Zu viele Ängste /Panikattacken, was machen?


23.04.2020, 14:28

Die Angst und Panikstörungen sind durch ein traumatisches Erlebnis entstanden.

7 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich leide seit meinem 17 Lebensjahr unter einer Panikstörung mit Agoraphobie. Heute bin ich über 30 Jahre alt. Ich habe es mit verschiedenen Therapien und verschiedenen Medikamenten probiert.

Bei einer akuten Panikattacke kann man zwar mittels Entspannungs- und Atemübungen versuchen nicht vollends durchzudrehen aber das hält die Attacke an sich auch nicht auf. Und die Attacke selbst ist ja nur das eine Problem. Das andere ist die starke Verunsicherung die zurück bleibt. Man lebt in einem dauerhaften inneren Alarmzustand und bei jeder kleinen Unregelmässigkeit schiesst die Angstkurve nach oben.

Auf die Schnelle helfen leider nur Medikamente. Dies ist ein grösseres Problem, da es gegen Angstzustände keine wirksamen pflanzlichen oder "leichten" Medikamente gibt. Man muss gleich mit der Chemiekeule kommen.

Bei akuten Panikattacken sind Benzodiazepine alternativlos. Benzodiazepine sind hoch effektive angstlösende Beruhigungsmittel. Bekannte Präparate sind z.B. Lorazepam oder Alprazolam. Sie können einfach bei Bedarf eingenommen werden, wirken bereits nach ca. 20 Minuten und haben nur wenige Nebenwirkungen. Das Problem dieser Benzodiazepine ist einfach ihr hohes Abhängigkeitspotenzial weshalb die Therapiedauer in der Regel auf max. 4 Wochen beschränkt ist bzw. die Tabletten nur punktuell eingenommen werden dürfen.

Zur längerfristigen Behandlung einer Panikstörung werden primär Antidepressiva aus der Gruppe der SSRI/SNRI verwendet. Diese wirken ebenfalls ziemlich zuverlässig angstlösend (aber nicht beruhigend), machen jedoch nicht abhängig. Dafür haben sie andere Nachteile: Antidepressiva müssen täglich eingenommen werden, wirken erst nach 2-5 Wochen und können vor allem zu Beginn der Therapie starke Nebenwirkungen haben. Zusammenfassend gesagt sind sie also ab einer gewissen Stärke der Beschwerden einfach das kleinere Übel. Zur Behandung einer Panikstörung zugelassen sind die Präparate Citalopram, Escitalopram, Paroxetin, Sertralin und Venlafaxin.

Alternativen betreffend einer medikamentösen Dauerbehandlung gibt es auch. Primär Opipramol und Pregabalin. Opipramol ist ein älteres trizyklisches Antidepressivum welches jedoch einen anderen Wirkmechanismus als die neueren SSRI/SNRI aufweist. Es wirkt stark angstlösend und beruhigend. Pregabalin ist ein angstlösendes Antiepileptikum das nochmals einen völlig anderen Wirkmechanismus vorweisen kann. Es hat jedoch kein bessers Nebenwirkungsprofil als Antidepressiva und mach in seltene Fällen sogar abhängig.

Da sämtlich Medikamente im Idealfall die Symptome einfach unterdrücken aber nicht heilen können ist eine Psychotherapie elementarer Bestandteil jeder Behandlung!

Lonley424 
Beitragsersteller
 23.04.2020, 19:28

Danke für deinen Kommentar :)

Habe zum Glück bald einen Termin mit der Psychologin und der Therapeutin zusammen wegen der Medikamente (da Mirtazapin keine Wirkung gezeigt hatte und Fluoxetin zu starke Nebenwirkungen hatte). Bekomme dann wahrscheinlich neue verschrieben.

samm1917  24.04.2020, 11:02
@Lonley424

Ein Psychologe kann dir keine Medikamente verschreiben. Dies kann nur ein Arzt (z.B. ein Psychiater oder auch ein Hausarzt). Psychologen sind auf eine psychotherapeutische Behandlung spezialisiert.

Fluoxetin ist ein Antidepressivum aus der Gruppe der SSRI, welches allerdings nur im off-label use (Anwendung ohne offizielle Zulassung) bei Angststörungen verwendet wird. Andere SSRI's hingegen sind spezifisch zur Behandlung von Panikstörungen zugelassen. SSRI's und SNRI's sind die Mittel erster Wahl wenn es um die Behandlung von Angststörungen geht.

Mirtazapin ist ein tetrazyklisches Antidepressivum (NaSSA). Es wirkt in der Regel beruhigend, schlaffördernd und antidepressiv... aber nicht angstlösend. Der Einsatz von Mirtazapin ist bei Angststörungen eigentlich unüblich.

Was du als nächstes verschrieben bekommst muss der Arzt entscheiden. Panikattacken -so schlimm sie sich anfühlen- sind mit den richtigen Medikamenten meist gut in den Griff zu bekommen.

Sprich mit Deinem Therapeuten.

Und wenn der nicht helfen kann - such Dir einen anderen.

Du bist in Therapie ? Was sagt denn der/die Therapeut/in ?

ich würde Yoga und Meditation empfehlen. Nicht nur einmal sondern regelmäßig.

Auch geführte Meditation sowie Atemübungen.

Alles Gute dir.

Lonley424 
Beitragsersteller
 23.04.2020, 14:26

Diese Themen besprechen wir beim nächsten Mal.

Mit Atemübungen habe ich es schon versucht, aber ohne Erfolg... Wenn ich bei einer Panikattacke habe und dort hyperventiliere, brigt mir das nicht viel.

Aber trotzdem danke für deinen Kommentar... Werde es mit den Yoga Übungen mal versuchen.

ShenziHyena  23.04.2020, 17:39
@Lonley424

Naja man sollte die Atemübungen ja auch regelmäßig anwenden und nicht nur in dem Moment in dem man eine Panikattacke hat. Denn so verändert man auch seinen Geist und seine Wahrnehmung dauerthaft. Das braucht auch Geduld und regelmäßige Anwendung. Genauso bei den anderen Sachen wie Meditation usw. Also viel Erfolg wenn du es ausprobieren willst.

Rede mit jemandem über all deine Probleme. Du brauchst Unterstützung. Hoffe dir geht es bald besser.

Alles Gute 💙

Ich würde da in erster Linie an eine Traumatherapie denken wollen. Die Ursache muss angegangen werden, statt an den Folgesymptomen zu basteln.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung