Präklinische Reanimation im Rettungsdienst?
Guten Abend,
ich habe eine frage bezüglich der präklinischen Reanimation im Rettungsdienst. Patienten werden entkleidet das ist mir klar. Spätestens wenn ich die Pannels kleben möchte muss der Oberkörper frei sein. Ich hatte präklinisch noch keine Reanimation habe mir aber schon oft Gedanken zum Ablauf gemacht aber ich stoße relativ schnell auf die ersten Probleme. Zeit ist ein extrem wichtiger Faktor. Bei uns in die Kleiderschere im Rucksack. Nehmen wir an, dass der Patient einen Kreislaufstillstand hat. Nehmen wir auch an er trägt einen dicken Rollkragenpullover. Eine suffiziente Reanimation dürfe durch den Pullover nicht möglich sein (Pullover federt ab und falscher Druckpunkt?)
Drücke ich trotzdem bis der Kollege die Schere aus dem Rucksack genommen hat oder nimmt man sich die Zeit erst die Kleidung zu entfernen? Ein Unterhemd kann man ja schnell hochziehen und ein normales Hemd kann man sicher an den Knöpfen aufreißen aber wie ist das zum Beispiel bei einem dicken Pullover?
Die Ambupuppe hat nur eine Jacke die leicht zu öffnen und darunter direkt der entblößte Brustkorb. Wenn man noch nie in einer realen Situation war dann kann der Fakt, dass der Patient eben keine dünne Jacke ohne was drunter trägt einen schon kurz aus der Bahn werfen. Darum versuche ich mir das im Vorfeld vorzustellen.
Des Weiteren gehe ich davon aus, dass der RS drückt und der NFS anfängt die Pannels zu kleben um danach Zeit für den Atemweg zu haben?
5 Antworten
Hi,
Drücke ich trotzdem bis der Kollege die Schere aus dem Rucksack genommen hat oder nimmt man sich die Zeit erst die Kleidung zu entfernen?
Ja, natürlich - die Thoraxkompressionen werden selbstverständlich auch dann durchgeführt. Selbst eine weniger suffiziente Herzdruckmassage ist deutlich besser, als gar keine.
Das Problem am Pullover ist einfach: man findet den Druckpunkt schlechter und kann keine Paddels kleben. Aufschneiden (oder anschneiden und aufreißen) dauert meist nur wenige Sekunden. Das wäre auch im normalen 30:2-Rhythmus machbar.
Die Ambupuppe hat nur eine Jacke die leicht zu öffnen und darunter direkt der entblößte Brustkorb. Wenn man noch nie in einer realen Situation war dann kann der Fakt, dass der Patient eben keine dünne Jacke ohne was drunter trägt einen schon kurz aus der Bahn werfen.
Das ist der Punkt "Übungskünstlichkeit". Den wird man nie komplett rausbekommen.
Und man muss ehrlich sagen: die "Lehrbuchreanimation", wie sie in Aus- und Fortbildungen gelehrt wird - die gibt's draußen nicht.
Die Unterschiede von Theorie und Praxis sind enorm; in der Ausbildung ist ganz viel "Show" dabei, eben eine Kür. Draußen ist es im besten Fall strukturiertes Chaos, bis alle grundlegenden ALS-Maßnahmen gelaufen sind.
Des Weiteren gehe ich davon aus, dass der RS drückt und der NFS anfängt die Pannels zu kleben um danach Zeit für den Atemweg zu haben?
Empfehlenswert - bei uns wird es so gehandhabt.
RS drückt, NFS klebt Paddels - erste Analyse - RS drückt weiter, NFS sichert Atemweg - zweite Analyse, Positionswechel - NFS drückt, RS bereitet Zugang/Infusion/Medis vor - dritte Analyse, Positionswechsel - RS drückt, NFS legt Zugang und verabreicht Medikamente.
Damit fährt man in der Regel recht gut, besonders, wenn man als Team eingespielt ist.
LG
Gerne!
