Was hat ein Arzt davon, wenn er ein Privatrezept ausstellt?
Ein bekannter ist wahrscheinlich mittlerweile Benzodiazepinabhängig. Er ging zum Arzt (Allgemeinmediziner) und erklärte seine Beschwerden (Scheidungskrise, schwierige Lebenssituation etc.). Es dauerte nicht lange, da schrieb der Arzt ihm Diazepam auf. Das nimmt er nun schon seit einiger Zeit und hat auch keine Schwierigkeiten, an immer neue Rezepte zu kommen (und immer gleich N3 - die größte Packung).
Oft genügt dazu der Anruf, in dem er mitteilt, neue zu brauchen und er kann sich sein Privatrezept in der Praxis abholen. Und das in Zeitabständen, die nahe legen, dass der Patient ziemlich hochdosiert sein muss.
Jetzt frage ich mich, was der Arzt davon hat, wenn er so fleißig Rezepte ausstellt. Es muss ihm doch anscheinend irgendetwas einbringen, weil er sich ja mit Sicherheit darüber im Klaren ist, was das für eine suchterzeugende Substanz ist. Aber das Medikament bezahlt der Patient ja in der Apotheke und nicht beim Arzt, oder?!
Verliert der Arzt da etwas aus den Augen, oder ist es ihm völlig egal, dass der Patient drauf ist, weil es sich in irgendeiner Weise für ihn lohnt?
Kann ich nicht nachvollziehen. Vielleicht weiß hier jemand eine Antwort darauf, warum der Doc wohl so handeln könnte.
Vielen Dank!
6 Antworten
Was hat ein Arzt davon, wenn er ein Privatrezept ausstellt?
Einfache Frage, einfache Antwort. Der Arzt hat tatsächlich absolut nichts davon, wenn er ein Rezept ausstellt. Das ist natürlich ganz bewusst so geregelt, der Hintergrund sollte klar klar sein.
Warum der Arzt so fleißig Benzodiazepine verschreibt kann dir hier niemand sagen. Es gibt Ärzte die handhaben das durchaus mal so und verlieren das dann aus den Augen. Erst recht, wenn die Rezepte vorgefertigt unterschrieben sind und die Arzthelfer nur noch das drauf drucken, was der Patient haben möchte. Der Arzt sieht das Rezept in dem Fall überhaupt nicht. Tatsächlich handhaben äußerst viele Arztpraxen es so, dass es vorunterschriebene Rezepte gibt, um die Wartezeiten zu minimieren. Selbst vorunterschriebene Betäubungsmittelrezepte und die liegen einfach vorne rum, was eigentlich mal gar nicht geht.
Gruß Chillersun
In Spanien geht das nicht, wie das bei uns in manchen Fällen möglich ist. Wenn ein Patient in Spanien ein Medikament verschrieben bekommt, welches er längere Zeit einnehmen muss, dann wird ihm erst dann wieder ein neues Rezept über dieses Medikament ausgestellt, wenn die Packung aufgebraucht ist.
Der Patient kann also Medikamente nicht sammeln, weil die Verschreibungsintervalle überprüft werden, was in bestimmten Fällen , je nach Medikamentenart zur Überdosierung durch den Patienten führen kann.
Bei uns sieht man das offenbar nicht so eng. Denn für jedes erstellte Rezept gibt es Geld.
Stimmt, das habe ich schon gesehen, dass die Unterschrift bereits auf meinem letzten Rezept (kein Benzo) war. Ich habe gesehen, wie es gedruckt wurde.
Schon übel, wenn der Arzt die Intervalle prüfen würde, in denen der Patient das Rezept holt, könnte er sich die Tagesdosis von 35,xx mg Diazepam ausrechnen.
Zum einen gibt es viele Ärzte, denen gar nicht bewusst ist, dass sie ihren Patienten beim 'Umstieg von der Pulle auf die Pille' unterstützen.
Zum anderen gibt es Ärzte, die lieber schnell ein Rezept ausstellen, als sich lange mit dem Patienten zu befassen.
Es gibt auch Ärzte, die wissen, wie machtlos sie gegenüber einem Süchtigen sind: Stellen sie das Rezept nicht aus, SUCHT sich der Patient einen anderen Arzt, der das Rezept ausstellt.
Erstmal wird die Ausstellung eines Rezeptes von der Krankenkasse bezahlt und zweitens wird ein Privatrezept nicht auf das Arztbudget angerechnet.
Der Arzt verlangt sicher Ordinationshonorar.
Der Arzt wird doch sicher für jedes Rezept bezahlt. Jede Konsultation und jede Leistung kostet, sei es ein Bericht oder ein Telefonat oder eben ein Rezept.
Der Arzt hat sicher auch Abkommen mit den Produzenten und Vertreibern von Medikamenten vielleicht sogar eine Belohnung? Schon gut, das ist eine Unterstellung ;-)
Ausserdem kann er davon ausgehen, dass dein Bekannter durch das Medikament richtig krank wird und somit ein guter Kunde auf lange Sicht bleibt.
Jemanden abhängig zu machen ist die beste Methode, Macht über ihn zu gewinnen.
Meine Schwiegermutter wurde nach dem Tod ihres Mannes richtiggehend mit Psychopharmaka abgefüllt. Sie war dann regelmässig beim Arzt, weil dies und das und jenes plötzlich Beschwerden verursachte.
Ok, dann ist das bei euch anders als bei uns - sorry.
Ähm, nein, natürlich nicht. Der Arzt wird erst recht nicht für ausgestellte Rezepte bezahlt! Und Telefonate und Berichte werden faktisch auch nicht abgerechnet - dafür gibt es eine ganz einfache Pauschale - die gleich hoch bleibt egal ob der Patient jeden Tag 10 mal anruft und 10 Rezepte abholt!