Mit Privatfahrzeug jemanden an der Notaufnahme abliefern erlaubt?

11 Antworten

Hi,

Mit Privatfahrzeug jemanden an der Notaufnahme abliefern erlaubt?

Man könnte sagen: es kommt auf die örtlichen Gegebenheiten an.

Per se: "Durchfahrt verboten" mit dem Zusatzschild "Krankenkraftwagen frei" heißt eben genau das, was es heißt.

In aller Regel ist es nicht sinnvoll, die Rettungsdienstzufahrt als Privatperson zu nutzen - andere Alternativen bieten sich da eher an, zum Beispiel

  • Person am Haupteingang herauslassen und auf einem normalen Parkplatz parken (einige Kliniken haben dafür auch "Abholerparkplätze" in unmittelbarer Nähe zum Haupteingang)
  • normal Parken, alleine in die Klinik gehen und den Patienten anmelden und um einen Rollstuhl bitten.

Kliniken haben es allgemein nicht gerne, wenn Privatpersonen über die Liegendanfahrt in die Klinik kommen - nicht wenige Zugänge sind daher z.B. mittels Türcode gesichert. Es kann also vorkommen, dass man in der Rettungsdienstzufahrt hält um festzustellen, dass man dort nicht rein kommt.

Wenn alle Stricke reißen, kann man nach Absprache (!) und ohne Rettungsdienstfahrzeuge zu behindern (!) meist auch Patienten an der Liegendanfahrt herauslassen - unter der Prämisse, dass man unverzüglich umparkt.

Man muss an dieser Stelle aber bedenken: wenn es die Platzverhältnisse nicht anders zulassen, kann und wird man auch ohne zu zögern zugeparkt.

Insbesondere dann, wenn der Notfallpatient nicht gut zu Fuß ist bzw. aufgrund einer Verletzung nicht laufen kann?

Am Ende des Tages muss man sich auch die Frage stellen ob es sinnvoll ist, privat zu fahren, wenn man den Patienten kaum ins Auto oder heraus bekommt.

Dann macht mindestens mal ein Rollstuhl- oder Liegendtaxi (als unqualifizierter Krankentransport) oder eben doch der Rettungsdienst (bei entsprechender medizinischer Notwendigkeit) Sinn.

LG

Franz577 
Beitragsersteller
 09.03.2022, 12:36

Danke für deine ausführliche Erklärung.

Erlaube mir noch ein paar Anmerkungen dazu:

Person am Haupteingang herauslassen und auf einem normalen Parkplatz parken

Wäre nur dann eine Option, wenn der Patient alleine gelassen werden kann (z.B. kein kleines Kind oder eine orientierungslose ältere Person) oder er den Weg bis zum Haupteingang noch aus eigener Kraft zurücklegen kann.

Denn insbesondere sehr große Kliniken haben oft auch einen großen Vorplatz und selbst von der nächstgelegenen Zufahrtsstelle sind es noch etliche Meter bis zum Haupteingang.

nicht wenige Zugänge sind daher z.B. mittels Türcode gesichert.

Es gibt aber auch noch einen normalen Zugang zur Notaufnahme bzw. muss es ja auch geben und dort kommt man immer rein.

Am Ende des Tages muss man sich auch die Frage stellen ob es sinnvoll ist, privat zu fahren, wenn man den Patienten kaum ins Auto oder heraus bekommt.
Dann macht mindestens mal ein Rollstuhl- oder Liegendtaxi (als unqualifizierter Krankentransport) oder eben doch der Rettungsdienst (bei entsprechender medizinischer Notwendigkeit) Sinn.

Auch da stimme ich zu, doch da ist man mit dem privaten PKW meist deutlich schneller (insbesondere wenn man etwas abgelegen und ländlich wohnt). Bis da ein Rollstuhl- oder Liegendtaxi da ist, ist man oftmals selbst schon dort.

Werden die Kosten für solche Taxis eigentlich auch von der Krankenkasse übernommen?

