Könnte ein Chirurg seinen eigenen Angehörigen operieren?
Mich würde mal interessieren, ob ein Chirurg theoretisch jemand aus seinem Privatleben operieren könnte (bei einem extremen Notfall beispielsweise), wenn wir die heutigen Gegebenheiten (es gibt ja 1000 andere Chirurgen/Kliniken) wegdenken würden?
Man muss als Chirurg ja bekanntlich eine gewisse Distanz u. Objektivität dem Patienten gegenüber aufbauen und sich vom Anblick nicht wegschrecken lassen, was einem angehenden Chirurgen bei seiner aller 1. OP vermutlich nicht super easy fällt.
Würde man es schaffen, als erfahrener Chirurg diesen Angehörigen als einen Fremden zu betrachten und die Arbeit ohne weitere Hintergedanken durchzuführen oder wäre man zu nervös und hätte Angst, das zuoperierende Gebiet an einem Menschen zu sehen, dem man persönlich sehr nahe steht oder trotz Selbstvertrauen und Erfahrung Angst davor hat, einen Fehler zu machen und es defintiv lieber belassen, weil man ausnahmsweise in so einem Fall sich selbst - auch wenn all die Kenntnis gegeben ist - einfach hilflos fühlt?
Was ich manchmal zu hören bekomme: Menschen, die beruflich selbst in dieser Branche tätig sind und bei OP's mitwirken, sollen bekanntlich viel mehr Angst haben, wenn sie selbst operiert werden, als Menschen, die sich nicht damit auskennen, da sie normalerweise selbst die Kontrolle darüber haben und die Vorstellung schwierig finden, selbst zu unterliegen und mal keine Kontrolle zu haben, obwohl sie alles im Detail wissen und sich auch darüber im Klaren sind, was alles so schief gehen kann. Daher habe ich den Gedanken einfach mal erweitert.
Im Endeffekt sind Chirurgen ja auch nur Menschen.
Vielen Dank schon mal im Voraus =)
8 Antworten
Wenn es nicht anders geht, wird man auch Familienangehörige operieren. Das Problem liegt eher darin, dass man sich unter Umständen (bei sehr schweren OPs) nachher Vorwürfe macht, dass es nicht geklappt hat. Damit müsste man dann leben, wenn z. B. die eigene Frau "auf dem Tisch" bleibt. Das will keiner... Und ich weiß, dass jeder Kollege die Arbeit genau so gut macht wie ich...
Danke für die Antwort! Und auch ein Dankeschön an alle anderen!
Möglich ist das durchaus. Ein Chefchirurg würde bestimmt sein 10-jähriges Kind bei einer Blinddarm-OP lieber selbst operieren als es irgendjemanden mit weniger Erfahrung zu überlassen.
Bei richtigen Notfällen, wo es während der OP sehr kritisch werden könnte... kann sein, dass es dazu Richtlinien gibt. Ich könnte das nicht.
Ich könnte mir außerdem vorstellen, dass vielen Operateuren die Vorstellung, selbst operiert zu werden nicht behagt, da es immer wieder Berichte darüber gibt, wie asozial und respektlos sich OP-Teams während Operationen unterhalten. Aber ich weiß nciht, wie verbreitet das ist.
Ein Chirurg ist natürlich in der Lage auch Familienmitglieder zu operieren.Es wird ihm aber schon etwas emotional belasten.Medizinisch ausgebildete Menschen haben Angst,weil sie die Gefahren besser kennen, die bei jeder OP bestehen.
Ich denke, jemand der nicht für alle Menschen gleich fühlt und nicht bei jedem Menschen Angst hat, ihn aus Versehen zu töten, sollte nicht Chirurg werden. Genauso sollte niemand Chirurg werden, der eine zu große Angst hat, wodurch er nervös wird, was ihn zittrig und/oder unkonzentriert macht. Chirurgen haben einen wichtigen Job, den nicht jeder machen können sollte, nur weil er das Studium geschafft hat und nicht ohnmächtig wird, wenn er Gedärme sieht.
das ist gar nicht so selten.Jeder Chirurg darf z.B.seine Frau,seine Tochter operieren. Ist der oder diejenige privat versichert gibt es Beschränkungen bei der Rechnungsstellung