Rechtliche Frage zu HIV Test vor OP
Hallo alle zusammen,
Da ich leider keine eindeutige Antwort im Netz auf meine Frage finden konnte hoffe ich, dass hier jemand genaueres weiß. Besonders toll wäre natürlich, wenn es ein rechtskräftiges Urteil dazu geben würde.
Hat ein Krankenhaus, welches standardmäßig einen HIV Test vor einer OP durchführt das Recht die OP zu verweigern, wenn der Patient keinen HIV Test machen möchte?
Wenn dem so wäre würde ich es äußerst befremdlich finden, denn ich war immer der Ansicht, dass ein HIV Test nur mit Einwilligung des Patienten vorgenommen werden könne. Die Androhung die OP zu verweigern macht die Freiwilligkeit bei dem Test allerdings ziemlich obsolet. Zudem sollte der Status eines Patienten im OP-Verlauf ja keine Rolle spielen, da die Bedingungen von vor herein so sein müssen, dass keine Übertragung (egal in welche Richtung) möglich ist. Das Argument der Risikominimierung ist daher wenig stichhaltig. Vor allem, da rein theoretisch immer auch die Möglichkeit besteht, dass der Patient positiv ist, die Infektion aber noch nicht durch einen Antikörpertest nachgewiesen werden kann.
So viele Gedanken zu einer eigentlich kurzen Frage. Ich kann mir fast nicht vorstellen, dass es hierzu kein Urteil gibt.
Danke schon mal für hilfreiche Antworten!
Lg Susan
4 Antworten
Hi Susan,
Nein, das Krankenhaus darf die OP wegen einem nicht vorhanden HIV Test nicht verweigern.
Es gelten bei jedem Patienten die selben Hygiene Maßnamen. Von daher darf das Krankenhaus nicht auf einen HIV Test bestehen.
Ich kenne keinen Fall. Aber ich kann dir gerne einen rechtsanwalt der sich mit HIV und Aids beschäftigt empfehlen, wenn du interesse hast.
Danke, dem Nachwuchs geht es sehr gut. Und kommt in der NAcht nur einmal. Also sehr pflegeleicht. Er schläft jetzt weder seelenruhig :)
Ich werd mal hier zur AIDS Beratung gehen und fragen ob dies ein bekanntes Problem mit dem Krankenhaus ist. Ich glaube es ist ganz gut, wenn derartige Informationen irgendwo zusammen laufen. Ob ich als Einzelperson klagen würde... hm... vermutlich sollte man es tun. Denn genau das ist es ja vermutlich worauf das Krankehaus spekuliert. Keiner will selbst Zeit, Mühe und Ärger und macht deshalb den Test. Hat ja bei mir auch bestens funktioniert. Also falls ich den Kontakt brauche komme ich auf dich zurück. Ich fürchte nur, dass eine Einzelklage recht aussichtslos wäre. Aber vielleicht ist es ja gar kein Einzelfall. Dem werde ich zumindest mal nachgehen. Danke auf jeden Fall für das Angebot.
Dann genieße mal weiter die Mutterschaft! Ich hoffe, dass es so ein Traumkind bleibt ;) Zumindest bis zur Pubertät!
Naja hättest ja nicht gleich eine Termin machen müssen. ich denke er hätte dir die Frage per Mail auch so beantwortet. Weiß nicht.
Aber ich drück dir die Daumen, dass du das irgendwie hinbekommst.
Danke :)
Die AIDS Beratung hier hat eine kostenlose Rechtsberatung. Bin daher versorgt denke ich. Danke nochmal für die Antwort! Lg
Ich schlage dir vor, dich mit diesem Anliegen an die Bundesärztekammer zu wenden und denen sowohl den Namen des Krankenhauses als auch der behandelnden Ärzte zu nennen. Ich kann mir ebenfalls nicht vorstellen, dass das rechtmäßig ist, schon gar nicht wenn es sich um eine lebensrettende OP handelt.