Und den Rettungsdienst würde ich wie gesagt nur bei einem wirklich akuten und gefährlichen Notfall rufen.

SaniOnTheRoad  09.03.2022, 12:55
@Franz577

Gerne!

Wäre nur dann eine Option, wenn der Patient alleine gelassen werden kann (z.B. kein kleines Kind oder eine orientierungslose ältere Person) oder er den Weg bis zum Haupteingang noch aus eigener Kraft zurücklegen kann.

Die grundsätzliche Möglichkeit muss im Einzelfall natürlich gegeben sein.

Ist dies nicht möglich, muss man entweder im Vorfeld eine geeignete Betreuung organisieren und mitnehmen, oder eine Abholung am Fahrzeug durch Klinikpersonal absprechen - oder eine andere Alternative wählen.

Es gibt aber auch noch einen normalen Zugang zur Notaufnahme bzw. muss es ja auch geben und dort kommt man immer rein.

Das ist in der Regel schlicht der Haupteingang.

Einen gesonderten Notaufnahmeeingang für gehfähige Patienten haben die aller wenigsten Kliniken - dieser ist auch schlichtweg kaum notwendig, da sich die Notaufnahme unmittelbar an den Eingangsbereich anschließt oder einen Teil von diesem bildet.

Auch da stimme ich zu, doch da ist man mit dem privaten PKW meist deutlich schneller (insbesondere wenn man etwas abgelegen und ländlich wohnt). Bis da ein Rollstuhl- oder Liegendtaxi da ist, ist man oftmals selbst schon dort.

Wenn es in irgendeiner Form zeitkritisch ist, sind wir wieder bei der Sinnfrage des Privattransports.

Ob die schnellere Ankunft an der Klinik vorteilhaft ist, wenn man die Zeit durch die Organisation vor Ort wieder verliert, steht auf einem anderen Blatt.

Werden die Kosten für solche Taxis eigentlich auch von der Krankenkasse bezahlt?

Kosten für medizinisch notwendige Fahrten werden durch die gesetzliche Krankenkasse erstattet (vgl. § 60 SGB V und Krankentransport-Richtlinie) - das gilt für ein (Liegend-)Taxi ebenso wie für ein Rettungsmittel.

Und Rettungsdienst würde ich wie gesagt nur dann rufen, wenn wirklich ein akuter Notfall vorliegt.

Das ist vom Grundprinzip auch richtig - nur werden Notfälle eben subjektiv definiert.

So ist für Max Mustermann "Bauchschmerzen seit drei Wochen" ein Notfall, während Oma Erna mit Herzinfarkt per Bus und Bahn zum Hausarzt reist.

Man muss letztendlich mit Sinn und Verstand agieren und auch die Grenzen der eigenen Möglichkeiten realistisch einschätzen.

Franz577 
Beitragsersteller
 09.03.2022, 13:45
@SaniOnTheRoad
Das ist in der Regel schlicht der Haupteingang.
Einen gesonderten Notaufnahmeeingang für gehfähige Patienten haben die aller wenigsten Kliniken

Im Falle der von mir angesteuerten Klinik liegt die Notaufnahme aber in einem ganz anderen Bereich als der Haupteingang und quasi "am anderen Ende" der Klinik.

Und diese Klinik besteht außerdem darauf, dass die Aufnahme aller Patienten (egal ob akuter Notfall oder nur Überweisung vom Facharzt) nur über die Notaufnahme zu erfolgen hat.

Man muss also in jedem Fall die Notaufnahme ansteuern, weil der Haupteingang nur den Zugang der Besucher regelt (für die ja bis vor kurzem 2G+ und jetzt 3G gilt, was ja kontrolliert werden muss).

Ob die schnellere Ankunft an der Klinik vorteilhaft ist, wenn man die Zeit durch die Organisation vor Ort wieder verliert, steht auf einem anderen Blatt.

Naja, Notaufnahme direkt anfahren, Patient abliefern und ab dem Moment kümmert man sich ja um ihn.

