Warum werden manche Kinder von den Waldorfschulen abgelehnt?
Wer kann mir helfen? Mich interessiert, warum manche Kinder nicht an Waldorfschulen aufgenommen werden. Ich habe nirgendwo eine offizielle Information dazu gefunden. Wenn ich in der Schule frage, bekomme ich nur gesagt, daß "sie schauen, wie sie am besten fördern können". Diese Antwort ist mir zu allgemein, deshalb hoffe ich, daß mir hier jemand eine Antwort geben kann, der sich damit auskennt.
4 Antworten
Unser Privatschulgesetz ist das beste der Welt -quer durch alle Bundesländer. Und die Privatschulen gehen hin und wollen sich beklagen. Vor allem fällt es ihnen schwer , die staatliche Messlatte und Erlasse passgenau zu lesen und zu verstehen/anzuwenden. Zum Aufnahmeverfahren = strittiger Punkt, weil Modalitäten nicht immer offen gelegt werden. Die Aufnahme ist generell der signifikante Punkt. Dieser Akt wirft Fragen auf. Jedenfalls ist die Einlassung von @Heffenberg in der Schlusspassage bedenklich ; gemeint ist die Klasse als Zustimmungsgremium. Fazit = Es wird ausgewählt nach Merkmalen, die auch schon mal außerhalb von Förderbedarf, Sozialstatus, Persönlichkeitsbild, Lebensweg- und Lernwegbegleitung liegen. Prüfe bitte mal nach, wie die Klassenfrequenzzahlen erfüllt/interpretiert werden! Haben Seiteneinsteiger Chancen? Wieso haben Geschwister die grüne Karte?.Wird der Fächerkanon, auch der Block Religion und z.B. Rechtschreibung, konsequent und abrufbar gesichert? Haben "religiöse Wackelkandidaten" und Schöngeister Vorteile?--- Also : mehr Offenlegung, Transparenz des schulischen Alltags und der "Scharnierstellen". Gegen die eigentliche Arbeit an Privatschulen von mir kein negativ gefärbtes Wort!
an@heffenberg : Hier fehlt nur noch der Betondeckel! ich habe nichts dagegen, dass Sie Ihren Klassenverband als Lern-, Lebens-, Erfahrungs- und Begegnungsort absichern und einen "Notfall , einen Neuling, einen offensichtlich Gestrauchelten, einen Verlierer " nicht aufnehmen. Überprüfen Sie Ihe Wortwahl und federn Sie bitte dieses Urteil ab. Bleiben Sie ein Kümmerer und werden Sie kein Säuberer! Ihre Kontexte passen nicht zu diesem Bild. Öffnen Sie Ihr Haus und werden Sie spontaner; es geht um eine Schülerpersönlichkeit mit Anspruch und Erwartungen, mit wenig Verständnis für Bedenkenträgerei.
Sie können doch selbst eine freie Schule gründen, mit dem "besten Privatschulgesetz der Welt" sollte das kein Problem sein. Dort können Sie dann die Schüler komplett entmündigen und sie zu allem zwingen, wonach Ihnen der Sinn steht. Sie können dafür sorgen, dass die Schüler lernen, die Schule zu hassen und Sie können alles tun, um in einer funktionierenden Klasse gutgelaunter lernwilliger Schüler Unfrieden zu säen. Und vielleicht, wenn Sie erfolgreich sind, machen dann einige Schüler kein Abitur, die es ohne Ihre Arbeit geschafft hätten.
Warum sollte ich übrigens meine Wortwahl überprüfen? Was hätte ich nicht schreiben dürfen? Schule? Menschen?
an @heffenberg : Bin froh, dass es Ihnen jetzt wieder gut geht, dass Sie Ihr Gleichgewicht wiedererlangt haben - einer Katharsis gleich. Sie haben aber auch ein Geschütz aufgefahren, da zuckt man unwillkürlich! Hatten Sie schon öfters Erfolg mit dieser Methode ?! Bitte "Krieg" beenden.
Wissen tue ich es nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass sie sich das ganze Umfeld genau anschauen. Gerade eine Zusammenarbeit und Mitarbeit der Eltern ist sehr stark gewünscht und auch verlangt, wenn man sieht, dass die aus Berufsgründen oder auch anderen nicht möglich ist, werden die Kinder vielleicht abgelehnt
Ja, das mit der Zusammenarbeit habe ich auch schon gehört. Aber oft werden auch Kinder abgelehnt. Und diese Gründe würden mich interessieren. Danke für Deine Antwort.
