Wie schalten Psychologen ab?
Der Titel der Frage klingt seltsam, ich weiß.
Man kann die Frage auf alle Berufsgruppen beziehen, die mit Menschen arbeiten. Es gibt ja immer Situationen, die nicht so leicht sind.
Aber ich persönlich frage mich, wie man dann das Private und das Berufliche trennen kann. Ich persönlich kann so gut wie gar nicht abschalten und könnte mir auch nicht vorstellen, dass ich das schaffen würde.
Ich habe auch schon gehört, dass viele Psychologen an ihrem Beruf kaputt gehen, stimmt das?
Ich habe auch schon im Internet recherchiert, weil mich das Thema einfach interessiert, aber nicht so viel herausgefunden.
Wie geht man damit um und lässt sich nicht davon beeinflussen?
3 Antworten
das berufliche vom privaten wird schon dadurch getrennt, dass ein psychotherapeut geld bekommt, um mit dem patienten probleme zu besprechen. das sind fremde, keine freunde. bei freunden würde man gefühlsmäßig ganz anders mitschwingen.
außerdem ist das, was ein patient erzählt, für den patienten einzigartig. aber der psychotherapeut kennt solche dinge schon. möglicherweise hört er sie am gleichen tag zweimal. der psychotherapeut ist also meistens weniger betroffen, als der patient glaubt.
außerdem geht es um therapie darum, die situation für den patienten zu verbessern. bei den meisten wird man das schaffen, sonst würde therapie ja nicht wirken. also kann man sich als psychotherapeut sagen, dass man auch diesem patienten in seiner schwierigen situation voraussichtlich helfen wird können. und das gefühl zu haben, dass man kontrolle hat, hilft sehr.
Ichhabe mla gelesen, dass die Selbstmordrate unter Psychiatern und Psychologen höher ist als unter ihren Patienten. Das könnte daran liegen, dass man sich diesen Beruf nur unter besonderen Voraussetzungen wählt, die grundsätzlich das Leben schwerer machen.
Um mit den Erlebnissen klar zu kommen, haben die Pyhsologen eine Super-Vision, also praktisch selbst eine Psychotherapie, um mit der Verarbeitung klar zu kommen. Das braucht z.B. ein Bekannter von mir, der mit Kindern unter 14 Jahren arbeitet, die Sexualstraftaten begangen haben, z.b. 12 Jährige, die in einer Gruppe eine Mitschülerin vergewaltigt haben. Das Abschalten fällt ihm in der Tat sehr schwer, denn die Erlebnisse mit diesen Kindern sind total verstörend.
Natürlich werden Psychologen von ihrer Arbeit beeinflusst. Das muss ja auch nicht nur negativ sein. Die Patienten sind ja nicht alle gestörte Idioten, sondern haben einfach ihre Probleme, können aber auch sehr sympathisch oder brillant sein. Die oft aufkommen positive Nähe zwischen Therapeut und Patient ist ebenfalls ein Problem, dass der Therapeut umfassend in der Supervision besprechen muss, um es kontrollieren zu können. Hier ist Professionalität sehr wichtig, denn alles andere schadet auf Dauer dem Patienten.
Eine Freundin von mir ist Psychiaterin und ich habe sie das auch mal gefragt, und sie sagte (ungefähr): "Wenn ich aus der Arbeit gehe bin ich einfach nur froh, dass ich es so gut habe, gesund bin und keiner aus meiner Familie diese Probleme hat, das macht mich dankbar und fröhlich und dann denke ich nicht mehr an die Arbeit."
Ich schätze mal, Leute die vom Charakter her damit nicht gut zurechtkommen, ergreifen diesen Beruf gar nicht erst, klappen zusammen oder brechen schon das Studium ab.