Warum dürfen Piloten keine Zahnfüllung haben?

5 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Hallo,

alles Gerüchte, zumindest in der Zivilfliegerei. Früher sind die Flugzeuge nicht so hoch geflogen wie heute und selbst eine Änderung des Luftdrucks - die u. a. für Schmerzen verantwortlich ist -, ging langsam vor sich. Heute erreichen die Flugzeuge schneller eine "Kabinenhöhe" von 2.500 m, so dass sich schlechtes Handwerk (des Zahnarztes) schon auswirken könnte. Aber von wirklichen Problemen habe ich noch bei keinem Verkehrsflieger gehört.

In der Militärfliegerei ist es natürlich wieder einmal etwas stressiger. Das Cockpit ist keine Druckkabine im zivilen Sinne, sondern es wird nur verhindert (jetzt mal plakativ ausgedrückt), dass das Blut anfängt zu sieden. Das bedeutet einen sehr schnellen Innendruckwechsel, der eine Gasblase im Zahn zur übermäßigen Ausdehnung bringen und damit zu Schmerzen führen kann. Dazu kämen noch bei Kampfpiloten die hohen G-Belastungenen, aber wirklich wissen, ob das ein Problem ist, tue ich es nicht. Da ein Soldat aber freie Heilfürsorge hat und die Bw-Zahnärzte die Anforderungen genau kennen, wird auch Zahnersatz entsprechend hergestellt. Im Zweifelsfall kann man immer noch den Nerv abtöten.

Ich habe in meiner Zeit bei de Bw (Luftwaffe) genügend Jetpiloten beim Zahnarzt gesehen, denen einfach nur eine Füllung gemacht wurde (ist aber auch schon viele viele Jahre her).

So, das war die Vergangenheit. Im flugmedizinischen Teil der EU-Verordnung 1178/2011 über die Ausbildung und über Vorschriften bezüglich des fliegenden Personals findet sich nichts über die Zähne. Ein Pilot muss also eigenverantwortlich handeln und einen (guten) Zahnarzt aufsuchen, wenn er Probleme bekommt. Das fällt unter den Begriff des "good airmanship": Man muss selbst wissen, was man kann oder was nicht und wann man nicht fliegen kann oder darf (Schmerzen, wackliger Zahn, schlechtes Implantat etc.).

Und beim Militär entscheiden die Fliegerärzte je nach Anforderung. Wirklich gefunden habe ich aber noch keine exakten Daten bezüglich der Zähne. Es gibt viel Gerede, aber fast alles nur aus zweiter oder dritter Hand. Du kannst Dich ja mal eingehend damit beschäftigen und die Fakten eruieren. Im Zweifelsfall, falls Militärpilot für Dich infrage kommt, rufst Du beim FMI an und fragst einfach mal dort bei den Profis nach. Und dann stellst Du das Ergebnis Deiner Recherche mal hier ein.

rudim1950  16.09.2013, 15:30

Danke für den Stern!

Franticek  26.06.2013, 09:13

DH, eine fundierte Antwort. Ja, es ging um diese Gasblase unter der Plombe. Ein solcher Zahn konnte bei Druckabfall richtiggehend fast explosionsartig auseinanderplatzen. Mittlerweile kann man aber schon seit Jahren Zahnfüllungen so machen, dass es solche Luftblasen nicht mehr gibt.

Das galt vor vielen Jahren aber auch in der Verkehrsfliegerei.

Was wie Quatsch aussieht, das war wirklich mal so. Das kommt daher, dass früher die Zahnfüllungen so waren, dass unten im Zahn drin unter der Füllung oft noch etwas Luft war, ein minimales Luftbläschen. Bei Niedrigem Druck konnte sich das ausdehnen und der Zahn richtiggehend auseinanderplatzen.

Heute sind die Methoden der Zahnärzte ganz anders. Die Sache mit den Zahnplomben gibt es schon lange nicht mehr, zumindest nicht in der Verkehrsfliegerei. Im militärischen Bereich als Pilot von Kampfflugzeugen usw ist das aber heute noch so. In der Verkehrsfliegerei hingegen gibt es heutzutage sogar vereinzelt auch schon Piloten mit Brille.

Es mag sein, dass die Luftwaffe oder vielleicht auch die Lufthansa strenge Gesundheitsrichtlinien haben, wer in die Pilotenausbildung aufgenommen wird und wer nicht, einfach aus dem Grund, um nicht Leuten eine aufwändige Ausbildung zukommen zu lassen, die dann anschließend womöglich bald krankheitsbedingt ausfallen. Aber wenn du z.B. auf eigene Kosten bei einer entsprechenden Flugschule eine Ausbildung zum Berufspiloten machst, wird das kaum an einer Zahnfüllung scheitern und auch kein Fliegerarzt wird dich deswegen fluguntauglich beurteilen.

Dann gäbe es-zumindest in der zivilen Fliegerei, fast keine Piloten mehr. Mein Fliegerarzt hat sich noch nie daran gestört. Da habe ich schon Piloten mit ganz andered Krankheiten im Cockpit sitzen sehen (leider!!!!!), wo ich mir ernsthaft die Frage stelle, wie die noch ein Medical bekommen!

Boah, war das ein fieser Trick dich zum Zähneputzen zu bewegen. Im Ernst, schau mal bei den großen Fluglinien (Lufthansa usw.) was die fordern, von Karies steht da nix :)

Franticek  25.06.2013, 21:55

Das war aber tatsächlich mal so. Ich wollte in der Vergangenheit auch mal Pilot werden. Heute ginge es, aber heute bin ich zu alt und habe andere Sachen.