Privatschule -> Kann sich die Kinder aussuchen. Ich kenne den Hintergrund Deiner Anfrage nicht, kann Dir deshalb auch nicht mehr sagen.
Ist keine Privatschule. Deshalb interessiere ich mich für die Gründe der Ablehnung. 90 % der Schulkosten werden von Steuergeldern bezahlt.
90% der Schulkosten? Das sind ja paradiesische Zustände! Welches Bundesland ist das?
Entschuldige, ich hab etwas verwechselt. Offiziell sind es nur ca. 2/3 der Schulkosten, die von Steuergeldern bezahlt werden, aber die Waldorfschulen machen auch Werbung damit, daß die Höhe des Schulgeldes entsprechend des Elterneinkommens variiert. Also für manch einen tatsächlich paradiesisch.
Es kann sein, dass Du hier drei Dinge miteinander vermischst, die zwar in einem Zusammenhang stehen, aber doch getrennt betrachtet werden sollten.
Die Höhe des Schulgeldes unterscheidet sich von Waldorfschule zu Waldorfschule.
Die Höhe der Förderung freier Schulen durch den Staat unterscheidet sich von Bundesland zu Bundesland.
Das Verhältnis zwischen den Kosten eines Waldorfschülers und eines Staatsschülers für den Steuerzahler unterscheidet sich ebenfalls von Bundesland zu Bundesland.
In Berlin/Brandenburg sind das in der Tat etwa zwei Drittel: Drei Waldorfschüler kosten den Steuerzahler soviel wie zwei Staatsschüler.
"90% der Schulkosten" wäre wirklich paradiesisch. Tatsächlich werden z.B. in Berlin 93% der "vergleichbaren Personalkosten" aus Steuergeldern bezahlt.
D.h.: Grundstück und Gebäude, Strom, Wasser, Heizung, Wartung, Instandhaltung, Lehr-und Lernmittel usw. werden nicht bezahlt, bezuschusst werden lediglich die Personalkosten - und auch da nicht die tatsächlichen, sondern die "vergleichbaren", man sagt also: "Wenn Ihre Schule eine staatliche wäre, gäbe es ja dies und jenes nicht und dann müsste dafür auch kein Lehrer bezahlt werden, daher zählt das nicht zur Berechnungsgrundlage." Es läuft darauf hinaus, dass etwa 83 Prozent der tatsächlichen Personalkosten staatlich finanziert werden, den Rest müssen die freien Schulen selbst aufbringen: Durch Schulgeld, Elternmitarbeit usw.
Übrigens: Jede Kürzung bei den Personalkosten der staatlichen Schulen wirkt sich dadurch sofort auch bei den freien Schulen aus. Müssen die Beamten eine Stunde länger arbeiten, sagt man: "Wenn Sie eine staatliche Schule wären, kämen Sie ja jetzt mit weniger Lehrern aus, also sinkt Ihr Zuschuss um den entsprechenden Prozentsatz."
Aber, wie gesagt: Die 93% der vergleichbaren Personalkosten gelten im Rot/Rot-regierten Berlin, in anderen Bundesländern mit anderen Regierungen sieht es möglicherweise besser aus für die freien Schulen.
Das kann zum einen an dem Kind liegen. In der Waldorfpädagogik hat man z.B. eine andere Auffassung von "Schulreife". In der staatlichen Schule muss ein Kind aufgenommen werden, wenn es vor einem bestimmten Datum geboren wurde, in der Waldorfschule kommt es darauf an, wie weit das Kind in seiner Entwicklung ist.
Zum anderen kann es auch ganz unabhängig von dem Kind um die Klassengemeinschaft gehen:
Wenn die Klasse zu groß ist, wird man keine weiteren Kinder aufnehmen.
Wenn die Klasse zu klein ist, wird man beim Anlegen der Maßstäbe eher großzügig sein.
Wenn es bereits viel mehr Mädchen als Jungen in der Klasse gibt, wird man lieber einen Jungen als ein weiteres Mädchen aufnehmen und umgekehrt.
Wenn es viele ruhige und brave Kinder gibt, wird man lieber ein quicklebendiges Kind aufnehmen als einen weiteren Träumer und umgekehrt.
Die Klassengemeinschaft bleibt ja 12 Jahre lang zusammen und man versucht natürlich, sie so zusammenzustellen, dass das mit möglichst großer Wahrscheinlichkeit über diesen Zeitraum gut funktioniert.
