung helfen. Aber- wie gesagt- für mich klingt das eher nach einer Epilepsie. Zudem ist die ja nachgewiesen.
Zahnärzte sind super Ansprechpartner für Zähne, man sollte kein elitäres neurologisches Wissen erwarten. Deshalb finde ich es nicht ungewöhnlich, dass dein Zahnarzt nicht sofort an Epilepsie gedacht hat. Er ist deshalb in meinen Augen kein schlechter Zahnarzt. Für mich gäbe es auch keinen Grund, ihm den Rücken zu kehren.
Nele
Bruxismus hat eher Schäden an den Zähnen und dem Kiefergelenk zur Folge. Die Verletzungen an Zunge, Lippen oder Wangen sind dabei allenfalls selten, weil sich der Körper unbewußt auch auf seine besonderen Umstände einstellt.
Ich meine, daß es sich mehr um kurzzeitige epileptische oder pseudoepileptische Zustände handeln könnte, die recht häufig vorkommen, von Betroffenen aber meistens nicht einmal bemerkt werden.
Andere Erscheinungsformen können auch plötzliches außerhalb des Rhytmus liegenden Luftschnappens sein (die Brustmuskulatur ist dann betroffen), kurzzeitige Zuckungen in Armen oder Beinen u. v. a.
In Phasen, in denen man sich genau zwischen dem noch Wachsein und dem Einschlafen befindet oder zwischen dem noch Schlafen und dem Aufwachen, tritt so etwas gehäuft auf. Schlafstörungen können verstärkend wirken. Auch längere Atemaussetzer können zu solchen Erscheinungen führen.
Ebenso kann eine falsche Körperlage beim Schlafen unangenehme Symptome hervorrufen. Manchmal kommt es auch vor, daß jemand chronisch den Kopf stark zur Seite gedreht hält oder so auf dem Kopfkissen liegt, daß die Atmung behindert wird (Sauerstoffmangel im Blut).
Übliche neurologische Untersuchungen bringen dabei meistens nichts, weil ja tagsüber alles in Ordnung ist. Manchmal hilft da eine Untersuchung in einem Schlaflabor weiter. Doch dorthin zu kommen, ist oft schwieriger als ein 6er im Lotto.
Neben allem können aber auch manche Abweichungen im Stoffwechsel solche Folgen haben.
Wo ist das Problem? Die Aussagen des Zahnarztes und des Neurologen widersprechen sich doch nicht: Bruxismsus beschreibt doch lediglich was passiert, aber nicht warum.
Die Ursache können leichte epileptische Abfälle im Schlaf sein, als solltest Du Dich weiterhin beim Neurologen behandeln lassen
Nein, die Ursache für Bruxismus können sehr vielfältig sein, es kann z.B auch eine genetisch Veranlagung sein; Bruxismmus ist wissenschaftlich wenig erforscht.
Wenn Dein Neurologe aber aufgrund der Art der Bissverletzungen auf eine Verkrampfung der Kaumuskulatur schließt, dann liegt es durchaus nahe, dass der Bruxismus bei Dir durch epileptische Anfälle ausgelöst wird
Verkrampfung der Kaumuskulatur, Bruxismus und Epilepsie sind 3 völlig verschiedene Dinge.
Epilepsie macht keinen Bruxismus. Auch verkrampfte Muskeln machen keinen Bruxismus. Wenn das so wäre, müssten alle Epileptiker bruxen. Tun sie aber nicht.
Meinst du wirklich, die Aussagen widersprechen sich nicht?
Ich dachte eher, dass Bruxismus durch Stress ausgelöst wird oder durch nicht aufeinanderpassende Zahnreihen (ich habe einen leichten Überbiss).