Völlig traumatisiert nach medizinischer Maßnahme beim Frauenarzt - was kann ich dagegen tun?
Ich war im Alter von 15 Jahren das erste und letzte Mal beim Frauenarzt. Das Ganze ist jetzt drei Jahre her. Meine Mutter hatte mich von gestern auf heute alleine und ohne Termin hingeschickt, weil meine Periode nicht pünktlich kam und sie vermutlich Angst hatte, dass ich schwanger sein könnte. Ich ging also mit einem mulmigen Gefühl zum Frauenarzt und redete mir ein, dass ich erstmal nur ein Gespräch führen müsse, da ich für die eigentliche Untersuchung noch nicht bereit war. Ich hatte vorher ja noch nicht einmal eine Frauenarztpraxis betreten. Leider hatte ich wirklich Pech mit dem Arzt, denn er überredete mich, mich auf dem Stuhl untersuchen zu lassen, obwohl ich ihm mehrfach sagte, dass ich noch nicht bereit bin und keine Untersuchung wünsche. Aus heutiger Sicht würde ich sagen, dass er mich regelrecht manipulierte. Ich war ziemlich überrumpelt und willigte ein, in der Hoffnung, meine Bedenken seien unbegründet. Das war leider nicht der Fall, denn ich empfand die Untersuchung als traumatisierend und stand noch unter Schock als ich wieder zu Hause war. Das lag neben der eigentlichen Untersuchung, die die Hauptursache für mein Trauma ist, auch an den beschämenden und höchst unangenehmen Kommentaren des Frauenarztes, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Außerdem drückte er meine Beine auseinander, als ich mich verkrampfte. Nach diesem Erlebnis habe ich mich monatelang zurückgezogen, hatte ein sehr schlechtes Körpergefühl und war sehr depressiv. Ich habe seit diesem Tag nie wieder einen Frauenarzt aufgesucht, auch nicht, wenn ich Beschwerden hatte. Noch immer, drei Jahre später, habe ich mit diesem Erlebnis zu kämpfen und es lässt mich einfach nicht los. Oft hatte ich Albträume deswegen. Wenn jemand zu mir sagt, dass ich zum Frauenarzt gehen soll, verliere ich vollkommen die Fassung, kann nur weinen und schreien. Das Schlimme ist, dass niemand mein Problem versteht und ich immer nur zu hören bekomme, dass die Untersuchung doch kein Problem ist. Hat jemand eine Idee, wie ich mein Trauma bewältigen kann? Ich bin für jede Hilfe sehr dankbar.
12 Antworten
Hi luxurycatlady!
Tut mir Leid, dass du so ein schlimmes Erlebnis bei diesem Frauenarzt hattest. Dieser Arzt hatte so ziemlich alles falsch gemacht, was man nur falsch machen kann. Alleine wie du beschreibst, wie er dich behandelt hat, scheint er überhaupt kein Gefühl dafür zu haben, wie man mit einer jungen Patientin umgehen muss. Denn auch wenn ein Arzt nur wenig sensibel ist und so gut wie kein Fingerspitzengefühl hat, sollte diesem eigentlich bewusst sein, dass der erste Frauenarztbesuch für ein junges Mädchen kein leichter Schritt ist und viel Überwindung dazugehört. Da kann er sein Medizinstudium als Jahresbester abgeschlossen haben, wenn er kein Feingefühl für seine Patienten hat, ist er für mich als Arzt schon durchgefallen.
Das Trauma begann bei dir ja schon vorher, als deine Mutter dich, ohne Vorwarnung, einfach zu dem Arzt geschickt hat. Besser gewesen wäre es, wenn sie mit dir vielleicht zuerst ein vernünftiges Gespräch zwischen Mutter und Tochter geführt hätte. Klar ist es relativ ungewöhnlich, wenn man mit 15 Jahren noch nicht seine Periode bekommen hat und dies dann einmal ärztlich überprüfen lässt. Aber die eigene Tochter direkt zum nächsten Frauenarzt zu schicken, ohne dass diese überhaupt weiß, was sie erwarten könnte, ist alles andere als feinfühlig.
Was sich der Arzt dann aber erlaubt hat, übertrifft noch einmal alles. Alleine dich gegen deinen (mehrfachen) Wunsch zu untersuchen, zeigt schon von extremer Respektlosigkeit dir als Patientin gegenüber. Du brauchst dir überhaupt keinen Vorwurf zu machen, weil du dich dann dazu hast überreden lassen. Mit 15 Jahren traut sich noch nicht so schnell "nein" zu sagen. Die Situation, dass der Arzt dann auch noch wesentlich älter als du war und eine gewisse Autorität und Machtaustrahlung hatte, machte es dann natürlich noch viel schwieriger. Man denkt in so einer Situation dann, ´gut, er ist der Arzt, was er sagt stimmt und muss ich befolgen´. Damit hatte der Arzt dich, wie von dir bereits gesagt, schon manipuliert. Allerspätestens als er auf dem Stuhl deine verkrampften Beine auseinanderdrückte, hätte im klar sein müssen, dass er gegen den Willen seiner Patientin handelt und ihr gerade ein schlimmes traumatisches Erlebnis zufügt. Es klingt jetzt vielleicht etwas hart, aber das geht schon fast in Richtung eines Missbrauchs. Dazu noch bei einer Minderjährigen.
