Signaltöne an medizinischen Geräten – was ist das genau?

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Die Tonfolge 1 stammt von einem Beatmungsgerät der Firma Weinmann wie z.b. dem Medumat Transport. Die Tonfolge 2 stammt von einem Beatmungsgerät der Firma Dräger, z.b. Evita oder Oxylog 3000.

Alle medizinischen Geräte geben Alarme ab. In der Regel kennen medizinische Geräte 2 Alarmstufen: einen normalen Alarm und einen kritischen Prioritätsalarm. Manche Geräte kennen zudem noch technische Hinweise, die ebenfalls mittels Tonsignal auf sich aufmerksam machen.

Alarme kommen so zustande: für diverse Messwerte ist ein Bereich angegeben, in dem sie liegen sollen. Bei den beiden Beatmungsgeräten sind es unfassbar viele Werte, die da hinterlegt sind. Nehmen wir z.b. einmal die Atemfrequenz. Für die ist ein Zielbereich meinetwegen zwischen 10 und 20 angegeben. Das entscheidet der benutzende Arzt und stellt es entsprechend ein. Solange die künstliche Beatmung in diesem Bereich liegt, gibt es keinen Alarm. Unterschreitet aufgrund eines technischen Problems die Atemfrequenz 10 Atemzüge proinute, würde es einen Alarm geben. Überschreitet die Atemfrequenz 20 pro Minute, z.b. weil der Patient selbst zur Maschine hinzu atmet, würde es ebenfalls einen Alarm geben. Alarme sind also prinzipiell zunächst einmal ein Hinweis dafür, dass eine durch den Benutzer eingestellte Grenze verletzt wird.

Für bestimmte Grenzen, die im Allgemeinen als besonders kritisch gelten, wird eine entsprechend höherschwellige kritische Grenze festgelegt. Ein gutes Beispiel ist hier für die Sauerstoffsättigung. Diese wird von den meisten Überwachungsmonitoren als zu niedrig alarmiert, wenn sie 90% unterschreitet. Unterschreitet sie 75%, gibt es einen kritischen Alarm für eine absolute Entsättigung. Auf einem Parameter liegen also zwei Grenzen, die mit unterschiedlicher Priorität alarmiert werden, wenn es dort eine Verletzung gibt.

Technische Alarme, sofern sie denn stattfinden, weisen auf irgendeine technische Fehlfunktion hin, weil Spiels Weise eine eine lose Elektrode am EKG.

Zurück zu deinen Beispielen: beides sind die Standard-Alarme für Beatmungsgeräte der genannten Firmen.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
DocSchneider 
Beitragsersteller
 30.12.2021, 18:33

Vielen Dank für die kompetente und ausführliche Antwort! Das ist sehr interessant.

Das sind Alarmtöne der Beatmungsmaschine "Evita" der Fa. Dräger, ein reines Intensivbeatmungsgerät. Im Rettungsdienst wird dieses Gerät nicht benutzt..

Was allerdings sein kann, dass die Firma Dräger die Alarmtöne auch für die Beatmungsmaschinen, welche im Rettungsdienst genutz werden, verwendet. Ist ja schließlich nichts anderes als eine Tondatei.

Zu hören sind diese Warntöne oft, weil Mensch und Computer nun Mal nicht kompatibel sind: der Computer hat seine eingestellten Grenzen und wenn diese überschritten werden, alarmiert er, egal, was der Patient gerade macht. Zum Beispiel ein der Corpuls C3, ein Monitor-/Defibrillator für den Rettungsdienst: der Patient bewegt sich, sofort gibt es den Alarm für "VT prüfen!". Der Patient bewegt den Arm bei der Blutdruckmessung, sofort kommt "NIBP aufpumpen unmöglich" etc. Bei einem Beatmungsgerät das selbe Prinzip: ein (nicht relaxierter) Patient hustet, sofort kommt "Beatmungsdruck hoch".

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
DocSchneider 
Beitragsersteller
 30.12.2021, 18:35

Danke für die Erklärung, das ganze ist sehr komplex und man kann wohl gar nicht einen einzigen Parameter benennen, der den Ton auslöst

Also ich weiß nicht, ob es der Ton ist den du meinst, aber es könnte der Ton sein, wenn eine angehängte Infusion leer ist. Die macht eine ähnliche Melodie.

Das zweite ist wahrscheinlich der Puls/Blutdruck, wenn die Werte nicht mehr gut sind

Das sind einfach Signale dass eines der Geräte Aufmerksamkeit braucht.

Das kann vieles sein:

- Perfusor leer

- Sauerstoffsättigung schlecht

- Blutdruck zu hoch, zu niedrig

- Puls zu hoch oder zu niedrig

- Arythmie

Diese Alarme gibt es in verschiedenen Stufen - je nach Kritikalität. Diese sanften Töne sind besser erträglich und verursachen weniger Stress als ein Beeeep.

Von Experte iwaniwanowitsch bestätigt

Es gibt viele verschiedene Töne wo die Geräte von sich geben. Oftmals wirst du in den Rettungsdienst Dokumentationen den Ton des Corpuls C3 hören. Dieser meckert oftmals auch einfach herum. (Rotes blinken und einen ähnlichen Ton den du "nachgebaut" hast.)

https://www.youtube.com/watch?v=hyjYaZXr7cs&ab_channel=Dev%27Torn

Diese Töne geben oftmals "kritische"-Töne von sich und sollen ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken und sagen "Hey, hier stimmt evtl. was nicht."

So machen auch andere Gerät wie das Beatmungsgerät Medumat Standard 2 oder Transport auch ihre eigenen Töne um auf eventuelle Probleme hinzuweisen. Oftmals sind es Probleme oder auch einfach nur ausgelöst durch Artefakte

DocSchneider 
Beitragsersteller
 30.12.2021, 18:36

Danke für die Antwort und die Nennung der Geräte