Radiusfraktur - einrenken mit oder ohne Narkose?
Radiusfraktur war verschoben und musste eingerenkt werden. Leider war es der Arm wo die Lymphknoten ausgeräumt wurden und die Finger nicht ganz gerade gehen ohne Schmerzen. Dem Arzt alles berichtet und um eine Sedierung beim Einrenken gebeten. Wurde abgelehnt, dauert nur wenige Minuten. Schmerzmittel haben bei mir seit meiner Chemo keine Wirkung mehr, trotzdem wurde Infusion mit Analgin gegeben, die keinerlei positive Wirkung zeigte. Meine Finger wurden in den sogenannten "Mädchenfänger" geklemmt und der Oberarm mit 3 kg belastet. Im Internet habe ich nachgelesen, dass man das unter Vollnarkose macht. Das Drama begann schon damit, dass die Schwester und der Pfleger nicht wussten, wie das Gerät an der Liege befestit wird. Nach 3 Versuchen und 2maligen Neubefestigen der Finger ging es dann endlich und ich dachte ich bin im Mittelalter bei einer Folter. Das Strecken sollte ich 20 Minuten aushalten und dann kam der Arzt und hat den Bruch eingerenkt. Ich glaube, mein Schreien hat man kilometerweit gehört. Es hat mehrere Minuten gedauert und ich war der Ohnmacht nahe, dann habe ich gesagt, wenn er nicht aufhört zu drücken, beiße ich ihn. Ich war so fertig, dass ich seitdem Alpträume habe und mir in der zweiten Nacht den Gips abreißen wollte, weil ich geträumt habe, mir beißt ein Krokodil den Arm ab. Ist so etwas denn noch normal? Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht? Hallo Ihr Ärzte hier, hättet Ihr das auch so gemacht? Am Schluss der ganzen Behandlung sollte ich noch ein Rezept für Schmerzmittel bekommen, der Arzt, der wahrscheinlich fast nichts verstand, meinte noch Ibuprofen und Analgin währe völlig das Gleiche. Ich sagte ihm, dass mir das völlig neu wäre, meines Wissens hat Analgin den Wirkstoff Metamizol und Ibuprofen ist auf Basis Isobutylphenylpropinsäure. Ich fühlte mich total verarscht. Für Eure Antworten danke ich schon mal.
3 Antworten
Hallo "alegna796",
auch ich kenne diese Geschichte so, wie von "Nic129" beschrieben wurde; allerdings hatte ich anfangs auch noch die "alte Schule" durchlaufen: Dabei wurde ein Lokalanästheticum in den Bruchspalt injiziert und sehr vorsichtig manuell an den Mädchenfingern gezogen; der Zug wurde langsam verstärkt und nach etwa 1-3 Minuten war die Fraktur reponiert (der Schmerz lässt dann fast augenblicklich nach) und wurde unter Zug eingegipst. Ja, ich weiß schon, dass es eine Tortur ist - aber vom Ergebnis hängt eben auch die spätere Funktionsfähigkeit der Hand ab.....
Liebe Grüße, Alois
Und was Schmerzmittel bei Frakturen betrifft, so ist meiner Meinung nach leider praktisch keines stark genug, um wirklich effektiv zu sein, leider.....
LG, Alois
Naja, unter diesen Umständen war das so sicher nicht in Ordnung - wollen wir hoffen, dass wenigstens die Reposition lege artis war.......
LG, Alois
Hallo Alois, 3 Minuten hätte ich ja noch verstanden. Ich hing 20 Minuten in den Mädchenfingern, obwohl meine Finger seit der Chemo nicht mehr ohne Schmerzen gerade gehen. Das war schon wie eine Folter und dann kamen erst die 3 Minuten der Reponierung. Der Zug wurde auch nicht langsam verstärkt. Ich bekam um den Oberarm eine Ledermanschette und dann zog eine Schwester das Ding einfach an, dass mir hören und sehen verging. Nach der Reponierung ließ der Schmerz merklich nach, das srtimmt. Ich bin aber der Meinung, dass (da ich das ja extra betont hatte) ein kurzer Dämmerschlaf angebracht gewesen wäre.
Nein, unter Vollnarkose wird das ganz sicher nicht gemacht. Der Aufwand und die damit verbundenen Risiken sind, im Gegensatz zur eigentlichen Reposition, unverhältnismäßig und lohnen sich nicht. Normalerweise werden vor Reposition entsprechende Medikamente verabreicht - gegen Schmerzen und für einen eventuell kurzen Dämmerschlaf.
Unter Vollnarkose werden sekundär dislozierte, offene oder intraartikuläre Frakturen versorgt. Ist aber natürlich alles abhängig vom Befund. Das ist dann aber wieder ein ganz gewöhnlicher Eingriff, bei dem in den meisten Fällen eine sogenannte Platten- oder Schraubenosteosynthese durchgeführt wird.
Es gibt auch für dieses Krankheitsbild eine Leitlinie der Gesellschaft für Unfallchirurgie, die allerdings derzeit in Überarbeitung ist.
http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/012-015l_S2_Distale_Radiusfraktur_abgelaufen.pdf
Die "alte" Leitlinie fordert ausdrücklich eine Reposition in Analgesie (Schmerzfreiheit). Auch wird als mögliches Anästhesieverfahren die Kurznarkose neben den lokoregionalen Anästhesieverfahren ausdrücklich mit aufgeführt.
Soviel also zur Theorie...
Ja Du hast recht, THEORIE. Als Kassenpatient ist man da sowieso der letzte Ar..... Wäre ich privat versichert hätte man das ganz bestimmt nicht so gemacht.
Das sagt auch nicht nur irgendein daher geschriebenes Blatt Papier, sondern so lernt man das normalerweise in jeder halbwegs vernünftigen Klinik - hier bekommen das Famulanten und PJ'ler schon eingetrichtert. Aber dazu verkneife ich mir jetzt einfach jeglichen Kommentar, denn "vernünftig" und "Personal" ist größtenteils in der heutigen Zeit unterirdisch.
Und alegna796, wäre der Privatpatienten auf den gleichen Arzt getroffen, hätte das keinen Unterschied gemacht. Schließlich gab es ja schon bei Ihnen Verständigungsprobleme. Ob ihm der Begriff "Privatpatient" ein Begriff ist, bezweifel ich.
Ein Lokalanästheticum wollte man auf keinen Fall in den Bruchspalt spritzen, da dies aufgrund der fehlenden Lymphknoten zu riskant gewesen wäre.