Auf Bauchgefühl hören? Oder besser auf den "Verstand"?
Ich muss in nächster Zeit eine Entscheidung treffen, die sehr wichtig für mein weiteres Leben ist. Das Problem ist, dass Kopf und Bauch bei mir unterschiedliche Signale senden.
Gibt es irgendwelche belegten Thesen darüber auf was von beidem man mehr hören sollte? Hat jemand Erfahrungen gemacht oder einen guten Tipp, den ich mir zu herzen nehmen kann?
7 Antworten
- Du stellst eine gute, berechtigte, leider aber auch nicht abschließend beantwortbare Frage.
- Idealerweise würden die drei Komponenten Verstand ("Kopf"), Gefühl ("Herz") und Intuition ("Bauch") zum gleichen Ergebnis kommen, dann würde man sich in seiner Entscheidung leicht tun und mit sich im Reinen sein.
- Für manche Entscheidungen halte ich diesen Gleichklang sogar für notwendig, zum Beispiel beim Eingehen einer dauerhaften Partnerschaft. In so einem Falle wäre es verheerend, wenn das Herz nicht dabei wäre, ein ganz wichtiges Warnsignale wäre, wenn das Bauchgefühl die ganze Zeit skeptisch bliebe oder der Verstand klare Risiken und Probleme im voraus erkennt und nicht erhört werden würde. In solchen Fällen würde ich nur "dreimal ja" zu einem Gesamt-Ja machen und sonst immer eher Nein sagen.
- Mein Ratschlag hier: Warnungen von allen drei Komponenten ernster nehmer als Wünsche. Wenn Du nicht mit dem Herz dabei bist, hat es kaum Sinn; wenn der Bauch warnt, liegt er ziemlich oft ganz gut; wenn der Verstand warnt, hat er fast immer recht.
- Klare, nachvollziehbare Warnungen des Verstandes sind immer ernst zu nehmen. Ein gutes Argument oder erkennbares Risiko lässt sich nicht durch Bauchgefühl überwinden. Höre auf Deinen Verstand, wo immer die Warnungen klar begründbar sind.
- Gleichwohl hast du natürlich recht, dass es einfach vorkommt, dass die drei Komponenten nicht im Einklang sind und die vergleichsweise stringente, fast schon platte Nein-Entscheidung nicht in allen Fällen die bestmögliche ist. Viele Entscheidungen im Leben sind leichter und zielführender, wenn man die drei Komponenten im Einzelfall verschieden wichtet, ihnen also unterschiedliche Priorität beimisst. Um so konkret wie möglich schon mal auf Deine Frage zu antworten: Es gibt keine klaren Erkenntnisse dazu, was "besser" ist, sondern alle drei Komponenten irren sich regelmäßig mal und es kommt stark auf die Situation an, also von welcher Art die eventuellen Chancen und Risiken sind.
- Für mich persönlich hat es sich bewährt, auf NEGATIVES Bauchgefühl zu hören und es auf jeden Fall bei der Entscheidung zu berücksichtigen. Im besten Falle nutze ich das eher ungute Bauchgefühl, um mit dem Verstand diese Warnung zu analysieren und zu ergründen, was genau dazu geführt hat. Die Intuition liegt gerade bei unbewussten Wahrnehmungen über die Vertrauenswürdigkeit anderer Personen sehr gut -- eine Warnung sollte da im allgemeinen nicht ignoriert werden.
- Umgekehrt liegt die Intuition bei der Bewertung von Wahrscheinlichkeiten und wirtschaftlichen Risiken oftmals falsch. So neigen auch recht solide Menschen dazu, Chancen überzubewerten und Risiken drastisch zu unterschätzen und verzocken sich recht schnell bei Dingen wie Glücksspiel, Aktien, teuren Kaufentscheidungen und dergleichen. Für Wahrscheinlichkeiten und Risikoeinschätzung ist der Bauch leider nicht gemacht! Überlasse das lieber dem Verstand!
