Psychoanalyse Freud Therapiekonzept-Gegenübertragung. Wer kennt sich aus?
Hey, ich lern grad Psychologie (6stündig). Ich verstehe die Übertragung aber nicht die Gegenübertragung. Es kann passieren, dass der Patient sich gegenüber dem Therapeuten so verhält wie gegenüber einer Person, die früher im Mittelpunkt seines heute unbewussten Konflikts steht. (Übertragung).
Bei der Gegenübertragung haben wir geschrieben, dass diese Übertragung auch beim Therapeuten Gefühle, Gedanken etc auslöst. Und er sich evtl dem Patienten/Klienten gegenüber so verhält wie die Person, die eben Mittelpunkt seines heute unbewussten Konflikts ist (meist Mutter/Vater).
Meine Frage: 1. Passiert diese Gegenübertragung versehentlich? Oder weis der Therapeut das er sich so verhält? Weil wir hatten noch aufgeschrieben, dass der Therapeut sich schützen soll dagegen also gegen diese Gegenübertragung durch Professionalität. Aber im Internet stand was von sich diesen Effekt zu Nutze machen (ich vermute das ist in der modernen Psychoanalyse dann der Fall?) Aber um sich das zu Nutze zu machen, muss er (Therapeut) ja wissen das er sich so verhält, oder? Aber im Heft klingt das so, als würde der Therapeut versehentlich eben auf den Patienten vtl so reagieren wie die Bezugsperson des Klienten/Patienten.
2. Und meine 2.Frage: was ist positive und negative Gegenübertragung? Heisst positive Gegenübertragung: dass der Therapeut sich so verhält wie die Bezugsperson des Patienten oder meint positive Gegenübertragung, dass der Therapeut sich einfach POSITIV ihm gegenüber verhält also mit positiven Gefühlen wie Zuneigung, etc. (egal ob gewollt/bewusst oder nicht))
Bitte keine Links- hab so ziemlich alles gelesen was es dazu gibt- und verstehe es nicht. Wer kennt sich aus und kann helfen? Dankeschön! :c
2 Antworten
Hey, Die Gegenübertragung ist wie von dir beschrieben das Phänomen, wenn der Therapeut in die Situation kommt, sich zu sehr in einen Klienten bzw seiner Problematik zu verstricken. Therapeuten arbeiten teilweise unter großer emotionaler Belastung, die sie ohne ausreichendem professionellen Verhältnis von Nähe UND Distanz zum Klienten nicht bewältigen könnten. Zudem benötigen Sie oft Supervision, um im Arbeitsfeld handlungsfähig zu bleiben. Supervision ist zur (eexternen ) Reflexion der eigenen Handlungen und einzelner Fälle. Wenn der Therapeut nun einen Klienten vor sich, der den Konflikt seiner selbst unbewusst auf den Therapeuten überträgt ist ein großer Schritt zum Erfolg der Therapie. Wenn jetzt aber der Therapeut zu Nah am Klienten ist, läuft er Gefahr, zu sehr in den Konflikt zu geraten und seine eigene Rolle als Therapeut zu verlieren. Das wäre die negative Gegenübertragung - die versehentlich abläuft! Unreflektiert und ohne den Rückschluss was hier gerade abläuft führt das dann zu einer Verhärtung des Konfliktes und zum scheitern der Therapie. Schutz dagegen bietet nur die professionelle Reflexion seiner selbst - IM Gespräch UND danach (u.U. mithilfe von supervision. ) Positive Gegenübertragung wäre der Zustand, wenn der Therapeut bewusst und mit Absicht in den Konflikt einsteigt, die Rolle des übertragenen Konfliktpartner annimmt und den Klienten damit konfrontiert. Aber: hierbei hat der Therapeut noch die Fäden in der Hand und reflektiert diese Konfrontation mit dem Klienten und kann jederzeit aussteigen. Hier kann der Therapeut dem Klienten gewisse Dinge vor Augen führen (zB durch Systemsische fragen, zB "warum haben sie so reagiert?" Und weiter in die Tiefe gehend).
Hoffe ich konnte dir helfen ;) Wenn noch Fragen dazu sind, sag Bescheid ;)
Eine positive Einstellung (Empathie, kongruenz, Authentizität ) ist eine Grundvoraussetzung. In einer Konfrontation kann zwar von einer solchen Haltung kurzfristig Abstand genommen werden, aber sonst ist dies eine Grundhaltung jeglicher pädagogischer oder therapeutischer Arbeit.
Ich denke hier ist Wikipedia durchaus hilfreich:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Gegen%C3%BCbertragung
Im ersten Kommentar ist das "selbst" im zweiten Satz doppelt. Habe wohl etwas zu schnell abgetippt ;)
Abschnitt aus dem Artikel: Die Formen der Gegenübertragung sind sehr vielfältig. Sie reichen von Zuneigung, sozialen oder zärtlichen Wünschen bis hin zu negativen Gefühlen, Abneigung oder abwertenden Gedanken und Äußerungen, die der Therapeut dem Patienten entgegenbringen kann
Die Gegenübertragung passiert insofern unbewusst. Der Therapeut selbst ist ja selbst nur ein Mensch, der in bestimmten Konflikten zu sich bzw. anderen stehen kann, so dass er sich durch das Therapieren anderer Menschen möglicherweise selbst näher kennen lernt. Im ersten Moment wird er seine Gegenübertragung vielleicht gar nichr wahrnehmen, wenn ein bestimmtes Verhalten des Patienten Reaktionen hervorruft, derer er sich nicht bewusst ist. Ein kompetenter Therapeut sollte aber in der Lage sein, "sich im Nachhinein selbst auf die Schliche zu kommen". Ungelöste Konflikte beim Therapeuten können kontraproduktiv wirken.