Da mein persönliches Interesse in dem Fall eher minimal war, habe ich es im Krankenhaus nicht in eine höhere Instanz getragen. Ärgert mich im Nachhinein eigentlich ein wenig ;) Denn andere Personen, die tatsächlich von einer Infektion betroffen sind dürften berechtigte Einwände gegen ein solches Vorgehen haben.
Aber um konkreter zu werden:
Ich habe vor 3 Wochen meine Mandeln raus bekommen und wurde bei der Voruntersuchung aufgefordert einen HIV Test zu machen. Lustiger Weise hatte ich den zwei Monate zuvor beim Gesundheitsamt gemacht. Dies habe ich der Schwester mitgeteilt und sie hat selbst angemerkt, dass der Test ja dann ziemlich sinnlos und ne Geldverschwendung ist, da eine mögliche Infektion aufgrund des kurzen Zeitrahmens ohnehin nicht nachweisbar wäre. Sie hat dann auf der Station angerufen und gefragt ob auf den Test verzichtet werden kann, da ich meinen Status kenne. Als Antwort kam: Nur wenn ich einen Nachweis über das Ergebnis habe. Einen solchen gibt es hier aber bei dem anonymisierten Test beim Gesundheitsamt nicht. Als ich dann gefragt habe was passiert, wenn ich ihn nicht machen will wurde mir gesagt, dass man sich vorbehalten würde die OP nicht zu machen. An dem Punkt war es mir dann (leider) auch zu blöd darauf zu beharren und ich hab den Test gemacht.
Im Nachhinein habe ich allerdings mit zwei Freunden, die positiv sind gesprochen und sie waren natürlich etwas bestürzt. Vor allem einer der beiden weiß zwar um seine Infektion, bislang aber eben auch nur vom Gesundheitsamt, sprich die Kasse weiß noch nichts davon. Wäre er an meiner Stelle gewesen hätte er mit dem Rücken zur Wand gestanden. Und es kann meines Erachtens nicht rechtens sein eine Person in eine solche Situation zu bringen, in der er zwischen dem outing seiner Infektion und einer medizinischen Behandlung wählen muss.
Dein Freund sollte sich aber schleunigst darum kümmern, dass er Medikamente bekommt... heutzutage ist HIV doch recht gut behandelbar.
Aus einer Broschüre der Aidshilfe:
Ob Sie einen HIV-Test machen lassen oder nicht, ist Ihre freie Entscheidung. Niemand darf Sie dazu zwingen – es ist Ihr Recht, einen Test zu verweigern. In Arztpraxis, Krankenhaus oder Labor darf nur dann ein HIV-Test bei Ihnen vorgenommen werden, wenn Sie sich ausdrücklich damit einverstanden erklären. Zwangstests oder stillschweigend durchgeführte Tests (z. B. bei Untersuchungen im Krankenhaus oder im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge) sind rechtlich unzulässig und können als Verletzung des Persönlichkeitsrechts geahndet werden. Fragen Sie im Zweifelsfall lieber nach, welche Untersuchungen vorgenommen werden sollen, und weisen Sie ggf. darauf hin, dass Sie nicht mit einem HIV-Test einverstanden sind.
Ich an deiner Stelle würde mich, auch wenn es mich nicht selbst betrifft, an die Ärztekammer oder gar die Presse wenden. Dieses Verhalten ist meiner Meinung nach rechtswidrig und kann so nicht zulässig sein. Gegebenenfalls kannst du dich auch erstmal an die Aidshilfe wenden und dort nachfragen - wenn sich einer mit der Thematik auskennt, dann die.
Danke für das Raussuchen der Passage!
Bei meinem Freund ist zum Glück noch keine Behandlung notwendig. Seine Virenlast etc. kennt er. Ich hoffe, dass dies auch noch so bleibt bis er selbst so weit mit der Diagnose umgehen kann, dass er es evtl. seinen Eltern mitteilen möchte bzw. versicherungstechnisch alles geregelt hat.
