Warum macht L-Dopa Gesunde nicht glücklich, bzw. ist bei Depressionen sogar eher kontraproduktiv?

1 Antwort

Zu Dopamin:

Fertiges Dopamin gelangt, wenn man es von außen dem Körper zuführt, nicht ins Gehirn. Weder in Tablettenform, noch wenn man es spritzt. Verhindert wird dies durch die sogenannte Blut-Hirn-Schranke. Hinter diesem Begriff verbirgt sich eine chemisch-molekulare Barriere, die zwischen Blutgefäßen und dem Gewebe des Gehirns und Rückenmarks existiert.

Ich leide unter dem RLS-Syndrom. Mir wurde 0,25 mg Ropinirol verschrieben. Ropinirol ist ein Dopamin-Agonist, der die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Dopamin "nachahmt"

Auch Levodopa (Kurzform: L-Dopa) ist eine Dopaninvorstufe (L-3,4-Dihydroxyphenylalanin).

Wie unterscheiden sich L-Dopa und Dopamin-Agonisten ?

Sowohl L-Dopa als auch die Gruppe der Dopamin-Agonisten  sind medikamentöse Wirkstoffe gegen die Parkinson-Erkrankung. Und beide gleichen den Mangel an Dopamin aus, zumindest ist das das Ziel der Behandlung. Soweit zu den Gemeinsamkeiten.

L-Dopa ist die Vorstufe des Überträgerstoffes Dopamin, der bei der Parkinson-Krankheit vermindert ist oder gar nicht mehr produziert wird. Mit L-Dopa kann also das bei der Parkinson-Erkrankung fehlende Dopamin ersetzt werden.

Der Unterschied zu Levodopa:

Es handelt sich bei den Dopamin-Agonisten chemisch um andere Stoffe.
Dopamin-Agonisten sind im Gegensatz zu Levodopa in der Lage, direkt mit den Dopamin-Rezeptoren der Gehirnzellen zu interagieren, also dort anzudocken.

Wie wirken Medikamente, die die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Dopamin "nachahmen" bei Gesunden? 

Zu diesen Fragen gibt es sehr wenige kontrollierte Studien. Erfahrungsberichte können erste Hinweise auf positive Effekte liefern. 

Hier ein Beispiel:

"Die L-Dopa-Einnahme (100 mg, 1x tgl.) führt frühestens nach 5 bis 7 Tagen zu ersten subjektiv wahrnehmbaren Veränderungen. Nach einer Einnahmedauer von ca. 1 Woche habe ich wiederholt eine verbesserte Motivationslage beobachtet. Ich nehme diese Veränderung als eine Art positive Gestimmtheit war. Ich habe insgesamt mehr Antrieb und bin im positiven Sinne zielorientiert. 

Zudem plane ich deutlich optimistischer meine Tagesaktivitäten. Grundlage dafür scheint eine unspezifisch erhöhte Motivationslage zu sein. Bei sportlichen Aktivitäten entfällt das sonst übliche „in die Gänge kommen“. Ich bin sofort leistungsbereit. Beim Laufen beobachte ich eine verbesserte Laufökonomie, der Bewegungsablauf ist insgesamt flüssiger, infolgedessen laufe ich bei gleichem Anstrengungsgrad schneller. 

Welche unerwünschten Wirkungen treten unter der Behandlung mit L-Dopa auf? 

"Auffällig ist das deutlich intensivere Träumen. Besonders in der Phase direkt vor dem Aufstehen, erinnere ich mich an auffällig viele Träume. Insgesamt scheint sich bei mir die Risikobereitschaft geringfügig zu erhöhen."

http://erfahrungsberichte-medizin.blogspot.de/2010/08/wie-wirkt-l-dopamin-l-dopa-bei-gesunden.html

Relativ häufige Nebenwirkungen der Levodopa-Präparate sind:

Übelkeit und ErbrechenAppetitlosigkeitSchwindel, BenommenheitKreislaufprobleme (Ohnmachtsneigung, aber auch Herzrasen)Bewegungsstörungengeistige Verwirrtheit, Halluzinationen, Psychosen (eher bei höheren Dosierungen)Schlafstörungen, Albträume (eher bei höheren Dosierungen).

Da Levodopa in der Regel in Kombination mit einem Decarboxylase-Hemmer wie Benserazid oder Carbidopa verschrieben wird (um den Wirkstoff schnell ins Gehirn zu befördern), sind Nebenwirkungen mitunter auch nicht unbedingt Levodopa selbst zuzuschreiben.