Ich hoffe, dass dieser Praxisfall Dir ein Gefühl für den Umgang mit reanimationspflichtigen Patienten in der Realität geben konnte.
Danke für den Stern ^^
Gerne. Habe auch gelernt, dass der Kopf besondere Aufmerksamkeit benötigt wenn man vom Bett auf den Boden geht #Schwerkraft
Ich würde durch die Kleidung reanimieren, der andere holt die Schere schneidet auf und dann ACLS Protokoll rs drückt am Anfang und nfs schneidet auf, klebt Paddels, larynxtubus, Zugang etc, nach 2-3 Zyklen Wechsel
Meine Erfahrung ist, dass jede Rea anders abläuft, weshalb hier keine eindeutige Antwort gegeben werden kann.
Durch einen Pulli ist eine Reanimtion denke ich schon gut möglich, zumindest anfangs, bei einer Winterjacke denke ich wird das allein schon wegen dem Reißverschluss, der dann eventuell auf den Handballen drückt, unangenehm.
Ich hatte bisher keine Rea, in der ein Reaschema, wie es in den Schulen gelehrt wird, komplett durchgezogen werden konnte. Oftmals liegt der Patient noch in einem engen Bad oder Flur, wo man sich erst mal organisieren muss, dann kommt es auf die paar Sekunden mehr auch nicht an, die es dauert die Schere aus dem Rucksack zu holen und die Kleidung wegzuschneiden. Kommt es hingegen während der Fahrt zu einer unerwarteten Rea-Situation ist man oftmals so davon überrumpelt, dass man einfach erst mal drückt und sich dann nach und nach mit dem Kollegen organisiert.
Man drückt auch über einem Pullover bis dieser entfernt ist, besser so als gar nicht und warten, bis die Kleidung entfernt ist. Selbst der dickste Pullover lässt sich in der Regel übrigens auch zerreißen, sobald man mit der Schere einen Schnitt gemacht hat. Ja, das Atemwegmanagement macht bei einer RTW Besatzung der NotSan oder der RettAss bzw. bei einer KTW Besatzung der RettSan, eben immer der mit der höchsten Qualifikation vor Ort wobei man auch die eventuelle Vorausbildung seines Teampartners kennen sollte, ich saß schon mit einem RH auf dem KTW der vorher Fachgesundheits- und Krankenpfleger für Anästhesie und Intensivpflege gewesen ist, da hätte ich das vielleicht eher ihn machen lassen. Mfg.
Hi,
Da ich drei Rea's bis jetzt nur auf dem Löschfahrzeug hatte und wir zu 4 Sind (2 Trupps), kann ich keine Aussage zu einer RTW Besatzung machen.
Wir lernen und üben es so aus:
Ansprechen - Keine Reaktion, Atmung und Puls prüfen - nicht vorhanden. Einer fängt an zu drücken, der andere Befreit den Patienten von Kleidung und klebt die Pads auf. Dann geht der Defi ein "Check" durch und Empfiehlt zu Schocken oder weiter zu drücken, währenddessen wird der larynxtubus eingeführt und mit einem Ambubeutel und Sauerstoff Beatmet. Ab da an wird dann 2 Minuten gedrückt, bis der Defi wieder seinen Check macht, dabei wird Getauscht. Der Drücker Beatmet, der beamter drückt. Das ganze solange bis der NA eintrifft und seine Medikamente gibt. Dieser hat seit letzem Jahr ein "Rearoboter" dabei, der dann aufgebaut wird und das drücken übernimmt. Das Beatmen macht dann der NFS, der RA/RS bereitet die Trage und den RTW/weg zum RTW für einen Transport vor.
Drücke ich trotzdem bis der Kollege die Schere aus dem Rucksack genommen hat
wir machen es so, denn jede Sekunde ist wichtig.
Vielen Dank. Zweieinhalb Wochen später kam es zur Anwendung. Patient hatte ein Nachthemd an. Man konnte das Hemd einfach zerreißen. Die Knöpfe sind abgerissen und klirrend wie kleine Kugeln auf dem Holzboden herumgesprungen.