Ich denke ich werde mal bei der hiesigen AIDS Beratung vorbei gehen. Evtl. ist es ja kein Einzelfall was ich erlebt habe. Es ärgert mich im Nachhinein einfach zu sehr als dass ich die Sache auf sich beruhen lassen will.
Ich kann mir gut vorstellen, dass das Krankenhaus klein bei gegeben hätte, wenn ich wirklich widersprochen hätte. Schließlich werden die die Rechtslage ja kennen. Ich nehme an mir erst mal zu suggerieren, dass ich quasi verpflichtet bin den Test zu machen führt in der Regel schon dazu, dass die Personen einlenken und ihn machen. Ich war ja auch einfach überrumpelt. Ich meine mich zwar generell mit HIV ganz gut auszukennen, aber hier geht es dann doch um eine recht spezielle Frage bei der man als nicht direkt Betroffener unsicher ist und das eigene Recht nicht hundertprozentig kennt. Das sie diese Situation ausgenutzt haben ärgert mich aber ungemein.
Danke noch mal für die Antwort und noch einen schönen Abend!
Lg Susan
Kann ich durchaus verstehen, dass es dich ärgert. Wäre ich in der Situation gewesen, hätte ich sie vermutlich in der Luft zerfetzt (bildlich gesprochen natürlich). Versuche es wirklich mal bei der Aidshilfe. Ich wäre erstaunt wenn das eine zulässige Praxis wäre und finde, dem sollte Einhalt geboten werden.
Keine Ursache, wenn ich kann, versuche ich immer zu helfen. Ich wünsche dir viel Glück bei der Klärung und deinem Freund alles Gute. Ich hoffe, er lernt damit umzugehen und ich hoffe auch, dass er noch lange beschwerdefrei bleibt und keine Behandlung benötigt. Dir ebenfalls einen schönen Abend :)
Lg Luna
Danke :)
Ich bin mir nicht sicher, was das Krankenhaus berechtigen sollte, einen HIV-Test zu machen. Bzw. warum sie ihn überhaupt machen wollen?
Das OP-Besteck wird nach der Benutzung sterilisiert und nicht abgeleckt, Patienten beißen während der OP nicht, weil sie eine Anästesie bekommen und Sex mit operierten Patienten auf dem OP-Tisch ist auch rel. selten!
Genau deswegen hat es mich sehr irritiert.
ich denke, diese Frage geht an der Realität vorbei. Bevor es zu eine OP kommt, werden -zig Test gemacht, auch Bluttests und ich bin sicher dass diese das Blut auch im Vorfeld schon einmal auf HIV getestet haben. Zum anderen denke ich, dass es hier eine MORALISCHE und keine rechtliche Frage ist. Der Arzt und die OP Schwestern sind Menschen, die einem Patienten helfen. Warum sollen die jemanden operieren, der sich weigert, dem Ärzteteam eine Chance zu geben sich zu schützen? Bei HIV Patienten schützen die Ärzte sich noch mehr als bei anderen Patienten. Wo bleibt also die FAIRNESS diesem Ärzteteam gegenüber? Warm soll der Arzt durch seinen Eid verpflichtet werden, einen egoistischen, dummen Menschen zu operieren, dem sein Datenschutz wichtiger ist, als die Gesundheit und der Rezept gegenüber den Ärzten?
HIV Tests dürfen nicht ohne Erlaubnis stattfinden. Sollten die Ärzte das im Labor mit getestet haben und sollte das hinterher irgendwie rauskommen, kann das für das Krankenhaus unangenehme Folgen haben.
Warum sollen die jemanden operieren, der sich weigert, dem Ärzteteam eine Chance zu geben sich zu schützen?
Ganz einfach, weil bei jedem Patienten die selben Schutzmaßnahmen Pflicht sind. Das sagt selbst das Gericht.