Nicht zuletzt spielen möglicherweise auch die Eltern eine Rolle. So weit ich weiss, ist das zwar eigentlich kein Kriterium, aber wenn ich die Aufnahmegespräche führen würde, würde ich auch auf diesen Punkt achten. Waldorfpädagogik funktioniert ja nur durch Mitarbeit der Eltern. Wenn ich den Eindruck hätte, dass da nichts zu erwarten ist oder dass die Eltern überhaupt keine Ahnung haben, was eine Waldorfschule ist und das Kind dann möglicherweise nach einem halben Jahr wieder von der Schule nehmen, weil sie es sich anders vorgestellt hatten, dann wäre das für mich auch ein Punkt, der gegen die Aufnahme des Kindes spräche.
In der Oberstufe schliesslich war es bei uns so, dass die Schüler entschieden, ob sie jemanden in ihre Klasse aufnehmen. Da gab es dann für Neueinsteiger eine Probezeit von einigen Wochen und danach hat die Klassengemeinschaft abgestimmt und ist z.B. in einem Fall zu dem Ergebnis gekommen: "Der passt nicht zu uns".
Wenn ich dich richtig verstehe, ist es reine Glückssache, ob ein Kind angenommen wird oder nicht. Pech, wenn ein Junge unter vielen Jungs dabei ist, oder umgekehrt. Bei der Auswahl wird demnach überwiegend die Gruppe gefördert. Wenn ein Kind noch keine Schulreife hat, sollte es ein Jahr später angenommen werden können. Ganz ehrlich: Ich habe den Eindruck, daß es keine offiziellen Kriterien gibt. Was dazu führt, daß dem "Nasenfaktor" Tür und Tor geöffnet sind. In dem spezifischen Fall, warum ich mich interessiere, wurde ein Kind abgelehnt, welches sehr wahrscheinlich hochbegabt ist. Es hinterfragt alles und diskutiert viel. Es hat einen starken Willen und ist nicht immer einfach. Zusätzlich hat es eine ausländische, nicht christliche Herkunft. In der Ablehnung stand keine Begründung. Was das Mitspracherecht der Gruppe angeht, so träfe das ja auch zu, wenn ein Waldorfschüler einer anderen Stadt zwecks Umzuges neu in eine Klasse kommt. Oder geht die Gruppe mit einem Waldorfschüler anders um als mit einem Quereinsteiger?
Keinen Ahnung. "Die Gruppe" gibt es nicht mehr, die studieren inzwischen oder lernen einen Beruf. Ich schätze, es war ihnen egal, wo die Schüler herkamen. Es gab auch zwei Quereinsteiger, die erst zu Anfang der 11. Klasse dazu kamen und prima reinpassten. Aber den dritten haben sie wieder weggeschickt. Ich fand es sehr gut, dass sie die Möglichkeit dazu hatten.
Ich finde die Klasse als Zustimmungsgremium in der Oberstufe genau richtig. Auch wenn viele Eltern und Lehrer (gerade an der Waldorfschule) das anders sehen: Für mich sind an einer Schule die Schüler die Hauptpersonen. Die sollen etwas lernen, sollen sich auf das Leben vorbereiten, sollen eine Kindheit und Jugend erleben, an die sie sich später gern zurückerinnern.
Wenn eine Klassengemeinschaft im Laufe von über 10 Jahren zusammengefunden hat und es nun in der Oberstufe Ernst wird und die Vorbereitung aufs Abitur den vollen Einsatz erfordert, dann sollten nicht Aussenstehende den Kindern jemanden aufzwingen, der den Lernerfolg gefährdet. Waldorfklassen sind ja im Vergleich sehr inhomogen: Was sich an der Staatsschule auf Hauptschule, Realschule und Gymnasium verteilt, muss sich an einer Gesamtschule zu einem funktionierenden sozialen Organismus zusammenraufen. Wenn das nach 10 Jahren erfolgreich bewältigt wurde, sollten die Schüler die Früchte geniessen und ungestört lernen dürfen. Wer jetzt noch dazu stösst, muss eben integrationsfähig und -willig sein oder wieder gehen.
Waldorfschulen sind schliesslich nicht das Auffangbecken für die Verlierer des staatlichen Schulsystems.
Noch eine Antwort auf "Wieso haben Geschwister die grüne Karte?":
Weil es sonst nicht funktionieren würde. Wer würde denn sein Kind an einer Waldorfschule einschulen, wenn er nicht gute Chancen sehen würde, dass auch die jüngeren Geschwister später dort aufgenommen werden? Wer würde und könnte sich ehrenamtlich engagieren, wenn die Kinder drei verschiedene Schulen besuchen? Der Tag hat ja nur 24 Stunden und die meisten Menschen haben ausser ihren Kindern auch noch einen Beruf.