- Wenn es wirklich wichtige Entscheidungen sind, dann schöpfe den Entscheidungsrahmen voll aus. Oftmals gibt es nicht nur ja oder nein, sondern differenzierte Möglichkeiten wie spezielle Vertragsregelungen, Rücktrittsmöglichkeiten, Probefristen oder die simple Möglichkeit, einfach noch länger abzuwarten mit der Entscheidung. Ganz vieles wird nicht so heiß gegessen wie gekocht und erfolgreiche Lebensführung beruht zu einem guten Stück darauf, sich nicht in Entscheidungen locken zu lassen, die man in Wirklichkeit noch gar nicht unbedingt treffen muss ("wollen wir jetzt ein Kind oder nie", ist zum Beispiel fast immer Quatsch, ebenso Heirat heutzutage fast immer ohne jeden zeitlichen Druck).
- Entscheidungen, die nötig sind, müssen getroffen werden. Da kann Zaudern nachteilig sein. Viele wichtige Entscheidung haben aber mehr Spielraum, als man denkt. Nutze ihn aus.
Ich würde auf den Verstand hören. Das Bauchgefühl ist nur ein Gefühl und diese ändern sich schnell und sind von äußeren Umständen beeinflussbar. Auf den Verstand kann man sich in der Regel verlassen.
Wie ich finde, eine schwierige Frage, deren Beantwortung ohne Kenntnis der näheren "Umstände" schlussendlich vage bleiben muss.
Zum einen ist es oft schwierig, Bauch und Kopf auseinanderzuhalten, zum anderen haben beide ja wirklich was "zu sagen".
Das Bauchgefühl basiert idR auf alten eigenen Erfahrungen in gleichen oder ähnlichen Situationen. Ganz oft ist uns hierbei die "Herkunft" des Gefühls gar nicht bewusst.
Die Verstandesmeinung basiert idR auf unseren Interpretationen von messbaren Zahlen, Daten, Fakten. Stellt sich die Frage, ob das "Datenmaterial" hierzu verlässliche Werte liefert UND ob unsere Interpretation dieser Werte die (einzig) richtige ist.
Nicht selten werden sowohl Bauch- als auch Kopf-Gefühl von inadäquaten Daten/Interpretationen massiv beeinflusst.
Ein Bauchgefühl könnte aus frühester Kindheit stammen, als wir z.B. Angst hatten, als irgendein "Onkel" sein Gesicht über unseren Kinderwaagen hielt. Der potentielle Partner von heute ruft wohlmöglich wegen Nasenähnlichkeit die alte - und unbegründete - Angst wieder hervor .... mit dem Ergebnis, dass dieser arme Kerl heute einen Korb bekommt.
Das Kopfgefühl könnte von gut gemeinten Ratschlägen der besten Freundin oder der Eltern o.ä. genährt sein, die Dir letztlich auch nur ihre Erfahrungen oder althergebrachten Glaubenssätze überstülpen wollen. Ich bin jetzt seit 28 Jahren selbständig; und meine Mutter rät mir heute noch, ob ich nicht lieber in den "öffentlichen Dienst" gehen wolle, weil es dort sicher sei. Dies nur als "schlechtes" Beispiel. :-)
Mein Tipp: Wenn es also wirklich wichtig ist, interviewe möglichst viele Menschen aus Deinem Umfeld. Nimm solche, die gerne Deiner Meinung sind, und nimm auch die, die Dir gerne Widerworte geben. Es darf sogar jemand sein, von dem Du glaubst, er könne Dich nicht leiden.
Oder Du nimmst Dir einen Coach.
Alles Gute für Dich!
O o . ...mind-shifting... . o O
Der Verstand liefert eher Signale, die längerfristig "gut" sind. Auch wenn sie im ersten Moment schmerzhaft oder unangenehm wirken, sind sie auf lange Sicht meist sinnvoller.
Kommt natürlich auch auf die Situation an, in der du steckst. Am besten, du schreibst dir alles auf, was dir dazu einfällt, dann fällt es leichter, deine Gedankengänge zu ordnen.
Hallo, wenn du schon viele (Lebens-)Erfahrungen sammeln konntest, würde ich NUR nach dem Bauchgefühl gehen, ich tue es seit Jahren mit großem Erfolg, es ist sehr bequem, sich darauf zu verlassen, kein lästiges "vieleicht und mal sehen", es ist recht einfach, mit Verstand kann man sicher das eigene Benehmen abwägen, der Rest ist Intuition, und da liegt die Trefferquote sehr hoch, und Entscheidungen schnell gefällt, und Gefahren umgangen ...liebe Grüße!!!