Bei HIV Patienten schützen die Ärzte sich noch mehr als bei anderen Patienten. Wo bleibt also die FAIRNESS diesem Ärzteteam gegenüber?
Wie schützen die sich denn mehr? Ziehen die 2 paar Handschuhe mehr an oder was? So ein Blödsinn.
Wenn die ärzte sich bei HIV NOCH MEHR schützen, dann frag ich mich doch als Patient wie wenig die sich bei gesunden Menschen schützen. Also bei solcher Aussage würde ich mich von den Ärzten nicht operieren lassen.
Ist also Blödsinn was du hier erzählst. Bitte informiere dich vorher bevor du hier deine Unwissenheiten verbreitest
immer alles wollen, immer nach dem Recht fragen, ohne auf die moralische Verantwortlichkeit zu achten. Jeder Mensch hat auch eine moralische Verantwortung anderen Menschen gegenüber.
Liebe(r) tapri,
der springende Punkt ist, dass bei einem positiven Patienten keine extra Vorkehrungen getroffen werden müssen. Wenn ein Krankenhaus/ Arzt der Ansicht ist, dass dies doch der Fall ist, dann muss ich mich ernsthaft fragen ob das normale Vorgehen des Krankenhauses schlicht weg schlampig ist.
Als Patient verlasse ich mich darauf, dass bei einer OP die gängigen Hygienemaßnahmen eingehalten werden. Ich verlange anders herum ja auch keinen HIV Test von meinem Chirurgen, denn ich gehe einfach mal davon aus, dass er mich nicht während der OP vergewaltigt oder mir ohne Handschuhe und mit offener Wunde an der Hand in meinem Körper rumtatsch. Es ist mir daher schlicht weg egal ob mein Operateur positiv oder negativ ist. Und genauso hat es ihm egal zu sein ob ich als Patient positiv oder negativ bin.
Eine Infektion muss bei einer OP immer ausgeschlossen sein. Denn wie hier in der Frage auch schon angesprochen wurde, es besteht die geringe aber theoretische Möglichkeit, dass der Antikörpertest negativ ausfällt, ich aber dennoch positiv bin. Hätte ich mich zwischen Gesundheitsamt und OP Termin infiziert, wäre das Krankenhaus trotz Test vermutlich davon ausgegangen einen negativen Patienten vor sich zu haben. Den PCR-Test wollten sie aus Kostengründen übrigens nicht machen. Fand ich recht belustigend, denn offensichtlich endet das eigene Sicherheitsdenken beim Geld.
Der Gedanke, dass ich als negativer Patient evtl. anders behandelt werde als als positiver Patient ist gelinde gesagt erschreckend. Gerade Ärzte sollten aufgeklärt sein und offensiv gegen Diskriminierung vorgehen. Und Unwissenheit und die damit verbundene Stigmatisierung sind das Hauptproblem mit dem Betroffene heute zu kämpfen haben. Wir reden hier von einer Infektion, die im 21 Jahrhundert bestens behandelbar ist und mit der die Betroffenen (fast) normal leben könnten, wenn wir sie als Gesellschaft nur ließen.
Daher der Appell, informiere dich bitte über HIV damit du solch unbegründete Ängste verlierst. Die moralische Verantwortlichkeit, die du einforderst begrüße ich nämlich. Allerdings funktioniert sie in diesem Fall anders herum. Wir als Gesellschaft haben die moralische Verantwortung uns gegen Diskriminierung einzusetzen. Und gerade weil ich ein so großer Fan von diesem Konzept bin, möchte ich das Vorgehen des Krankenhauses nicht einfach auf sich beruhen lassen.
Lg Susan
HI :)
Sehr gut, denn das will ich doch auch stark hoffen ;) Weißt du ob es dazu einen Präzedenzfall gibt? Ich kann mir kaum vorstellend, dass diese Frage seit den 80ern noch nie juristisch geklärt werden musste.
Wie geht es dem Nachwuchs? Ich hoffe er lässt dich auch mal schlafen? :D