Langzeitfolgen von Geburtsverletzungen?

5 Antworten

Bei schweren Geburten kommt es durchaus oft zu inneren Verletzungen die gerne übersehen werden. Ich bin selber davon betroffen. Ich hatte etwa das selbe "Programm" bei der Geburt wie du. Das Ergebnis vom Kristeller-Handgriff war ein Zwechfellbruch und ein Bauchwandriss, innere Bänder sind gerissen und danach hatte ich schmerzhafte Verwachsungen die man erst bei einer O.P. (Bauchwandhernie) wirklich gesehen hat. Von der Zange, Risse bis hoch in den Gebärmutterhals. Ich hatte jahrelang Schmerzen und bin immer nur auf die psychosomatische Schiene geschoben worden. Das Ausmass hat ein Chirurg erst bei der O.P. entdeckt und ich hatte dann die Bestätigung, dass ich beträchtliche Geburtsschäden davon getragen habe. Die behandelnden Geburtshelfer und Gynäkologen werden nur auf äussere Verletzungen die der Patient beweisen kann eingehen, innere Verletzungen beachten sie so lange wie möglich nicht. Ich bin davon überzeugt, dass sehr viele Frauen bei Geburten innere Verletzungen davon tragen, welche unentdeckt und unbehandelt bleiben. Verwachsungen können auch sehr schmerzhaft sein. Da bleibt dir nichts anderes übrig wie immer wieder untersuchen lassen, bis ein Arzt die Ursache für deine Beschwerden gefunden hat.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

TeeKaffee 
Beitragsersteller
 27.11.2022, 14:10

Ohje, das tut mir sehr leid, was Du alles durchgemacht hast! Das sind ja noch mal deutlich schwer wiegendere Verletzungen und es verwundert nicht, wenn dies Spuren hinterlassen hat. Alles Gute für Dich und danke für das Teilen Deiner Erfahrungen! Das hilft mir sehr.

oh! Also eigentlich ist der Kristeller- Handgriff heutzutage nicht mehr erlaubt, da er sowohl für das Baby als auch für den Patienten eine Gefahr darstellt! Dabei wird ein großer Druck auf den Bauchraum ausgeübt. Bei vielen Patienten führt dieser zum Erbrechen während der Geburt.
Ein Dammschnitt macht nicht selten nach der Geburt viele Probleme! Das ließe sich allerdings durch eine Narbenbehandlung in diesem Bereich lösen.
Icv würde Dir trotzdem dazu raten eine Laparoskopie machen zu lassen, um Verwachsungen abzuklären an diesem Bereich, denn vielleicht macht die Narbe nicht nur außen Probleme, sondern im Körper z.B am Bereich Enddarm.
Eine MRT vom Becken kann auf jeden Fall auch noch hilfreich sein, damit Verletzungen, die definitiv auch heute noch Probleme machen können, erkannt werden können.

Ich finde es schade, dass Du so schlechte Erfahrungen machen musstest, sowohl bei der Geburt als auch bei diesem unsensiblen Gynäkologen, den Du aufgesucht hast! Lass Dich nicht davon verunsichern!


TeeKaffee 
Beitragsersteller
 27.11.2022, 14:29

Dankeschön, Deine Einschätzung hilft mir sehr weiter. Dass der Kristeller-Handgriff nicht mehr (so) gebräuchlich ist, wusste ich nicht. Da kann ich vom Glück sprechen, dass ich den noch so gut überstanden habe. 😬

JenniFr  27.11.2022, 15:03
@TeeKaffee

Danke für Deine Rückmeldung! Mich ärgert es sehr, dass er immer noch von Gynäkologen Anwendung findet und das obwohl er nicht erlaubt ist! Es ist eben manchmal doch besser einen Kaiserschnitt machen zu lassen, wenn es nicht anders geht. Alles andere ist barbarisch… wenn es Dich interessiert und nicht zu sehr belastet, kannst Du Dich über den Begriff Roses-Revolution-Day über Gewalt unter der Geburt informieren.

wichtig ist jetzt auf jeden Fall die Verletzungen abzuklären, denn so wie es sich anhört, ist es sehr wahrscheinlich, dass welche vorhanden sind.

Während ich deine Schilderung gelesen habe, dachte ich sofort an Verwachsungen. Ich hatte ähnliche Schmerzen durch Verwachsungen nach Bauch-OPs (u.a. eine große Not-OP mit Schnitt von unter dem Brustbein bis zum Bauchnabel).

Das große Problem ist, dass Verwachsungen nicht durch irgendwelche nicht-invasiven Untersuchungen festgestellt werden können und auch die Bildgebung normalerweise keinen Befund bringt. Das einzige, womit man Verwachsungen eindeutig feststellen kann, ist eine Laparoskopie/Bauchspiegelung. Dabei geht man mit einer kleinen Kamera über einen kleinen Zugang in den Bauchraum. Der Bauch wird mit einem Gas "aufgeblasen", damit der Arzt besser gucken kann. Er kann dann mit der Kamera im Grunde alles zwischen Becken und Zwerchfell betrachten. Werden dann z.B. Verwachsungen gefunden, können über einen zweiten kleinen Zugang Geräte eingeführt werden, und dann können Verwachsungen (oder anderes) auch gleich entfernt werden.