Er ist so auf jeden Fall deutlich schneller vor Ort.

Man parkt ja dort nicht. Man hält ja nur kurz um den potentiellen Patienten zu übergeben. Danach wird dieser erstmal betreut und du parkst dein Auto um.

Allerdings sollte man das wirklich nur dann so machen, wenn der Patient so beeinträchtigt ist, dass er gar nicht mehr z.B. laufen kann

Franz577 
Beitragsersteller
 09.03.2022, 12:13

Klar, nur davon ist auch die Rede.

Man fährt zum Haupteingang. Beim Notfall ruft die Rezeption sofort Personal herbei. Und wenn es lebensbedrohlich ist, ruft man 112 oder willst du fahren und reanimieren gleichzeitig?

Franz577 
Beitragsersteller
 09.03.2022, 12:17

Das ist mir schon klar, dass man bei extremen Notfällen den Rettungsdienst ruft, aber davon ist in meiner Frage ja nicht die Rede.

Wenn sich jemand z.B. den Fuß gebrochen hat, dann ist das auch ein Notfall, aber kein lebensbedrohlicher und es spricht nichts dagegen, diese Person selbst in die Klinik zu fahren.

Nur kann die Person halt logischerweise keine weiten Wege zurücklegen.

Bis direkt vor den Haupteingang kommt man bei den wenigsten Kliniken mit dem Auto.

Und dann wird man darauf verwiesen, dass man doch in die Notaufnahme gehen möchte.

Wo sollen diese Leute aber parken, um die Patienten abzuliefern, wenn nicht dort?

Sie sollen abliefern und anschließend dort parken, wo das sinnvoll ist.

Ein KTW macht das Gleiche!

Twihard2002  09.03.2022, 13:59

Nein, ein KTW ist was völlig anderes als ein privater PKW.

schelm1  09.03.2022, 14:21
@Twihard2002

Gefragt war nach einem Krankentransport.

Twihard2002  09.03.2022, 14:22
@schelm1

Nein, ob man mit einem privat PKW in die Einfahrt für Einsatzfahrzeuge fahren darf. Qualifizierter KTW vom Rettungsdienst ja, privatfahrzeug nein.

Jedes Krankenhaus hat in der Regel eine Fahrzeugvorfahrt - sprich: Eine Ringstraße, welche es ermöglicht, dass ein Fahrzeug direkt vor dem Haupteingang halten kann. Hier kann man jemand aussteigen lassen. Man kann das Auto auch mal 30 Sekunden stehen lassen, um einen Menschen in einen Rollstuhl zu setzen.

Danach muss das Auto entfernt werden, damit auch andere Menschen "vorfahren" können.

Franz577 
Beitragsersteller
 10.03.2022, 10:03
Hier kann man jemand aussteigen lassen.

Bringt nur nichts, wenn das Krankenhaus sagt "Anmeldung nur über die Notaufnahme".

Und die ist ganz woanders bzw. weit vom Haupteingang entfernt.

Traveller5712  10.03.2022, 10:47
@Franz577

Aber am Haupteingang sitzt IMMER jemand, der sagen kann, wo man hin muss. Sprich: Wenn man jemand absetzen will, hält man kurz am Haupteingang, und fragt, wohin man den Menschen bringen darf. Kommunikation hilft in der Regel ;-)

Franz577 
Beitragsersteller
 10.03.2022, 14:10
@Traveller5712

Ja, in die Notaufnahme, wird einem dann gesagt.

Warum kann ich dann nicht also gleich direkt dorthin fahren?

Traveller5712  10.03.2022, 14:12
@Franz577

In sehr vielen Krankenhäusern geht man in die Notaufnahmen durch den Haupteingang. Die Notaufnahme ist NICHT identisch mit der "Liegendanfahrt". Die Notaufnahme ist lediglich eine bestimmte Station des Hauses, welche ihre eigene Patientenaufnahme hat.