Wie lange dauert es, bis der Tod (Suizid) bei einer Überdosis Insulin eintritt?
Hallo,
als Erstes: ich möchte bitten, dass hier keine "Anleitung" zum Suizid gegeben wird. Wenn jemand darüber nachdenkt, sich das Leben zu nehmen - bitte such dir Hilfe und gib dich nicht auf!!
Mein Vater hat sich vor einigen Jahren mit einer Überdosis Insulin das Leben genommen. Er war Arzt, kam also problemlos an das Insulin. Meine Mutter sagte damals, dass er "friedlich" eingeschlafen wäre (sie ist auch medizinisch gebildet).
Aber mittlerweile kommen mir Zweifel, ob die Aussage meiner Mutter wirklich stimmt oder ob sie das nur so gesagt hat, um es irgendwie für mich erträglicher zu machen... Er hat aus Augen, Nase und Ohren geblutet, als man ihn leblos fand. Könnt ihr mir, aus medizinischer Sicht, sagen, was da passiert ist bzw wie die Überdosis Insulin wirkte? Musste er wohl lange warten, bis er starb? Hatte er womöglich Schmerzen oder andere Symptome, die er aushalten musste? Man fand eine leere Flasche Wein.. Hat der Alkohol vielleicht die Dauer bis zum Todeseintritt begünstigt?
Mich quälen diese Fragen und ich brauche einfach Antworten... Ich danke euch sehr!!
4 Antworten
Hallo, erst einmal mein herzliches Beileid.
Möglicher Weise hat dein Vater unbewusst zu viel gespritzt. War es seine Ansicht, hätte er mit rechnen müssen, dass er gerettet wird. Eine Unterzuckerung dauert 30 Minuten bis 2 Stunden, bis der Körper nicht mehr mit Kohlehydraten versorgt wird. In einer Unterzuckerung holt der Körper die Energie im Koma vom Gehirn. Und dann dauert es sehr lange. Passiert es, mit der Unterzuckerung, schläft man wirklich sehr friedlich ein. Ich habe als Diabetikerin einmal fremde Hilfe benötigt. Wenn du daliegst, bekommst du gar nichts mehr mit. Bei mir war die Sache nach 30 Minuten erledigt, weil ich Hilfskräfte in der Nähe hatte, die mich kannten. Aber fehlen diese, bist du darauf angewiesen, dass andere sich auskennen und dir helfen.
Bas Blut erklärt sich nicht mit Insulin. Das erinnert eher an eine Blutgerinnungsstörung. Je nachdem wie viel er getrunken hatte, konnte er nicht mehr richtig reagieren. In der Folge von Alkohol und Insulin sich schneller zu töten reichen ganz geringe Mengen aus, dass die Leber keine Glucose-Reserven ausschüttet. 0,2 Promille im Blut reichen da aus.
Mit den Blutungen habe ich Zweifel am Insulin dahingehend, dass mir Blutungen bei Insulin nicht bekannt sind.
Insulin gespritzt soll der Ersatz deiner Langerhans'schen Inseln sein. Du produzierst selbst Insulin. Bewegst du dich viel, brauchst du weniger Insulin, hast du z. B. Fieber, brauchst du mehr Insulin. Aber eine Überdosis spürt man nichts.
In diesem Punkt solltest du aber mal mit Vertrauenspersonen reden.
Ich spreche nur von meiner Unterzuckerung. Ich verstehe aber das Blut nicht. Entweder hatte er wieder den für uns gedachten Verstand wieder bekommen und es kam daher zu Verletzungen oder er hat blutverdünnende Mittel genommen über mehrere Tage. Das würde das Blut erklären. Aber im Insulinüberschuss im Koma, also einer Unterzuckerung, spürt man nichts mehr. Dennoch dauert es relativ lange aber ohne Gefühle. Als ich unterzuckerte, war ich 10 Minuten komplett weg. Also ich hatte gar nichts gespürt.
Das kann sein. Marcoumar wirkt so extrem. Das ist ein Stoff, den wir auch als Rattengift kennen. Die Ratte wird nicht vergiftet, sondern das Blut stark verdünnt. Dabei schläft das Tier mit dem Ausbluten friedlich ein, also ohne Schmerzen. Damit dürftest du wegen Schmerzen auch keine Bedenken haben. Das Blut wird so dünn, dass Adern und Schleimhäute es nicht halten können, bei Überdosierung. Der Normalwert im INR ist bei 1,0. Hast du z. B. eine Herzoperation mit Kunstherz, kann er dann 3,0 sein. Dazu nimmt man Marcoumar. Gegenmittel wirken zwar sofort rückwirkend, aber nicht ausreichend. Das würde 3 Tage dauern. Das ist Vitamin K.
Das erklärt dann das Bluten. Du musst dir also keine Gedanken machen, dass er gelitten haben könnte. Das ist in beiden Fällen nicht der Fall.
Wenn es Absicht war, dass er sich tötete, war der Alkohol lediglich eine Beschleunigung, dass der Körper nicht reagiert. Mit seinem Willen dann seine Chance, dass er nicht entdeckt wird, in seinem Willen. Aber da hätte schon 1 Glas gereicht.
Das ist ein sehr traumatisches Ereignis, das Du miterlebt hast. Dein Vater wollte sicherlich nicht, dass Du ihn so auffindest und das alles so mitbekommst. Ich kann es absolut nachvollziehen, dass Du Dir Gedanken über den Hergang machst und möchte ganz vorsichtig sagen, dass das Sterben leider in den meisten Fällen nicht schmerzlos vonstatten geht.
Da Dich die Fragen so sehr belasten, wäre es wichtig mit einer Vertrauensperson darüber zu reden, denn Dein Vater hätte bestimmt nicht gewollt, dass Du mit Deinen Gedanken allein bleibst.
Ich befuerchte, um friedliches Einschlafen handelt er sich gerade nicht. Koennte aeusserst schmerzhaft sein, an Unterzuckerung zu sterben....
Der Tod tritt aber nur dann ein, wenn eine toedleche hypokaliaemie durch d'as insulin entsteht, die zum herzstillstand fuehren kann.
Ich glaube ehr nicht,denn bei Insulin fällt men ins Koma und die Nerfen gehen dadurch kaput und Blutung treten dabei nicht auf.
Danke für deine liebe und ausführliche Antwort.
Ja, es war schon geplant (gab auch einen Abschiedsbrief usw.) Aber so wie du es beschreibst, scheint er ja wirklich einfach irgendwann eingeschlafen bzw ins Koma gefallen zu sein. Also ohne Schmerzen 🙏 deine Antwort hilft mir sehr, vielen Dank!