Nebenwirkungen bei Dopaminagonisten

Störungen der Impulskontrolle sind als unerwünschte Wirkung von Dopaminagonisten bei der Behandlung von Parkinson-Syndrom, Restless-Legs-Syndrom und Hyperprolaktinämie bekannt.

Sowohl L-Dopa als auch Dopaminagonisten sind verschreibungspflichtig!!!

Also bitte macht keine Selbstversuche. Die beschriebenen Medikamente sind zum Ausgleich eines Mangels gedacht. Sie wurden nicht entwickelt, um Glücksgefühle zu erzeugen.

Zum Thema 

Antidepressive Therapie mit Dopaminagonist :

http://www.neuro-depesche.de/nachrichten/antidepressive-therapie-mit-dopaminagonist-moeglich/

Argumente gegen Dopamin-Mangel bei Depressionen:

1) Bei Depressiven kein Dopamin-Mangel direkt nachweisbar

2) Die "logischste" Therapie mit Levodopa ist nicht sehr wirksam

3) Bei schizophrenen Psychosen (zuviel Dopamin?!) sind die Patienten eher depressiv

4) Die Versuche Unterschiede bei den Serotonin bzw. Noradrenalin selektiven Antidepressiva zu definieren waren wenig erfolgreich

Ein  Subtyp der Depression der auf die genannten Substanzen gut ansprechen könnte, wäre möglicherweise durch die Symptome Antriebslosigkeit, Motivationslosigkeit und Anhedonie gekennzeichnet. Ähnlich wie bei der Parkinson-Depression wäre die "Traurigkeit" nicht so ausgeprägt.

http://www.epsy.de/depressionen/dopamin.htm

Trogon 
Beitragsersteller
 28.09.2017, 00:23

Danke für Deine umfangreiche Antwort.

Ja, diesen einen Beitrag habe ich im Internet auch gefunden. Halt ein wenig dürftig.

Fairerweise sei auch erwähnt, dass mein Bekannter auch einen Selbsttest machte mit komplett anderen Ergebnis.

Er nahm auch eine 100/25 L-Dopa und hat nach der Einahme 4,5 Stunden tief und fest geschlafen.

Am Nachmittag, obwohl er vorher nicht müde war.

Zumindest den Zeitraum v. 4,5 Stunden konnte ich ihm erklären, L-Dopa wirkt nicht länger.

Aber für mich ist sicherlich Fakt, denn seine Wirkung wurde seit 1957 ( Markteinführung 1973) intensiv untersucht, dass es wohl keinerlei wirklich positive Wirkung auf Gesunde bzw. Depressive hat. Das wurde sicherlich sehr intensiv getestet.

War einfach nur überrascht, dass man im Internet gar nichts findet, außer diesen einen Beitrag.

Dann gibt es ja noch das Nahrungsergänzungsmittel L-Tyrosin , eine Vor-Vorstufe des Dopamins, für das im Internet sehr geworben  wird. Aber das soll in hohen Dosen sogar den Dopaminspiegel senken.

Also auch besser Finger weg, zumal es ja in den meisten Proteinen und somit in vielen Lebensmitteln vorkommt, auch in pflanzlichen.

Tyrosin ist ja auch Ausgangssubtanz für die Biosynthese von z.B. L-Dopa und Dopamin.

Alles in allem ist das schon sehr kompliziert. Das ist wohl auch der Grund warum es keine "Glückspille" gibt.

Myosotis16  28.09.2017, 11:17
@Trogon

Die beste "Glückspille":

Les scientifiques sont d’accord. Les câlins agissent miraculeusement sur notre bien être physique et notre équilibre affectif. Ils rendent heureux, sèchent les larmes, donnent confiance en soi, apaisent les tensions, évitent les insomnies, ralentissent le vieillissement, facilitent les régimes.

Trogon 
Beitragsersteller
 28.09.2017, 12:47
@Myosotis16

Sorry, aber ich spreche leider als Fremdsprache nur fließend englisch. Man hat mich dummerweise für Latein auf dem Gymnasium als 2. "Fremdsprache " angemeldet und ich war damals noch zu jung, naiv dagegen zu protestieren.

Myosotis16  28.09.2017, 13:05
@Trogon

Tut mir leid, dass ich manchmal vergesse, dass nicht alle Menschen französisch sprechen. Ich bin Deutsch-Französin. Hier eine Übersetzung:

"Wissenschaftler sind sich einig. Kuscheln und Schmusen wirken wunderbar auf unser körperliches Wohlergehen und unsere emotionale Balance. Es macht glücklich, trockenet Tränen, gibt Selbstvertrauen, lindert Spannungen, vermeidet Schlaflosigkeit, langsamt das Altern und erleichtert eine Diät."