Dein zurückgezogenes Verhalten ist für mich absolut verständlich. Es wird sicher auch eine gewisse Zeit dauern, bis du dies halbwegs verarbeitet hast und einem Arzt wieder vertrauen kannst. Ich rate dir deshalb auf jeden Fall schon einmal nie wieder zu diesem Frauenarzt zu gehen! Wenn du eines Tages wieder bereit dazu sein solltest, würde ich dir auch empfehlen, keinen männlichen Arzt aufzusuchen, sondern wenn dann eine Frauenärztin. Viele bieten, gerade für junge Patientinnen, sogenannte Teenagersprechstunden an, wo die Frauenärztin einfach ein ganz unverbindliches Gespräch mit den Mädchen führt - ohne anschließende Untersuchung, es sei denn, dass dies gewünscht wird. Vielleicht bist du mit jetzt 18 Jahren schon an der oberen Altersgrenze hierfür angelangt, aber ich denke, dass das trotzdem noch gehen sollte. Auch so würde ich trotzdem erst einmal nur das Gespräch mit einer Frauenärztin in deiner Nähe suchen. Berichte ihr in dem Gespräch dann auch von deinem schlimmen Erlebnis, welches du vor drei Jahren durchmachen musstest und deshalb unheimliche Angst vor der Untersuchung hast. Du wirst dann schnell merken, ob die Ärztin darauf behutsam eingehen wird oder eher desinteressiert ist. Sollte Letzteres der Fall sein, würde ich gleich wieder die Arztpraxis wechseln. Notfalls solange, bis du die richtige Frauenärztin gefunden hast.
Das muss jetzt nicht sofort alles passieren. Lass dir Zeit und entscheide für dich, wann du dich wieder halbwegs bereit dafür fühlst, einen Termin bei einer Frauenärztin zu machen. Solltest du psychisch gar nicht mehr in der Lage sein, einen Termin machen zu können, kannst du auch zuerst einmal mit einem Psychologen darüber sprechen. Um traumatische Erlebnisse bearbeiten zu können, hilft immer noch am besten, mit anderen darüber zu reden. Du hast auf jeden Fall schon ein mal sehr viel Mut bewiesen und deine schlimme Erfahrung hier geschildert. Es wird sicher noch viel Zeit benötigen, bis du alles halbwegs verarbeitet haben wirst.
Ich hoffe, dass ich dir ein bisschen weiter helfen konnte. Solltest du noch weitere Hilfe oder einen Gesprächspartner benötigen, kannst du mich natürlich auch gerne über eine PN anschreiben.
LG
Freut mich, dass ich dich vielleicht ein kleines bisschen aufbauen konnte. In so einer Phase ist es immer sehr wichtig, dass man über das Erlebte sprechen kann.
Es ist auch immer schön zu hören, wenn man helfen kann :-)
Warum lässt dur dir nicht einfach eine Ärztin von deiner Hausärztin oder einer Freundin empfehlen??
Den Typen würde ich (und glaube du auch nicht) nie wieder aufsuchen. Sehr wohl aber einen knappen sachlichen Kommentar / Bericht auf seiner Internetpräsenz oder einer Ärzte-Bewertungsplatform hinterlassen ;-)
Eine Traumatherapie machen am ehesten darauf mehr oder weniger spezialisierte Psychotherapeuten, einen Termin bekommt man erfahrungsgemäß erst nach Monaten.
Es gibt in den meisten Fällen nicht wirkliche fachliche Gründe, Mädchen zu untersuchen. In Belgien, einem Nachbarland mit hochentwickelten Gesundheitswesen, findet der erste Kontakt zum Frauenarzt in der Regel bei der ersten Schwangerschaft statt, die Pille verschreibt dort der Hausarzt (übrigens ab 12). Auch in Deutschland kann die Pille jeder Arzt, unabhängig von der Fachrichtung, verschreiben.
Bis nach belgischer Methode bei Dir ein weiterer Frauenarztbesuch nötig ist, dürfte ausreichend Zeit sein, eine Traumatherapie zu machen.
Mein erster Frauenarztbesuch war auch bei einem Mann (der Arzt hat meine Mutter bei meiner Schwester und mir entbunden), und meine Mutter war dabei. Trotzdem fand ich es unangenehm.
Seither gehe ich zu Frauenärztinnen. Meine derzeitige ist auch Heilpraktikerin. Sie erklärt alles, was sie tut.
Du solltest Dir auch eine Ärztin suchen. Am besten bittest Du gleich um mehr Zeit, damit Du auch Deine Ängste besprechen kannst.
Die Untersuchungen sind nie schön, aber notwendig. Wenn die Angst anhält, solltest Du zu einem Therapeuten gehen.
"Seither gehe ich zu Frauenärztinnen. Meine derzeitige ist auch Heilpraktikerin. "
Das ist standesrechtlich unmöglich.
Danke für deine Antwort.:) Ich lebe seit drei Jahren mit dieser Angst und es hilft nichts, weder Meditation, noch Beruhigungsmittel. Ich werde wahrscheinlich einen Therapeuten aufsuchen.
Wenn es wirklich so schlimm ist empfehle ich 1) dir eine Frauenärztin zu suchen und ihr 2) vorab vlt. eine Mail zu schicken in der du ihr das Problem schilderst. (Gut formuliert und rechtschreibkorrigiert) Wenn du eine gute erwischt kann sie beim Termin dann auf dich eingehen.
Ein Frauenarztbesuch ist alles andere als toll. Auch ich habe mich bei meinem ersten Besuch in deinem Alter geweigert mich untersuchen zu lassen (auch beim zweiten). Ich hatte sogar eine Freundin mitgenommen - was anscheinend auch nicht sooo ungewöhnlich ist.
Ich drück dir die Daumen das du das bewältigst!
Dankeschön.:)
Danke für die lieben Worte und dass du mich so gut verstehst und dein Mitgefühl zeigst. Das bedeutet mir wirklich viel.:)