Physiotherapie-Soll ich noch etwas anderes machen?
Hallo zusammen,
ich habe vor Kurzem erst die Ausbildung zur Physiotherapeutin erfolgreich abgeschlossen. Eigentlich war für mich immer klar dass ich den Beruf erlernen möchte und Menschen helfen möchte. Aber die Realität ist so anders. Ich glaube dass ich den Beruf nicht für immer bzw lange ausüben kann.
Während der Ausbildung habe ich schon gemerkt dass mir der 20 Minuten Takt sehr zu schaffen macht. Ich finde es unfassbar anstrengend und stressig von einem zum nächsten Patienten zu hetzen. Oft weiß ich am Ende des Tages nicht mal mehr wer alles da war und mir fehlt die Zeit mich wirklich mit dem Patienten auseinanderzusetzen. Das alles zerrt sehr an mir, physisch und psychisch.
Ich habe außerdem oft das Gefühl nicht kompetent genug zu sein. In der Ausbildung haben wir viele veraltete Inhalte gelernt und auch sonst ist vieles auf der Strecke geblieben. Trotzdem gibt es natürlich immer wieder schöne Momente. Ich habe aber gemerkt dass mir der soziale Aspekt an dem Beruf also das „da sein“ für andere am meisten Spaß macht und nicht das behandeln an sich.
Glaubt ihr es wäre sinnvoll noch etwas anderes zu machen? Aber was? Oder soll ich erst einmal einige Jahre arbeiten und Fortbildungen machen ?
Ich bin 21 Jahre alt und habe auch Abitur also theoretisch wäre ein Studium oder eine Weiterbildung möglich.
Danke schonmal
2 Antworten
Ja, ich kann es gut nachvollziehen, wie du dich fühlst und du an deinem Berufswunsch zweifelst.
Aber tatsächlich ist die Tätigkeit sehr herausfordernd, teils eine Knochenarbeit und zeitlich pro Patient vorgegeben.
Widerspricht sich viel mit der theoretischen Ausbildung, wie eine vorbildliche und vorschriftsmäßige Arbeit mit und am Patienten physiotherapeutisch arbeiten solltest.
Natürlich kannst du frisch als Anfängerin noch nicht alles wissen bzw. beherrschen. Auch nicht über die Erfahrungen eines langjährigen Physiotherapeuten haben.
Ich würde an deiner Stelle mich noch in die Tätigkeit einarbeiten. Nicht gleich das Handtuch werfen.
Es gibt auch die Möglichkeit, sich durch Fort- und Weiterbildungen in speziellen Bereichen der Physiotherapie zu spezialisieren.
Sie können unter anderem folgende Bereiche umfassen:
Orthopädie: Behandlung von Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates.
Neurologie: Therapie von Patienten mit neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall oder Parkinson.
Pädiatrie: Physiotherapie für Kinder und Jugendliche.
Geriatrie: Behandlung älterer Menschen, oft mit dem Fokus auf Mobilität und Lebensqualität.
Sportphysiotherapie: Spezialisierung auf die Behandlung von Sportverletzungen und die Rehabilitation von Sportlern.
Kardiopulmonale Physiotherapie: Behandlung von Patienten mit Herz- und Lungenerkrankungen.
Manuelle Therapie: Spezielle Techniken zur Behandlung von Schmerzen und Bewegungseinschränkungen.
Diese Spezialisierungen ermöglichen es dich gezielt auf die Bedürfnisse deiner Patienten einzugehen und deine Fähigkeiten in bestimmten Bereichen zu vertiefen.
Wenn dir das nicht reicht, dann kannst du immer noch ein Fachärztin für Physiotherapie werden.
Hast du noch Kontakt zu deinen ehemaligen Kommilitonen? Wenn ja, dann tausche dich mit ihnen aus.
Oder sprich mit deinem Vorgesetzen unter vier Augen.
Ich würde auf jeden Fall nicht die Branche wechseln, wenn es dein Berufswunsch war, anderen Menschen zu helfen.
Um Ärztin zu werden, hast du einen langen Weg vor dir, mindestens 11 Jahre. Danach geht der Stress auch erst recht los.
Die Physiotherapie ist ein anerkanntes Gesundheitsberufsfeld, das sich ständig weiterentwickelt. Technologische Fortschritte, wie die Nutzung von digitalen Medien und Teletherapie, haben neue Möglichkeiten für die Behandlung und Rehabilitation eröffnet. Zudem wird die evidenzbasierte Praxis immer wichtiger, um die Wirksamkeit von Therapien zu belegen.
Insgesamt hat sich die Physiotherapie von einfachen, traditionellen Heilmethoden zu einer komplexen, wissenschaftlich fundierten Disziplin entwickelt, die eine wichtige Rolle in der Gesundheitsversorgung spielt.
Die Arbeitsmarktsituation für Berufe in der Physiotherapie ist vielen Regionen positiv. Aufgrund des demografischen Wandels und einer steigenden Nachfrage nach Gesundheitsdienstleistungen gibt es einen erhöhten Bedarf an qualifizierten Physiotherapeuten. Viele Einrichtungen, wie Krankenhäuser, Rehabilitationszentren und Praxen, suchen nach Fachkräften, was die Chancen auf eine Anstellung erhöht.
Meine Mom ist Physiotherapeutin. Sie hatte anfangs wie du, auch diese Schwierigkeiten zu bewältigen. Insbesondere, als sie für 3 Monate an einer Schule für Körper- und Lernbehinderte gearbeitet hatte. Sie war psychisch und pysisch fix und alle.
Aber sie hatte deswegen nicht an den Beruf gezweifelt.
Es gibt so viele Einsatzmöglichkeiten als Physiotherapeutin zu arbeiten.
In privaten Physiopraxen wie auch in den Therapiezentren läuft es leider nach dem 20 min Takt ab wie in einer Armee.
Von den 20 min gehen schon oft bis zu 5 min für den Patienten flöten, für das Umziehen seiner Klamotten, vor allem wenn er körperlich eingeschränkt ist.
Das Gute ist, wenn du viel Gruppentherapie machen kannst wie Rückenschule, Pilates und Co. Da machst du selber mit, zeigst die Übungen vor, ggf. korrigierst du die Körperhaltung der Patienten.
Vielleicht könnte es in stationären Einrichtungen etwas ruhiger und entspannter ablaufen.
Oder spezialisiert dich als Sporttherapeutin, Fitnesstrainerin oder Yoga-Lehrerin.
Mehr kann ich dir dazu aber nicht sagen. Aber vielleicht konnte ich dich ein bisschen motivieren, dass du weiterhin deinen schönen Beruf als Physiotherapeutin ausübst. Die Patienten werden es dir danken.
Bitte stecke nicht den Kopf in den Sand wie der Vogel Strauß. Die Probleme bzw. Schwierigkeiten sollten doch zu lösen sein.