Meine Mutter will nicht zum Arzt/ins Krankenhaus
Hallo
Ich weiß, dass medizinische Beratungen in Foren oder im Internet generell sehr heikel sind. Trotzdem suche ich euren Rat
Meine Mutter ist 56, ich bin 20. Weil Sie und mein Vater sich getrennt haben ist sie seit mehreren Jahren alleine. Sie ist sehr stur und führt meiner Meinung nach ein sehr sehr ungesundes Leben. Sie raucht gottseidank nicht, hat aber eine Art Alkoholproblem, das heißt sie trinkt gerne Wein am abend (und das versucht sie zu verheimlichen). Ausufernde Auswirkungen im Verhalten gibt es nicht - trotzdem bin ich mir zu 100% sicher, dass ihre Leber betroffen ist. Mit ihrem ungesunden Lebensstandart meine ich, dass sie nicht weiß, was gut für sie ist. Sie denkt, sie wäre immer im Stress, dabei ist sie genau genommen arbeitslos. Sie kümmert sich nicht sehr um Sauberkeit, bewegt sich nicht ausreichend und ernährt sich meiner Meinung nach nicht ausgewogen und sehr unregelmäßig. Von ihren Sorgen ist auch ihr Schlaf betroffen, der glaube ich nicht wirklich tief ist...
Danke, dass ihr soweit gelesen habt. Jetzt zum eigentlichen, akuten Problem.
Mit war immer klar, dass ihr Körper ihre Lebensweise nicht lange verkraften kann. Man versucht so viel, ihr zu helfen - sie ist aber so ein sturer Mensch. Heute morgen sagt sie mir, dass sie sich nicht gut fühlt. Das heißt, dass sie sich unglaublich schwach fühlt, eine Art Schüttelfrost hat, sie atmet schwer und wie sie mir vorhin sagte, hat sie sich sogar zwei mal in der Nacht übergeben. Ihr müsst verstehen, dass bei mir die Alarmglocken leuten. Für mich ist das keine normale Grippe, keine normale Krankheit. Ich lege ihr also vorsichtig nahe, einen Arzt aufzusuchen, ich würde sie hinfahren und begleiten. Ihre Reaktion war, dass sie das nicht will, einfach nur Ruhe will, ein Arzt könne ihr nicht helfen (Diese Reaktion war mir leider klar).
Wie soll ich mich verhalten? Einige werden vielleicht sagen, ich solle sofort den Krankenwagen rufen. Klar geht mir sowas durch den Kopf. Aber bitte versteht mich nicht falsch, wenn ich momentan etwas zögernd bin. Das ist ein großer Schritt, den sie mir sehr sehr übel nehmen wird (So blöd das klingt). Ich würde mir wünschen, dass sie sich auf einen Arzt wenigstens vorbereiten kann. Deswegen wage ich es momentan noch nicht über sie hinwegzuentscheiden. Wie kann ich ihr klar machen, dass ihr Kreislauf und Stoffwechsel vielleicht nicht für eine Grippe ausgelegt ist, dass die Symptome vielleicht Anzeichen von etwas viel Schlimmerem sind?
Ich danke euch sehr, dass ihr euch die Zeit nehmt.
6 Antworten
Hm, schwierig, einerseits ist sie ja erwachsen und Du mußt sie tun oder lassen, was sie für richtig hält. Andererseits versteh ich Deine Sorge. Im besten Fall ist es tatsächlich nur ein grippiger Infekt, aber grundsätzlich sollte sie schon ein wenig mehr auf ihre Gesundheit achten. Ich würd den Hausarzt-Nodienst rufen, den Krankenwagen nur, wenn es deutlich schlimmer wird. Meinst Du, sie ist vielleicht auch in einer Art Depression? Wenn ihr die alltäglichen Dinge so schwer fallen, wird sie sich sicher wirklich gestreßt fühlen, auch ohne Arbeit. Wahrscheinlich kannst Du ihr aber auch nicht mit sowas kommen, oder? Kannst Du sie vielleicht irgendwie motivieren, sich dort zu integrieren, wo sie ne Aufgabe hat, vielleicht auch ehrenamtlich.
Du könntest Deine Mutter einfach selber über ihr Leben und ihren Körper entscheiden lassen. Das Recht hat sie, das steht auch im Grundgesetz drin.
Du darfst überhaupt nicht über sie hinweg entscheiden, egal was sie aus ihrem Leben macht. Du bist nicht ihr gesetzlich bestimmter Vormund, denn entmündigt ist sie nicht. Also ist alles was von dir kommen kann, lediglich Einmischung - und wird von Deiner Mutter auch wohl genau als das wahrgenommen: Einmischung.
Woher du dir so sicher bist, dass "ihre Leber betroffen" ist, weiss ich nicht; du bist vermutlich kein Lebertestgerät. Ich kann dir nur empfehlen, dich zurückzuziehen und das Psychologisieren bleiben zu lassen - du hast das Recht, ihr mitzuteilen wie du die Sache siehst, aber sie hat das Recht, selber zu entscheiden wie sie lebt.
Du solltest dich raushalten und ihr Bedingungen nennen, unter denen sie von Dir Hilfe bekommt. Deine Hilfe aufdrängen sollst du auf keinen Fall - siehst ja selber, dass es nicht ankommt, sondenr sogar abgelehnt wird.
Eine deiner Bedingungen kann zum Beispiel sein, dass sie dich nur dann mit ihren Krankheiten volljammern darf, wenn sie zum Arzt geht und sich behandeln laesst. Wenn sie nicht zum Arzt geht, darf sie dich nicht volljammern.
Gib ihr deine Telefonnummer damit sie dich anrufen kann für den Fall, dass sie Hilfe auf dem Weg ins Krankenhaus braucht, und hör auf mit deinen Versuchen, sie zu erziehen.
Ist der wesentlichste und nicht bös gemeinte Tipp, den ich dir geben kann.
Des weiteren könntest Du dich mal schlaumachen über "Co-Abhängigkeit" - viele Angehörige von Suchtkranken sind sogenannte Co-Abhängige, weil sie bei ihren Versuchen, dem Kranken zu helfen, diesen nur noch tiefer in seine Sucht verstricken.
Die Anonymen Alkoholiker bieten auch Beratungen für Angehörige an, das ist ne Adresse, die ich dir empfehlen kann.
Viel Glück und Klarheit!
Sag ihr, dass du dir wirklich Sorgen um sie machst und bitte sie, für dich einem Arztbesuch zuzustimmen... Vielleicht hilft das ja.. Hat sie einen Arzt ihres Vertrauens? Sonst könntest du einen Arzt anrufen, der Hausbesuche macht, weil ein Krankenwagen ist schon immer eine andere Hausnummer als ein persönliches, ruhiges Gespräch+Untersuchung eines Arztes, und das zu hause:)
Es gibt dafür Gesetzlichen Betreuer die das übernehmen! Gesundheitsfürsorge heißt das!
So wie sich das anhört geht deine Mutter auch nciht zum Arzt wenn sie Totkrank währe und das auch wüsste. Du hast angst das sie dir das übel nimmt? Klar nimmt sie es dir dann übel aber vielleicht ist dir ja die Gesundheit deiner Mama wichtiger als das sie sauer auf dich ist.
Bei sowas darfst du garnicht lange fackeln oder lange nachdenken wie es deine Mutter am besten in den Kram passt. Ich weiss du hast sie lieb, aber es ist besser sie verlässt die Wohnung im Krankenwagen als irgendwann vielleicht einmal im Leichensack.