Das Problem ist, dass auch durch eine Laparoskopie wieder neues Narbengewebe entsteht und es dadurch zu neuen Verwachsungen kommen kann. Deshalb muss man pro und contra gut abwägen.

Bei mir war es damals (2014) so, dass ich kaum aushaltbare Schmerzen hatte, und irgendwie konnte niemand wirklich helfen. Bis dann irgendwann meine Schmerztherapeutin gesagt hat, dass sie trotz der Risiken eine erneute Laparoskopie empfiehlt (1 Jahr vorher waren schon mal Verwachsungen entfernt worden, nach ca. 6 Monaten kamen die Schmerzen wieder, da nur leider wesentlich stärker). Ich habe mich dann für die OP entschieden und das war ein großes Glück. Es wurden massive Verwachsungen gefunden und entfernt. Schon kurz nach der OP war ich komplett schmerzfrei (zumindest was den Verwachsungsschmerz anging). Und das hat dann auch wirklich lange angehalten. Erst im vergangenen Jahr hatte ich wieder starke Schmerzen und diesmal leider auch einen Sub-Ileus (also die Vorstufe eines Darmverschlusses) durch eine Einengung des Dünndarms durch Verwachsungen im Bereich meiner alten, großen OP-Narbe. Deshalb gab es keine Alternative zur OP, aber auch diese hat wieder gut geholfen. Diesmal hat der Arzt auch ein Mittel in den Bauch eingebracht, dass neue Verwachsungen verhindern soll.

Also wie gesagt, man muss gut abwägen, ob man eine Laparoskpie machen lässt und da muss jeder Fall individuell betrachtet werden, aber ich persönlich würde mich wieder dafür entscheiden, wenn es notwendig wäre und sonst keine andere Ursache für Schmerzen gefunden werden kann.

Ich drücke dir die Daumen, dass man dir helfen kann und eine Lösung gefunden wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

TeeKaffee 
Beitragsersteller
 27.11.2022, 20:01

Vielen lieben Dank für das Teilen Deiner Erfahrungen und für Deine Einschätzung! Oh, da hast Du ja wirklich viel mitgemacht... ich bin erleichtert zu lesen, dass Dir jeweils geholfen werden konnte und Deine zwischenzeitig massiven Schmerzen mittlerweile Vergangenheit für Dich sind. Möge es Dir gut gehen und der schmerzfreie Zustand bleiben! Alles Gute für Dich!

Lexi77  27.11.2022, 22:26
@TeeKaffee
ich bin erleichtert zu lesen, dass Dir jeweils geholfen werden konnte und Deine zwischenzeitig massiven Schmerzen mittlerweile Vergangenheit für Dich sind.

Ja, was die Verwachsungen angeht, sind die Schmerzen weg. Ich habe aber in anderen Bereichen (HWS, Magen) leider chronische Schmerzen, die aktuell leider meist nur auf BTM-Infusionen ansprechen (die Infusionen kann ich zum Glück selber machen, da ich einen Port, also einen dauerhaften intravenösen Zugang, habe.

Aber ich habe akzeptiert, dass es wohl wahrscheinlich mein Leben lang so sein wird und ich habe mich damit arrangiert.

Aber ja, wenn es nur Verwachsungen gehabt hätte, dann wäre ich sicher aktuell schmerzfrei. Das bin ich nämlich in Phasen, in denen ich keine Infusionen anwende. LG

Hole dir bitte von einem anderen Gynäkologen oder Gynäkologin eine Zweitmeinung. Ich finde, dass Schmerzen nie normal sind und man sollte einmal nach dem Grund von Schmerzen sehen und zum anderen ggf. dann, wenn man nicht helfen kann, auch mit Schmerzmittel eine Versorgung anbieten. Wenn Ibuprofen hilft, da gibt es Medikamente, die wie Opioide auf der Mundschleimhaut wirken, dass man plötzliche Schmerzen reduzieren kann. Aber zu sagen, dass es im Alter normal wäre, geht so gar nicht. Wenn es so wäre, wie gesagt, müsste man entsprechend zur körperlichen Unterstützung ein Medikament auch anbieten zu verschreiben. Schmerzmittel gibt es in den meisten Varianten, nicht umsonst.


TeeKaffee 
Beitragsersteller
 04.12.2022, 12:22

Dankeschön für die Einschätzung bzw. den Rat!

Ich bin kein Arzt und habe auch sonst keine medizinische Ausbildung, aber bevor Du diesen Eingriff vornehmen lässt, würde ich nochmal abklären lassen, ob es mit der Blinddarm-Op zusammenhängen könnte und wenn bisher organische Ursachen durch diverse Ärzte ausgeschlossen wurden, ausschließen lassen durch einen Facharzt für psychosomatische Medizin, ob die Schmerzen nicht psychisch bedingt sein können. Vielleicht hast Du auch so etwas wie ein Schmerzgedächtnis. Ich bin auch mal verunfallt und habe (nicht) regelmäßig Schmerzen an der Stelle ohne dass es dafür eine organische Ursache gibt. Alles Gute!